Es ist eines der beliebtesten Argumente wider alle Appelle zum Maßhalten: Erhöht man die Löhne, dann wird mehr konsumiert.
(Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. Diesmal ist sie der These "Konjunkturankurbelung durch Konsum" gewidmet.)
Die These klingt durchaus logisch, nicht nur weil sie von so vielen Politikern ständig wiederholt wird. Wer wenig in der Kasse hat, gibt weniger aus. Und umgekehrt.
Steigender Inlandskonsum ist auch ein wichtiger Faktor der Konjunktur. Diese wird im Wesentlichen entweder von Staatsausgaben oder von Investitionen oder vom Export angetrieben. Oder eben vom Konsum. Daher hat der Finanzminister im krisengeschüttelten 2009 mehrfach an die Konsumenten den ungewöhnlichen Appell gerichtet, doch bitte, bitte mehr zu konsumieren.
Immerhin waren 2009 Löhne und Pensionen in Österreich so stark gestiegen wie in fast keinem anderen Land. Während anderswo die Krise Zurückhaltung auslöste, waren die österreichischen Gewerkschaften und Pensionistenverbände mit ihren Forderungen sehr erfolgreich. Standen ihnen doch bei den diversen Erhöhungsverhandlungen für das Jahr 2009 im Herbst 2008 eine eher schwache Wirtschaftsvertretung und eine auf Wahlen fixierte Regierung gegenüber.
Dennoch ist der Glaube an eine Konjunkturbelebung durch Konsum eine gefährliche Milchmädchenrechnung. Gerade in Österreich und gerade in Krisenzeiten. Das hat drei Gründe:
Erstens geht in Österreich jeder zusätzliche Konsum-Euro zu weit mehr als der Hälfte in importierte Produkte oder in Auslandsreisen. Daher kurbelt ein erhöhter Konsum nur mit einer sehr geringen Hebelwirkung die heimische Wirtschaft an, und mit einer viel größeren die in anderen Ländern.
Zweitens wirken sich die Erhöhungen von Pensionen und Beamtengehältern langfristig negativ auf Konjunktur und Arbeitsplätze aus, nämlich dann, wenn sie mit Schulden finanziert sind. Denn spätestens seit dem Fall Griechenland und den brutalen Sparmaßnahmen von Spanien, Irland oder Italien müssen auch die fanatischsten Keynesianer begreifen, dass Schulden eines Tages zurückzuzahlen sind. Und zwar meist zu besonders ungünstigen Zeitpunkten. Denn in Boomzeiten bekommen auch schlechte Schuldner weiterhin die Kredite nachgeworfen.
Und drittens zeigen immer mehr Studien, dass die Konsumausgaben der Menschen viel weniger von ihrem persönlichen Kassastand abhängig sind, als man gedacht hat. Viel wichtiger sind ihre Stimmungen und Erwartungen über die künftige Entwicklung. Und da zeigt sich, dass die Menschen ausgabenfreudiger werden, wenn sie sich sicher fühlen, wenn ihnen keine Steuererhöhungen drohen, wenn der Staat sparsam wirtschaftet.
Wenn die Menschen hingegen nicht an eine solche Zukunft glauben, dann tun sie allen Appellen eines Ministers zum Trotz mit allen Kräften vor allem eines: Sie sparen. Dieses Angstsparen findet in Zeiten zusätzlicher Inflationsängste weniger auf Sparbüchern als auf dem Gold-, dem Immobilien, dem Franken-Markt statt. Der Republik bleiben die Schulden für diese vermeintliche Konjunkturankurbelung. Und den Arbeitgebern Lohnkosten, die sie weiter Richtung Asien verjagen.
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Aber wie hören wir es schon wieder vom vorbestraften Charly und seinem schwarzen Pendant Khol: Wenn die Pensionisten statt 1,2 doch 1,5 % draufkriegten, dann wird´s dahingehen mit der Wirtschaft. Wenn also ein 1.000-Euro-Pensionist 15 statt 12 Euro draufbekommt, winkt uns die Turbo-Konjunktur, so einfach wäre das. (Wahrscheinlich bekommt grade einmal das Enkerl seinen nächsten i-Pod ein bisserl früher.)
