Die fast gleichzeitigen Angelobungen zweier neuer Regierungen in den beiden deutschsprachigen Nachbarländern bringen seltsame Unterschiede zu Tage. Von der Eidesformel bis zu weiblichen Verteidigungsministerinnen.
Wohl können die österreichischen Regierungsbildner mit Stolz sagen, dass sie in totaler Atemlosigkeit am Ende doch noch mit den deutschen zeitlich gleichzeitig ins Ziel gekommen sind. Obwohl die großen Nachbarn früher gewählt hatten. Obwohl sie deutlich schneller mit den Verhandlungen fertig waren.
Aber bei der eigentlichen Angelobung war ein ganz anderer Kulturschock zu beobachten: In Österreich mokierten sich die Medien (wie immer Armin Wolf an der Spitze) über einen neuen Landwirtschaftsminister, der mit einer religiös-tirolerischen Formel mit Bezug auf das Herz Jesu seinen Eid ablegte. Kicher, kicher. Während viele seiner Kollegen nur „Ich gelobe“ sagten. In Deutschland hingegen hatten sämtliche 15 Minister aus allen Regierungsparteien keinerlei Gewissensprobleme, ihr Gelöbnis mit „So wahr mir Gott helfe“ zu ergänzen (Sie hatten dort übrigens ein auch in der Sache viel inhaltsreicheres und präziseres Gelöbnis als das österreichische abzulegen).
Dieses „So wahr mir Gott helfe“ sowie seine häufige Weglassung hierzulande zeigt ein dramatisches Kulturgefälle, über das in einem Kulturland eigentlich intensive Diskussionen ausbrechen müssten. Gilt doch Deutschland nicht gerade als bigottes Land. Regieren doch auch in Deutschland Schwarz und Rot. Aber in Österreich gibt es diese Diskussion nicht, die den eigenen Wurzeln, der eigenen Identität gelten müsste. Ist der heimischen Linken wirklich schon der kulturelle Endsieg geglückt, dass niemand mehr diesen Unterschied kritisiert?
Deutschland ist sich da seiner Wurzeln und Identität offensichtlich viel sicherer. Zum Glück freilich ist Deutschland viel wichtiger als Österreich.
Die Deutschen diskutieren ein ganz anderes Thema: die erste weibliche Verteidigungsministerin. Es kursieren recht widersprüchliche Interpretationen für diese Ernennung: Ist es zu dieser gekommen, weil die Berliner Bundeskanzlerin jetzt Ursula von der Leyen für die eigene Nachfolge aufbauen will? Oder will Angela Merkel umgekehrt eine gefährlich populäre Nebenbuhlerin durch eine Mission impossible dem eigenen Absturz näherbringen, wie sie es ja schon bei etlichen Männern getan hat?
Warum aber nicht an die eigentlich logische Erklärung denken, dass Ursula von der Leyens bisheriger Job dem neuen Koalitionspartner übergeben werden musste? Dass daher ein neuer Job, das dritte Ministerium für die Frau zu finden war. Warum, so fragt man sich weiter, ist eine weibliche Verteidigungsministerin überhaupt noch etwas Besonderes? Gerade in Berufsarmeen wie der deutschen stehen ja alle Karrieren längst auch Frauen offen. Allein in den EU-Ländern gibt es oder gab es schon von Finnland bis Spanien bis Frankreich bis Slowenien bis Schweden bis zu den Niederlanden bis Luxemburg bis Dänemark bis Tschechien bis Litauen weibliche Armee-Minister.
Warum also nicht auch Ursula vdL einfach nach Ihrer Leistung beurteile? Freilich kann man das nur in der Hoffnung tun, dass ihre Ernennung – wie die der anderen weiblichen Verteidigungsminister – nur mit ihrem politischen Gewicht zu tun hat. Und nicht mit einer Quote. Es sind gerade die Feministinnen (insbesondere auch jene in Redaktionsstuben) mit ihrem Quotengewäsch, die all diese Ministerinnen ins Zwielicht rücken. Freilich hat auch Ursula von der Leyen eine Zeitlang mit Quotenzwangforderungen populistische Schlagzeilen erreichen wollen. Was ihr nun kräftig schadet.
Davon dass Deutschland wie Österreich eigentlich auch etwas mehr Debatte über den Zustand der Landesverteidigung bräuchten, über die Notwendigkeiten der eigenen Sicherheit im 21. Jahrhundert und über die globale Dimension einer Sicherheitspolitik: Davon wollen wir gar nicht reden, so peinlich fehlt das alles. Freilich fällt schon auf, dass in Österreich über kein Ressort so wenig geredet wurde wie über das Verteidigungsressort. Weder im Wahlkampf noch am Wahltag noch während der Regierungsbildung noch rund um die Angelobung der Regierung war es irgendwie ein Thema. So wahr ihnen Gott helfe.
