Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins wieder einmal auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent belassen. Sie ließ sogar durchsickern, dass bis Ende 2011 nicht an der Zinsschraube gedreht wird.
Das hat erstaunlicherweise keine Diskussionen ausgelöst. Obwohl schon die lange Frist der Prophezeiung seltsam ist. Hatten doch viele finanzpolitische Prophezeiungen in den letzten zwölf Monaten nur eine Halbwertszeit von wenigen Tagen.
Darüber hinaus sollten zumindest Finanzexperten auch heftig über die Höhe – besser: die Tiefe – der heutigen Zinsen diskutieren. Außer sie glauben keiner der Prognosen. Denn derzeit werden die Wachstumsprognosen für den Euroraum ständig erhöht, zuletzt auf 1,5 bis 1,7 Prozent für die nächsten beiden Jahre. Ähnlich positive Nachrichten kommen nun sogar aus den USA. Ebenso nehmen die Inflationsraten langsam zu; sie werden für die nächsten beiden Jahre auf 1,5 bis 1,6 Prozent geschätzt. Überdies legen die Börsekurse kontinuierlich, wenn auch bisweilen mit heftigen volatilen Zacken zu. Die Situation ist also eine ganz andere denn im Winter 2008/09, als alle Kurven steil nach unten stürzten. Als die EZB die Zinssätze auf das niedrigste Niveau ihrer Geschichte senkte.
Eine Normalisierung der Zinssätze sollte auch deshalb ernsthafter diskutiert werden, weil die Rohstoffpreise und insbesondere jener des Golds signalisieren, dass schon sehr viel Geld nach Landeplätzen sucht.
Der Diskussionsbedarf besteht vor allem in Deutschland, den Niederlanden und Österreich. Denn diese drei Länder haben deutlich bessere Wachstums-, aber auch höhere Inflationserwartungen als das restliche Euroland. In Deutschland ermutigt die Regierung die Gewerkschaft sogar zu höheren Lohnforderungen; was noch nie da war, geschweige denn bei einer schwarz-gelben Regierung. Und in Österreich boomt der Arbeitsmarkt (zumindest wenn man die versteckte Arbeitslosigkeit in Form des besonders niedrigen Pensionsantrittsalters und der langen Studiendauer außer Acht lässt).
Stünden diese drei Länder wieder alleine, dann würden ihre Notenbanken den Zinsen heute mit Sicherheit das eine oder andere Viertelprozent hinzufügen. Denn falls die Finanzverantwortlichen etwas aus der Krise gelernt haben, dann sollte es zweifellos das Wissen sein, dass die zu spät erfolgte Zinsanhebung nach der Dot.com-Krise 2001/02 die Mutter der jüngsten Weltwirtschaftskrise war. Zu viel im Markt herumschwappendes Geld führt zu Blasen, die dann platzen und die ganze Wirtschaft vergiften. Auch wenn der Verbraucherpreisindex vorher nur eine geringe Inflation gezeigt hat.
Doch die Drei leben in Gemeinschaft mit Fußmaroden, mit schrumpfenden Wirtschaften, mit Ländern, die nur dank hunderter Hilfsmilliarden der Zahlungsunfähigkeit entgehen. Für diese wäre jede Zinserhöhung fatal.
Da scheint guter Rat teuer. Zumindest solange die Erfolgsländer an der gemeinsamen Währung mit Griechenland, Portugal & Co festhalten.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.
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Nachdem die EU von einer Wirtschaftsunion zu einer Transferunion verkommen ist und die Staatsverschuldung vieler Mitgliedsländer eine Zinserhöhung nicht zuläßt, müßten die sog. Erfolgsländer längst aus der Währungsunion ausscheiden.
Die führenden Politiker dieser Länder wissen jedoch genau, daß dies auch den Zerfall der EU bedeuten würde und wagen sich an den logischen Schritt nicht heran. Dieses Zögern wird auch die starken Länder in der EU mitreißen und letzten Endes genau zu dem führen, was im Moment noch verhindert werden soll, nur mit dem einen Unterschied, daß dann alle ihre Hände in Unschuld waschen können, niemand die Verantwortung dafür übernehmen muß und wir alle dieses absolut schlecht vorbereitete Experiment mit unserem hart verdienten Geld bezahlen werden. Wen kümmerts, wenn die zuständigen Führungskräfte längst ihre Schäfchen im Trockenen haben, wohl wissend wie das alles endet! :-(
Zu Eurobonds, gemeinsamer Währungsagentur meinte Mister Euro Juncker, das deutsche Denken sei zu simplizistisch. Ich denke das auch. Wäre es nämlich nicht so, wäre Deutschland als Zahlesel längst ausgefallen und hätte die Währungsunion verlassen, Herr Juncker.
Herr Dr. Unterberger, wieder ein Argument mehr, aus der für uns nachteiligen EU auszutreten.
