Es ist eine der klarsten Lehren aus der schon ins fünfte Jahr gehenden großen Krise: Ohne Industrie geht gar nichts. Das Gerede von der postindustriellen Gesellschaft, die nur über Dienstleistungen Werte schaffen könne, hat sich als Unsinn erwiesen. Denn je stärker ein Land industriell aufgestellt ist, umso besser hat es die Krise überstanden.
Bei den immer mehr Menschen beschäftigenden Dienstleistungen gibt es ein doppeltes Problem: Es geht zum einen um soziale Dienste (Pflege, Gesundheit usw.), wo nicht nur schlecht bezahlt wird, sondern wo die Finanzierung in hohem Ausmaß von öffentlichen Abgaben abhängig ist. Das ist bei allem Verständnis für die Nöte einer alternden Gesellschaft keine eigenständige Wertschöpfung.
Zum anderen sind viele der gut bezahlten Dienstleistungen rund um Industrie-Unternehmen angesiedelt. Dazu gehören technische Konsulenten ebenso wie Rechtsanwälte, PR, Werbung, EDV, Versicherungen, Banken, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung. Viele Dienstleister sind im Grunde nur outgesourcte Teile der Industrie. Ihre ökonomische Basis wird jedenfalls massiv unterminiert, wenn es weniger Industrieunternehmen gibt.
Deutschland und Österreich stehen in Sachen Industrie sehr gut da. Diese hat hier einen höheren Anteil an der Wertschöpfung als in den meisten anderen Staaten. Daher wurde hier auch die Krise relativ besser überstanden. Zumindest bisher.
Freilich trifft dieses Lob nicht für alle Regionen zu. Insbesondere die beiden Hauptstädte haben ein veritables Problem. Sie stehen beide viel schlechter da als der Rest des Landes. Das Problem in Berlin geht nicht zuletzt auf die Geschichte (Jahrzehnte der Teilung, die Insellage im Westen sowie das traurige Erbe der DDR im Osten) zurück; daneben spielt der hohe Migrantenanteil und die Größe radikaler Bevölkerungsgruppen eine negative Rolle.
Aber auch Wien hat eine katastrophale Bilanz: Hier gibt es nicht nur die weitaus höchste Arbeitslosigkeit Österreichs, sondern in den letzten Jahren auch den steilsten Anstieg der Verschuldung.
Zentrale Ursache der Malaise ist die industriefeindliche Politik der Bundeshauptstadt. Diese zu beklagen hat nun sogar die sonst dem Wiener Rathaus gegenüber sehr harmoniebedürftige Wiener Wirtschaftskammer-Präsidentin in einem ebenso mutigen wie empörten Vorstoß gewagt.
Wenn schon 13 Prozent der Unternehmen Betriebsstätten aus der Stadt abgezogen haben; wenn die Industriezonen um 16 Prozent geschrumpft sind; wenn Wien anderswo unbekannte Abgaben wie die U-Bahn-Steuer einhebt; wenn AUA und Flughafen international an Stellenwert verlieren; wenn 55 Prozent der Betriebe über die Bürokratie klagen (im Gegensatz etwa zum Industrie-Musterland Oberösterreich); wenn trotz der hohen Arbeitslosigkeit Lohnkosten und Grundstückspreise deutlich höher sind als anderswo: Dann wäre eine Schocktherapie dringend notwendig. Aber es sind nicht einmal Spuren eines homöopathischen Therapie zu finden.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.
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Es gibt Schlüsselindustrien, die ein Indikator dafür sind, wie es um den Entwicklungstand einer Volkswirtschaft steht. Ich halte nichts davon, zu sagen, wir lassen den Stahl in Korea und Brasilien gießen und importieren halt einfach die Halbzeuge. Abgesehen davon, daß ein Land so nicht krisenfest bleibt, ist der Unsinn ja auch, daß immer mehr transportiert wird, und die Verteuerung der Energiekosten zwangsläufig Lohnkosteneinsparungen wieder vernichtet.
