Wenn alle paar Jahre in der EU der Megakrieg ums Budget tobt, dann geht es in Wahrheit vor allem um sie, um die Bauern. Die Zahlungen für die Landwirtschaft sind zweifellos im EU-Budget einer der fragwürdigsten Brocken. Nirgendwo sonst wird so energisch gekämpft, verteidigt und angegriffen. Nirgendwo sonst wird es so emotional. Nirgendwo sonst geht es aber auch um so viel Geld: Macht doch das Agrarbudget auch nach dem am jüngsten Gipfel erzielten Konsens noch immer deutlich mehr als ein Drittel des gesamten EU-Haushalts aus.
Und auch wenn es in diesem Bereich künftig den heftigsten Einschnitt geben wird, wird sich die Landwirtschaft mehr denn je nicht nur wegen des „Wie viel?“, sondern auch wegen des „Warum überhaupt?“ rechtfertigen müssen. Da geht es um grundsätzliche Fragen, welche die EU im Grund seit ihrer Gründung als EWG oder EG ungelöst vor sich herschiebt. Diese Grundsatzfragen sind wegen der Lautstärke der einschlägigen Lobbys und der regelmäßigen Bauerndemonstrationen nie in Ruhe ausdiskutiert worden. Sie werden aber in Zeiten der Krise immer drängender.
Auch bei Beamten und der Forschung könnte gespart werden – aber das bringt viel weniger
Für das EU-Budget sind im Vergleich dazu die in letzter Zeit ebenfalls viel diskutierten fetten Beamtenbezüge nur Peanuts. Auch wenn außer Zweifel steht: Tausende EU-Beamte mit fünfstelligen Netto-Bezügen pro Monat und vielen sonstigen Privilegien sind extrem ärgerlich. Dies gilt umso mehr, seit sie ihre Existenz mit völlig überflüssigen Regelungen unseres Lebens zu rechtfertigen versuchen. Über die PR-Reportagen von Brüssel-Korrespondenten zugunsten dieser Beamten kann man hingegen nur lachen, versuchen sie damit doch nur recht vordergründig ihren Informanten und Party-Kollegen zu helfen.
Im Vergleich zum Agrarbudget sind auch die EU-Ausgaben für Forschung nur Peanuts. Dennoch sollte man festhalten: Jene Projekte, für die EU-Forschungsgelder fließen, werden oft immer fragwürdiger. So gibt es etwa eine Milliarde(!) Euro für ein Projekt, das vorgibt, das menschliche Gehirn via Computer simulieren zu können. Sowohl die elektronische wie auch die biologische wie auch die medizinische Forschergemeinschaft halten das jedoch für Scharlatanerie. Natürlich kann ich das selbst nicht wirklich beurteilen, aber es wäre zweifellos viel gesünder, wenn bei solchen hochriskanten Projekten privates und nicht Steuergeld verbrannt werden würde.
Wo es aber in Zeiten des europaweiten Sparens wirklich ums Eingemachte geht, ist eben die Landwirtschaft. Lange hatte sie diese Diskussion vermeiden können, weil vor der Krise genug Geld da war und weil die Steuerzahler sich nicht wirklich auskennen, wie die Agrarbürokratie das Geld verwendet.
Zweifellos profitierte die Landwirtschaft auch von einem emotionalen Faktum: Bauern mag man eben. Schließlich weiß noch der Großteil der Europäer, dass ihre Eltern, Groß- oder Urgroßeltern fast alle Bauern gewesen sind. Das schafft viel Empathie. Und ebenso unbestreitbar ist der hohe emotionale Stellenwert, den das Bild vom sauberen Bauernhof mit glücklichen Hühnern, Schweinen und Kühen in den Gemütern von Städtern genießt. Das muss uns doch etwas wert sein, denken viele – auch wenn die Landwirtschaft in Wahrheit heute meist ganz anders aussieht und die Grenze zur Industrie sehr fließend geworden ist.
Der Landwirtschaft geht es heute viel besser
Angesichts von all der Nostalgie und Sympathie für die Bauern wird oft versucht, die Fakten vergessen zu machen. Eine dieser Fakten ist, dass sich die Weltmarktpreise für fast alle Agrarprodukte in den letzten Jahren signifikant erhöht haben. Bauern können also heute mit ihren Produkten viel mehr verdienen. Der Appetit einer wachsenden Weltbevölkerung und insbesondere der immer besser verdienenden Chinesen, Inder und Vietnamesen hat die Preise und Produktionsmengen in die Höhe getrieben. Zugleich sorgt der wachsende globale Wohlstand dafür, dass der Anteil der Menschen immer größer wird, die sich diese höheren Preise auch leisten können.
