Die Wechselkurs-Zündeleien
14. Februar 2013 00:37
2013-02-14 00:37:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 2:30
Der Eurokurs steigt seit Wochen deutlich. Das ist ein – trügerisches – Zeichen der Erholung, löst aber schon wieder Panikrufe aus. Diesmal von der Industrie.
Die Ursachen des Kursanstiegs sind klar: Die beiden anderen großen Währungen haben Vertrauen verloren, während der Euro seit Herbst trotz des langen EU-Budgetstreits weniger Schlagzeilen gemacht hat. In Japan hingegen wollen Notenbank und die neue Parlamentsmehrheit den Yen-Kurs nach unten treiben, um Exporte anzukurbeln und die Schuldenlast zu erleichtern. Ähnlich wird auch in den USA fast unbegrenzt Geld gedruckt. Die Wiederwahl von Barack Obama, die lockere Hand der Fed und das Nachgeben der Republikaner im Kongress-Streit um die Verschuldung haben das Vertrauen in den Dollar schwer unterminiert. Da hilft nicht einmal der Industrie-Boom infolge des billigen Schiefergas-Abbaus.
Daher gehen wieder viele Anleger in den Euro zurück, weil ja die Währungen der boomenden Schwellenländer großteils nicht frei konvertibel sind. Es werden sogar wieder Anleihen aus Griechenland oder Portugal gekauft, was deren Preis drückt. Die Furcht ist gesunken, diese Länder würden bald crashen. Das treibt aber gleichzeitig die deutschen Zinsen empor. Denn niemand anderer als Deutschland ist ja das Sicherheitsnetz, das diese Schuldenländer am Leben hält. Daher bremsen viele Anleger ihren Run auf deutsche Papiere und wollen die noch immer im Vergleich hohen Zinsen der von Deutschland gesicherten Länder kassieren.
So weit so klar. Jetzt aber jammert zunehmend die europäische Industrie: Das Exportieren wird bei steigenden Kursen schwieriger. Das stehen zwar die deutschen Markenartikler noch ganz gut durch. Frankreichs Industrie hingegen leidet schwer, auch die italienische. Ein überzogenes Lohnniveau, ein schwaches Image und der steigende Euro-Kurs sind eine dreifache Gefahr.
Frankreichs Präsident ruft aber so wie Italien nach einer völlig falschen Therapie. Er verlangt eine „aktive Wechselkurspolitik“. Das heißt aber nichts anderes, als künstlich den Eurokurs zu senken und deswegen angebotene Dollar- und Yen-Beträge aufzukaufen. François Hollande zeigt mit dieser Forderung, dass er aus der Geschichte überhaupt nichts gelernt hat. Denn erstens profitieren von einem künstlichen Wechselkurs immer jene, die dagegen spekulieren, weil Zentralbanken am Ende doch immer unter Auslösung von Schockwellen nachgeben müssen. Und zweitens erinnert das endgültig an die Zwischenkriegszeit: Da herrschte weltweit ein künstlicher Kurs-Wettlauf nach unten, um der eigenen Industrie zu helfen. Die dadurch ausgelöste Katastrophe sollte auch in Frankreich noch in Erinnerung sein.
Was aber tun? Es gibt keine Alternative zu dem, was jeder Regierung, ganz besonders einer sozialistischen schwer fällt: Sie müssen die in den letzten 15 Jahren im Verhältnis viel zu hoch gestiegenen Löhne wettbewerbsfähig machen. Nur das hilft – damit verliert man freilich die nächste Wahl mit Sicherheit.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.
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Die nächste Wahl verlieren sie mit Sicherheit auch hier bei uns.
So kann es eben nicht gehen, 40 Jahre Kredit machen und dann tun zu wollen, als wäre nichts gewesen.
Es geht uns ja 'soooo gut' (leider auf Kredit, der jetzt zu zahlen ist).
Ich weiß, dass viele Mitarbeiter in Industriefirmen auch mit weniger Lohnsteigerung auskommen, also mit den inflationären Lohneinbußen leben können und auch wollen, um ihre Arbeitsplätze zu erhalten. Dagegen steht aber die unflexible 'Appartschikmeute' der fetten Gewerkschafter, die auf 'Biegen und Brechen' alles zerstören will, was die Menschen gemeinsam geschafft haben und erhalten wollen, um sich selbst zu bedienen. Sie sind zu einem großen Teil mit ihren überzogenen Forderungen punkto Lohnhöhe und Nebenkosten am österreichischen Desaster schuld.
Für mich sind die Mitarbeiter der wichtigste Teil von Firmen und nicht die Gewerkschafter, die ich für völlig unnötig halte, was die Mitarbeiter betrifft, und für völlig verantwortlich dafür, was sie alles an Schaden in Österreich angerichtet haben mit ihrer Ideologie (=Idiotie).
