Der Abwertungswettlauf
28. Oktober 2010 00:11
2010-10-28 00:11:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 2:30
Früher lief in vielen Ländern Europas das Spiel folgendermaßen: Regierungen und Arbeitgeber gaben regelmäßig auch exorbitanten Forderungen der Gewerkschaft nach; der Wert der erkämpften Gehaltserhöhungen und Sozialleistungen wurde aber ebenso regelmäßig durch Abwertungen der Währung entwertet. Dadurch wurden Einkäufe aus dem Ausland teurer, die eigenen Exporte billiger.
Mit dem Euro sind nationale Abwertungen aber unmöglich geworden. Das hat jedoch die Gewerkschaften zwischen Griechenland und Portugal nicht gemäßigt, die weiterhin Forderungen weit über der Inflationsrate durchgesetzt haben. Was sowohl Staatsfinanzen wie auch Wirtschaft gewaltig ins Schleudern bringt. Die keynesianische Behauptung der Gewerkschafter, überhöhte Lohnforderungen würden die Nachfrage und damit die Wirtschaft ankurbeln, ist längst als Milchmädchenrechnung entlarvt, weil sie den Außenhandel ignoriert: Das überschüssige Geld fließt nämlich gutteils in Importe, kurbelt also primär das Ausland an; und die Exporte schrumpfen, weil die Löhne zu hoch sind.
Daher triumphieren jetzt in Europa vor allem die disziplinierten (und fleißigen) Deutschen. Und ein wenig auch Österreicher, Niederländer und Skandinavier.
Nun wiederholt sich der Abwertungswettlauf auf weltweitem Niveau. Die USA werfen so viele frische Dollar in den Markt, dass der Wert des Dollar rasch sinkt. Gleichzeitig hält aber auch Peking seine schwer unterbewertete Währung niedrig. Sein Kalkül: Dadurch fließt nicht allzu viel Geld in ausländische Luxuswaren; dadurch kann China weiterhin zu günstigen Preisen exportieren. Denn es glaubt, nur so sein exorbitantes Wirtschafts- und Arbeitsplatz-Wachstum halten zu können. Der asiatische Riese fürchtet trotz seiner repressiven Polizei nichts mehr als soziale Unruhen von Arbeitslosen. Das, was etwa in Frankreich Routine ist, könnte in China den Funken an ein gefährliches Benzinfass legen.
Aber auch Europa druckt heftig Euro. Was diesen normalerweise entwerten müsste – täten nicht alle dasselbe. In den Schwellenländern wiederum führt man steuerliche Schranken gegen das Hereinströmen ausländischen Kapitals ein, um die Währung niederzuhalten. Denn der von der Regierung Obama und der Fed rauschartig produzierte Dollarsegen sucht überall verzweifelt neue Anlaufhäfen. Sogar China stapelt heute lieber andere Währungen in den Tresor als noch mehr Dollar. Ein Teil des Dollar(un)segens hat zwar die Aktienkurse getrieben, ein Teil geht schon wieder in den Konsum, aber gerade ins erhoffte Wirtschaftswachstum Amerikas fließt relativ wenig. Und in Immobilien wie beim letzten Boom investiert schon gar niemand. Verständlicherweise.
Wir haben also ein doppeltes Problem: Einerseits führt die Dollarproduktion zu neuen (gutteils noch unbekannten) Blasen. Andererseits schadet der Abwertungswettlauf allen: Denn er ist ein klassischer Handelskrieg.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“, die hier wiedergegeben wird.
zur Übersicht
Der Euro auf der Kippe?
Der luxemburgische Außenminister Asselborn hat in einem Interview mit der ARD am 25.10. angeblich gesagt:
"... wo ich ein Problem habe das ist das man mit dem dicken Hammer vorgeht
Deutschland und Frankreich garantieren 50% des ganzen Pakets der 750Mrd was ja auch stimmt wenn wir also wirtschaftliche Stärke haben, dann müssen wir auch die politische Stärke haben
und wenn wir sagen der Vertrag wird geändert dann müsst ihr gehorchen dann müsst ihr das so machen wenn ihr das nicht so macht, steigen wir aus dann könnt ihr sehen was mit dem Euro geschieht"
Der letzte Halbsatz wurde angeblich später aus den Videoaufzeichnungen entfernt!
Mehr dazu:
http://hartgeld.com/filesadmin/pdf/Art_2010-176_Euro-Krieg-2.pdf
Wie immer, die Lage auf den Finanzmärkten beginnt prekär zu werden. Ungezügeltes fluten der Märkte mit ungedecktem Papiergeld, keine ernsthaften Anstrengungen in Hinblick auf Strukturreformen und Einsparungen, es genügen die Grundrechungsarten um zu erkennen, dass diese Politik nur ins Desaster führen kann!
Dieses Geldverhalten ist zerstörend.
Stellen Sie sich vor, ich würde nicht erkennbare Euroblüten erzeugen. Wieviele muß ich da in Umlauf bringen, bis das trotz Computerzeitalters jemanden auffällt, ad 'sichere' Währung.