Ein weiteres Faktum ist, dass der Großteil der Ökonomen der Dritten Welt in der europäischen (und amerikanischen) Agrarpolitik die wahre Katastrophe für die Entwicklungsländer sieht. Die relativ geringen Entwicklungshilfezahlungen wären überhaupt kein Problem, wenn Europa und Nordamerika ihre gesamte Landwirtschaftshilfe einstellen würden. Dann hätte nämlich die Dritte Welt erstmals eine faire Chance im Wettbewerb, die sie mit den hochsubventionierten Lebensmitteln aus dem Norden bisher nie hatte.
Ebenso Faktum ist, dass die europäischen Bauern in den letzten Jahren noch aus ganz anderen Budgettöpfen profitiert haben: nämlich aus jenen der Energiepolitik. Jeder Bauer, der auf seinen Feldern eine der derzeit wie Schwammerl sprießenden Windmühlen aufstellen lässt, hat für die nächsten Jahre ein absolut sicheres und arbeitsfreies Einkommen. Ähnliches gilt für den neuen Erwerbszweig der Bioenergie-Saaten.
Aber, so werden manche jetzt einwerfen, die Bauern sind doch so enorm wichtig für die Umwelt. Ach ja wirklich? Sind riesige Monokulturen, Versteppungen, Vergiftung des Grundwassers und vieles andere mehr wirklich in irgendeiner Hinsicht gut für die Umwelt? Man darf zweifeln, auch wenn diese kritischen Hinweise keineswegs auf alle Bauern zutreffen.
Wo die Förderungen wirklich berechtigt wären
Dennoch könne man doch nicht wirklich wollen, dass Bergbauern aufgeben und immer mehr Bauernhöfe dem Verfall preisgegeben werden, lautet der nächste Einwand. Das ist nun in der Tat eine wenig erfreuliche Perspektive. Tatsache ist aber, dass dieser Prozess auch trotz der gewaltigen Agrarbudgets der letzten Jahre weitergegangen ist.
Aus all dem gibt es eine klare Konklusion: Unsere Gesellschaft soll die Bauern durchaus entlohnen – aber eben nur für das, woraus die Gesellschaft oder die Umwelt irgendeinen Nutzen zieht. Selbst wenn das nur ein optischer Nutzen einer gepflegten Landschaft ist, von dem etwa der Tourismus sowie die vielen neuen Magazine und Fernsehserien profitieren, welche mit großem Erfolg eine heile bäuerliche Welt in Schönbildern vermarkten.
Förderungen sind also durchaus berechtigt für die Bebauung von Feldern anstelle von Aufforstung oder Versteppung, für Landwirtschaft ohne Monokultur, für die Erhaltung von Bergbauernhöfen (die nicht zu bloßen Ferienwohnungen umgewandelt werden), für Düngungsmethoden ohne Schädigung des Grundwassers, für Verzicht auf unerwünschte Methoden der Tierhaltung, für Verzicht auf sonstige Belastungen von Gesundheit und Umwelt (womit aber nicht die von ein paar Grünen und der Kronenzeitung geschürte Panik gegenüber genveränderten, aber völlig harmlosen Pflanzen gemeint ist).
Abwanderung ist ein ganz natürlicher Prozess
Alle anderen Förderungen – derzeit der Großteil! – sollten hingegen abgeschafft werden. Es gibt keinerlei Rechtfertigung für Direktzahlungen und für Abnahme-Garantien der landwirtschaftlichen Produkte. Das wäre nichts anderes als eine Angleichung an das normale Leben: Auch die Erzeuger von Schwedenbomben, edlen Vorhängen oder billigen Autos gehen in Konkurs, wenn ihre Produkte nicht genug nachgefragt werden. Auch für sie gibt es bekanntlich keinerlei Abnahmegarantien oder dauerhafte Direktzahlungen.