Drei Industriegruppen, an denen österreichische Unternehmen schon einmal beteiligt waren, aber die dem Land wieder (weitestgehend) verloren gingen, halte ich für entscheidend. Zwei davon sind Spezialisierungen des Maschinenbaues - nämlich Kraftfahrzeugbau und Flugzeugbau. Historisch betrachtet stehen dafür Namen wie Porsche (ein Kärntner) natürlich in Österreich an der Bürokratie gescheitert (was sonst in diesem Dreckstaat) und der weitgehend unbekannte Otto Schwärzler (der in Heinkels Flugzeugbetrieben richtungsweisend an der weltweit ersten Strahlturbine arbeitete) welcher den Erstflug eines Düsenstrahlflugzeuges möglich machte. Steyr Daimler Puch in der Fahrzeugindustrie, Lohner, Doblhoff (Hubschrauber) die ÖFlAG und andere erzeugten einst Flugzeuge von Weltrang. Alles weg - durch die Unfähigkeit der Bürokraten und den Sozialismus ( Hand in Hand). Weiters darf erwähnt werden, daß in Moosbierbaum die größte synthetische Benzinerzeugung (aus Braunkohle) stand, die es in europa gab. Nachdem die 15. US Luftflotte diese in die Steinzeit gebombt hatte, kamen die Sowjets und nahmen die Steine auch noch mit. Bezeichnenderweise hat es keinen Versuch mehr gegeben, das Werk, das nach dem 1927 patentierten Fischer Troopsch Verfahren arbeitete, je wieder zu errichten. Dafür werden lieber Subventionen gezahlt, um die Schließung des Kohlenbergbaues 'sozial' abzufedern. Sozialismus steht für Kapitulation, Bürokratie und Niedergang. Eine Pest.
Das ist schon richtig, daß die Industrie heute der bedeutendste volkswirtschaftliche Wohlstandsfaktor ist, und trotzdem sollte man unterscheiden.
Denn huldigt man der Industrie im Allgemeinen, dann übersieht man, daß wohlstandsfördernd nur der bodenständige, ortsgebundene Unternehmer imstande ist, Mehrwert für die Volkswirtschaft beizutragen, während die Konzernindustrie dorthin zieht, wo es kostengünstiger ist, zu produzieren.
Wollten wir die Konzernindustrie fördern, dann leisten wir einen negativen Beitrag zur Volkswirtschaft!
Also sollten wir die heimische, unternehmerische Industrie unterstützen,
In beiden Städten Berlin und Wien geht die verheerende Bilanz nicht nur auf die industriefeindliche Politik zurück, sondern auf die gesamte monetäre Mißwirtschaft
unter sozialistischer Herrschaft, welche in Wien noch durch die Mitwirkung der Grünen vielfach potenziert wird.
Wenn die dringend verordnete "Schocktherapie" nicht bald einsetzt, endet zumindest der Patient Wien unweigerlich letal.
Aber wie wußte schon H. Hesse: "Jedem (Neu-)Anfang wohnt ein Zauber inne" und genau das wünsche ich mir für diese eigentlich lebenswerte Stadt!
Als Kaufmann, der sein ganzes Berufsleben mit und für die Industrie gearbeitet hat, weiß ich um deren Wichtigkeit für Volkswirtschaft, Wohlstand und ein positives Sozialgefüge. Da bleibt mir dazu sonst nichts zu sagen.
Nun wieder einmal zu meinem Lyrik-Schwerpunkt (Michler's Sonntags-Holde-Kunst!):
Emanationen großer und wahrhafter Kunst können aufnahmebereiten Menschen Leuchtspuren in "andere", schönere Welten weisen, geistige Höhenflüge, Glücks- und Trostmomente auslösen!
Das nachfolgende Gedicht der großen Kärntner Dichterin Ingeborg Bachmann (1926 - 1973), für mich eines der schönsten und wahrsten in deutscher Sprache, ist in seiner Aussage ein Plädoyer für Wahrhaftigkeit in unserem Tun und Denken, und zugleich ein Hohelied auf die herrliche und gefährdete Möglichkeit des menschlichen Daseins:
"Was wahr ist!
Was wahr ist, streut nicht Sand in deine Augen,
was wahr ist, bitten Schlaf und Tod dir ab
als eingefleischt, von jedem Schmerz beraten,
was wahr ist, rückt den Stein von deinem Grab.
