Uni-Misere: Schlägt die Stunde der Rosstäuscher?
12. August 2011 09:46
2011-08-12 09:46:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 4:00
Der designierte Wiener Rektor Engl droht nun also, Studiengänge zu schließen, wenn – wie im Finanzrahmen 2013 – 2015 vorgesehen – weniger statt mehr Geld für die Universitäten fließt. Denn der Studentenansturm nimmt nicht mehr zu bewältigende Ausmaße an. Im ideologischen Gebälk der SPÖ knirscht es angesichts der universitären Entwicklung hörbar. Das Wort Zugangsbeschränkungen kommt etwa Gabi Burgstaller schon leicht über die Lippen (kein Wunder, die Uni Salzburg wird erstmals mehr deutsche als österreichische Studienanfänger haben). Auch die Gewerkschaft beginnt sich zu bewegen. Darauf könnten die Rektoren ein bisschen Hoffnung setzen. Schreien sollten sie hingegen, wenn der Tiroler Landesfürst Platter seiner Partei rät, einen Abtausch Gesamtschule gegen Uni-Zugangsbeschränkungen einzugehen.
Die Hohen Schulen hätten nämlich allen Grund, sich kritisch in die Schuldebatte einzumischen. Sie wissen nämlich, dass die Uni-Misere nicht nur eine des Geldes, sondern auch eine der Qualität der Studienanfänger ist. Seit Jahrzehnten beklagen sie deren sinkendes Bildungsniveau. Natürlich müssen sie es bei den Klagen belassen, so lange sie noch selbst für die Ausbildung der Lehrer zuständig sind. Aber bei dem Ansinnen der flächendeckenden Gesamtschule dürften sie umso lauter schreien.
Wenn ein Schüler bis 14 unter dem ideologisch verordneten Leitstern der sozialen Integration unterrichtet wird, dann bleiben ihm nur mehr vier Jahre, um die ominöse Hochschulreife zu erlangen. Das soll gehen? Acht Jahre Wohlfühlpädagogik und dann in vier Jahren alles aufholen, was bis 14 nicht verlangt werden durfte, für ein Studium aber Voraussetzung wäre?
Kümmert es die Rektoren nicht, wie ihre Studienanfänger dann aussehen werden?
Wenn schon der urlaubende Vizekanzler und ÖVP-Chef, der das Wort Leistung permanent auf den Lippen führt, Günter Platter mit seiner Rosstäuscher-Mentalität nicht zurückpfeift, dann wäre das ein Fall für die zivilgesellschaftliche Verantwortung der Uni-Professoren – die ihnen leider ein Fremdwort ist.
Denn nicht einmal in eigener Sache stehen sie gemeinsam auf.
Es ist schlicht und einfach nicht zu verstehen, warum die Rektoren nicht ultimativ und mit Nachdruck fordern, Studiengebühren einheben zu können. 70 Prozent der Österreicher sind dafür, also müsste sich nicht einmal ein Werner Faymann fürchten, in dieser Frage – nein, nicht umzufallen, sondern umzudenken. Nicht deshalb, weil es gut für das Land wäre, sondern weil er sich mit der Mehrheit wüsste. Die Rektoren könnten ja mit Argumenten Entwicklungshilfe leisten. Das Stipendiensystem funktioniert gut. Es gibt genügend Studien, die zeigen, dass Studienbeiträge keineswegs eine sozial unerwünschte Auslese bewirken, dafür werden ohne sie nur die Kinder der Reichen subventioniert. Die Mehrheit der europäischen Länder hebt Gebühren ein. Die Drop-out-Quote sinkt etc.
Es ist auch nicht zu erklären, dass die Rektoren nicht aktiv werden und ein funktionierendes System vorlegen, wie der Uni-Zugang ohne zweifelhafte Aussiebungen wie Numerus Clausus oder Massentests geregelt werden kann. Verfügen sie denn nicht über die besten Bildungswissenschafter, Psychologen, Pädagogen, die längst das qualitativ beste Modell entwickelt haben müssten? Oder kümmern sie sich nur zu wenig um ihre eigene Angelegenheiten?