Von den gegenwärtigen Methoden zur Ausschüttung des EU-Agrarbudgets profitieren die industriellen Großbetriebe am meisten. Auch diese sollten zwar vollen Anspruch auf gesellschaftlichen Schutz gegen die Attacken der wirren Tierschützer oder militanten grünen Gen-Kämpfer haben. Es gibt aber absolut keinen legitimierbaren Anspruch auf Direktzahlungen oder Abnahmegarantien.
Nur eine Einstellung dieser spezifischen Förderschienen wird die Bauern zu Umstellungen zwingen. Diese würden entweder darin bestehen, ihre Betriebe ganz nach den echten Anforderungen von Sauberkeit, Gesundheit und Umwelt zu orientieren, oder aber Dinge zu produzieren, die von den Konsumenten wirklich zu guten Preisen nachgefragt werden.
Gleich folgt der nächste Einwand: Davon werden aber nicht alle leben können; dann gibt es ein Bauernsterben. Ja das kann man nicht ausschließen. Aber das Bauernsterben, also die Abwanderung in andere Berufe, findet trotz vielfältiger Förderungen schon seit rund 200 Jahren statt. Sonst würde heute noch der Großteil der Europäer mit der Beschaffung des täglichen Brotes befasst sein. Aber zum Glück können dank der ständigen naturwissenschaftlichen und technischen Fortschritte immer weniger Bauern immer mehr (und meist bessere!) Lebensmittel erzeugen.
Auch die Gewerkschaften mussten einsehen, dass es nicht geht, die Beschäftigung von Heizern in E-Loks durchzusetzen. Oder von Bleisetzern in Zeiten des Computerdrucks.
Alle Regierungen fürchten die Bauern
Es gibt also absolut keinen Grund, dass sich die europäischen Staaten zur „Rettung“ von nicht gesunden bäuerlichen Betrieben immer weiter verschulden. Vor allem kann die immer wieder vorgeschobene bäuerliche Armut kein Grund dafür sein. Diese gibt es zwar sicher in einzelnen Bereichen. Aber Armutsbekämpfung ist in allen Branchen und Bereichen eine Aufgabe der Sozialbudgets oder der Familienpolitik. Es gibt ja auch für Schuster oder Greißler oder konkursgefährdete Rechtsanwälte keine Direktzahlungen oder Garantien, dass man ihnen ihre Schuhe oder Lebensmittel abkauft oder ihnen Klientenmandate gibt.
Warum aber gibt es dann immer einen solchen Wirbel gerade um das Agrarbudget? Nun, das hängt zweifellos neben der angesprochenen emotionalen Dimension mit der sehr erfolgreichen Politik der Bauernvertreter zusammen. Auch sozialistische Regierungen wie etwa die jetzige in Frankreich wagen es nicht, die Bauern wie jede andere Berufsgruppe zu behandeln. Und das tun erst recht nicht jene Regierungen, die von bäuerlichen Mandataren mitgetragen werden. Diese gibt es in fast jedem Parlament deutlich überproportional. Auch in Österreichs Nationalrat und den Landtagen sind die Bauern – so wie Beamte und Kammerangestellte – weit stärker vertreten, als es ihrem Anteil an der Bevölkerung oder der Gesamtproduktion entsprechen würde.
PS.: Genauso fragwürdig und fast ähnlich groß wie die Ausgaben für die Agrarpolitik sind übrigens jene für die sogenannte Kohäsionspolitik. Das sind die Unterstützungen für die ärmeren Regionen, die im Wettbewerb mit den erfolgreichen Teilen Europas unterzugehen befürchten. Die Eurokrise zeigt aber, dass diese Kohäsionspolitik absolut nichts bewirkt hat. Denn trotz der Kohäsions-Billionen im Laufe der Jahrzehnte sind gerade die davon profitierenden Länder heute jene, die am schwersten verschuldet sind und die sich am wenigsten wettbewerbsfähig gemacht haben. Sie haben es sich mit den Kohäsionsgeldern gut gehen lassen und müssen nun in ihrer Schuldennot mit neuerlichen Billionen aufgefangen werden. Aber dennoch wird eine kritische Diskussion über die Kohäsionspolitik nicht einmal versucht. Was natürlich den Bauern gegenüber ein wenig ungerecht ist, die immer kritischer beäugt werden.
Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.
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Zusätzlich zu den hier schon festgestellten Schwierigkeiten bei den Festlegungen der Agrarförderkulisse, sorgt eine Entwicklung für immer mehr lautstarken Wirbel.