Was wahr ist, so entsunken, so verwaschen
in Keim und Blatt, im faulen Zungenbett
ein Jahr noch und ein Jahr und alle Jahre -
was wahr ist, schafft nicht Zeit, es macht sie wett.
Was wahr ist, zieht der Erde einen Scheitel,
kämmt Traum und Kranz und die Bestellung aus,
es schwillt sein Kamm und voll gerauften Früchten
schlägt es in dich und trinkt dich gänzlich aus.
Was wahr ist, unterbleibt nicht bis zum Raubzug,
bei dem es dir vielleicht ums Ganze geht.
Du bist sein Raub beim Aufbruch deiner Wunden;
nichts überfällt dich, was dich nicht verrät.
Es kommt der Mond mit den vergällten Krügen.
So trink dein Maß. Es sinkt die bittre Nacht.
Der Abschaum flockt den Tauben ins Gefieder,
wird nicht ein Zweig in Sicherheit gebracht.
Du haftest in der Welt, beschwert von Ketten,
doch treibt, was wahr ist, Sprünge in die Wand.
Du wachst und siehst im Dunkeln nach dem Rechten,
dem unbekannten Ausgang zugewandt"
Verborgene, geheimnisvolle Chiffren; wahrhaftige und symbolträchtige Gedankenlyrik!
Sie sind eingeladen, sich diesem wunderbaren Gedicht sinnsuchend zu nähern!
Gerhard Michler
(mail to: gerhard@michler.at)
Hier noch ein "Out of topic", welches zeigt, wie in unserem Nachbarland Schweiz die direkte Demokratie funktioniert. Heute gab es in 12 Kantonen und 7 Kommunen (Gemeinden) wieder so einen Wahlsonntag, wo über diverse Bürger-, Partei- und Abgeordneteninitiativen abgestimmt wurde.
Wir Österreicher mögen über manches wohl schmunzeln, aber man darf nicht vergessen, dass alle diese Abstimmungsergebnisse für die Verwaltungen verbindlich sind. Besonders interessant ist die Ablehnung des SP-Vorschlages im Kanton Neuenburg, wo eine geplante Reichensteuer vorgeschlagen war.
Wer genaueres wissen will:
http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2012/11/24/Schweiz/Debakel-fuer-Tourismusabgabe-keine-Reichensteuer
Dr. Unterberger gebe ich vollinhaltlich recht: Die Industrie ist das Zentrum allen Wirtschaftens auf hohem Niveau. Und die Voraussetzung für eine stabile Volkswirtschaft.
Diese Erkenntnis sollten sich vor allem sämtliche Bundes- und Landespolitiker fix ins Bewußtsein verinnerlichen.
Aber auch Gewerkschaftsfunktionäre, wenn es darum geht, eben maßvolle Forderungen die flexibel sind zu stellen ==> damit sich die Industrie & ihre Fertigungsstandorte nicht ins Ausland vertschüssen.
Seitens der Politik stellt sich die Frage: Ist in Österreich das Wort "Industriepolitik" ein Fremdwort??
Man muss aber die steirische Landesregierungen der letzten 20 - 30 Jahre loben, dass in der Steiermark der "Autocluster" verwirklicht wurde. Dem ich von Herzen wünschen, dass diese Erfolgsstory auch in Zukunft so weitergeht. Zu Recht muss man da auch die beiden Begriffe 'Magna' und 'Frank Stronach' positiv erwähnen.
Und auch die OÖ-Landesregierung hat sicherlich bei der Industriepolitik viel richtig gemacht.
Ich las einmal einen sehr intelligenten Artikel wo es um die Rolle der Industrialisierung im Kontext der Entwicklung von Staaten ging. Wobei es hier um den ursprünglichen Industriebegriff ging, also das was in der Begriffslogik der Industrialisierung der Jahrhunderte: 18. Jhdt bis 20. Jhdt. liegt:
Also die Entwicklung der physisch produzierenden Einheiten in den Werkstoffbereichen: Stein, Mineralien, Bergbau, Holz und Metalle:
Die Entwicklung war bekanntlich: Zunftbetrieb, freier Handwerksbetrieb - Gewerbebetrieb - Manufaktur - Fabrik - Industrie - Exportindustrie für große bzw. Weltmärkte.
