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Warum die Linke doch nicht recht hat

Es war ein typisches Sommerthema auf den sogenannten Feuilleton-Seiten, also jenen Zeitungsteilen, wo Kraut und Rüben bunt gemischt von solchen Autoren dargeboten werden, die weder von Kraut noch von Rüben eine Ahnung haben. Diesem Prinzip folgend hat Herausgeber Frank Schirrmacher in der angesehenen Frankfurter Allgemeinen die These vertreten: „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat.“ Das wurde sofort von vielen Feuilletonisten weiterkolportiert.

Dabei wurde ignoriert, dass der umtriebige Schirrmacher nur einer von fünf FAZ-Herausgebern ist, dass er weder für Wirtschaft noch Politik formale oder meritorische Kompetenz hat, und dass kein einziger seiner wirtschaftskundigen Kollegen seinen krausen Theorien gefolgt ist. Er kann sich lediglich auf den konservativen britischen Journalisten Charles Moore beziehen.

Die Kernthese der beiden ist in Wahrheit genau das, was ordnungsliberale Ökonomen als Moral hazard tadeln – immer schon und erst recht in der jüngsten Krise. Die Großen, also viele Banken, die vorher viel Geld verdient hatten, wurden in der Krise um das Geld der kleinen Leute gerettet. Das ist in der Tat zutiefst ungerecht. Insoweit haben die ökonomisierenden Feuilletonisten recht.

Völlig falsch ist aber die Behauptung, dass solche Rettungsaktionen Teil einer freien Marktwirtschaft wären. Ganz im Gegenteil. Die Bankenrettungen wurden von allen linken wie konservativen Parteien unterstützt, lediglich einige ordoliberale Politiker (etwa am Rand von FDP und CSU in Deutschland oder bei den US-Republikanern) haben dagegen protestiert.

Denn es ist ja geradezu Kern jeder liberalen Ordnungspolitik, dass ein Unternehmen, das bankrott ist, auch in Konkurs gehen soll. Der Konkurs ist die Gesundheitspolizei jeder funktionierenden Marktwirtschaft. Die Idee, dass beispielsweise eine Bank nicht in Konkurs gehen dürfe, ist einem Ordoliberalen total fremd. Sie ist einzig und allein in der Politik entstanden.

Diese fürchtete einen Domino-Effekt und hat daher viele Banken gerettet. Das aber erkennen heute auch über den harten Kern der Ordoliberalen hinaus immer mehr als fatalen Fehler. Denn die Rettungsaktionen waren zwar kurzfristig eindeutig schmerzlindernd – für andere Banken, für die Realwirtschaft, für den sogenannten Kleinen Mann. Langfristig sind dadurch aber nun viel größere Dominosteine bedroht, die niemand mehr retten kann: nämlich ganze Staaten und die zwei größten Währungen der Welt.

Die ahnungsarmen Kritiker der Marktwirtschaft übersehen noch ein weiteres: Auch am Beginn der Krise stand nicht der Markt, sondern falsche Interventionen der Politik in die Wirtschaft. Der populistisch motivierte Druck der US-Regierung auf die Banken, auch arbeits- und vermögenslosen Amerikanern Kredite zum Hauskauf einzuräumen, hat zwar zuerst eine Blase ausgelöst und Wählerstimmen eingebracht, dann aber mit dem unvermeidlichen Platzen der Blase die Krise ausgelöst.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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