Die Naturschutz-NGOs drängen sich mit allen möglichen "Schutz"-Programmen immer stärker ins Zentrum und fordern größere Anteile des Kuchens. Denn sie sind ja die Natürschützer, die Guten, daher steht ihnen auch das Geld zu, während die Bauern mit Überdüngung und Überweidung sichtbar die Natur schädigen.
Hinter diesem Geschrei wird einem klar, von welcher Seite am Ruf der Bauern gekratzt wird.
Viele der heute noch lebenden Österreicher hatten eine Kindheit, in der Pferd und Ochse noch die typischen Arbeitstiere auf dem Bauernhof waren. Es gab Mittelwellenradio und dann Schwarz-Weiß- und schließlich Farb-Fernsehen. Heute gibt es in den Bauerndörfer wieder Pferde, allerdings um Stadtkindern das Reiten zu ermöglichen. In einem Menschenalter ist ein Umbruch von den handschriftlichen Aufzeichnungen zu allgegenwärtigen Computeranwendungen gekommen. Im Wiener Stadtbild tauchen Hochhäuser auf, deren Besiedlung noch zu einer Immobilienkrise führen dürfte. Auch für den Bauern hat sich viel geändert. In einem Bauerndorf gibt es vielleicht noch ein Duzend Vollerwerbsbauern. Automatisierung und Technik sind der Alltag. Nicht geändert hat sich aber, daß im Frühjahr die Saat aufgeht, die vorher noch mühsam ausgebracht wurde und daß eine Ernte erst das Säen voraussetzt und vom Wetter abhängt. Würde heute plötzlich für ein ganzes Jahr die Treibstoffversorgung unseres Landes ausfallen, könnten die wenigen Bauern nur hilflos dem sich anbahnenden Versorgungschaos zuschauen. Ich finde der Bauernstand und die Landwirtschaft bildet mit ihrem Wirken immer noch mehr die richtigen Maßstäbe ab, als jene Spekulanten, die nicht mehr Brot und Wein als Speise und Trank, sondern nur noch als Produkt für ihre Spekulation sehen. Jedenfalls fällt es mir leichter für Landwirtschaft aber auch für echte Innovation durch Forschung und Entwicklung Gelder als Budgetposten zu akzeptieren, als für Nadelstreif –Sozialisten in EU und Bürokratie.
Zur Information die EU-Förderungen, die kleinere Landwirte bekommen, reichen gerade mal dazu die Prüfkosten und Auflagen zu decken, die er zusätzlich aufgebürdet bekam. Für Freilandeier gibt es 5 Prüfungen, die vom Landwirt bezahlt werden müssen.
Wenn man 190 Euro Ausgleichszulage p.a. lukrieren will und einem der Antrags- und Prüfaufwand nicht zu blöd ist, muss man eine 2,5 ha bergige Wiese zweimal im Jahr mähen und das Heu einbringen. Niemand braucht zurzeit schwereinbringbares Heu, nicht mal gegen eigene Arbeit. Für zweimaliges Häckseln, dh Gras bleibt zerkleinert liegen, bezahlt man 560 Euro pro Jahr ohne Einbringung, eine Ausgleichszulage steht in diesem Fall nicht zu.
Daraus folgt, wohin fließen die großen Beträge und warum?
Großen Landwirtschaften bzw. die industrielle Landwirtschaft, die mit den hart arbeitenden Kleinbetrieben konkurrieren, sind häufig bereits im Besitz von Banken und Investmentgesellschaften oder durch Verschuldung stark abhängig und diese brauchen für ihre Investoren, für ihr Ergebnis oder zur Sicherung des Nichtausfalls von gewährten Krediten entsprechende Rendite, je höher desto besser.
Na glauben Sie, wie viele faule Kredite es mehr gäbe, würden denen die Förderungen gestrichen. Dann gäbe es anstatt 960 Mrd. Euro fauler Kredite plus x Mrd. Euro fauler Kredite aus der Agrarwirtschaft. Durch die Hintertür bezahlen die europäischen Steuerzahler bereits bei der Rendite und Schuldenparty dieser Monster mit. Wenn der Preis für Lebensmittel steigt, dann ist die Renditeparty eben entsprechend besser. Dann erweitern wir unser Repertoire mit weiteren ruinierten Betrieben, schaffen uns Konkurrenz vom Hals. Für Schuldenreduktion gibt es ja den Steuerzahler.
