Österreich und seine Sicherheit: Die Geschichte eines Abstiegs
11. Juni 2011 00:07
2011-06-11 00:07:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 2:00
Ein bemerkenswertes Symposion in Graz zu den spannenden Tagen des Jahres 1991. Damals war unmittelbar an Österreichs Südgrenze unvermutet ein blutiger Krieg ausgebrochen. Dieser hat auch zu mehreren Grenzverletzungen durch jugoslawische Truppen geführt. Viele fürchteten damals, dass Österreich in die Kämpfe verwickelt werden könnte. Das Symposion brachte einige für die Gegenwart sehr lehrreiche Ergebnisse.
Das erste war die Erinnerung, wie dankbar die Bevölkerung für das Erscheinen des Bundesheers an der Grenze war. Was Kronenzeitung und SPÖ heute völlig vergessen haben.
Die zweite Erkenntnis erinnert an eines der peinlichsten Kapitel in der Geschichte der Steiermark: an den jahrelangen Kampf gegen die Abfangjäger des Bundesheers. In diesem Kampf hatte die steirische Landesregierung unter anderem jahrelang den Ausbau der Piste des Militärflughafens Zeltweg verhindert. Jedoch, kaum dass es in Slowenien losgegangen war, machten die Steirer „Kehrt Euch“ und erlaubten sofort den Pistenbau. Und sie bemühten sich, ihren lächerlichen Kampf gegen die Abfangjäger in Vergessenheit geraten zu lassen.
Der dritte, bisher nie diskutierte Aspekt war das Verhalten der rot-schwarzen Bundesregierung Vranitzky: Denn diese ließ Tage nach Ausbruch der Kämpfe einen vollausgebildeten Jahrgang an Präsenzdienern einfach abrüsten und sie füllte die steirischen und Kärntner Kasernen statt dessen mit lauter Frischlingen. Die Regierung hatte offenbar panische Angst, ein wirkliches Zeichen der Stärke und Verteidigungsbereitschaft zu setzen, das vom damaligen Jugoslawien als Aggression dargestellt hätte werden können.
Was für ein Kontrast zu früheren Krisen in der Nachbarschaft, als die Bedrohung nicht nur von der jugoslawischen Armee, sondern vom ganzen Warschauer Pakt mit der Roten Armee an der Spitze kam: 1956 wurde von der Regierung Raab das eigentlich noch kaum vorhandene Bundesheer in einem demonstrativen Akt direkt an die ungarische Grenze geschickt, um dort eine Potemkinsche Verteidigungsbereitschaft vorzutäuschen.
Und 1968 – wobei die Regierung Klaus damals den Sowjets gegenüber verbal schon viel zurückhaltender war – ließ man nächtens eindrucksvoll lange Panzerkolonnen in Richtung tschechoslowakischer Grenze dröhnen. Und zwang Präsenzdiener, vier Wochen über ihren Abrüstungstermin hinaus beim Heer zu bleiben. Was übrigens auch den Tagebuchautor damals getroffen und in ihm die starke Erinnerung zurückgelassen hat, dass sich Österreich damals noch ernst genommen hat. 1991 tat es das offensichtlich kaum mehr.
Und heute?
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der zerbröckelnde zustand des bundesheeres ist nur ein abbild des zustands der gesellschaft.
begriffe wie heimat, vaterland, muttersprache, nation, volk sind von altmodisch-lächerlich bis reaktionär-verbrecherisch besetzt.
atemberaubend, wie trotz des demonstrativen beweises der verfehlten unmenschlichen linken doktrinen im osten, der westen naiv den neuen weltverbessernden linxgrünen schmähs auf den leim geht.
einseitige rücksichtnahme auf religiöse und weltanschauliche befindlichkeiten sind im bundesheer bereits an der tagesordnung. was fehlt sind frauenquoten bei offizierInnen, lesben-, schwulen-, transgenderquoten bei den soldatInnen. aggressoren werden in zukunft antidiskriminierend integriert oder höchstens per gebärstreik bekämpft, wobei der hässliche österreicher ins hinterzimmer gesperrt wird.
aber den potentiellen invasoren ist unsere selbstauslöschung nur recht. es ist ein schönes land mit halbwegs funktionierender infrastruktur, das zu besetzen sich lohnt.
