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Der Mama-Merkel-Schuldkomplex

Für die deutsche Bundeskanzlerin Merkel bedeutet Geschichte ein Exerzierfeld von moralisierenden Gutmensch-Imperativen im Stile eines protestantischen Spießbürger-Büßertums: "Wir haben uns in der Kolonialzeit an Afrika versündigt." (7.4.2017 – Flüchtlingshelfer-Empfang)

Der Historiker Friedrich Hegel sah das anders: "Die Weltgeschichte ist nicht der Boden des Glücks" und "die Perioden des Glücks sind leere Blätter in ihr."

Merkels lebensverneinender "Schuld-Komplex" steht am Ende einer kulturellen Dekadenzentwicklung. Dürrenmatt´s Historio-Komödie "Romulus der Große" (1949) lieferte vor 70 Jahren den Anfang vom Ende dazu. Schuld und Sühne bestimmten ab jetzt das Thema Vergangenheitsbewältigung; diese projizierte er in die Zeit des Untergangs des römischen Reiches hinein, in die Person eines fiktiven, politisch-pervertierten spätrömischen Staatsmannes zurück: Ein moralisch grübelnder Anti-Machiavelli, der sich in Merkels Lasset die Kinder zu mir kommen. Denn ihnen gehört das Himmelreich! realpolitisch überholen sollte ...

Romulus´ Monologe erinnern an selbstkasteiende Beichtstuhl-Analysen: "Du stehst vor dem Thron der römischen Kaiser, … diese Ströme von Blut … seine Schuld ist nicht abgetragen." Doch impliziert dieser psychopathisch-politische Schuldkomplex zweierlei: Kultur-Selbsthass und eine masochistisch-moralisierende Kasteiungs-Unterwerfungshaltung unter Fremdkulturen, den eigenen Untergang schicksalshaft herbei sehnend: "Wir haben fremdes Blut vergossen, nun müssen wir mit dem eigenen zurückzahlen." Dem römischen Imperium wird ein Selbstverteidigungsrecht abgesprochen: "Haben wir noch das Recht, uns zu wehren ... , mehr zu sein als ein Opfer?" (Dürrenmatt: "Romulus der Große")

Zum Höhepunkt der Refjutschie-Krise hat sich dieser Schuld- und Opferkomplex (mit Nietzsches Worten: "Sklavenmoral") aus der geistigen Enklave einer linken Elitenkultur auf einen ganzen Volkskörper massenpsychotisch übertragen. Friedrich Nietzsche (1844-1900) kannte den Namen jener protestantischen Grande Dame der Willkommenskultur nicht, den kulturellen Niedergang Europas benannte er wohl: Nämlich, "dass es (das Christentum) die Starken zerbrechen will, (...) bis die Starken an ... der Selbstverachtung und der Selbstmisshandlung zu Grunde geh´n."

Merkels Geschichtsdeutung: Eine ins Gegenteil pervertierte christliche (Un)heilsverkündung: Die von Europa dem schwarzen Kontinent aufgezwungene postkoloniale Ordnung sei Quell all des Übels, aus dem dann die Flüchtlingsbewegungen wie eine biblische Heuschrecken-Strafe auf den alten Kontinent losgeschickt wurden.

Merkel und Nietzsche: Beide aus protestantischem Pfarrhause, Antipoden derselben Geistesverfassung: Prophet und Vollstreckerin der Niedergangs ...

Nüchtern betrachtet wurde allerdings durch die willkürlich innerafrikanische Grenzziehung ("ohne Rücksicht auf die Gebiete der einzelnen Stämme" - Merkel) erst die Basis für moderne Staatswesen überhaupt geschaffen. Was wäre wohl passiert, hätte man die modernen Staatswerdungen Afrikas und des Nahen Ostens unter dem Prinzip des Tribalismus gestaltet (Afrika mit mehr als 2.000 Sprachen und hunderten versprengter Völkern).

