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Der Tod eines Verbrechers

Unter den vielen üblen Typen, die es auf diesem Planeten gibt, war er wohl die widerlichste Gestalt. Der Tod des nordkoreanischen Machthabers löst daher alles andere als Trauer aus. Was noch nicht heißt, dass deswegen irgend etwas in Nordkorea besser wird.

Ein Land, das 20 Prozent seines BIP für Rüstung ausgibt (in Österreich sind es 0,7 Prozent), muss zwangsläufig wirtschaftlich verrotten. Vermutlich geht die Zahl der dort Verhungerten sogar in die Millionen. Die Zahl der lebenslang in Konzentrationslager unter unmenschlichen Bedingungen Gequälten und Ausgebeuteten beträgt jedenfalls Hunderttausende. Und gleichzeitig geht von diesem Land eine ständige Kriegsgefahr aus, weil die Machthaber seit Jahrzehnten glauben, ihren totalitären Anspruch nur unter diesem Druck der Kriegshetze aufrechterhalten zu können. Die Grenze zwischen den beiden Koreas ist die explosivste Frontlinie, die es heute auf dem Globus gibt.

Dabei ist Nrodkorea sicher von niemandem bedroht. Im Gegenteil: In Südkorea fürchtet man sogar einen raschen Zusammenbruch des Regimes, denn das würde neuerlich Millionen in eine ungeordnete Flucht an die vollen Töpfe des Südens treiben. Die Südkoreaner analysieren ja immer wieder besorgt den ökonomischen Schock, den die Wiedervereinigung fast zwei Jahrzehnte lang auf die reiche Bundesrepublik ausübte. Dabei ist das Größenverhältnis zwischen der aufnehmenden und der aufgenommenen Gesellschaft in Deutschland ein ganz anderes. Und die DDR war auch nicht ganz so rückständig wie Nordkorea.

Südkorea hofft daher jedenfalls, dass die Normalisierung und Humanisierung im Norden schrittweise stattfindet. Gleichzeitig aber muss es sich davor fürchten, dass ein neuer Machthaber eher an Krieg als an Normalisierung denkt.

Ganz unabhängig davon ein ganz anderer Wunsch: Es wäre für unser geistiges Klima ein wichtiger Fortschritt, wenn die vielen Kommunistenfreunde in der hiesigen Kulturszene oder im kommunistischen Propagandasender Ö1 oder in den ebenfalls von Kommunisten beherrschten Belegschaftsvertretungen des ORF einmal einige Monate unter den Lebensbedingungen eines Nordkoreaners leben müssten. Vielleicht macht sie das ein wenig klüger – zumndest wenn sie nicht ganz so fanatisch und zynisch wie der verstorbene Kim Jong-Il sind.

Klüger könnten aber auch alle jene von der politischen Rechten werden, die ständig voll Hass auf die USA sind. Sie sollten wenigstens einmal darüber nachdenken, weshalb die große Mehrheit der Südkoreaner den Amerikanern sehr dankbar ist, dass diese das Land (und damit auch die Millionen einst aus dem Norden nach Süden Geflüchteten) gegen den Norden verteidigt haben und noch immer verteidigen. Dagegen verschwimmt all das, was die USA an Fehlern begangen haben, zu lässlichen Sünden. Nur ein Hinweis, um eines ihrer stereotypen Vorurteile anzusprechen: In Südkorea gibt es auch kein Erdöl.

Und zu guter letzt: Welch ein Kontrast zwischen der nordkoreanischen Herrscherfamilie Kim, die nun offenbar in die dritte Degeneration geht, und dem wenige Stunden später verstorbenen Vaclav Havel. Beide waren die Nummer Eins ihrer Länder. Havel war jedoch ein Humanist ohne jede Präpotenz, der immer an die Wahrheit und die Freiheit geglaubt und für diese gekämpft hat und auch ins Gefängnis gegangen ist. Für die nordkoreanischen Herrscher gilt das absolute Gegenteil. Und nur Fanatiker wie einst Heinz Fischer konnten ihnen propagandistisch die Mauer machen.

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