Ganz so unvermutet brach der Krieg in Jugoslawien nicht aus - wurde doch von vielen Seiten prophezeit, daß nach Titos Tod selbiger nicht aufzuhalten sein wird und danach der Zusammenbruch des Staatengebildes erfolgt.
Genauso kam es dann auch.
In Zukunft ist unserem Land zu wünschen, es möge nie mehr an der Grenze ein ähnlicher Konflikt ausbrechen, denn bei diesen Sicherheitsplänen, die derzeit kolportiert werden, könnte sich die Bevölkerung nur durch Massenflucht retten.
Aber vermutlich wird uns die Finanz- und Eurokrise früher den Garaus machen, als die Wahrscheinlichkeit eines nächsten Nachbarschaftskrieges.
Als Offizier der Reserve in Kärnten war ich 1991 in so einer Art stiller Bereitschaft. Mein Kader wurde telefonisch auf ein bestimmtes Verhalten hingewiesen.
Ich war damals empört, über die Reaktion von SPÖ Vranitzky, eine fertig ausgebildete Truppe abzurüsten! Genauso empört war ich über das Verhalten des steirischen ÖVP Landeshauptmannes Josef Krainers, zuerst ein großes Ausbauprogramm in Zeltweg zuzulassen, um Geld ins Land zu bekommen, und dann eine riesige Kampagne gegen die Draken zu starten.
Peter Pilz stand damals schon 10 Jahre lang als zu beobachtende Person auf der Liste des Heerensnachrichtendienstes. Das alles war 1991 öffentlich bekannt.
Und, für den Fall des Zerfalls Jugoslawiens haben wir als "Feindlage" 15 Jahre lang vorher geübt, es war also anzunehmen, daß dieser Fall eintreten wird!
@simplicissimus hat völlig Recht, wenn er schreibt, der Zustand des Heeres ist das Abbild der Gesellschaft, und insoferne habe ich unter dem "Zerbröckeln" des BH sehr gelitten.
Der, der uns allen 1991 durch sein forsches und entschlossenes Auftreten Mut gemacht hat, war der Verteidigungsminister Josef Lichal!
Darabos ist Wehrdienstverweigerer, er hat das Ziel, die in Resten noch immer vorhandene militärische Tradition Österreichs endgültig auszulöschen.
Darabos-Argumente: wir sind von NATO-Staaten umgeben; die Menschen sind lieb und gut, wir brauchen daher kein Heer.
Die finanzielle Seite:
Geld wird für
• Zu viele Beamte (Verwaltungsreform – Bundesstaatsreform wird nicht angegangen)
• ÖBB, Frühpensionisten und Projekte, ohne langfristige Strategie (das Politikerleben spielt sich von Wahl zu Wahl ab und das in Bund und Ländern)
• die Verstaatlichte Industrie weitere sinnlos vergeudete Milliarden
• das Pensionssystem (soweit man das überhaupt als System bezeichnen kann – jedenfalls ist es systematisch nicht mehr finanzierbar)
benötigt. Indem sie dafür Geld ausgeben glauben unsere Politiker, sie können damit Wahlen gewinnen.
Aber: Kündigt man seine Brandschutzversicherung, nur weil es 66 Jahre nicht gebrannt hat?
Nein!
Österreich wird in Zukunft sicher in die Situation kommen, gut ausgebildete Soldaten zu brauchen, wir werden Menschen brauchen, die diesen Job verstehen; die wird es dann nicht geben.
Österreich hätte die Möglichkeit, sich wie die Schweiz ein Heer zu leisten, das Sinn macht, weil es die wenigen Soldaten, die es hat mit High-Tech-Waffen ausrüsten könnte und damit eine Abschreckungswirkung erzielt würde. Es war die erste Sabotage von Darabos, die Abfangjäger nachträglich „abzurüsten“.