Merkels Pseudo-Historisiererei resultiert nach den Worten des deutschen Philosophen Safranski aus einem "Gefühl der Hilflosigkeit" heraus:

"Die Ursachen dieses gigantischen Zerfalls im Nahen Osten sind dermaßen komplex, dass es völlig unmöglich ist, sie von außen beseitigen zu können. ... Das sind Zerfalls­prozesse, bei ­denen die meisten Eingriffe (siehe die beiden Irakkriege, Afghanistan und ­Libyen) die ­Sache nur noch schlimmer ­machen ... Es ist viel erreicht, wenn man das eigene Haus ­wenigstens notdürftig ­bewahrt." ("Politischer Kitsch")

Völlig ratlos lässt einen Merkel freilich mit ihrem Psycho-Esoterik-Appell zurück: "Wir müssen ein bisschen Leidenschaft für die Geschichte Afrikas entwickeln, ansonsten werden wir auch nicht zueinander kommen." WIE und – vor allem – WO sollte ein Ein-Milliarden-Kontinent mit Europa zueinander finden?

"Der metaphysisch-romantische Zug hat un­sere politische Urteilskraft geschädigt. Ich liebe die Romantik, aber nicht die politische Romantik." (Safranski: "Politischer Kitsch")

Merkel verwechselt Weltpolitik mit christlicher Ökumene in einem ostdeutschen Ex-DDR-Provinzdorf im Stile christlich-naiver Bibelrunden oder einiger Psychositzungen beim Paar-Therapeuten.

Ist das Böse exklusiv europäisch?

Ein halbes Jahrhundert nach Dürrenmatt stellte sich jemand eine überfällige globalhistorische, politisch-inkorrekte Frage: "Wie kam es dazu, dass Reichtum und Macht so verteilt sind ... und nicht anders? Warum führte die Geschichte nicht dazu, dass beispielsweise ... Afrikaner Europäer unterwarfen ... ?" (Jared Diamond: "Arm und Reich – Die Schicksale menschlicher Gemeinschaften")

… um zu einer lapidaren Conclusio zu kommen: Der Unterschied beruhe einzig und allein "auf Verschiedenheiten der Umwelt"; also auf einer geographischen Besonderheit unseres Globus: Der Ost-West-Erstreckung Eurasiens…

Doch impliziert die Frage eine weitere. Ist das Böse per se europäisch? Ein kriminal-archäologischer Fund aus dem prähistorischen Südwesten der USA lässt daran zweifeln.

"Die Kannibalen schlichen sich in die Siedlung eines Indianerclans ... Drei Männer, eine Frau und drei Kinder ... wurden mit Keulen und Steinen erschlagen.

Die Angreifer zerhackten die Toten, ... um sie über dem Feuer zu braten ... Ehe sie den Ort verließen, drang einer von ihnen noch einmal in eine Behausung ein ... Dort hockte er sich hin und entleerte sich – eine letzte Geste der Verachtung." (Geo-Epoche)

Um 900 n. Chr. soll sich eine Horde mittelamerikanischer Tolteken-Indianer (im Stile von Konquistadoren) aufgemacht haben, um durch Terrorherrschaft die friedliebenden Ackerbauer-Anasazi (500 – 1050 / 1300 n. Chr) zu unterdrücken: "Durch den größten Schrecken, den sie bei den Unterjochten überhaupt auslösen konnten: Sie aßen sie auf." (GeoEpoche)

Ähnliche Herrschaftspraxis ist auch von den Azteken überliefert. Ihren Gefangenen schnitten sie bei lebendigem Leib einfach die Herzen heraus. Selbst die Spanier waren ob solch brutaler interkultureller Umgangsformen entsetzt gewesen…

Mittlerweile wird auch die europäische Eroberungsgeschichte zunehmend ambivalenter gesehen: "600 Jahre lang haben Europäer die Welt erkundet, unterworfen und ausgebeutet. Doch zugleich haben sie zahllose Impulse für die Entstehung unserer heutigen Welt gegeben und empfangen." (Reinhard: "Die Unterwerfung der Welt")

Ein weiteres hartes historisches Faktum: Als Kolumbus unterwegs war, "herrschten Azteken und Inkas über Reiche mit Steinwerkzeugen"; und "die meisten anderen Völker" verdingten sich "als Jäger und Sammler" (Diamond), bestenfalls als einfache Ackerbauern.

"Große Rätsel gibt (zudem) gerade Afrika auf, über Jahrmillionen Stätte der menschlichen Evolution ... Warum tauchten Kanonen und Stahl nicht zuerst in Afrika auf?" (Diamond) Und weiter: "Warum lastet ein Fluch auf Afrika, diesem Sehnsuchtskontinent?" ("Afrika – Das umkämpfte Paradies" – Spiegel-Special)

Ist das Böse etwa nur ein Teil des Menschseins, dessen Anatomie seziert werden kann?

