Fußnote 471: Keine Züge in Mainz
14. August 2013 02:03
2013-08-14 02:03:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 1:30
Angeblich sind Urlaube und plötzliche Krankenstände die Ursache der Bahnpanne.
Die wahre Ursache ist jedoch die Unflexibilität einer Staatsbahn unter starkem Gewerkschaftseinfluss. Denn jeder halbwegs gut geführte Privatbetrieb plant Personalentwicklungen voraus, und er „zwingt“ (Achtung: böse Ausbeuter!) seine Mitarbeiter zur Flexibilität. Das heißt: Man würde – im konkreten Fall – mehr Fahrdienstleiter und Zugsführer ausbilden, als man normalerweise braucht, und setzt diese anderwärtig - nicht nur zum Daumendrehen ein, hat sie aber dadurch in der Stunde des Bedarfs zur Verfügung. Und überhaupt kein Problem gäbe es, wenn – wie ebenfalls in fast jedem Privatbetrieb – die Deutsche Bahn (natürlich gegen satten Kostenersatz) Mitarbeiter in der Stunde der Not, die ja immer durch blöde Zufälle schlagen kann, zum Abbruch des Urlaubs und zu Überstunden veranlassen würde. Aber das ist laut den Bahngewerkschaftern völlig unzumutbar.
PS: Nie beweisbar wird das Gerücht sein, dass die plötzliche Krankheitswelle mit den Bundestagswahlen zusammenhängt, wo ja der SPD der Abhörskandal überhaupt nichts genützt hat. Zumindest nicht, seit klar ist, dass auch schon unter SPD-Regierungen heftig gelauscht worden war. Irgendwie möchte man ja noch einmal so einen schönen Wahlkampfgag wie den Stuttgarter Bahnhof herbeiinszenieren.
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Für mich besteht der Verdacht, dass dies eine von Betriebsrat/Gewerkschaft bewusst geführte Kampfmaßnahme ist und als Warnung an die Geschäftsleitung verstanden werden soll. Leider ist es heutzutage leicht möglich, sich "krankschreiben" zu lassen und dies wird auch wenig auf Richtigkeit überprüft. Genau genommen, fallen solche Methoden (auch Streiks) unter dem Begriff Erpressung, werden aber als legal betrachtet.
Überstunden, Abbruch des Urlaubs, Mehrarbeit, aber Herr Dr. Unterberger !
Wie kann man so was überhaupt in den Mund nehmen, das ist doch politisch völlig unkorrekt und verletzt die 'wohlerworbenen' Rechte.
Wo kommen wir da hin, da könnte ja jeder kommen und mich zur Arbeit (die ich tunlichst vermeide) zwingen ? Da stehe die Gewerkschaft bevor.
Ja, so weit sind wir in Europa schon. Nach der Vertreibung der Arbeit kommt die Ächtung und Verhinderung der Arbeit.
Ich habe schon recht, wenn ich sage, die Gewerkschaften haben den größten Anteil an der Zerstörung Europas.
natürlich versuchen die sozn, dass der regierung merkel in die schuhe zu schieben.
für mich ziemlich offensichtlich: die gewerkschaften nutzen den fall und arbeiten an wahlhilfe für die linken...
Man beachte, dass sich am Bahnstreit die Auflösung des Parlaments entzündete. Damals vor 80 Jahren.
Die Deutsche Bahn muss sparen, in den letzten 10 Jahren hat sie das Personal im Fernverkehr halbiert, vorher gab es zu viele Bahnbedienstete, jetzt offensichtlich zu wenige. Echte oder künstliche Krankenstände verschärfen dann das Problem.
Viel schlimmer sind die Auswirkungen der immer wieder durchgeführten
Warnstreiks die Gewerkschaft EVG, die ihre zumeist überhöhten Lohnforderungen auf dem Rücken der Reisenden vom Unternehmen erpressen will und dann noch zynisch verkündet:
„Wir wollen die Reisenden nicht treffen, wir wissen, dass wir die Reisenden treffen werden.”
Ob sich die SPD damit Vorteile im Wahlkampf verschafft ist allerdings mehr als zweifelhaft!
Wer in Geschichte aufgepasst hat kennt dieses Schema! In den USA haben die Gewerkschaften die Bahnen auch im Griff gehabt. Als dann durch Streiks und folgend hohe Löhne für zweitklassig motivierte Mitarbeiter die volkswirtschaftlichen Probleme begannen, hat der 'Gute Vater Staat' die Bahnen mit immer neuen Regulierungen zugeschüttet, jede echte Privatinitiative verhindert – natürlich nur zum Wohle der Betroffenen. Die Interventionsspirale lief frisch fröhlich dahin, bis jeder Lohn, jede Arbeitszeit, alle Fracht- und Ticketkosten, die Fahrpläne vorgeschrieben waren.
Am Ende musste der Staat die Masse der Bahnen komplett unter seine Fittiche nehmen oder mittels Subventionen am Leben halten.
Wird wohl der DB jetzt auch so gehen, eine Frechheit, wie kann man nur eine Infrastrukturleistung privat betreiben und dann auch noch Gewinn machen! Ein Affront an die Sozialisten in allen Parteien.