Nicht nur, daß wir den 'fußmaroden' (und auch sonst 'mentalitätsmaroden') EU-Ländern das Geld hineinschieben ohne irgendwelche Effekte dort zu erzielen und selbst dafür zahlen werden müssen, weil eben dort keine Effekte erzielt wurden und nicht zurüchgezahlt werden wird (dazu wäre dorteben bei den Schurkenstaaten eine Mentalitätsänderung nötig) sondern auch, daß wir selbst unsere Wirtschaft kastrieren müssen für die 'armen' Völker, so der 'Ösi'-Jargon.
Auch das zeigt, daß wir de facto keine Regierung und auch keine Stimme haben, weder bei uns noch in einer total aus dem Rahmen gefallenen EU.
Unsummen zahlen wir zusätzlich noch als Nettozahler in die EU.
In Wirklichkeit rinnt bei uns der Regen beim Dach hinein und wir sind auch wirtschaftlich nur an der Oberfläche so weit, wie beschrieben, in der Tiefe haben wir weder in der Struktur, noch beim Gesetz, noch beim Föderalismus, noch bei den Privilegien, noch bei den Gerechtigkeiten, noch bei den Staatsschulden, etc. irgendwelche Fortschritte aufzuweisen und versumpern und verkommen als gesamter Staat, wenn ich u.a. an die 'Pisa'-Diskussionen erinnern darf, zu einem unfreien 'Ideologiekümmerling' und 'Gutmenschenkrampf' mit schweren Folgen für uns alle. Da wird auch die Tüchtigkeit der vebliebenen etwa 60% produktiv für Österreich tätigen Menschen nichts helfen können.
Ei der Daus! Wer wollte denn unbedingt in diesen Affenzirkus beitreten? Wer hat denn das tumbe Wahlvolk in diese Katastrophe reingelogen und -manipuliert? Wer hat denn Skeptiker als "europafeindlich" denunziert? Wer hat denn der Schweiz den Weltuntergang prognostiziert?
Noch ein Wort zur EU:
Idee gut - Ausführung scheiße!
So wie das jetzt gehandhabt wird, nämlich Aufgehen der Nationalstaaten in den Suprastaat, erinnert mich das fatal an das, was man bei uns in Baghdadh als Privatisierung bezeichnet. Am Ende ist es dann keiner gewesen und jeder hat es von Anfang an gewußt.
So wie man die Privatisierung ohne Aufgabe des staatlichen Einflusses probiert, so probiert man anderenorts die Aufgabe des Nationalstaates ohne Aufgabe des nationalen Eliteneinflusses.
Die Idee Europas ist aber nicht darauf zu reduzieren, dass irgendwer irgendwo in Europa eine schlechte Zinspolitik machen darf, wegen der dann wieder irgendwer in Europa irgendwie sein Geld verspekuliert.
Ich darf alle Austrittsbefürworter herzlich dazu auffordern, mir doch zu sagen, welche Ideen sie an die Stelle der Idee von Europa stellen wollen. Denn eine Abgrenzung Europas vom Rest der Welt (ja richtig gelesen) ist unbedingt erforderlich, wenn man nicht Europa zum Durchhaus für alles mögliche verkommen lassen will. Oder ?
Österreich, Deuschland, Holland wurden von Henkel gestern in der Sendung "Hart, aber fair" als jene Länder bezeichnet, die sich gegen die Auflage eines Euro-Bonds ausgesprochen haben. Und zwar mit Recht! Denn das wären dann ja die Deppen, die für den Unsinn der anderen bezahlen müßten. Daß letztlich alle Euro-Länder fallen werden, sieht man daran, daß Belgien heute schon wackelt! http://www.welt.de/wirtschaft/article11481529/Jetzt-wackelt-auch-noch-das-kleine-Belgien.html
In der Runde war auch Max Otte. Jener Mann also, der die Weltwirtschaftskrise vorausgesagt hat. " Der Crash kommt. Die neue Weltwirtschaftskrise und wie Sie sich darauf vorbereiten", 2006.
Ein hervorragendes Duo! Leider konnten sie ihre Gedanken nicht immer zu Ende bringen, weil der Moderator einem offenbar vorgegebenen Drehbuch folgen mußte.
OT, auch wenn's irgendwie zum Thema passt:
ABSOLUTE PFLICHTLEKTÜRE: Hans-Olaf Henkel, "Rettet unser Geld" (Heyne)!!!
Eines der beiden wichtigsten und besten Bücher des Jahres (daß das andere der Sarrazin ist, bedarf hier ja wohl keiner Erläuterung). Da Österreich, was die währungspolitische Interessenslage betrifft, mit Deutschland - noch - in einem Boot sitzt, gilt das, was Henkel hinsichtlich der Notwendigkeit einer Trennung der Euro-Zone in eine der Hart- und eine der Weichwährungsländer expliziert, auch für Österreich.