Und da wurde die Frage aufgeworfen: Was ist eigentlich das innerste Zentrum der Industrie? Was ist das ‚Herz’ aller Industrie?
Antwort: Die Industrie für Werkzeugmaschinen (Werkzeugmaschinen-Industrie) http://de.wikipedia.org/wiki/Werkzeugmaschine
Da werden die Fertigungsmaschinen, z.B. Drehbänke, Drehmaschinen, Hobelmaschinen, Fräsmaschinen, Biegemaschinen, Schweißroboter usw. usf. hergestellt. Die Anforderungen an die Genauigkeit sind die allerhöchsten. Da redet man von Genauigkeiten im My-Bereich (0,001 mm).
Diese Industrie stellt also Fertigungsmaschinen her, damit die allgemeine, produzierende Industrie ihre Erzeugnisse herstellen & verkaufen kann.
Die Genauigkeiten der Endprodukte (Konsumgüter) liegen jedenfalls unter der Genauigkeit der jeweiligen in der Produktion eingesetzten Fertigungsmaschinen. Beispielsweise, wenn die Fertigungsmaschine eine Genauigkeit von 0,001 mm hat, dann kann man erwarten dass das Endprodukt eine Genauigkeit von ca. 0.001 mm hat.
Die Werkzeugmaschinen-Industrie ist - könnte man also sagen die Vorraussetzung für die allgemeine Industrie. Es ist also die Basis, die Grundlage der allg. Industrie.
Sobald eine Nation eine funktionierende Werkzeugmaschinen-Industrie hat, wird es auch mit der allgemeinen Industrie gut bestellt sein! Denn die Schlussfolgerung liegt nahe & ist logisch: Wenn im Land xy Top-Werkzeugmaschinen erzeugt werden können, mit sagenhaften Genauigkeiten und tollen Produktionsgeschwindigkeiten, mit Computer- & Roboterunterstützung. – Dann wird dort ja wohl auch eine erfolgreiche Konsumgüterindustrie Fuß fassen können und verbleiben können.
Solange in Österreich eine erfolgreiche Werkzeugmaschinen-Industrie tätig ist, solange hat dieses Land gute Voraussetzungen um industriell im Weltmaßstab mithalten zu können.
Beim Googeln heute kam ich auf die Firma: Trumpf Österreich ( http://www.at.trumpf.com/ ) in Pasching, O.Ö. – eine österr. Werkzeugmaschinenfirma. Die damals noch verstaatlichte Voest war noch in den 1980ern berühmt für ihre Drehmaschinen, was ist inzwischen damit geworden? Mirko Kovats hatte Ende der 1980er seine Industriellen-Karriere gestartet indem er die Werkzeugmaschinenfirma Emco kaufte.
In Bezug auf unser wichtiges Nachbarland Deutschland gilt: Der Aufstieg und Verbleib Deutschlands als führende Industrienation ist zu einem großen Teil auf die sprichwörtlichen „Deutschen Werkzeugmaschinen“ zurückzuführen. Den Deutschen ist es bis heute gelungen ihre Position (und ihren Technologievorsprung) in diesem Bereich zu halten!!
Siehe auch: http://www.produktion.de/unternehmen-maerkte/deutsche-werkzeugmaschinenindustrie-glaenzt-mit-rekordwerten/
Und im Vergleich zur dt. Werkzeugmaschinen-Industrie: Wie berühmt ist heute die britische oder amerikanische oder französische Werkzeugmaschinen-Industrie?
In Wien hat sich ja diese Situation durch die Hereinnahme der extrem industrie-, wirtschafts-, technik- und fortschrittsfeindlichen Grünen noch wesentlich verschärft. Moderne Industrie und Wirtschaft braucht nun einmal auch moderne, schnelle und konstengünstige Transportmöglichkeiten - und die werden (u.a. natürlich) von den Grünen konsequent be- und verhindert.