Ja, so ticken Unternehmen und Banken in einem planwirtschaftlichen und nicht marktwirtschaftlichen Umfeld. Sie schaffen sich über naive, korrupte oder beschränkte Politiker Vorteile durch Lobbyisten am besten in einem riesigen Binnenmarkt mit zentralistischer Verwaltung, entsprechender Propaganda wie alternativlos das alles ist.
Eine absolut fehlgeleitete Wirtschafts- und Agrarpolitik schaffte diesen Rahmen. Daher sollte diese Subventionspolitik zurückgefahren werden und wie simplicissimus beschrieben, einer regionalen Sicherung der Nahrungsmittelversorgung der Vorrang gegeben werden. Was spricht eigentlich dagegen den Agrarförderbereich zu nationalisieren? Auch ohne Agrarfabriken gab es Butter- und Milchberge.
Wir brauchen freie faire Marktwirtschaften, fairen Wettbewerb, Subsidiarität.
Wir brauchen keine über Produkte oder Steuerzahler finanzierte Lobbyisten, keine EU-Bürokratie, die ganz Europa - egal ob heißes oder kaltes Klima - über einen Kamm zu scheren versucht. Das klappt nicht, das müsste der letzte mit ein bisschen Hausverstand verstehen können, für die anderen wären Schulungen nötig am Beispiel Sowjetunion und DDR.
Meine persönliche Meinung (wen's interessiert):
Landwirte mit naturbedingt schwierigen Produktionsbedingungen, in Bergregionen, ungünstigen Klimazonen, mit aktiven Leistungen landschaftspflegerischer Art, mit getroffener Entscheidung für naturnahe Lebensmittelerzeugung:
diese Landwirte gehören in gerechter und intelligenter Weise gefördert.
Landwirtschaftliche "Industriebetriebe", vom echten Großbauern aufwärts, über herrschaftliche Besitztümer, bis zu den flächenfressenden Großfarmen speziell im Süden unseres Kontinents (vom eigenartigen Herrn Hollande mit Verve verteidigt), die sollten - bei umsichtiger Betriebsführung - allein schon vom Produktionsvolumen und den möglichen Rationalisierungseffekten her - ihr Auskommen und gute Ertragsmöglichkeiten finden!
Die heute so großzügigen Förderungen für diese Agrarfabriken gehören ganz ordentlich gestutzt bis komplett abgeschafft!
Milliarden um Milliarden könnten so von der EU für sinnvolle und zukunftsträchtige, jedoch förderungswürdige Projekte bereitgestellt werden!
(mail to: gerhard@michler.at)
Weg von der Objektförderung nach dem Gießkannenprinzip, hin zur Subjektförderung mit Augenmaß, besonders wenn auch Mitmensch und Umwelt davon profitieren.
Das bedeutet im Agrarsektor notwendige Zuschüsse für Bauern als Landschaftspfleger und Erzeuger von gesunden, regionalen Lebensmitteln, jedoch nicht für agrarindustrielle Großbetriebe mit zweifelhaften Produktionsmethoden. Dies wird leider beim Milliarden-Agrarbudget in der EU viel zu wenig beachtet. Im Gegenteil, es kassieren allzu oft jene, die es sich richten können und sowieso auf Grund ihrer Größe genug Einkommen erzielen. Auf diesem Gebiet liegt noch viel im Argen und es herrscht dringender Reformbedarf.
Wie schon einmal bei der Kohäsionspolitik bemerkt, führt sie nicht zu dem gewünschten Ergebnis des Zusammenhalts zwischen ärmeren und reicheren Regionen, sondern zu sattem Nichtstun, Verschwendung und immer höheren Forderungen nach finanziellen Zuwendungen, frei nach dem Prinzip: "Wenn man Dir gibt, so nimm - wenn man Dir nimmt, so schrei"!
Beste Vorbilder unsere hochverschuldeten, südlichen Problemstaaten und nicht zuletzt auch in Österreich jüngst das Burgenland, wo nach den bevorstehenden EU-Subventionskürzungen sofort der Ruf nach heimischen Steuergeldzuwendungen als Ersatz laut wurde. Von verbesserter Wettbewerbsfähigkeit trotz jahrelanger Förderungen keine Spur = beides ein Musterbeispiel von gut gemeint ist nicht immer gut.