Wie soll da ein Normalsterblicher noch durchblicken. Zuerst befindet sich der Euro im freien Fall und wird mit einem Billionen-Rettungsschirm gestützt. Klettert der Kurs endlich wieder hinauf, ruft man in der EU - allen voran Frankreich - nach einer "aktiven Wechselkurspolitik", um den Euro-Kurs künstlich zu senken.
Warum halbiert man nicht ganz einfach diesen Rettungsschirm, oder stützt den einen oder anderen PIGSZ-Staat (wobei die Unterstützung Zyperns sowieso wegen russischer Schwarzgelder wackelt) nicht mehr so massiv - schon sinkt der Eurokurs und Kostenwahrheit wird hergestellt = zwei Fliegen mit einem Schlag! Die Mehrheit der Bevölkerung, über deren Köpfe hinweg diese Währungspolitik betrieben wird und die jeglichen Durchblick verloren hat, ist sicher nicht gegen die Herstellung von Realitäten! Allerdings im nunmehr sozialistisch regierten Frankreich liegt die Wurzel des Übels tiefer. Da wird auch ein niedrigerer Euro-Kurs nur bedingt helfen, wenn Holland nicht endlich die dringend notwendigen "Hausaufgaben" im Land erledigt!
Der Wechselkurs des Euro verhaelt sich entsprechend seinem Umfeld ganz "normal:
- langfristig fundamental
- mittelfristig technisch, interessanterweise recht genau an die Elliott-Wave Theorie angeglichen (3 lange gezackte Anstiege, abgeloest von 3 kurzen gezackten Abstiegen; im Moment befinden wir uns vor dem Zenit des 2. kurzen Abstiegs)
- kurzfristig entsprechend der Tagesgeschehnisse
Und das natuerlich immer im Vergleich mit dem selber notleidenden Konkurrenten US-Dollar! Wichtig waere nun vor allem ein Vergleich der Kursentwicklungen und vor allem Inflations/Devaluationsentwicklung aller anderer Waehrung gegenueber Euro und USD.
Ich habe diese Analyse nicht gemacht, wenn ich aber sehe, wie die Waehrung einiger Entwicklungslaender, die ich kenne seit Jahren trotz innerer Inflation (auch ausgeloest durch hoehere Importpreise) gegenueber dem Euro unter Schwankungen stagniert, dann kann ich nur vermuten, dass der Euro weltweit an Kaufkraft nicht gewinnt, sondern tendenziell eher verliert. Nur nicht im Vergleich mit dem Obama-Schuldendollar.
Hollande ist einfach ein typischer unbelehrbarer sozi.
seine letzten äußerungen sind ja wirklich mehr als haarsträubend: künstliche schwächung des euro, verbot der schließung von profitablen unternehmen, 70% steuer für reiche, etc.
was kommt noch ?
Allgemeine Ratlosigkeit und Herumstrampfen im Nebel!
Anscheinend haben selbst klügste Finanzexperten kein taugliches Rezept, die Finanzen der Welt einigermaßen ins Lot zu bringen, und überdies Doofköpfe wie Messieur Hollande & Co. von den ärgsten Finanz-Dummheiten abzuhalten!
Natürlich wäre auch das von A.U. - wie er selber zugibt - im letzten Absatz genannte Rezept nicht einmal in homöopathischen Dosen realisierbar:
"So weit kommerts noch, wenn sich wer trauert, uns so frech unsere wohlerworbenen Rechte zu schmälern!"
Nun, da möchte ich, zur Erheiterung in der nun begonnenen Fastenzeit, noch rasch drei wahre Sprüchlein, das Geld ansprechend, anbringen:
"Geld regiert die Welt" (allgemein bekannt, stimmt ja wirklich!)
"Hat einer Geld, so ist er ein Held, und der mit goldnen Äpfeln werfen kann,
behält das Feld"
"Man muss das Geld von den Leuten nehmen,
von den Bäumen kann man's nicht schütteln!" (Wie wahr, wie wahr!).
Trotzdem: guten Morgen, liebe Blogfreunde!
(mail to: gerhard@michler.at)
OT: Neidlos anzuerkennen. Ein Nicht-Links, gegen den Mainstream arbeitendes, bisweilen radikal-objektivistisches Printerzeugnis vergrößert sein Verbreitungsgebiet: "eigentümlich frei"
"Die Ausgabe 130 erscheint am 25. Februar 2013 – erstmals flächendeckend in deutschen Bahnhofsbuchhandlungen und in allen größeren Presseverkaufsstellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz."
Wenn einem die Temperatur nicht passt, kann man natürlich auch das Thermometer manipulieren...