Dr. Unterberger spricht von Blasen, während die letzten Brandblasen noch jahrzehntelang nicht verheilt sein werden.
Da wir diese wahnsinnigen Entscheidungsträger, die sich da Politiker nennen wollen, nicht mehr bremsen können, werden wir auf den Supergau zusteuern, wo dann alle gedruckten Scheine den Gegenwert benötigen und uns für die nächsten hundert Jahre versklaven werden.
Denn die Entscheidungsträger werden weiter versagen. Wir müssen solche entfernen, wollen wir das Unheil mildern, verhindern, dazu ist es zu spät.
Gott schütze Österreich !
Dazu ein kleiner Wuschzettel, der mir per E-Mail zugegangen ist:
"Lieber Gott
Nachdem du in den vergangenen Jahren meinen Lieblingsmusiker Michael Jackson, meinen Lieblingsschauspieler Patrick Swayze, meine Lieblingsschauspielerin Farrah Fawcett und meinen Lieblingsschriftsteller Mario Benedetti zu dir geholt hast, teile ich dir mit, dass meine Lieblingspolitiker Werner Faymann und Josef Pröll sind!
Und meine Lieblingsausländer sind Serben, Polen, Türken und Rumänen!!!
Wir haben schon OKTOBER,... also für Weihnachten ginge es sich das noch aus..."
Der Trick der Amerikaner, Schulden zu machen und diese durch Inflation auf Kosten der Kreditgeber nicht zurückzuzahlen, funktioniert nicht mehr. Denn Deutschland müßte aufgrund seines starken Exports eine harte Währung haben, die ähnlich dem Schweizer Franken die Exporte zum Erlahmen bringen würde. Dadurch würde die Konjunktur in den Schuldenländern wieder anspringen und die könnten selbst wieder in die Welt exportieren, bei billiger Währung, ihre Schulden billig zurückzahlen. Da aber Deutschland trotz starker Exporte durch den Euro ebenfalls eine weiche Währung hat wie die anderen, können sich die Schuldenmacherländer, die sich dem Keynesianismus verschrieben haben, nicht mehr durch Währungsabwertung sanieren und so die Kosten auf ihre Kreditgeber umwälzen.
Was jetzt passiert, ist die gerechte Strafe Merkurs: Statt dem Währungswettbewerb gibt es einen beinharten Produktionswettbewerb, es kommt nur mehr darauf an, wer der tüchtigere Maschinenbauer ist. Da hat sich Deutschland über die Jahre hinaus einen Vorsprung erarbeitet, der nun nicht mehr leicht einzuholen ist.
Deutschlands Exportmaschinerie wird unaufhaltsam, die Arbeitslosenrate in Deutschland sank auf unter 3 Mio, dem tiefsten Wert seit 1992, Wirtschaftsforscher sagen nur mehr 2 Mio Arbeitslosigkeit für 2012 voraus, so viele Beschäftigte wie heute gab es noch nie in Deutschland.
Der Keynesianismus ist geschlagen, die Schuldenpolitik als Fehlentwicklung entlarvt. Allerdings wird die Welt dadurch in ein tiefes Ungleichgewicht gestürzt. An diesem ist aber weder Deutschland und seine arbeitende und genügsame Bevölkerung schuld. Sondern die Schuldenländer selbst, allen voran die USA selber, die nun für ihre Schuldenpolitik die Rechnung präsentiert bekommen, sie sitzen nun in ihrer selbst gezimmerten Schuldenfalle fest. Da nützt auch das Wehklagen Timothy Geithner, dem US-Außenminister, nichts, der ein oberes Limit für exportierende Länder einforderte, eine Regelung die gegen China und Deutschland abzielt. Noch mehr Regelungen, noch mehr Planwirtschaft, Herr Geithner? Sie setzen schon wieder auf das falsche Pferd.
Weniger Staat, mehr privat, sollte ihre Devise sein.
Die Bedingungen bei schwächerem Euro ändern sich nur bei Exporten in jene Länder, welche nicht der Eurozone angehören. Wenn nun z.B. Deutschland wieder einmal ein "Musterschüler" ist, dann profitieren von dieser performance weiterhin auch Euroländer, welche es mit der Währungsdisziplin nicht so genau nehmen.
Bankomaten
Mir scheint dasvon beiden Seiten gewollt zu sein. Jeder einfache Praktiker könnte einen solchen Raub vereitlen, z.B. mit einem offenen Glas Tinte, das man über das Geld stellt. Höhere Techniker würden einen Bewegungssensor oder einen Beschleunigungssensor verwenden, der , wie im Alarmpaket üblich, das Geld einfärbt. Ich bin kein Spezialist, aber die Sache erscheint recht einfach.
Man könnte auch Sicherheitsfirmen beauftragen und Waffengebrauch zum Schutz des Eigentums zulassen: "Fuchs, du hast die Bank bestohlen, gib es wieder her, sonst wird dich der Wächter holen ................" Rote Tinte am Geld hilft auch.