"Das Einzigartige beim Menschen ist, dass er ... morden und quälen kann und ... dabei Lustgefühle empfindet. Er ist das einzige Lebewesen, das zum Mörder ... werden kann, ohne davon einen entsprechenden biologischen oder ökonomischen Nutzen zu haben." (Erich Fromm: "Anatomie der menschlichen Destruktivität")

Bisher etwa wurde der afrikanische Sklavenhandel stereotyp nur den Europäern angelastet. Die Fakten ergeben ein anderes Bild: "Funktionierte (doch) die Versklavungsmaschinerie" bereits Jahrhunderte vor Auftauchen weißer Männer; und zwar als "Menschenhandel von Afrika nach Asien" und nicht Richtung Europa. Was natürlich nicht ins einseitige Bild vom bösen europäischen Kulturimperialismus passt: "Sklaverei war in vielen afrikanischen Kulturen selbstverständlich ... ganze Reiche im Inneren Afrikas profitierten (davon) stark." (Spiegel Special)

Doch hält sich innerhalb der europäischen Geistesgeschichte hartnäckig eine gegenteilige Sicht. Von den römischen Dekadenztheorien (in Tacitus´ "Germania"), über eine christliche "Sklavenmoral" (Nietzsche) und einem vorläufigen Höhepunkt in der Aufklärung bis herauf zur Willkommenskultur: "Denn Sklavenhandel von Schwarzen mit Schwarzen oder Asiaten war unvereinbar mit einem verbreiteten Missverständnis von Aufklärung, das die rassistische Perspektive des Kolonialismus einfach umkehrte und Farbige grundsätzlich für die besseren Menschen hielt." (Spiegel Special)

Darin manifestiert sich die (im zivilisationsmüden weil hochzivilisierten Europa seit Jahrhunderten gepflegte verführerisch-schicke) Gutmensch-Ideologie vom Edlen Wilden. Nach mehr als einem halben Jahrhundert Post-Kolonialismus hätte man allerdings freilich unschwer erkennen können, dass zu Verbrechen und Genoziden auch autochthon-afrikanische Despoten fähig und willens sind …

Hitlers und Stalins Revival in Schwarzafrika

In nur acht Regierungsjahren (1971-79) mordete der ugandische Schlächter Idi Amin hunderttausende Menschen, er zwang Häftlinge dazu, sich gegenseitig aufzufressen, oder beispielsweise "27 von schweren Folterungen gezeichneten Gefangenen, mit Schmiedehämmern die Schädel einzuschlagen".

Seltsamerweise "aber ist die Erinnerung an (seine) monströse Verbrechen weitgehend verblasst": "Big Daddy" gilt weiterhin "vorwiegend als plattköpfiger, aber pfiffiger Clown", der nur "ein wenig Farbe in die triste Weltpolitik brachte."(ebenda)

Welch abartig-groteske Züge die postkolonialen westlichen Unterwerfungsgesten annahmen, zeigte sich an einer Walpurgisnachtszene, in der weiße Geschäftsleute den schwarzen Zampano (im Juli 1975) auf einer Sänfte durch die Hauptstadt Kampala trugen.

Zuvor hatte Idi allerdings alle 40.000 im Lande ansässigen asiatisch-stämmigen Briten verjagt und deren Besitztümer an Regierungsgünstlinge unter der Devise "Operation Mafuta Mingi" ("Viel Fett") verjagt – mit fatalen Folgen: In einer Zementfabrik "war schon wenige Wochen nach der Vertreibung der indischen Ingenieure der Betrieb buchstäblich zusammengebrochen ... Die neuen Besitzer hatten ... die regelmäßige Reinigung der Fabrikdächer versäumt. Dann kam die Regenzeit. Kurz nachdem der erste Guss die Staubdecke zu einem tonnenschweren Zementpanzer verdichtet hatte, brach das Dach ein." (Spiegel Geschichte)

Erwähnenswert wäre auch noch "Mobutu Sese Seko Kuku Ngbendu wa za Banga", der die postkoloniale Demokratische Republik Kongo "fast 32 Jahre wie ein Lehen regierte ... und zu einem der reichsten Männer der Welt" avancierte. Sein Titel lautete so: "Der allmächtige Krieger, der wegen seiner Ausdauer und dem unbeirrbaren Willen zu siegen von Sieg zu Sieg geht und Feuer hinter sich zurücklässt", oder auch: "Mobutu auf alle Zeit, der mächtige Hahn, der keine Henne unbestiegen lässt." Unter Politsch-Korrekt-Sprechregeln also innerhalb eines einzigen Titels ein Sammelsurium an sexistischer, machistischer, kriegstreiberischer Ausdrucksweise par excellence.

