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Frau Quoten-Doktor

Medizin ist das Studium, dessen Absolventen-Qualität jeden von uns am unmittelbarsten trifft. Am eigenen Leib nämlich. Und ausgerechnet da wird mit Frauenquoten bei der Zulassung hantiert.

Die Vizerektorin der Wiener Medizin-Universität hat eine interessante Amtsbeschreibung. Sie hat nämlich als Aufgabenbereich nicht nur „Lehre“ – was eigentlich voll auslastend sein sollte. Daneben ist sie auch für „Gender und Diversity“ zuständig. Sie hat also dafür zu sorgen, dass für Vielfalt bei „Gender, Alter, Interkulturalität, Behinderung, sexueller Orientierung“ (so steht es auf der Homepage der Med-Uni Wien) bei Studenten und Mitarbeitern ausreichend Sorge getragen wird.
Eines der Hauptziele des Vizerektorats war daher in diesem Rahmen die Beseitigung des Gender-Gaps beim Aufnahmetest.
Und das ist gelungen.
740 Studienplätze stehen ab Herbst für Erstsemestrige zur Verfügung. 3630 Bewerber stellten sich dem Test. So wie jedes Jahr waren rund 56 Prozent von ihnen junge Frauen. Anders aber als in den vergangenen Jahren, in denen dann nur 42 Prozent der Studienanfänger Frauen waren, weil die zahlenmäßig unterlegenen männlichen Bewerber besser abgeschnitten hatten, werden es heuer 55,9 Prozent sein.
Denn die Tests, die von Frauen ausgefüllt wurden, hat man einer anderen, milderen Beurteilung unterzogen.
Es wurden also nicht die besten aller Bewerber aufgenommen, sondern von jedem Geschlecht getrennt die Besten.
Das lässt wirklich ruhig in die Zukunft unserer ärztlichen Versorgung blicken.
Frauen sind großartige Ärzte, das soll hier gar nicht bezweifelt werden. Aber man muss sich schon fragen, warum ein Test entwickelt wird, der die besten Bewerber für Studienplätze herausfiltern soll, nur um dann das Ergebnis nach ganz anderen Kriterien zu verändern.
Soll das nächste Mal im Namen der Diversity vielleicht auch noch nach heterosexueller und homosexueller Orientierung der Bewerber unterschiedlich hart oder milde beurteilt werden?
Wenn man glaubt, dass der angewandte Test nicht gut ist, dass er nicht die für den Arztberuf notwendigen Voraussetzungen abfragt, dann hätte man ihn nicht verwenden dürfen.
Aber sich die Resultate hinzubiegen, um dem medizinisch wirklich unerlässlichen Ziel der Gendergerechtigkeit näher zu kommen, das sollte jenseits des Ausbildungsauftrags einer Universität sein.
Zu Recht beschweren sich junge Männer mit guten Ergebnissen, die im Namen der Gendergerechtigkeit um einen Studienplatz gebracht wurden. Es darf geklagt werden.
Es muss aber auch im anderen Wortsinn geklagt werden.
Die österreichischen Universitäten sind überlaufen und brauchen allesamt Zulassungsprüfungen – auch wenn das vielen nicht ins ideologische Konzept passt. Bei den künstlerischen Hochschulen, wo es seit Jahr und Tag Aufnahmeprüfungen gibt, hat das im Übrigen noch nie jemanden gestört.
Wenn aber die Zulassung von den Kriterien Gender und Diversity stärker als von Qualität bestimmt wird, dann gute Nacht.
Nun ist schon klar, dass es sehr schwierig ist, das richtige Verfahren zu finden, um eine Prognose treffen zu können, welcher Bewerber die besten Voraussetzungen für das angestrebte Studium mitbringt. Damit hat man auch in anderen Ländern Schwierigkeiten. Es gibt aber auch längst internationale Erfahrungen, wie die Treffsicherheit bei der Regelung des Studienzugangs erhöht werden kann.
Die beste Auslese scheint zu erfolgen, wenn nicht nur Schul-Abgangsnoten und Standardtests als Entscheidungsgrundlagen herangezogen werden, sondern wenn die Professoren mit jedem Bewerber auch ein Gespräch führen. Sich ein Bild vom zukünftigen Studenten machen. Und auf diese Weise mit auswählen können.
Das bedeutet natürlich auch viel mehr Arbeit für die Professoren, als einen schematisierten Test nur aus- und umwerten zu lassen. Es hat aber auch positive Auswirkungen auf die Ausbildung: Wer mit ausgewählt hat, wird auch dafür sorgen (müssen), dass die Qualität der Absolventen bestätigt, dass die selbst angelegten Kriterien an die Studien-Bewerber richtig waren.
Dann werden sich auch viele davor hüten, Gender und Diversity über die akademische Zukunft unseres Landes zu stellen. 

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