Griechenland ist „entgleist“ – das muss uns schon was wert sein
07. Juli 2012 00:21
2012-07-07 00:21:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 1:30
Worte, Worte, Worte. Das war es, was dem neuen griechischen Ministerpräsidenten eingefallen ist. Und, ach ja, noch eine Kleinigkeit: Das Sparprogramm sei leider „entgleist“.
Das Wort des Jahres. Irgendwie ist man, wenn man dem neuen Premier Samaras so zugehört hat, auch sicher, dass die Deutschen daran schuld sein müssen. Wer sonst? Griechenland selbst, blöde Geschichte, habe zuletzt ja zwei Wahlkämpfe führen müssen (Dass Herr Samaras selbst an diesen Wahlkämpfen schuld ist, weil er unbedingt an die Macht wollte, verschweigt er elegant). Ja, natürlich, jetzt werde man wirklich daran gehen, zu sparen und Ämter zusammenzulegen. Und, gewiss, auch privatisieren wolle man nun. Nur gehe das halt natürlich nicht, solange da in Europa irgendwer davon rede, dass Griechenland aus dem Euro ausscheiden werde. Selbstverständlich sei er, Samaras, auch für den Abbau von Beamten. Aber natürlich doch nicht jetzt, wenn die Arbeitslosigkeit so hoch ist.
Und so weiter und so fort (Nach seiner Leichenbittermienen-Rede hat Samaras hinter den Kulissen wahrscheinlich mit seinen Mitarbeiter angestoßen und mit ihnen hellauf über seine tragische Inszenierung gelacht).
PS.: Wie es jetzt weitergeht? Na, so wie immer. 14 Tage werden die internationalen Kontrollore schimpfen und sagen, jetzt gebe es wirklich kein Geld mehr. Bis sich dann die übliche Solidaritäts-Internationale durchsetzt – „man könne doch nicht . . .“ –, und es erneut Geld für Griechenland gibt. Aber natürlich nur gegen das ausdrückliche Versprechen der Griechen, jetzt aber wirklich alle Verpflichtungen einzuhalten. Und da behaupte noch wer, das Perpetuum mobile sei noch nicht erfunden.
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Beim ESM liegt der Hase m.E. in folgendem Pfeffer:
Die Marxisten und sonstigen Unverantwortlichen allerorts, namentlich auch bei uns, wollen ihre ursächliche Schuld am eigenverursachten, eigenstaatlichen Schuldenhorror ("Fantastilliarden" erscheint als einprägsames Synonym für die nirgendwo vorhandenen, nicht bedienbaren Schuldenbeträge) auf möglichst undurchblickbare Weise vor den Menschen verschleiern, um ihre verquere Ideologie nicht allzu rasch an die Realität anpassen zu müssen, was ruinösen (aber hochverdienten) Wählerstimmenverlust bedeutete.
Die psychologisch beste Methode dafür ist es gewiß, alle Schuden zu vergemeinschaften (quasi zu "verkommunistizieren"), dann fällt im Schuldenozean der eigene Anteil nicht mehr so auf, und kreative Ausredenerfinder können sich austoben.
Die EU eigent sich hervorragend dafür.
Das Erkennen der eigenen Schuld böte aber die einzige Möglichkeit, das Ruder noch herumzureißen, den Menschen die Wahrheit zu sagen - sie ist ihnen zuzumuten - und die Abwärtsspirale in den unausweichlich scheinenden Wirtschaftskrach doch noch zu stoppen.
Beten allein nützt nichts, man muß schon selber was tun, wie es etwa A.U. und Herr Wolfgang Bauer versuchen. Fataler Weise neigen aber allzu viele Menschen dazu, unangenehme Wahrheiten geistig auszublenden. Hat jemand eine "Königsidee"?
Auf alle Fälle müßte eine Volksabstimmung über den ESM abgehalten werden.