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Wie niederträchtig und verkommen die Mehrheit der Journaille (die "Tiroler Tageszeitung" ist nur mehr zum Schämen) ist, hat sich jetzt wieder bei dem Sager des Tiroler Landwirtschaftsministers gezeigt, wie armselig die meisten Journalisten dieses Landes schon sind. Noch nie war die Diskrepanz zwischen "veröffentlichter und öffentlicher Meinung" so verheerend, wie in unseren Tagen. Würden nicht Unsummen an Bestechungsgeldern gezahlt, würde wohl ein Zeitungssterben beginnen.
Der ORF-Tirol (Radio) schaltet in der Morgensendung eine Anruferin direkt ins Frühstücksradio: Diese meinte, dass der Auftritt Rupprechters in Wien nur zum Fremdschämen sei. Der Moderator des ORF erklärte im Radio: "gell ein wenig müss ma schon aufpassen, dass wir (Tiroler) nicht als hinterwäldlerisch wahrgenommen werden", so die persönliche Meinung des Redakteurs!
Die "Tiroler Tageszeitung" (TT) bietet heute und gestern in Leitartikeln breiten Raum hinsichtlich der Angelobungsformel von Landwirtschaftsminister Rupprechter. Gestern durfte sich in der "TT" ein Herr Peter Plaikner mit der Überschrift "Grüße aus dem Hergottswinkel" austoben: "Nun regiert in Wien wieder das Klischee vom Älpler aus dem Hergottswinkel", meinte er!
Heute macht sich Michael Sprenger in einem großen Leitartikel in der TT auf Seite 2 darüber Sorgen, wie es wohl um die Trennung von Staat und Kirche hierzulande bestellt ist. Geht's noch tiefer, Herr Sprenger?
Natürlich kann sich die mit Bestechungsgeldern eingekaufte Medienlandschaft um solche Themen kümmern, weil es dort politisch korrekt ist, hinzuhauen. Was würde wohl in Österreichs Medienlandschaft passieren, wenn ein islamisch ausgerichteter Minister die Gelöbnisformel mit "Allahu akbar" schmückte?
Betr.: Eidesforrmel
Vorschlag: "BEIM BARTE DES PROPHETEN". Wird eh' bald unumgänglich sein...
Kurz zum Thema Angelobung:
der Tiroler imponiert mir wirklich: der ist - auch wenn er "grün" begonnen hat - ein im besten Sinn glaubens- und traditionsbewusster Mensch; dass er obendrein tüchtig ist, hat er in seinen bisherigen Funktionen eindrucksvoll bewiesen!
Solche Leute brauchen wir - in allen politischen und gesellschaftlichen Funktionen und Bereichen!
Ein Schwenker zum heutigen Brandstätter-Leitartikel im Kurier:
"Töchterle soll das Parlament reformieren"!
Hauptargument: das oft unwürdige und lächerliche Diskussionsverhalten der Parlamentarier!
Nun, so gut der mir äußerst sympathische Mann auch ist, das wird ihm - auch bei größter Bemühung - angesichts der bestehenden Durchschnittsqualität der Abgeordneten wohl kaum gelingen! Dazu ist er auch viel zu gescheit, zu vornehm, leider auch etwas zu introvertiert!
Aber wie auch immer: ein Super-Anwärter auf das höchste Amt im Staate wäre er allemal! Diese Option sollten wir im Auge behalten!
Noch ein kurzer Schwenker, gar nicht o.t., zum "Tagebuch":
Unser Forum, als Diskussionsrunde konzipiert und geführt, leidet nmA. in letzter Zeit am Mangel an echter Duiskussionskultur, vor allem jedoch am nicht vorhandenen "Zusammenprall" verschiedener Meinungen und Auffassungen in einigermaßen sachlicher Diskussions-Atmosphäre!
Das waren noch Zeiten, wo z.B. "phaidros" sich zu den Themen "Bundesheer" und "Klima" oft hitzige, jedoch qualitätsvolle Diskussionen mit - auch honorigen - Andersdenkenden lieferte! Von Diskussionen dieser Art lebt ein Diskussionsforum, nicht von oft gleichlautenden und sich dauernd wiederholenden Mainstream-Ergüssen frustrierter Blogger!
Und wie schaut's heute aus?
