Vom einstigen Staatsbankrott Argentiniens über die gegenwärtige Megakrise Spaniens bis zu Österreichs wachsenden Schuldenproblemen zieht sich ein blutige Spur: Während die Zentralregierungen irgendwann doch erkennen – wenn auch meist schon viel zu spät –, dass es mit der Big-Spender-Politik nicht mehr weitergeht, schmeißen die jeweiligen Provinzen weiter mit nicht eingenommenem Geld um sich. Das ist auch dann zutiefst provinziell, wenn die Provinzen beispielsweise Bundesländer heißen.
Diese Provinzialität hängt zum einen schon damit zusammen, dass in Provinz- und Landesregierungen in der Regel niemand mit einem sonderlichen volkswirtschaftlichen oder währungspolitischen Sachverstand sitzt. Ein solcher gehört ja nicht wirklich zur Job-Beschreibung, wenn jemand in die Regionalpolitik eintritt. Dort wird man meist nur dann erfolgreich, wenn man möglichst viele Kreisverkehre, Kindergärten, Sommerfestivals oder Freizeiteinrichtungen eröffnet. Aber nicht, wenn man für Sparsamkeit, ausgeglichene Budgets und globale Wettbewerbsfähigkeit eintritt. Solche Eigenschaften werden von den Wählern – wenn überhaupt – dann höchstens nur bei Angehörigen von Zentralregierungen geschätzt.
Besonders schlimm wirkt sich der Provinzialismus aus, wenn sich die Provinz-Capos bei ihren Einnahmen nicht gegenüber dem Steuerzahler verantworten müssen, sondern nur beim jeweiligen Finanzminister ihr Geld zu holen haben. Wie es etwa in Österreich der Fall ist, wo (bis auf geringfügige Ausnahmen) der Finanzminister die Bürger sowohl für den Bund wie auch die Länder schröpft. Statt dass auch jede Landesregierung selber den Bürgern gegenüber ihre Einnahmen und Ausgaben rechtfertigen müsste.
Die Länder müssen in Österreich nur alle fünf Jahre das Verteilungsmatch gegen den Finanzminister gewinnen. Da gewinnt immer die Provinz. Dies schon deshalb – so absurd das eigentlich ist –, weil sie an politischer Artikulationsmacht neun Mal so viel Stimmgewicht haben wie der einsame Finanzminister. Das wird in den nächsten Wochen wohl auch Maria Fekter erleben. So wie ihre roten, blauen und schwarzen Vorläufer.
Sie hat es ja besonders schwer, weil sie gegen die Front der Landeshauptleute und Landesfinanzreferenten nicht einmal die Unterstützung des eigenen Bundeskanzlers hat. Dieser hält sich wie ein nur wenig interessierter Unbeteiligter abseits. Obwohl Werner Faymann eigentlich selber im Europäischen Rat der Regierungschefs die Verpflichtung auch zur Sparsamkeit der Bundesländer unterschrieben hat.
Bundesländer: Nur keine Sparregeln
Fekter will die Bundesländer zu dauerhaften Haushaltsregeln zwingen. Was die aber keinesfalls wollen. Damit machen die Landeshauptleute eines klar: Sie haben in keiner Weise verstanden, dass die Zeiten der Schuldenmacherei dauerhaft vorbei sind. Sie haben nicht verstanden, dass jedes einzelne Bundesland die Kreditwürdigkeit der ganzen Republik bedrohen kann.
Die Bundesländer hüllen ihre Sparunwilligkeit in einen Wust von Worten. So als ob es letztlich entscheidend wäre, was genau schon bei welcher Sitzung beschlossen worden ist. Es kann nur um eines gehen: Was ist notwendig und sinnvoll?
Noch absurder ist die Argumentation etwa des Wiener Landeshauptmannes, dass man zuerst wissen müsse, was man einnehmen werde, bevor man sich bei den Ausgaben zu Sparsamkeit verpflichten könne. Michael Häupl: „Man kann nicht künftige Ausgaben planen, ohne die Einnahmen zu kennen.“ Der natürlich gegebene Zusammenhang zwischen Einnahmen und Ausgaben dürfte aber in einer logischen Welt nur dazu führen, dass man die Ausgaben stets anpassen oder so zurückhaltend planen muss, damit man stets mit den Einnahmen auskommt. Keinesfalls kann jedoch die Konsequenz aus diesem Zusammenhang sein, dass man bei den Ausgaben tun kann, was man will, weil halt niemand die Einnahmen im Voraus genau planen kann.
In der Volkswirtschaft und Konjunktur ist es eben nicht so wie bei Beamtengehältern, dass man schon zehn Jahre voraus genau weiß, was man verdienen wird (auch wenn die Wirtschaftsforschungsinstitute mit ihren aufs Zehntel Prozent genauen Prognosen diesen Eindruck zu erwecken versuchen – aber mit ihren Prognosen bekanntlich immer total falsch liegen).
