Warum BIC und IBAN verschoben werden
15. Januar 2014 00:10
2014-01-15 00:10:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 2:30
Niemand hat sich über die – zumindest anfängliche – Verkomplizierung von Banküberweisungen gefreut. Werden doch ohnedies alle Transaktionen ständig kompliziert. Aber dennoch ist es mehr als seltsam, wenn IBAN und BIC-Pflichten nun drei Wochen vor ihrer lange fixiert gewesenen Einführung plötzlich um sechs Monate verschoben werden. Als ob das am Prinzip irgendetwas ändern würde.
Scheinbar einziger Anlass: Viele Europäer sind mit dem Wechsel auf IBAN noch säumig – aber sie agieren völlig korrekt. Sind doch bis zum Stichtag problemlos IBAN-lose Überweisungen möglich. Daher erspart man sich bis dahin die elendslangen IBAN- (und fürs Ausland zusätzlich verlangten BIC-)Eingaben. Da uns eingetrichtert worden ist, wie günstig für uns alle der einheitliche europäische Zahlungsraum sei, wie sicher und leicht dann internationale Zahlungen wären, hat sich der brave Österreicher aber nicht sehr aufgeregt und sich vorbereitet. Viele Investitionen sind genau auf den Stichtag 1. Februar hin programmiert worden. Wenn wenigstens halbwegs ein Sinn hinter dem Tun der Politik erkennbar ist (was freilich immer seltener der Fall ist), dann beugt man sich ihr eh.
Warum dann jetzt die Verschiebung? Das wahre Motiv ist ganz eindeutig klar: Es ist ein parteipolitisches. Die beiden großen Parteiblöcke, die Europa noch dominieren, wollen vor der EU-Wahl keinen Wirbel haben. Einen solchen wird aber vor allem in Südeuropa die IBAN-Einführung jedenfalls auslösen. Deswegen will die Kommission die Pflicht einfach verschieben. Was freilich nichts ändert: Denn auch in einem halben Jahr wird es mancherorts genauso einen Wirbel geben. Niemand agiert freiwillig komplizierter, solange er nicht muss.
Mit diesem plötzlichen Rückzug hat sich die Union noch mehr als opportunistischer und in vielem nicht mehr ernstzunehmender Haufen entpuppt. Denn immer wieder beschließt man zuerst etwas ganz Ernstes, aber am Ende gilt es dann eh nicht. Das ist genau das, was einst nur als südeuropäische Krankheit gegolten hat, was aber jetzt zu einer europäischen geworden ist.
Das sehen wir bei immer mehr europäischen Regelungen. Daher wird auch kaum eine überhaupt noch ernst genommen. IBAN wird verschoben; das Bailout-Verbot gilt doch nicht; die alten Glühbirnen gibt es in bestimmten Geschäften weiterhin; die verbotene Schuldenpolitik geht überall weiter; die Maastricht-Kriterien sind eh nur ein Schmäh. Undundund. Und jetzt will halt nach so vielen südeuropäischen Schmähs auch schon Deutschland einen solchen versuchen und eine glatt EU-widrige Maut einführen, die alle Ausländer, aber nicht die Deutschen treffen soll.
Es ist traurig, wie sich das einst so stolze, und für den eigentlichen Binnenmarkt auch nach wie vor nützliche EU-Projekt selbst demontiert.
PS: Besonders grotesk: Jetzt ist nicht einmal der Rückzug fix. Jetzt wollen manche doch wieder einen Rückzug vom Rückzug . . .
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Die IBAN-Einführung hätte nichteinmal unsere Wr. Beutegriechin mit ihrem weltfremden Umfeld mehr verkorksen können.
Da wurde uns ursprünglich eine Endlos-Reihe einer undurchschaubaren Zahlenwurst präsentiert (lt. Wikipädia 2 Buchstaben und bis zu 32 (!!!) Ziffern). In Deutschland wurde die Ziffernkolonne auf 22 reduziert, in Österreich angeblich auf 20. Sei’s drum. 2 (3?, 4? Jahre dauerte es) bis endlich ein viver Kopf auf die Idee kam, diese Endloswurst in Viererblocks zu gliedern. Ich erinnere mich an etliche Anrufe meines Bankberaters, da ich irgendwo eine der zahllosen Nullen des IBAN übersehen hatte. Egal was die EU angreift, alles ist überreguliert und unverständlich. Für diese Dilettanten ist mir mein Europa zu schade.
Diese IBAN- und BIC-Rolle rückwärts aus oben angeführten Gründen ist symptomatisch für die opportunistische, abgehobene Politikerkaste in Brüssel, die damit dem einst hehren Europagedanken immer öfter das Grab schaufelt!
Na ja, was soll man von den "abgeschobenen" Politikern u.ä. "Größen" erwarten? Wenn die SPÖ einen in die Rente geschickten ORF-Moderator - der Kurier nannte ihn einen -Star! - als Spitzenkandidaten aufstellt? Und die ÖVP einen EU- und gleichzeitig noch mehr Ego-zentriker hat. Man kann sich nur wundern - und traurig sein! - über die Entwicklung der Europa-Idee, die am Anfang ein erstrebenswertes Ziel zu sein schien. Gurken und Glühlampen sind Beispiele einer völlig daneben liegenden Tätigkeitsweise der EU-Gremien. Ob die FPÖ da ein wenig Pfeffer in den ... geben könnte?
Ich warne Sie, Herr Dr. Unterberger! Mit Ihrem permanenten EU-Bashing werden Sie Ihren treuesten Adoranten, den Herrn Michler aka @Wertkonservativer, wohl (wieder einmal) endgültig aus dem Blog vertreiben! Das wollen doch weder Sie noch wir, die wir täglich auf seine Kommentare geradezu süchtig warten.
Es gibt offenbar innerhalb der EUdSSR ein Europa der zwei Geschwindigkeiten. Die schnelleren Volkswirtschaften werden institutionell an die langsameren gekettet.
Bitte um Entfesselung, Herr Vizekanzler! ;-)
Das alles sollte doch für unsere Volks(z)vertreter in Brüssel kein Problem sein.
Machen wir halt einen SÜD-IBAN und einen NORD-IBAN, quasi ein Europa der zwei Geschwindigkeiten. Das wird sowieso in Zukunft auf vielen anderen Gebieten notwendig sein! ;-)
Eine positive Nachricht. Denn wieder einmal zeigt der gelebte Sozialismus wie weit es schon fehlt.
Nicht einmal mehr eine solche kleine Umstellung schaffen die hochbezahlten, studierten, aus zahlreichen Bewerbern ausgesiebten, hochmotivierten, zentralstaatlichen Experten.
Wenn wirklich nichts mehr klappt, dann wird uns das System jetzt gleich einmal um die Ohren fliegen ….