Das ist alles vom Wettbewerbsstandpunkt gut und richtig. Wie sieht es aber fuer Oesterreich aus, wenn eine Energiekrise ploetzlich eintritt und die Transportkosten explodieren? Wenn Konflikte in den Nachbarstaaten ausbrechen und das Binnenland weitgehend von der Versorgung abgeschnitten wird? Wenn die explodierende Nachfrage in eben der dritten Welt die Preise fuer Grundnahrungsmittel in die Hoehe treibt.
Zugegeben, manche dieser Szenarien sind derzeit nicht sehr wahrscheinlich, manche wuerden sukzessive auftreten, sodass Zeit zur Reaktion besteht.
Man wird sich jedoch gut ueberlegen muessen welche landwirtschaftlichen Teile eines klimatisch benachteiligten Landes man zugunsten globalen Wettbewerbs wegsterben laesst und welche man, mit oder ohne EU-Foerderung doch unterstuetzt. Eine Notversorgung muss gewaehrleistet sein. Es ist wie eine Versicherung.
Alle Regierungen fürchten die Bauern oder wir zahlen den Preis für unser Essen über die Förderungen.
Früher einmal vor vielen, vielen Jahren, etwa nehmen wir die 1950-er Jahre, da waren die Bauern die reichsten bei uns, sie garantierten das Überleben und bekamen, was sie produzierten, direkt bezahlt. Es gab bei uns im niederösterreichischen Dorf 8 Bauern, heute ist es einer, der sich deshalb über Wasser halten kann, weil er ein Fleischerei dabei hat und seine Waren selbst vermarktet.
Auf noch früher möchte ich jetzt nicht eingehen, Bauernkriege, etc., es hat ja alles auch Geschichte.
Dann kamen die 1970-er Jahre. Kredit und Faulheit hielten Einzug und Konsumverdorbenheit, und die Bauern wurden nicht mehr gebraucht, maximal als Landschaftspfleger, denn die Leute lernten Gift zu essen und 'Qualitätsware'. Es bildeten sich die unvermeidlichen Agrarlobbies, die absahnen, die sogenannten Lebensmittelkonzerne und die Preise der Bauern unter deren Existenzminimum gedrückt haben.
Wie gesagt, also wurde 'politisch' eingegriffen und es wird 'gefördert', wie immer bei der Politik, nach Ideologie- (=Idiotie)-Richtlinien und nicht nach Sinnhaftigkeit und schon gar nicht bei den Klientel-Lobbies.
Würden die Menschen die gerechten Erzeugerpreise beim Bauern zahlen, gäbe es die ganzen 'Agrarkonzerne' nicht, auch die ganze Konservierungsindustrie und Verpackungs- und Frischhalteindusstrie nicht, deren Laufbahn ja bereits im 19. Jahrhundert begonenn hat und in weiten Bereichen auch Sinn macht, in weiten Bereichen allerdings ein Beitrag zur Massenvergiftung geworden ist.
Würden die Menschen die gerechten Erzeugerpreise beim Bauern zahlen, hätte die Politik auch sehr wenig Einfluß darauf und keine Berechtigung für aufgeblähte Förderapparate. Das gesunde Essen wäre teurer.
Würden die Menschen normal und gesund leben, wären die allermeisten Regalprodukte der Supermärkte obsolet und unnötig und es würde auch wesentlich weniger weggeworfen werden, ebenso der hektische, nicht zuletzt auch durch falsche Ernährung bedingte, Lebensstil einem natürlichen weichen.
All das aber ist auch nicht im Interesse der Politik, lassen sich damit doch keine Abhängigkeiten herstellen und es wäre auch nichts zu 'regulieren' und gegen die Lobbies ist man zu schwach.
Für mich sind Agrarförderungen, wie alle Förderungen, die die Politik 'von oben herab' beschließt, problematisch, weil sie stets dorthin kommen, wo sie nicht gebraucht werden, sprich an die Selbstbediener und Klientel, und meist nie dorthin, wo die sinnvolle Maßnahme eigentlich hätte wirken sollen. Man könnte sich das Aufheulen der Lobbies ja platisch vorstellen, würde eine Förderung nur punktweise und direkt ausbezahlt werden unter Ausschluß der Lobbies.
Alle Regierungen sollten sich heutzutage lieber vor den Lobbies fürchten, die sie vor sich hertreiben wie eine Herde Schafe.