Weil allerdings afrikanisches Improvisationstalent weltberühmt ist, initiierte "Big Daddy" einen ökonomischen Neustart – frei nach der Devise: "Ein großer Kopf ist eine schwere Last" (nigerianisches Sprichwort). Kurzerhand hob er das bisherige Fremdenverkehrsverbot wieder auf. Dummerweise tummelten sich in den Nationalparks aber "kaum noch Elefanten, weil Soldaten die meisten Dickhäuter mit Maschinengewehren niedergemäht und das Elfenbein an Händler in Kenia verkauft hatten."

"Ich bin ein Wilder und kann nicht verstehen…"

Öko-Cineasten erinnern sich sicher noch an Kevin Costners Hollywood-Schinken "Der mit dem Wolf tanzt" (1990): Bleichgesichtige Wildwest-Desperados feuern von fahrenden Zügen wie tollwütig auf Bisonherden, um deren Kadaver der Präriehitze und Verwesung sowie die Indianer dem baldigen Hungertod zu übergeben.

In diesem Sinne kursiert eine angebliche Rede des Indianer-Häuptlings Seattle von 1854, ein Klassiker der Ökobewegung schlechthin und seither Beweis für die moralische Verkommenheit des weißen Mannes.

"Ich habe tausend verrottende Büffel gesehen, vom weißen Mann ... erschossen. Ich bin ein Wilder und kann nicht verstehen, wie das qualmende Eisenpferd wichtiger sein soll als der Büffel, den wir nur töten, um am Leben zu bleiben."

Die Rezeption dieser Rede ist gleichzeitig ein Dokument für öko-ideologische Umdeutungen vom Edlen Wilden: Zunächst einmal wurde das Manifest erst 33 Jahre später (von Smith) publiziert, gehalten wurde es allerdings in indianischem Dialekt, den Smith nicht verstand.

Insgesamt existieren vier Versionen: In der ersten fehlen ökologische Bezüge zur Naturzerstörung noch völlig; die zweite Fassung (von Arrowsmith) wurde in den 60er-Jahren (also knapp 80 Jahre später) in modernes Englisch übertragen. Den populären Durchbruch überschritt der Ökosermon aber in den 70ern (starke Umgestaltung durch Perry 1972) während der anlaufenden Öko-Bewegung.

Einige darin enthaltenen Bezüge (wie etwa der Hinweis auf Bisons oder die Vogelart des Ziegenmelkers) sind Fakes (beide Spezies existierten bei den Küsten-Salish-Indianer, die im Nordwesten Nord-Amerikas hauptsächlich vom Fischfang lebten, gar nicht; der Beginn des Eisenbahnbaus war zudem erst viele Jahre später, 1862).

Doch fügte sich alles wunderbar in ein Gutmenschen-Feindbild zusammen: Der Culture-Clash bösartiger Bleichgesichter gegen gutherzige Rothäute.

Ein archäologischer Massenfund von 200 Bisonkadavern (bei Olsen-Chubbock in Ost-Colorado) legt einen anderen, einen bösen Verdacht nahe: Die Treibjagd-Methode der amerikanischen Ureinwohner widerspricht nämlich der Öko-Mär von deren angeblich so nachhaltigen Jagdtechnik. Auch fällt das Aussterben des nordamerikanischen Großwildes exakt mit der Einwanderung der sogenannten Clowis-Jäger vor etwa 11.500 Jahren zusammen, welche die Overkill-Hypothese bildet: "Dabei hinterließen sie eine Spur ausgelöschter Säugetier-Populationen."

Dass diese Archäologen auch immer der Vergangenheit herumwühlen müssen!

