Essl, Ostermayer, viele Baumärkte und wenig Geld
03. April 2014 02:23
2014-04-03 02:23:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 2:00
Es gibt kein Steuergeld für das Essl-Museum. Diese Nachricht ist in mehrerlei Hinsicht erstaunlich. Und positiv.
Erstens zeigt sie, dass die Regierung mit dem Sparen nun doch deutlicher ernst macht als früher. Das gibt eine gewisse Erleichterung. Man erinnere sich nur an jene Zeiten, als der große Jugendstilspezialist Leopold in Schwierigkeiten gekommen war, weil er – sagen wir: Steueraspekte anders gesehen hatte als die Fahnder. Aber er wurde dennoch fast wie selbstverständlich von einem Erhard Busek gerettet. Dieses Mäzenatentum ist nun an ein Ende angekommen. Das ist ungemein positiv. Wobei man objektiverweise sagen muss, dass die Schätze des Leopold-Museums wohl für den Standort deutlich wichtiger sind als die des Essl-Museums.
Zweitens ist der neue Kulturminister Ostermayer voll gegen die Wand gedonnert. Er hatte als einziger Politiker einige Tage lang für den Ankauf des ganzen Museums gekämpft, während alle anderen mehr Instinkt bewiesen hatten. Umso verblüffender ist daher, dass Ostermayer dennoch als scheinbarer Sieger vom runden Tisch aufgestanden ist. Hat er das so geschickt gemacht - oder sind die Medien mit dem ORF an der Spitze schon so abhängig von der SPÖ und den von ihr verteilten Steuergeldern, dass sie Ostermayer nirgendwo mehr kritisieren? Denn eines ist sicher: Es hat gewiss keinen Minister gebraucht, damit Essl mit den Banken redet. Das tut er nämlich schon seit Jahr und Tag.
Drittens hängen Essl und Tausende Arbeitsplätze jetzt genau an jenen Banken, die zugleich von der Regierung ausgepresst werden wie eine Zitrone. Vor allem die SPÖ glaubt damit Wählerstimmen akkumulieren zu können (sie kann ja heute völlig hemmungslos sein, seit sie ihre eigenen Banken alle in den Abgrund gefahren hat). Aber es ist völlig klar: Je mehr die Banken an Bankensteuer, Transaktionsabgaben und so weiter zahlen müssen, umso weniger Geld haben sie zur Finanzierung von Wirtschaftsunternehmen.
Und viertens: Zweifellos können Finanzexperten besser als ich beurteilen, ob Baumax und der sympathische Herr Essl Überlebenschancen haben, die größer als 50 Prozent sind. Aber auch Branchenfremde sahen jedenfalls in den letzten Jahren eine rapide Zunahme an Baumärkten aller Art. Was daher auch bei ihnen die Frage aufgeworfen hat, ob diese Branche nicht heillos überbesetzt ist. Man ist jedenfalls irgendwie froh, dass man seine Altersvorsorge nicht in einen Baumarkt gesteckt hat (Ohne freilich zu wissen, wo sie sonst am besten angelegt wären . . .).
zur Übersicht
Erstaunlich ist allerdings die Tatsache, das Essl nach nur 2 Stunden "Runden Tisch" fast schon saniert erscheint und plötzlich zuversichtlich ist, sowohl die Insolvenz abwenden, als auch das Museum inklusive Sammlung erhalten zu können, obwohl tagelang ganz anders getrommelt wurde (4000 Arbeitsplätze weg usw.).
Was da im Hintergrund wirklich abgelaufen ist, wird das blöde "Stimmvieh" vermutlich wieder einmal nie erfahren und Ostermayer darf erwartungsgemäß öffentlich die Lorbeeren (hoffentlich keine schmutzigen?) einfahren.
Wer will es sich schon in unserer linksverkommenen Republik mit der Hand verscherzen, die einen füttert?
P.S.: Den Unterschied zwischen der Sammlung Leopold und der Sammlung Essl möchte ich Klavierspielen können, oder besser - in Euro ausbezahlt haben!
Da ich - milde ausgedrückt - kein großer Freund der meisten im Essl-Museum ausgestellten "Kunstwerke" bin, finde ich es absolut richtig, dass keinerlei Volksvermögen in diese Sammlung hineingesteckt wird!
