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Wo Mlinar recht hat, hat sie recht

So viel Unsinn die Neos auch in anderen Zusammenhängen reden und tun (Anti-Christen, Pro-Schwule, Pro Türkei- und Russland-EU-Beitritt, Pro-Finanztransaktionssteuer, Pro-80-Prozent-Einkommensteuer, skurrile Esoterik des Parteiobmannes, längst jeder Rationalität entrückte Europa-Liebe, Pro-Gesamtschule), so recht hat EU-Spitzenkandidatin Angelika Mlinar. Sie wagt es, sich dafür einzusetzen, dass Kommunalbetriebe privatisiert werden können, also natürlich auch jene für Wasser. Sie hat damit nicht nur recht, sondern sich auch als sehr mutig erwiesen. Was mir schon allein deshalb immer Anerkennung abringt.

Es gibt kein einziges haltbares Argument gegen eine eventuelle Privatisierung solcher Betriebe (auch wenn sie jetzt in Wien nicht aktuell ist). Das einzige Argument für den Status quo ist die Geldgier. Insbesondere die Gemeinde Wien verdient sich am Hochquellenwasser ja krumm und bucklig (und macht daher heftige Kampagnen gegen eine Zurückdrängung des Rathaus-Einflusses).Vor allem seit den Erhöhungen.

Sie hat es gar nicht nötig, dieses Geld in Wasserleitungen zu investieren, sondern nimmt es fürs allgemeine Budget her. Wo es dann wieder für Medienbestechungen dient. Womit man dann insbesondere den Boulevard finanzieren kann. Womit der dann wieder so tun kann, als ob nach einer Privatisierung das Wasser nicht mehr flösse. Oder teurer wird. Oder schlechter wird. Manche Wiener glauben den Unsinn auch wirklich. Vor 60 Jahren haben ja auch manche strammen SPÖ-Wiener beim Brot geglaubt, dass es nach einer Privatisierung dieses Grundnahrungsmittels (=es gab nur eine Brotsorte) keines mehr geben werde.

Weltweit haben viele Kommunen ihre Wasserversorgung privatisiert, damit endlich Wasser bei den Menschen ankommt. Denn das haben dort Politiker und Beamte jahrzehntelang nicht geschafft. Die schaffen es ja auch bei uns nicht – um für einen Satz das Thema zu wechseln –, die Maturaaufgaben an die Schulen zu senden . . .

Zurück zum Wasser. Jüngere Menschen werden es wohl noch erleben, dass Wien plötzlich die Wasserwerke abgibt. Nämlich dann, wenn dem Rathaus finanziell das Wasser, pardon: die Geldnot bis zur Nase steht. Dann wird der ganze ideologische Oberbau plötzlich gekippt sein. Dann wird das Rathaus zugeben, dass natürlich auch eine private Wasserversorgung genauso gut funktionieren wird, wie sie seit Karl Lueger funktioniert hat (Pfui, das sagt man nicht! Ich fühle mich eh zerknirscht und schlecht, weil ich so einen Namen zu schreiben wage).

Zwar kommt es einem irgendwie blöd vor, Selbstverständlichkeiten auch nur extra auszusprechen, dass eine Privatisierung in den allermeisten Fällen den Konsumenten etwas bringt. Aber in den Realverhältnissen dieses Landes ist es sogar extrem mutig, wenn eine Politikerin das ausspricht. Denn hierzulande werden ja immer Blödsinnigkeiten von der Mehrheit für Fakten gehalten. Je blöder, desto intensiver glaubt man daran.

Wenn Mlinar jetzt auch noch die zu Beginn in Klammer stehenden Dinge entsorgen sollte, würde sie sogar wählbar. Freilich bleibt dann von den Strolz-Neos nicht mehr viel über.

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