Leider ist das Problem inzwischen unlösbar, außer durch radikalen Umbruch. Ein viel zu hoher Anteil am BIP kommt vom Staat. Wenn der Staat spart, geht das BIP in den Keller, damit die Steuern. Weder Griechenland, noch Spanien noch sonst wer kann sich retten, auch Österreich gehört längst zum 'Club Med' (Target II ist negativ); unser Kanzler hat sich auch schon geistig dem 'Süden' angeschlossen. Wir sind am Ende der Reise, begonnen mit dem Ende von Bretton Woods, weiter mit der sozialistischen Schuldenpolitik (ein paar Millionen Schulden sind mir lieber als EIN Arbeitsloser), weiter mit wirtschaftsfördernden Maßnahmen, weiter mit Gender-, Integrations-, Minderheitenmaßnahmen – wir sind pleite, nicht mehr, nicht weniger.
Wir haben zu viel Beamte, zu viel Bürokratie, zu viele Akademiker, zu viele Pensionisten. Wir haben zu wenig Kinder, zu wenig Steuerzahler, zu wenig Gebildete, zu wenige Arbeiter, zu wenige Techniker. Genau genommen: Zu wenig Freiheit! Zu wenig individuelle Verantwortung!
'Taktik'
Von meinem griechischen Freund weiß ich, was griechische Taktik ist. So hat man EU-Aufnahmekriterien gefälscht, Euro-Aufnahme gefälscht, Jahrzehnte lang in Saus und Braus gelebt, die Arbeit aus dem Land gejagt, Kredite genommen und jetzt halt wieder Hinhaltetaktik, um noch immer Geld zu bekommen.
Solange Geld gegeben wird, wird es genommen.
Erst, wenn kein Geld gegeben wird, dann wird man sich selbst besinnen und selbst an die Arbeit gehen müssen, wie es tausende Jahre lang vorher auch mit Erfolg der Fall war.
Geld verdirbt die Welt.
Neues Geld für Griechenland? Damit die mafiöse Politikerschicht weiter ihre eigenen Steuerhinterziehungen im Windschatten jener der Reichen und Schönen vor Zugriff schützen kann? Das ist eine verbrecherische Organisation, die wir da füttern. Die gehört vor ein internationaler Strafgericht.
Die einfachen Leute verkommen inzwischen, das ist der Nomenklatura völlig egal. Ist ja auch das Problem der EU, der guten Menschen in Deitschland und Österreich, die ihre Nazischuld abtragen müssen.
Wiedergutmachung exklusiv an Politiker und Reederfamilien...
Zur griechischen, scheinbar endlosen Fortsetzungsgeschichte:
beim lügen und betrügen gehören immer zwei Partner dazu: die einen, welche dies gut beherrschen und die anderen, welche dies alles immer akzeptieren. Daher trägt der Rest von Europa eine Mitsschuld an der ganzen Misere.
Zum Thema EU und warum dieses künstliche Gebilde nicht funktionieren kann, drängen sich mir drei Vergleiche auf, deren Verwirklichung als Dauerform nicht überlebensfähig sind:
1.) Eine (angestrebte) Monokultur anstatt der bisherigen Artenvielfalt*
2.) Eine WG=Wohngemeinschaft
3.) Die Gruppenarbeit in der Schule
ad 1: Die Folge ist der völlige Zusammenbruch des Ökosystems
ad 2: Keiner fühlt sich verantwortlich, jeder ist sich selbst der Nächste
ad 3: Die Gescheiten und Fleißigen machen die ganze Arbeit, die Faulen und Dummen leben in der Illusion, zum guten Resultat kräftig beigetragen zu haben
* Weshalb will man unbedingt die wunderbare Vielfalt der organisch gewachsenen europäischen Nationen zu einem Einheitsbrei machen? Wem ist ersteres so ein Dorn im Auge?
Das erinnert mich an den Milchwirtschaftsfond!
Als der Milchwirtschftsfond mitte 1990 iger Jahre aufgelöst wurde, erhob der Chef Wey woder das Glas Hochriegl-Sekt und sagte: "Liebe Mitarbeiter, es gibt weiterhin genug Arbeit für uns, jeder wird gebraucht, ab sofort sind wir die AMA!"
Kann es sein, daß in Österreich auch so manches entgleist ist?