Mit diesem Argument sollte man doch vielleicht auch die Mindestsicherung zumindest verdoppeln, dann müßten wir Weltmeister beim Wachstum sein. Das Geld dafür kommt schon von irgendwo her!
Die Staatsschulden der Republik Österreich belaufen sich nach offiziellen Angaben derzeit auf ca. 189 Mrd. Euro.
Die Spareinlagen der privaten Haushalte in Österreich belaufen sich nach Angaben der Oesterreichischen Nationalbank derzeit auf ca. 200 Mrd. Euro.
Da läßt sich doch eine sehr einfache Rechnung aufstellen!
Ein Schelm, wer böses dabei denkt! (britischer Hosenbandorden)
Angst vor Entscheidungen regiert überall und deshalb beharren seit Jahrzehnten alle auf immer den selben (Nicht-)Lösungen und verteidigen diese zu verteidigten Pfründen ausgestalteten Politikbereiche und Themen.
Es ist bis jetzt gut gegangen. Es wird (hoffentlich) auch weiter gut gehen. Wozu etwas ändern?
"Politik ist die Kunst des Durchlavierens durch eine Legislaturperiode, um die ungelösten Probleme der nächsten Regierung zu übergeben." stand vor einigen Monaten mal ganz treffend in einem Leitartikel der F.A.Z.
Europa ist gerettet, die EU Beamten werden einen Kaufkraftboom auslösen.
Die EU zeigt uns wie man es macht und geht mit "gutem" Beispiel voran, indem die Gehälter der EU Beamten erhöht werden.
http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~EF202A365126649C586B2D784FCC0C708~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Ich finde deren Gebaren wider der guten Sitten, angesichts der enormen Verschuldung aller europäischen Staaten. Aber meine Meinung und die v. Millionen Bürgern, wird die Eurokraten wohl kaum interessieren und davon abhalten.
Der liebe Gott gibt´s den seinen im Schlaf. Womöglich ist auch Allah involviert.
Es ist ganz einfach: diejenigen, die Geld haben, sollten es auch ausgeben. Jemand der wenig Geld hat, sollte nicht mehr ausgeben als er hat.
Komischerweise werden von den Linken aber Leute kritisiert, die viel Geld haben, und es auch freudig ausgeben. Das wird dann als "Verschwendung" gebrandmarkt. Das gute Essen, der große SUV, die teuren Reisen etc, das darf alles bei den Linken alles nicht sein. Aber gerade diese Konsumausgaben geben wiederum vielen Menschen Arbeit.
Bei den Löhnen ist es ebenfalls sehr einfach: wer produktiv ist, sollte auch viel verdienen. Wer wenig produktiv ist, sollte weniger verdienen, weil sonst geht die Firma pleite.
Wobei natürlich eine Form der Lohnerhöhung wäre, die Lohnnebenkosten zu senken.
Man sehe sich zum Beispiel hier an, wieviel der Staat von der erwirtschafteten Leistung wegnimmt:
http://www.causa.at/causa_dateien/lohntabellearbeiter.pdf
Nettogehalt pro Monat: 1500.-
Gesamtkosten pro Monat: 2.978,23
Beim Durchschnittslohn nimmt der Staat also schon die Hälfte der erwirtschafteten Leistung weg (wer die Steuer- und Sozialabgaben abführt, ist egal). Vom restlichen Einkommen bedient sich der Staat dann weiter per Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer, Tabaksteuer usw.
Da appelliert jemand an ausgepresste Zitronen bitte mehr Saft zu geben.
Noch kurz zum "Wirtschaftswunder", das unlängst ausgerufen wurde:
http://derstandard.at/1280984628930/Konjunkturindex-Bank-Austria-sieht-Wirtschaft-schneller-wachsen
Die Ökonomen der Bank Austria haben ihre Wachstumsprognose für die österreichische Volkswirtschaft für 2010 von 1,3 auf 1,6 Prozent erhöht. Die Erholung der heimischen Wirtschaft rund um die Jahresmitte sei kräftige ausgefallen als ursprünglich erwartet und halte zudem sogar etwas länger an, begründet Chefökonom Stefan Bruckbauer die Revision. Für 2011 bleibt der Ökonom aber weiterhin bei der moderaten Wachstumsprognose von 1,4 Prozent.