Ein hoch verschuldeter Staat kann besonders in schwierigen Zeiten nicht immer mehr Geld für alles ausgeben. Darum ist der Ruf „Mehr Steuergeld oder ich sperre zu“ unendlich kurz gegriffen. Und eines Rektors nicht würdig. Der könnte sich mit seinen Kollegen und seinen Konzepten, Daten und Argumenten so lange ins Kanzlervorzimmer setzen, bis er ihn überzeugt hat. Er dürfte sich des Applauses des ganzen Landes sicher sein.
Das wird es nur leider nicht spielen.
Dafür kündigen die Studenten bereits ihren „zivilen Ungehorsam“ an. Wir dürfen uns wohl wieder auf Hörsaalbesetzungen der Audimaxisten freuen, die die Universitäten Unsummen kosten (die sie nicht haben) und die SPÖ noch weiter in ihrer Ablehnung aller vernünftigen Studienplatz-Bewirtschaftungsmaßnahmen zementieren werden.
Und in dieser Situation darf Günter Platter ungestraft Schwachsinn reden. Schon schön, dass die Spindelegger-ÖVP eine leistungsorientierte Partei ist. Oder ist ihr das Wort Leistung nicht mehr als eine Platter-tüde?
zur Übersicht
Die Zerschlagung unseres Bildungssystems hat mit der Machtübernahme der sog. Sozialdemokraten unverzüglich unter Leitung von Kreisky und Firnberg begonnen und ist ja mittlerweile fast abgeschlossen. Es fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten wie die " Gesamtschule" und die Abschaffung möglichst aller " Schlupflöcher " für klassenfeindliche
Eltern, die denoch immer noch Widerstand leisten und für ihre Kinder eine ordentliche Ausbildung suchen. ( Die Sprößlinge der Nomenklatura kann man ja ins Ausland zur Ausbildung schicken. Ich erinnere mich noch sehr gut, dass das gesamte kommunistische Geschmeiß der Stadt Marburg seine Kinder auf die Klosterschule nach Graz gekarrt hat).
Die Sache ist deshalb eigentlich schon " gegessen",weil die heutigen Führungskräfte, also auch die Herren Rektoren oder Landeshauptleute und dgl.
bereits aus dem in Verfall befindlichen Wohlfühlunbildungssystem stammen. Wie kann man von diesen Leuten erwarten, daß sie vernünftige Entscheidungen treffen und nicht nur Schwachsinn schwätzen?.
Das System ist von sich selbst heraus nicht mehr reformierbar !!
Wenn die Hohen Schulen seit Jahrzehnten über sinkendes Bildungsniveau klagen, dann sollten sie zuerst einmal bei ihren eigenen Rektoren anfangen.
Der Rektor Engel hat heute im Morgenjournal als Begründung für mehr Geld folgendes geliefert: "Für einen reichen Staat wie Östereich muß das leistbar sein"
So, als ob er bei Laura R. vor deren Jobantritt in die Schule gegangen wäre!
Die Steigerungsform von platt?
Genau!
Selbst den geistigen Eliten fällt nichts Kreativeres ein, als immer nur nach mehr Geld zu schreien, so wie leider die meisten Interessensgruppen in unserem Land.
Besonders Hochschulprofessoren sollten inzwischen wissen, daß erstens Geld alleine nicht zur Lösung aller Probleme beiträgt und zweitens nicht wie Manna vom Himmel fällt.
Vorschläge zur Lösung der Studentenschwemme führt unser geschätzter Tagebuchautor genug an, man muß halt nur daran arbeiten, aber letzteres verkommt immer mehr zum Fremdwort.
P.S.: Die FPÖ wird derzeit in vielen ORF-Sendungen vorgeführt, daß Strache seine Partei nicht im Griff hätte. Und wie steht es mit der ÖVP? Spindelegger ist abgetaucht und schon kriechen entbehrliche Wortspender aus ihren Löchern: Schilcher, Platter, Busek etc. - wer hat da die Partei fest im Griff? Die SPÖ?
Schon wieder die ÖVP.