Entmündigung als Ideallösung
Gewiss kann man den Fekterschen Plänen entgegenhalten, dass die Verdonnerung zu Strafzahlungen für ein schon überschuldetes Bundesland irgendwie kontraproduktiv ist. Die Exekution von Strafzahlungen ist in einem konkreten Anlassfall ökonomisch wie politisch kaum durchzustehen.
Aber die Alternative kann ja nicht darin bestehen, dass die Bundesländer weiterhin ungehindert sündigen dürfen. Die wahre und wirklich sinnvolle Alternative wäre es, ein unerlaubte Defizite produzierendes Bundesland zu entmündigen, ihm einfach bestimmte Ausgaben zu verbieten, das Land zum Abbau von Beamten und zum Verkauf von Landesbetrieben zu zwingen. So wie es ein Bundesland gegenüber einer bankrotten Gemeinde tun kann. So wie es die EU nun in ersten Ansätzen gegenüber sündigen Mitgliedsstaaten tut. Da aber die Bundesländer Niederösterreich, Kärnten und Wien auf Grund ihrer Schuldensucht als erste besachwaltert werden müssten, ist es klar, dass eine solche Konstruktion erst nach einer noch viel größeren Krise kommen wird. Derzeit sind die drei Landesfürsten in all ihrer dumpfen Engstirnigkeit die politischen Schwergewichte ihrer Partei. Und sie können dort alles verhindern.
Aber auch bei den nun diskutierten Plänen automatischer Strafzahlungen wird von den stolzen Plänen der Ministerin halt kaum etwas überbleiben. Die Landeshauptleute wollen nur eines: wiedergewählt werden und nicht sparen.
SPD-Hilfe für Fekter
Viel besser waren die Karten der Ministerin gegenüber der Schweiz. Da hat sie wider alle Prophezeiungen von Opposition und Skeptikern sehr rasch und schnell das Abkommen zur Besteuerung der Gelder von Auslandsösterreichern durchgebracht. Was ihr zusammen mit den zuletzt überraschend breit fließenden Steuereinnahmen hilft, das Defizit zu reduzieren (vom Schuldenabbau sind wir freilich noch weit entfernt).
Das ist ein schöner Erfolg für die hantige Oberösterreicherin. Fekter hat dabei zweifellos von dem populistischen Taktieren der deutschen Linksparteien profitiert, die vorerst das parallele Abkommen zwischen Deutschland und der Schweiz sabotieren. Sie lehnen – zumindest bis zu den nächsten Regionalwahlen – aus taktischen Gründen ein solches Abkommen ab. Das hat wiederum die Schweiz dazu motiviert, möglichst rasch und unkompliziert mit den Österreichern zu verhandeln, um so die Fronten der Gegner aufzuspalten.
Besser die Milliarde in der Hand als die reine Lehre auf dem Dach
Das Herumstänkern eines pensionierten Wiener Universitätsprofessors gegen ein solches Abkommen ist absurd. Denn die Alternative wäre lediglich, dass Österreich vorerst gar kein Geld bekommt. Statt eines Abkommens nur darauf zu warten, dass die EU eines Tages kollektiv die Schweiz dazu zwingen kann, die Namen und Daten aller ausländischen Kontobesitzer herzugeben, kann noch Jahre dauern. Wenn es überhaupt jemals so weit sein wird. In dieser Zeit würde kein Geld nach Österreich fließen.
Außerdem sind die meisten Gelder aus Österreich schon so lange in der Schweiz, dass alle Steuervergehen inzwischen verjährt sind. Daher würde auch eine konkrete Nennung der Namen von Geld-Flüchtlingen durch die Schweiz nichts bringen.
Echte Steuerhinterzieher haben in den letzten Jahren daher meist längst den Weg in asiatische und lateinamerikanische Destinationen angetreten. Wer heute Geld in der Schweiz hat, tut dies überwiegend nur noch deshalb, weil er darauf vertraut, dass dort das Geld sicherer angelegt ist als in Österreich. Und dass sich der Franken besser entwickeln wird als der Euro. Was beides keine ganz grundlosen Annahmen sind.
Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.
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Egal was immer eingenommen wird, in Wien mit seinem überheblichen Landeshauptmann gibt man weiter aus, was das Zeug hält.
Vor allem gilt es weiterhin Gruppierungen anzufüttern, die den Machterhalt möglichst untermauern und die Sozis auf Bundesebene wissen aus gutem Grund zu verhindern, daß diesem Treiben jemals ein Ende gesetzt wird.
Da kann sich die Wiener Rathausopposition auf den Kopf stellen, die Regierenden lassen nicht einmal Kontrollen zu, geschweige denn irgendwelche Sparmaßnahmen.
Einen Genossen in seinem Lauf,...................!