Ein Blick auf die Statistik hilft weiter. Das reale Wirtschaftswachstum:
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/volkswirtschaftliche_gesamtrechnungen/bruttoinlandsprodukt_und_hauptaggregate/jahresdaten/019721.html
2008: +2.2%
2009: -3.9%
Haben die Ökonomen der Bank Austria Recht, dann erreichen wir nicht einmal 2011 das Niveau von 2008! Wobei die Staatsverschuldung 2009 um gute 10 Milliarden zugenommen hat, und 2010 und 2011 Etliches dazu kommen wird. Gespart wird ja nicht.
Ironie der Geschichte oder schon eher ein Treppenwitz ist es, dass genau der von A.U. richtigerweise propagierte Ansatz, international als "Austrian school of economics" bezeichnet wird. In Österreich hält sich das Gegenteil nur deshalb weil der Klassenkampf auf diese Weise von 1918 an durch die "grosse Koalition" von Sozialisten und Unternehmern sublimiert wurde, jedes Abweichen davon ging in Österreich gründlich in die Hosen. (Kronprinz Rudolf studierte das der unglaublichen Konjunktur 1875 - 1914 zugrundeliegende ökonomische System sogar in Privatvorlesungen von Carl Menger, sein Ende ist bekannt). Die Globalisierung ist nichts anderes (zumindest für die EU - Salonsozialisten) als angewandter Keynesianismus. Und der führt eben zu immer neuen Sub-prime Kreditblasen gerade weil sich die neureichen Salonsozialisten und Oligarchen die Taschen vollstopfen und bereichern wollen. Und dann muss man sich von so einem auch noch höhnisch eine "Verschweizerung" Österreichs anhören!
Der Prozentsatz jener Österreicher, die z.B. A.U.'s Kommentare lesen, ist mutmaßlich verschwindend gering. Parteisekretariate, die's nolens volens lesen werden müssen, werden dadurch höchstens zu Gegenaktionen herausgefordert.
Ideologisch festgefahrene Menschen lassen sich eben durch nahezu keinerlei Argumente, und seien diese noch so offensichtlich und richtig, von ihren Denkmustern abbringen, nicht einmal um den Preis des eigenen Lebens (wie man seit einiger Zeit weiß).
Richtig gefährlich wird es aber, wenn, wie (nicht nur) bei uns in Österreich, realitätsresistente Ideologie - Fans die nahezu totale Medienmacht ergattert haben.
Sie könnten nämlich zum schlechten Ende im Stande sein, die Mehrheit der Harmlosen, Vertrauensseligen, und jener, denen die Beschäftigung mit politischen Thematiken - nicht unberechtigterweise - als ineffizient, unmoralisch, seelisch belastend und strapaziös, kurzum unerquicklich, erscheint, am Nasenring in den Abgrund führen (was sie, jedenfalls bei uns, mehrheitlich zweifellos weder selber wollen noch glauben, ganz im Gegenteil).
Wie schon so oft hier dargelegt, sollte ein größerer Anteil der Bevölkerung, als in festgefahrenen Politzirkeln sitzen, die Chance bekommen, an der politischen Willensbildung mitzuwirken, insbesondere jederzeit, nicht nur zu den wenigen (- und noch weniger gewordenen! - siehe Nationalratswahlen -) Wahlterminen.
Die einzige Möglichkeit, unseren wirtschaftlichen, kulturellen und menschlich - moralischen allgemeinen Abstieg, welcher sich schon seit längerer Zeit abzeichnet, noch aufzuhalten, besteht meinem Dafürhalten nach im Aufbau direktdemokratischer Strukturen.
Gottseidank mehren sich die Anzeichen dafür, daß Andere genau so denken, und bereits aktiv werden.
Hier nochmals mir bekannte Homepages: http://www.mehr-demokratie.at/ ;
www.maennerpartei.at/
sowie die Initiative:
"San Francisco Declaration on Modern Direct Democracy" -
Greetings from San Francisco and the 2010 Global Forum on Modern Direct Democracy:
“We are from all corners of the world and from all walks of life.
Among us are scholars, journalists, activists, petitioners, philanthropists, artists, elected officials, election administrators, non-profit managers, lawyers, businesspeople, and farmers.......... “ Bitte selber suchen und lesen!