Möge Herr Essl mit seinen Bildern machen, was er will und kann: als Ausrede bzw. Rettungsanker für sein wirtschaftliches Versagen sollte er sie nicht verwenden!
Wirtschaftliche Großmanns-Sucht und Sammler-Leidenschaft sind eine gefährliche Mischung, wie hier in Klosterneuburg (Essl) und, andersgelagert, auch in St. Pölten (Leiner) wieder einmal bewiesen!
(mail to: gerhard@michler.at)
Wahrscheinlich ist der Deal, tausche Bundeshaftung gegen Bildersammlung aufgrund des starken Gegenwindes geplatzt und jetzt wird eben die im Mai auslaufende Haftung verlängert und die Banken verhalten sich zunächst ruhigl.
Sand in die Augen der Steuerzahler streuen, so nennt man das!
Kleine Mittagsjournal-Nachlese:
Bei der so ganz plötzlich aufgetauchten Sicherheit, mit der jetzt auf einmal alle Beteiligten geradezu euphorisch behaupten, Essls Baumax sei so gut wie gerettet---auch ohne Bilderverkauf!---tun sich Assoziationen auf zum sehr unterschiedlichen Verhalten von Politik und Banken etwa beim "Fall Rohrmoser":
http://www.format.at/articles/0748/580/190315/affaere-eine-tochter
Und wieder einmal hat es ein Liebkind der linxlinken Kulturschickeria, eine Galionsfigur der österr. Linkspolitik, nämlich den Säulenheiligen NITSCH erwischt: Nitsch---ein Steuerhinterzieher großen Stils? Jaja, es gilt die Unschuldsvermutung.
Herauskommen wird am Ende der Untersuchungen ohnedies nichts, denn die Linken lassen keinen der Ihren fallen. Und vor allem: Nitsch LEUGNET, Schwarzgeld zu besitzen, bzw. Steuern hinterzogen zu haben---also muß man dem Unschuldslämmchen schon seine Unschuld glauben, wenn er's doch selber so treuherzig sagt, nicht wahr? Mir kommen die Tränen.....;-)
Hier noch einige Details zur tristen Situation der Firma, sieht nicht sehr rosig aus, mit oder ohne Gemäldesammlung:
Baumax: Ist die Baumarktkette noch zu retten?
http://www.profil.at/articles/1414/981/373914/baumax-ist-baumarktkette
Für mich ist klar, dass Herr Essl sen. als gläubiger Christ die aktuellen Probleme des Konzerns sowie seines Museums regelmäßig im Gebet dem christlichen Gott anvertraut hat und sich mit jedem Ausgang abfinden wird. Dies soll aber nicht bedeuten, dass er, aber besonders sein Sohn Martin und die neue Geschäftsführung sehr aktiv sein müssen, damit der verfahrene Karren wieder auf Schiene kommt.
Die Politiker Ostermayer und Hundsdorfer haben sicher Seminare besucht, wo man jede Niederlage der Bevölkerung - und besonders den Medien - als "Sieg" verkaufen will/kann. Ich habe auch einmal so einen Kurs besucht, wo man aus einem Minus ein Plus machte - damit meine ich nicht nur einen senkrechten Strich auf das Minuszeichen :-) . Denn heutzutage wird in allen Ministerien enorm viel Geld für Berater, Coaches und Trainer ausgegeben. Übrigens: ist Faymann nun mit dem jahrelangen Einzel-Nachhilfeunterricht für die englische Sprache schon fertig?
Auch die Wiener Zeitung war lernfähig ...
Am 24. März 2014:
"Sammlung darf nicht zerschlagen werden"
Die Alternative - der Gang in die Auktionshäuser - hätte verheerende Folgen ...
eine Woche später, 1.4.2014:
Auf Lex Essl hinzuweisen wäre "legitim"
Nur einmal angenommen, der Bund übernimmt die Sammlung (kolportierter Buchwert: 86 Millionen Euro): Würde er damit nicht zum zweiten Mal für Essls Kunstbestand zahlen? Werner Doralt hält das für eine interessante Frage. Zwar ließen sich, so sagt er, steuerliche Veranlagungen im Nachhinein nicht mehr aufschnüren. Was der emeritierte Universitätsprofessor aber schon meint: Sollte es zu Verkaufsverhandlungen kommen, wäre es eine durchaus "legitime" Strategie, die nachgelassenen Beträge ins Treffen zu führen.