Es gibt z.B. praktisch keinerlei ausgewogene Diskussion über die politische Situation in Österreich, über die Europäische Union, über den Euro, über die Integrationsprobleme, usw. usf.
Und was ist der Grund, dass es die nicht gibt?
Weil - sagen wir - achtundneunzig Prozent der verehrlichen Bloggerschaft der Mainstream-Meinung sind, dass die EU ein "Völkerkerker", der Euro "eine Missgeburt", und unsere Politiker ja sowieso alle miteinander Korruptionisten, Minderleister und unqualifizierte Hunde sind! Dass die Volkspartei da auch weit überdurchschnittlich Watschen zugeteilt bekommt, fügt sich ins Bild!
Wie, liebe Freunde, soll sich da eine Diskussion entwickeln, wenn - außer ein, zwei Widersprecher wie z.B. ich - eh' alle einer Meinung sind?
Ich würde Dr. Töchterle viel Erfolg bei seinen Bemühungen im und für das Parlament wünschen!
Mein persönlicher Wunsch als Mitglied der A.U.-Bloggergemeinschaft wäre etwas mehr Ausgewogenheit in der Diskussion, vor allem jedoch etliche weitere "Qualitäts-Widersprecher", um das "Tagebuch" wieder lebendiger, und als qualitätsvolles Diskussionsforum weiterhin im Sinne der von Dr. Unterberger erhofften Außenwirkung zu erhalten!
Man wird sich doch noch etwas wünschen dürfen, oder?
(mail to: gerhard@michler.at)
Der Unterschied besteht auch hier wieder speziell in Wien, das ja bekanntlich "anders" ist.
Die glauben nämlich, daß sie die Hilfe Gottes nicht brauchen und genau deshalb bekommen
sie die auch nicht ! !
Welchen Erfolg sie damit haben, kann man an der zügigen Talfahrt sehen
.
Was die Gläubigkeit von Deutschen und Österreichern betrifft gibt es statistische Untersuchungen.
Die Österreicher als Volk sind mindestens genauso, aber wahrscheinlich mehr davon überzeugt dass es einen Gott gibt als die Deutschen. Also so gesehen sind die Österreicher insgesamt eigentlich gläubiger als dei Deutschen.
Dass die Formel "So wahr mit Gott helfe" in Österreich als politisch unkorrekt gilt liegt meiner Meinung nach daran dass bei uns die Sozialisten seit 1945 den Bundespräsidenten stellten und später dann ab Kreisky den Bundeskanzler. Die habe allesamt ihre Nicht-Religiosigkeit deutlich sichtbar vor sich hergetragen.
Und bei unseren Sozialisten gilt es als ungeschriebenes Gesetz dass sie Agnostiker sein müssen wenn sie in der SPÖ Karriere machen wollen.
Ich denke dass der österr. Bürgerkrieg vom Februar 1934 wo die "Christlichen" gegen die "Sozialdemokratische Arbeiterpartei" mit Waffen kämpften immer noch unheilvolle Spuren hinterlässt: Im kollektiven Gedächtnis der Nation und in den Parteien.
Die linke Journaille zerreißt alles was mit dem christl. Glauben zu tun hat und bewirft es mit medialem Dreck.
Nun, ich bin "kein praktizierender Christ", habe jedoch Respekt vor den Gläubigen und finde es gut, daß es doch noch immer - auch im öffentlichen Leben - bekennende Christen gibt.
Und den Medien sei hinter die Ohren geschrieben, daß sie gefälligst an ihrer Objektivität arbeiten sollen und nicht nur den Gläubigen die sich fünf mal tgl. in den Staub hauen um zu beten huldigen (und deren Recht auf Religionsfreiheit zu propagieren), sondern auch den Christen allfällige Rechte zuzugestehen, ohne sie medial der Lächerlichkeit preiszugeben.
Im Anschluß noch ein OT:
Das Servitenkloster dürfte als Schlafstelle für "Geschleppte" fungiert haben, mit Hilfe der Caritas.
http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/1508612/Votivkirchenbesetzer_UHaft-bleibt-Anklage-dunn?_vl_backlink=/home/panorama/index.do
Das Gelöbnis des deutschen Bundespräsidenten, des Bundeskanzlers sowie der Bundesminister lautet nach § 56 Grundgesetz:
„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. (So wahr mir Gott helfe.)“
Der Zusatz "so wahr mir Gott helfe" ist nicht verpflichtend, da er gegen den Grundsatz der Religionsfreiheit verstoßen würde (§ 1, Abs.4 Grundgesetz)
Umso mehr muss man daher den Eid der Bundesminister in voller Länge würdigen!