Siehe auch:
http://www.heute.at/epaper/epa7446,1370
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Kluge Politiker haben längst erkannt, dass mit Sparen keine Leiberl zu gewinnen sind, und haben sich statt dessen anderen Themen verschrieben, wie jüngst dem Verbot des Imports von Atomstrom.
Die Wähler sollen merken, dass ihre Politiker alles gegen das Atom tun, sogar das Sinnlose.
Wir haben Gemeinderäte, Landtage, ein Zwei-Kammern-Parlament, ein Europaparlament, ein Zwitterwesen zwischen Gesetzgebung und Executive,nämlich die Europäische Kommission , die Generalversammlung der UN samt Sicherheitsrat und dann noch einen Haufen obskurer supranationaler Organisationen wie den Europarat. die OECD etc.
Alle diese ehrenwerten Organisationen erlassen Gesetze, Verordnungen, Resolutionen und erwarten deren Befolgung bzw. erzwingen deren Befolgung ohne sich wesentliche Gedanken über die Folgen ihres Tuns zu machen.
In dieser Kakophonie bzw. Saustall, der aus den Ideen von Montesquieu, leider, entstanden ist, machen wir uns Gedanken über die Hahnenkämpfe zwischen neun Doppelnullen und einer Obernull wegen der Zukunft einer verschwindenden Minderheit, die die zahlungswilligen/fähigen Bürger heute schon darstellen ?
Es gibt ja schon lange eine Messlatte für seriöses Wirtschaften - nämlich das Gesetz. Und wenn jeder Politiker sich bei fahrlässiger oder gar vorsätzlicher Mißwirtschaft vor Gericht verantworten müßte, so würde das sogar der alkoholschwangere Wiener Vollkoffer, pardon Bürgermeister, kapieren!
Völlig richtig! Der österreichische Finanzausgleich (= die Bundesländer bekommen das meiste Geld für deren Ausgaben vom Bund) ist das grösste Übel und kontraproduktiv zu allen Sparbemühungen des Bundes. Da nützen auch alle Appelle und Scheinversprechungen nichts, wenn die Länder dann doch so wie bisher weitermachen. Jede vom Bund an die Länder deligierte Aufgabe wird gleich wieder zu Anlass genommen, noch mehr Geld zu verlangen.
Gebt den Ländern in manchen Bereichen mehr Steuerhoheit, dann sollen sie schauen, wie sie auskommen und gleichzeitig ihre Bewohner bei guter Laune halten können!
Zur erhofften Steuermilliarde von Frau Fekter aus der Schweiz (das Abkommen gilt erst ab 1.1.13!):
Warten wir doch ab (spätestens am 1.1.2014), wieviel Geld da wirklich erzielt wurde. Schlaue Leute benützen bereits jetzt die von den Schweizer Banken angebotenen Möglichkeiten, die Gelder rechtzeitig auf Konten ausserhalb der Schweiz zu transferieren. So ziemlich alle grossen Schweizer Banken haben nun Filialen in Singapur, Brunei und anderen Steuerparadiesen.
Mir kommt das ganze so vor, als wenn ich mir - trotz derzeit fehlender Finanzmittel - schon für den 2013 ein grosses Haus mit Zahlungsverpflichtung bei Übernahme fix bestelle und gleichzeitig ab nun regelmässig Lotto spiele, um die dann erforderlichen Gelder verfügbar zu haben.
Die Fekterin braucht mir niemand einreden; die ist zwar rhetorisch und optisch gewöhnungsbedürftig, doch hat sie Mut und einige Durchschlagskraft!
Die Macht unserer Landesfürsten, ob schwarz oder rot, zeigt die effektive Schwäche unserer Regierungen und des Bundesparlamentes eklatant auf!
Nichts gegen die Länder, doch alles gegen die unverhohlene Machtgier und Machtausübung durch die diversen Landeskaiser!
Die gehören auf die ihnen zustehende Größe zurückgestutzt und finanziell an die Kandare genommen; das wäre sinnvoll und gut für uns alle (außer für die Nutzniesser der landeshäuptlich gnädig verteilten Gaben) !!
(mail to: gerhard@michler.at)
Herr Unterberger vergisst, dass es auch vorbildliche Bundesländer gibt, die keine Verschuldung haben und die offenbar auch wirtschaftlichen Sachverstand in der Landesregierung haben, wie etwa Vorarlberg. Glauben Sie, dass es uns Vorarlberg besser ginge, wenn alles in Wien geregelt würde? Oder Südtirol, wenn es keine Autonomie hätte und alles in Rom geregelt würde? Und warum sind in der Schweiz die Steuern niedriger, die Korruption kaum vorhanden und die Verwaltung besser, obwohl dort sogar 24 Kantone sind? Und warum sehnen sich die Bayern nicht nach einem von Berlin regierten Zentralstaat? Allerdings, da hat Herr Unterberger recht, die Bundesländer müssen auch Verantwortung übernehmen, eben Föderalismus statt "Förderalismus".