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Verbund an die Leine der Parteien

Gabriele Payr statt Maximilian Eiselsberg: Wen kümmert es schon, wer im Verbund-Aufsichtsrat sitzt? Es sollte aber kümmern. Nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Steuerzahler.

Denn dieser Tausch ist mehr als signifikant. Frau Payr ist die Chefin der Wiener Stadtwerke, Herr Eiselsberg ist Rechtsanwalt. Und er galt bisher als der Vertreter der privaten Kleinaktionäre. Diese sind an dem großen österreichischen Stromkonzern durchaus in nennenswertem Umfang beteiligt, auch wenn der Bund laut Gesetz die Mehrheit halten muss und einige Landesgesellschaften den Privatanlegern Verbundaktien abgekauft haben.

Der Hinauswurf eines Kleinaktionärsvertreters ist natürlich kein Zufall, sondern ein Musterbeispiel großkoalitionärer Packelei. Er ist ein Gegengeschäft für die Zustimmung der Bundes-SPÖ zur Kapitalerhöhung der Verbundgesellschaft. Besonders bedrückend ist dabei nicht nur die Verabschiedung eines Privataktionärsvertreters. Das ist auch die Tatsache, dass da nicht nur eine brave Parteigenossin in den Aufsichtsrat kommt, sondern auch die Vertreterin einer jener wenigen Landesenergieversorger, die sich weiterhin zu hundert Prozent im öffentlichen Eigentum befinden. Und die dementsprechend unwirtschaftlich arbeiten.

Gewiss, ein Aufsichtsrat macht noch keinen Sommer. Aber gleichzeitig wurde auch bekannt, dass Herbert Kaufmann im gleichen Aufsichtsrat bleibt. Der Ex-Arbeiterkämmerer Kaufmann aber ist niemand anderer als der langjährige Vorstandsvorsitzende der Flughafen-Wien-Aktiengesellschaft und mitverantwortlich für das stümperhafte Versagen beim Bau eines Abfertigungs-Terminals.

Das sind sehr bedenkliche Signale – selbst wenn man dem Verbund ganz sicher ein bisher sehr erfolgreiches Wirtschaften und auch für die Zukunft eine exzellente Aufstellung attestieren muss.

Er profitiert ja gewaltig davon, dass er einer der größten Wasserkraftproduzenten Europas ist. Wasser ist zweifellos jene Quelle der Energieproduktion, die im Zeitalter der Global-Warming-Hysterie, der Atom-Hysterie und der enorm teuren Alternativ-Energien die besten Zukunftsaussichten hat.

Vielleicht werden ja jetzt sogar die regional enorm großen Widerstände gegen den Bau neuer Speicherkraftwerke überwunden. Haben doch ohne solche Speicher weder Solar- noch Windanlagen einen Sinn, weil sie den Strom nur selten dann liefern, wenn man ihn in größerer Menge braucht. Vorerst tischen grüne Vorfeldorganisation noch immer gegen jedes solche Kraftwerk irgendwelche obskuren Argumente auf. Wobei ihnen dieser Tage kein anderes Argument gegen ein Kraftwerk mehr eingefallen ist, als dass dadurch eine Höhle überflutet wird, in der unlängst Bären genächtigt haben dürften.

Offenbar glaubt die Regierung angesichts dieser strukturell guten Aussichten des Verbunds sich Maßnahmen leisten zu können, die das Vertrauen in den Standort Österreich nicht gerade erhöhen. Um es milde auszudrücken.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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