Ein besonderer Klugscheißer erteilte ja eben meiner jüngsten Anmerkung eine Zensur. Das läßt mich ein paar ergänzende Bemerkungen nachreichen, sozusagen als Beleg, wie berechtigt seine "Kritik" war.
In Österreich wurde von Haselsteiner die private Westbahn ins Leben gerufen. Das ist möglicherweise gutes Business. – Warum? Weil auf dieser Strecke ein ständig hohes Passagieraufkommen zu erwarten ist.
Die staatspolitischen Ziele einer Erschließung des g a n z e n Landes mit einer bis in die dünner besiedelten Gebiete reichenden Infrastruktur – mit gleichförmigen Preisen! – ist aber etwas, das unter dem Ökonomischen Kalkül ein absoluter Nonsense wäre. Darum gibt es auch keine Westbahn nach Fürstenfeld oder Rohrbach.
Wer also die Privatisierung als Allheilmittel gegen diesen oder jenen Kritikpunkt fordert, nimmt offenbar viel gravierendere künftige Probleme in Kauf.
Ähnlich ist es auch mit der Stromerzeugung und –versorgung. Der möglicherweise kurzfristige Vorteil einen billigeren Anbieter zu bekommen, wird mit nicht sofort (und dem Laien überhaupt nicht) erkennbaren Nachteilen erkauft. Es ist nicht immer klar, warum anderswo die Preise niedriger sind; es könnte sein, daß man damit Konkurrenten verdrängen will und so erst recht Monopole schafft. Aktuell bedeutet es, daß manche – angesichts der Energieknappheit wünschenswerte – Kraftwerke zu „stranded investments“ werden, eine Buchhalter-Sichtweise. Andrerseits wird die Netzsteuerung erheblich komplexer, was regionale bis flächendeckende Zusammenbrüche nach sich ziehen wird. Die Folgen (und Kosten) sind gar nicht abschätzbar. In Österreich galt früher als eines der obersten Ziele der E-Wirtschaft die langfristige Energieversorgung zu sichern. Solche Ziele sind im reinen Profit-Wettbewerb nicht mehr aufrecht zu halten.
Im Zuge des US-Enron-Skandals zeigte sich, wie die wirklichen Auswirkungen dieser Politik waren: katastrophal für die Wirtschaft, mit einer Volatilität der Preise wie sonst nur im Casino der „financial markets“. Natürlich nach oben.
Um nochmals auf die Bahn zurück zu kommen: viele wirtschaftlichen Probleme rühren aus obiger Aufgabenstellung, nämlich auch nicht profitable Verbindungen aufrecht zu halten.
Ein vielleicht noch gravierenderes Problem ist der Wettbewerb mit dem Automobil. Die Schnelligkeit und Flexibilität ist hier unschlagbar. Es besteht auch der Verdacht, daß die Infrastruktur trotz Maut hier n i c h t wirklich kostendeckend mitgetragen wird. Es ist ja so, wie dies Romig in seinen „Ideologischen Elementen der neoklassischen Theorie“ beschrieben hat, daß kein Unternehmen in Wahrheit auch nur die wahren Kosten seiner Produkte und Dienstleistungen kennt, geschweige denn einen „richtigen“ Marktpreis kalkulieren könne. Damit liegt die Vermutung nahe, daß auch hierin ein wichtiger Grund liegt, daß der am Schluß sichtbare Abgang schließlich über Staatszuschüsse abgedeckt werden muß.
Ich verteidige damit nicht die unberechtigten Privilegien bei der Bahn, wie frühes Pensionsantrittsalter, oder sonstige kritikwürdige Auswüchse. Es ist nur so, daß die sichtbaren Probleme weder eindimensionale Ursachen haben, und schon gar nicht einfältige Lösungen, wie hier manchmal der Anschein erweckt wird.
Die Umsteuerung - weg von der Straße, hin zur bahn - ist aber deshalb so schwierig bis unmöglich, weil in Deutschland jeder 7. Arbeitsplatz von der Auto-Industrie abhängt, man würde schwere Erschütterungen auslösen, würde beim Individualverkehr und den Transportflotten eingegriffen. Also gibt es weder Rahmenbedingungen, die die Massengüter von der Straße verbannen, noch ist der öffentliche Nahverkehr leistungsfähig genug, die Arbeitermassen täglich zu bewegen.
Daß in Mainz möglicherweise auch ein Spielchen getrieben wird, mag sein. Wer hier aber aller die Hände mit im Spiel hat, ist nicht so offensichtlich, wie getan wird. Und, was ich schon vorhin meinte: es ist ein größeres Wunder, daß diese komplexe Organisation funktioniert – wenn auch mit manchen Pannen, als daß eine Panne wie Mainz aufgetreten ist.
Im Grunde genügen „Kleinigkeiten“, daß in den Megagroßstädten ein chaotischer Zusammenbruch erfolgt, aber in unserer Technik und Fortschrittsgläubigkeit haben wir dies verdrängt. Es wäre klüger Mainz zum Anlaß zu nehmen einmal darüber – und an die Reversion der gigantomanischen Konzentrationen nachzudenken.