Noch bis vor 13.000 Jahren lebten alle Kulturen auf der Welt als Sammler und Jäger. Danach setzte im Nahen Osten die neolithische Revolution ein. Der Grund dafür: Geographischer Determinismus. Nur im euro-asiatischen Gebiet des Goldenen Halbmonds nämlich konnten Ackerbau und Viehzucht erfunden werden (aufgrund des hier ausgeprägten Mittelmeerklimas), was in der Folge zur Entstehung von Städten mit arbeitsteiliger Wirtschaft führte.

Durch das Zusammenleben mit Tieren sprangen bedrohliche Seuchen (Pocken, Pest und Cholera) auf Menschen über und verbreiteten sich in den dicht besiedelten Zivilisationsräumen epidemisch; langfristig aber erwies sich dies als gewaltiger Vorteil für die Weltherrschaft: Das euro-asiatische Immunsystem entwickelte Resistenzen, über welche jene außereuropäischen Ureinwohner nicht verfügten.

Überdies gab es außerhalb Eurasien nur sehr wenige zur Domestizierung geeignete Tierarten, während hier gewisse Spezies (Ziege, Schaf, Schwein, Rind und Pferd) zu idealen "Zulieferern" von Fleisch, Milch und Energie (Muskelkraft) domestiziert wurden (dasselbe betrifft auch das Vorhandensein von Gräsern).

Aus diesem Grunde waren die Alt-Amerikaner auch eindeutig im Nachteil gegenüber den bösen Konquistadoren ab dem 15. Jahrhundert: So ließ sich etwa das Lama leider "nicht melken, trug niemals einen Reiter, zog weder Karren noch Pflug, spendete keine Energie und fand auch keine kriegerische Verwendung". (J.Diamond) Ein weiteres kulturhistorisches Rätsel: Warum erfanden die Altamerikaner kein Rad, obwohl sie es in Kinderspielzeugen bereits verwirklich hatten? Einen Wagen können schließlich auch Hunde ziehen.

Aufgrund der riesigen Ost-West-Ausdehnung Eurasiens verbreiteten sich diese Innovationen (nördlich und südlich des Breitengrades des Goldenen Halbmonds) schnell; während in der neuen Welt eine solche Ausdehnung (Ackerbau existierte auch hier, wenn auch später) aufgrund der Nord-Süd-Lage (divergierende Klimaverhältnisse) und ausgedehnter Sperrriegel in Form von Wüsten (Sahara) und Dschungeln (Mesoamerika) unmöglich war.

"Alle Jahrhunderte ähneln sich durch die Bosheit der Menschen." (Voltaire)

Ein Treppen-Clown der Geschichte ist auch der Despoten-Präsident Zimbabwes, Robert Mugabe (einer jener sogenannten "Big Men" der postkolonialen Hoffnungs-Gründergeneration Afrikas): Schon bald hatte er die Wirtschaft des Landes ruiniert (Arbeitslosigkeit 80%, Inflationsrate 1700%). "Rollt der Präsident mit seinem gepanzerten, fünf Tonnen schweren Mercedes ... durchs Land, muss ihm ein Tankwagen folgen, weil es nicht mehr genug Benzin an den Tankstellen des Landes gibt."

Ein historisch einzigartiger Genozid ereignete sich in Ruanda 1994 (frei nach einem Motto aus Burundi: "Recht hab immer jener, der den Griff des Dolches in seiner Hand hält.") und zwar in einer sagenhaft kurzen Zeitspanne von nur 100 Tagen, innerhalb derer bis zu einer Million Angehörige der Tutsi-Minderheit durch die Hutu-Mehrheit abgeschlachtet wurden. ("bis zu 60 Prozent der männlichen Hutu, mit Macheten und Nagelkeulen bewaffnet"). Die Auswüchse von Tötungsarten sprengen eigentlich alle in Europa bisher bekannten Techniken:

"Eine verbreitete Foltermethode ... war das Abhacken von Händen und Füßen. Dahinter stand ... auch der Gedanke des ´Zurechtstutzens´ groß gewachsener Menschen. Teilweise wurden Opfer aufgefordert, ihre eigenen Ehepartner oder Kinder umzubringen. Kinder wurden vor den Augen ihrer Eltern erschlagen. Blutsverwandte wurden zum Inzest untereinander gezwungen. Menschen wurden ... zum Kannibalismus genötigt ... In vielen Fällen wurden die Leichen Tieren zum Fraß angeboten."

