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Drogen für die Party

Manches Mal traut man seinen Augen nicht: Da fordert Stephan Schulmeister vom Wirtschaftsforschungsinstitut doch tatsächlich eine Fortsetzung der Niedrigzinspolitik. Das ist wohl ein schlagender Beweis dafür, dass viele Mensch nicht lernfähig sind, und sogenannte Experten schon gar nicht. Zumindest wenn sie die wirkliche Welt ignorieren.

Denn längst ist klar, dass keine andere Ursache der jüngsten Wirtschaftskrise folgenstärker war als eben die Niedrigzinspolitik der amerikanischen Fed. Ohne deren niedrige Zinsen hätte es niemals diese Fülle leichtfertiger Verschuldungen quer durch das Finanzsystem – und noch mehr quer durch die Staatenwelt geben können. Sogar die Begründung war damals die gleiche wie heute bei Schulmeister: Durch niedrige Zinsen werden Kredite billiger, und das sei gut gegen Wachstumsschwäche und Arbeitslosigkeit. In Wahrheit aber sind niedrige Zinsen so wirksam wie Schmerzmittel gegen einen eitrigen Zahn; diese sind zwar als Symptomkur beliebt, gleichzeitig wird der Krankheitsherd aber immer schlimmer.

Hundertfach hat die wirkliche Welt gezeigt: Am Schluss verursachen die infolge niedriger Zinsen angehäuften Schulden sowohl Wachstumsschwäche wie Arbeitslosigkeit wie Krisen. Und zwar alles in viel schlimmerem Ausmaß als bei Verzicht auf Symptomkuren.

Die Fed konnte sich in den Jahren vor 2008 noch zugute halten, dass damals die gemessene Inflation trotz enormer Geldschöpfung niedrig blieb. Man hat nur die Ursache der niedrigen Inflation übersehen: Ostasien überschwemmte die Verbrauchermärkte mit billigen Produkten, während die aufgeblähten Geldmittel überwiegend in Finanz-, Aktien- und in Immobilienblasen flossen. Deren späteres Platzen wurde dadurch unausweichlich. Heute haben wir nicht nur wild sich aufblähende Blasen (vom Gold bis zu den Immobilien), sondern auch schon monatlich munter zunehmende Inflationsraten. Die eigentlich zwingend zu Zinsenerhöhungen führen müssten.

Dennoch empfiehlt Schulmeister neuerlich Niedrigzinsen. Dabei muss er hoffen, dass sich niemand mehr an die Zeit vor der Krise erinnert. Damals hat nämlich derselbe Schulmeister die Europäer heftig getadelt, weil die Zinsen nicht ganz so niedrig waren wie in den USA.

Gewiss: Niedrige Zinsen können – genauso wie weitere Milliardenpakete für Griechenland – die gegenwärtige Überraschungs-Party noch ein paar Monate länger in Gang halten. Das Kopfweh und der Katzenjammer danach werden aber umso katastrophaler sein. Übrigens würden mit einer anderen, viel sinnvolleren Maßnahme die Kreditzinsen ebenfalls sinken: nämlich wenn Länder wie Deutschland oder Österreich, die derzeit in einem Zwischenhoch boomen, keine Schulden mehr machten, sondern Überschüsse erzielten. Was aber nicht der Fall ist.

Wer heute nach noch mehr billigem Geld ruft, der hat nur eines im Sinn: Er will weiteren Drogennachschub für die Party.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

 

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