Wir brauchen Rektoren, die ihre Unis und ihre Möglichkeiten kennen und die sich um ihre Unis, und vor allem deren Ruf, kümmern und denen die Qualität der Absolventen ein Anliegen ist.
Wir brauchen vernünftige Politiker, denen die österreichische Schulbildung und deren Vielfalt ein Anliegen ist.
Wir brauchen auch Studenten, die wissen, was Leistung, Eigenleistung, Verantwortung, Eigenverantwortung, Ergebniswille, Ergebnistreue, Neigung und Eignung Begriffe sind.
Diese Erziehung zu ermöglichen wäre das Anliegen an die Politik.
Was brauchen aber die Genossen in der Politik ? Leistungsfeindlichkeit, Manipulation, Destruktion, Quantität statt Qualität, etc., so wie wir das ja erleben im Audimax und auf der Burgtheaterbühne. Vielleicht besetzen die Studenten einmal die SPÖ Zentrale, gleich hinter dem Burgtheater, und verlangen, daß ihre Diplome und Zeugnisse endlich wieder was wert sind und ihre Berufschancen und Ausbildungschancen endlich wieder reale werden, und vielleicht ist den Studenten das auch was wert, nämlich auch die, in Österreich geringen, Studiengebühren zu zahlen.
Für meine Tochter war es mir eine Studiengebühr zwischen 12 000,- und 18 000,- Euro pro Jahr wert, an einer Universität im Ausland die Studiengebühren pro Kurs zu bezahlen und auch die Inhalte effizient vermittelt zu bekommen.
Offenbar bekommt man bei uns eben für nichts, richtig, '... nichts'. Das wollen wir alle nicht und ganz sicher auch ein Herr Platter nicht, sonst soll er lieber Schifahren gehen ...
Man sollte an mehreren Stellen ansetzen:
1. Ausleseverfahren vor Antritt des Studiums und Einhebung von Studiengebühren. Die ist der Fall an FHs, die ja schon einen beträchtlichen Anteil an Österreichs Studenten an sich ziehen konnten und deren Abschlüsse als äquivalent mit den Bak und Master-Abschlüssen der Unis gelten. Es kann ja nicht sein, daß zum selben Abschluß führende Studien einmal Ausleseverfahren/Studiengebühren haben und im anderen Fall dies strikt ablehnen.
2. Restrukturierung und Redimensionierung unserer Universitäten (Beseitigung von hypertrophen Strukturen, Vereinigen und Straffen zusammengehöriger Fachrichtungen) und kritische Evaluierung des akademischen Personals. Es kann nicht sein, daß die Kosten der Ausbildung von Studenten mit bis zu 15 000 €/Jahr weltweit zu den höchsten zählen, unsere akademischen Institutionen aber im Universitätsranking unter „ferner liefen“ (d.i. Plätze um und jenseits 200) rangieren.
3. Vorlesungen – nicht nur in Massenfächern – auf hervorragend aufbereitete elektronische Versionen umstellen. Dies ermöglicht sowohl Studenten Teile zu wiederholen, die sie nicht (ganz) verstanden haben, und weiterführende links für mehr Information zu nutzen, als auch den Lehrenden mehr Zeit für ihre Forschung zu haben (wenn dies in vielen Fällen nicht nur als Ausrede fungieren sollte). Überdies benötigt man dann nicht mehr immer größere Hörsäale und damit entsprechende Neubauten.
4. Bei der Neuberufung von Professoren muß in erster Linie auf Exzellenz geachtet werden und nicht auf Quote oder möglichst wenig Widerstand im Senat/Berufungskommission
Der Ruf nach immer höheren Budgets ohne den Willen auch bei sich selbst anzusetzen und fehlerhaften Entwicklungen entschieden gegenzusteuern, erscheint unangebracht.
Ich finde, daß die ÖVP schon lange keine leistungsorientierte Partei mehr ist und frage mich mehr und mehr, warum man diese Partei eigentlich noch wählen soll.
Es gibt einen einzigen Grund : wo sieht man eine Alternative ?? Aber das wird als Grund nicht mehr genügen und die Rechnung wird präsentiert werden, zu unser aller Schaden, denn es gibt weit und breit nur mehr Mittelmaß und darunter.