Woran liegt es, dass in Österreich niemand staatsmännische Verantwortung wahrnimmt?
Es wird von Kirchturm zu Kirchturm, von Wahl zu Wahl, von Sektion zu Sektion von Schrebergarten zu Schrebergarten entschieden. Die eigentliche Politik macht die Kronenzeitung – wahrlich staatstragend!
Ein klassischer Widerspruch:
unsere "Heereszerstörer" sind mehrheitlich für ein "Zerbröseln" der EU und für die Wiederaufwertung der einzelnen Staatshoheiten in unserem schönen Europa.
Eine gemeinsame europäische Verteidigungsstrategie (und gar die NATO, pfui gack!) wird von denselben "Kräften" ebenfalls strikt abgelehnt.
Dass aber gerade kleine Staaten ein Mindestmaß an Schutz vor möglichen "Überrumplungen" durch fremde Kräfte benötigen, will diesen Leuten nicht in ihren Kopf gehen!
Wir brauchen ein kleines, effektives Bundesheer (in welcher Form auch immer), das unsere Bevölkerung und unser Land dann wirksam zu schützen in der Lage ist, wenn Gefahren drohen (sei es an den Grenzen (im Überrumplungsfall - siehe Weinheber), oder bei Naturkatastrophen.
Auch in (unsicheren) Friedenszeiten gilt der alte Spruch:
Vorsicht ist besser als Nachsicht!
Werpflicht :
Dazu könnte ich vieles sagen und schreiben,aber jetzt nur ein kurzer Beitrag von mir:
Ich absolvierte meine Präsenzpflicht 1957/1958 in Tirol bei der Hochgebirgs-
-kompanie Nr.6 in Absam.1958 begann ich mit meinem Jusstudium in Wien.In der lustigen Studentenzeit,lernte ich einmal eine sehr schöne schwarzhaarige 28 jährige Ungarin kennen.Wir sprachen über die Soldaten.Da sagte sie in ihrem
lieben ungarischen Akzent : "Ein Mann der nicht beim Militär und nicht Soldat war,
ist für mich kein Mann !". Ich antwortete: "Ich war beim Militär und bin Soldat".
Da begannen ihre wunderschönen dunklen Augen zu leuchten und .................
Als das Heer an der Grenze stand, hatte ich die Ehre dem damaligen Aussenminister Mock, der mich trotz anderer Coleur in eine verantwortungvolle Stellung berufen hatte, zur Hand zu gehen. Unsere österr.-slowenische Gesellschaft besuchte Laibach und Agram, stellte Regierungskontakte und Verbindungen auf parlamentarischer Ebene her und über den Ausbruch dieses Krieges sind ich und meine Mitstreiter von damals Zeitzeugen. Über vieles von damals hat sich mittlerweile ein Schleier an Legenden, Halbwahrheiten und politisch-propagandistischen Lügen gebreitet. Selbst Blogteilnehmer verbreiten die vollkommen verfehlte Wahrnehmung, am Ausbruch diese Krieges träfe etwa die slowenische Seite hauptsächlich die Verantwortung. Prof. France Bucar - erster Staatspräsident des freien Sloweniens - mussten wir über die grüne Grenze in Kärnten bringen, damit er - vonder Grenze eg mit Blaulichtbegleitung -seine Rede vor den etwa 300 Teilnehmern im Oktogon der CA halten konnte, wo ihm die Gesellschaft zusammen mit österreichischen Politikern aller Coleurs Gelegenheit gab, für sein Land öffentlich ein- und aufzutreten. Originaldokumente aus dieser Zeit sind umfangreicher Teil meins politischen Archivs. Wer damals daran teilnahm wusste um die Bedeutung der Vorgänge, denn es veränderte sich die gesamte europäische Ordnung. Österreich machte, Mock machte mit Genscher und anderen damals Politik - kühn, aber mit Augenmaß. Was dagegen uns heute vom Bildschirm herunter uns anödet, verdient nicht einmal einen Kommentar.