"...Denn er ist ein klassischer Handelskrieg..."
Ich möchte zu diesem Thema ein bisschen weiter ausholen. In den letzten Jahrzehnten erlebte der westliche „homo ökonomikus“ zwei tiefgehende Mentalitätswandel. Und dieser Wandel bestimmte auch die Handlungen der „kleinen Leute“. Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als dass auch das Verhalten der „kleinen Leute“ die heutige Finanz- und Weltwirtschaftliche Situation nur folgerichtig hervorgebracht hat. Daher schmecken die Schuldzuweisungen an phöse Mächte, Banken und sonstige „Haie“ ziemlich schal. Klar, der/die „kleine Mann/Frau“ hört so was nicht sehr gern. In der Rolle der ausgelieferten „heiligen Unschuld“ erspart man sich die Reflexion.
Der Paradigmenwechsel in der Mentalität findet sich auf dem Weg vom „Sparkapitalismus“ zum „Verschuldungskapitalismus“. Über die Zwischenphase der „Konsumgesellschaft“ Im Sparkapitalismus entsteht das Kapital durch den Verzicht auf unmittelbare Befriedigung, Arbeiten und Sparen war die Lebensmaxime. Das färbt die „Mentalität“ und auch das Verhalten. Eine weit verbreitete, unbestimmte Sehnsucht nach den damaligen, damit verbundenen „Werten“, ist durchaus zu verzeichnen – wenn auch nicht so ganz. Die nächste Phase läutete die „Konsumgesellschaft“ ein. Daniel Bell („Cultural Contradictions of Capitalism“) sah darin ein Paradox im Kapitalismus. Auf der Produktionsseite bleiben die „alten“ Werte wie, Ordnung, Fleiß, Pünktlichkeit, höchst gefragt. Aber, die Produktionsankurbelung verlangt nach „materialistischen Hedonisten“ als Konsumenten. Die Arbeitswelt und Konsumentenwelt könnte gegensätzlicher nicht sein.
Nun folgte der nächste Schritt. Vom „Konsumwahn“ zum „Schuldenmach-Wahn“. Bereits in den 80ern gab es Leute, die um mehrere tausend Schilling Fernreisen und Fernzielurlaube unternahmen. Auf Pump. Man stotterte noch ab, als kein Bekannter mehr die Phuket-Fotos sehen wollte. Soll heutzutage sogar die Regel sein.
Also, die Entwicklung vom Sparkapitalismus zum Konsumkapitalismus führte zum fatalen Schritt des Verschuldungskapitalismus. Vom Realen zum Virtuellen. Von der Wertschöpfung zum Derivatenhandel. Der Mentalitätswandel hatte natürlich auch die „kleinen Leute“ erfasst. Die „Kleinanleger“ setzten und spielten begeistert mit. Die geballten, massenhaft entstandenen „Illusionswolken“ verdüsterten die Realität. Der nächste „Mentalitätswandel“ muss wohl kommen. Alles Schuldenmachen hat Grenzen. Auch bei der öffentlichen Hand. Einziger "Lichtblick": für einen "richtigen" Krieg wird es möglicherweise keinen "Kredite" mehr geben.
Was ist jetzt schuld? Der Kapitalismus oder der Mensch? Gegenfrage: Was war zuerst? Die Henne oder das Ei?
Ein Bericht über Währungen und ihr Verhältnis zueinander ist für einen MINT ohne Bezugsstandard sinnlos. Nehmen wir als Richtschnur den Goldpreis, denn erst seit die Bindung an Gold von der FED abgeschafft wurde, gibt es das Problem mit Währungen. Daher flüchten viele Anleger in Gold oder Silber.
Die USA machen hemmungslos in Inflation, indem sie sogar mehr Geld ausweisen, als sie drucken können. Dadurch sinkt der Wert des $ und sie müssen für Importe mehr zahlen. Damit die Plebejer ihren gewohnten Konsum aufrechterhalten können, müssen hauptsächlich Waren aus Niedriglohnländern, insbesondere China, importiert werden. Daher soll sich China an dem $ orientieren, um so die „Weltwirtschaft zu retten“.
Die anderen Länder und die EU werden gleich mitgenommen, auch sie sollen „retten“.
Die wirklichen Probleme, die Reichen und Großverdiener zahlen zu lassen, werden ausgeklammert und totgeschwiegen.
• Telepolis pnews: Warum Google kaum Steuern zahlt
Nach einem Bericht von Bloomberg News nutzt der Konzern die "Double Irish"-Methode, um die Gewinne in Steuerparadiese zu transferieren
25.10.2010 – http://www.heise.de/tp/blogs/8/148632
Eine Geldtransfersteuer würde sofort Ordnung und Transparenz schaffen, aber das Problem versuchen die Politiker über Minderzahlungen an die Plebejer zu lösen.