Warum nur wurden "die Hintergründe des Genozids in den Massenmedien so gut wie nicht aufgezeigt"? "Offensichtlich bildet sich eine Sprachregelung, der blind gefolgt wird". "Es hat eine Form von Blindheit gegeben, wir haben die Dimension des Völkermords nicht wahrgenommen." (N. Sarkozy – ehemaliger französischer Staatspräsident). Wieder also schaute die Welt weg…

"Was für Verbrechen sind nicht schon im Schutze politischer Korrektheit begangen worden." (Doris Lessing, im ehemaligen Rhodesien aufgewachsene Schriftstellerin). Die von ihr beklagten post-kolonialen Double-Measures, der zufolge "ein Mörder ungestraft davon kommen kann, wenn er Schwarzer ist" (ebenda), offenbaren aber nur, dass es schon länger langsam zu Ende gehen musste mit diesem Political-Correctness-Kult.

Diese Bewelcome-Klatscher-Gutmenschen-Hysterie verschleudert und verbrennt nun aber ihr letztes Feuerwerk am Himmel der Political-Correctness. Ähnliche kriminologische Fallstudien kann man seither mitten in Deutschland studieren, wie etwa eine Gruppenvergewaltigung durch vier afrikanische Asylwerber aus Eritrea an einer deutschen Frau:

"Sie wurde erniedrigend entkleidet, über Betonstufen einer Treppe ... gezogen und mit einer abgebrochenen Bierflasche verletzt. Die Täter sollen sich dann über eine Stunde und im Wechsel an ihrem Opfer vergangen haben."

…oder der brutale Brauch weiblicher Genitalverstümmelung, der sich aus afrikanisch-arabischen Ländern in Westeuropa verbreitet: "In Europa sind 500.000 Mädchen davon betroffen. In Wiens Spitälern gibt es bereits Ambulanzen für Rückoperationen."

Immerhin aber können gestandene links-grüne Gutmenschen selbst solchen Entwicklungen noch einen positiven interkulturellen Touch abgewinnen: Etwa die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt: "Wir kriegen jetzt plötzlich Menschen geschenkt", mit deren Hilfe Deutschland "religiöser, bunter, vielfältiger und jünger" werde. Oder der Ex-SPD-Kandidat Martin Schulz: "Was die Flüchtlinge mit zu uns bringen, ist wertvoller als Gold."

Die Welcome-Klatscher-Hysterie trägt aber nun den Glauben zu Grabe, wonach die Unterdrückten dieser Welt (oder solche, die sich dafür äußerlich ausgeben) die besten aller Gutmenschen wären. Ein geistiges Wahnsinns-Konstrukt einer postmodernen westlichen Dekadenz-Spätkultur. Das erkannte freilich Thomas Bernhard schon vor mehr als 30 Jahren: "Eines der abstoßendsten Kennzeichen dieser Zeit ist, dass behauptet wird, die ... unterdrückten Menschen seien gut, die anderen schlecht, das ist eine der widerlichsten Verlogenheiten ... . Sind (doch) die sogenannten unteren Klassen ... genauso gemein und niederträchtig." ("Alte Meister")

Wie die Biographie Idi Amins mustergültig beweist, der als Hilfskoch bei der britischen Kolonialschutztruppe begann, sich dann zu höchsten Militärrängen hochdiente und sich am Schluss im Stile europäischer Feudalherrscher folgenden Monster-Schachtel-Titel verlieh: "Seine Exzellenz, Präsident auf Lebenszeit, Feldmarschall Al Hadschi Doktor Idi Amin Dada, Viktoria-Kreuz, Distinguished Service Order, Military Cross, Herr aller Tiere der Erde und aller Fische der Meere und Bezwinger des Britischen Empires in Afrika im Allgemeinen und Uganda im Speziellen."

Oder mit den Worten des französischen Philosophen Pascal Bruckner (Anfang der 80er Jahre) ausgedrückt: "Die Vergehen Europas werden auf ihr bösartiges Wesen zurückgeführt, während diejenigen der Entwicklungsländer angeblich nur durch die Umstände bedingt sind."

Andere kulturkritische Essays des Autors:

Dr. Elmar Forster ist Lehrer und lebt(e) seit 1992 als Auslandsösterreicher in Ungarn, Prag, Bratislava, Polen, Siebenbürgen (Rumänien). 

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