Die Schande der Christenverfolgung gelangt ins internationale Bewusstsein

Am 17. Mai fand auf Betreiben des lutheranischen Pastors Bruce Lieske ein Marsch statt, der auf die derzeit weltweit stattfindende Verfolgung von Christen hinweisen sollte. Die Grundidee dieses Marsches basiert auf einer jährlich in Wien stattfindenden Veranstaltung der Plattform für verfolgte Christen.

Um den Hintergrund der Wiener Veranstaltung zu verdeutlichen, zitiere ich aus meiner Rede in der Lutheranischen Kirche „Prince of Peace“ in Orlando.

„Im Jahr 2008 wurde in Wien anlässlich des 60-Jahr-Jubiläums der Unterzeichnung der „Charta der Menschenrechte der Vereinten Nationen" eine großartige Idee geboren: Warum nicht den 10. Dezember, den Tag der Unterzeichnung dieser Charta, in den Dienst der verfolgten Christen dieser Welt stellen? Um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen und Maßnahmen gegen die Unterdrückung, Peinigung und Benachteiligung der Christen zu forcieren. Immerhin gelten für viele Christen in der Welt einige fundamentale Menschenrechte, wie Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, aber auch oft das Recht des freien Eigentums oder das Hausrecht, nicht.

Ja, noch viel schlimmer: Christen werden in zahlreichen Ländern wegen ihres Glaubens gefoltert, vergewaltigt und getötet. Rund 200.000 sind es, die jährlich wegen ihrer Religion massakriert werden. Und es sind die islamischen Länder, in denen Christen am meisten zu leiden haben. Der Weltverfolgungsindex der angesehen Organisation Open Doors zeigt, dass unter den zehn aggressivsten Ländern, in denen Christen bedroht und verfolgt werden, neun islamisch geprägte bzw. regierte Länder zu finden sind.“

Es war also nur allzu legitim, das Jubiläum der Menschenrechte mit den schlimmsten Formen ihrer Missachtung in Verbindung zu bringen. Die Idee von Wien war es, das Übel der Christenverfolgung in das öffentliche Bewusstsein zu rücken, den Opfern ein wahrnehmbares Gesicht zu geben und tätige Solidarität zu üben. Das war und ist wichtig, denn das Phänomen Christenverfolgung wird im Westen meist totgeschwiegen oder verdrängt.

Das Wiener Konzept gegen die Sprachlosigkeit war: Durchführung einer Pressekonferenz mit einem prominenten, internationalen Gast; Abhaltung eines Aktionstages in der Wiener Innenstadt, bei dem Material verteilt worden ist und es zu persönlichen Kontakten kommt; Lichtermarsch mit Fackeln und Megaphonen von der Oper durch die Fußgängerzone bis zum Stephansdom, der bedeutendsten und schönsten Kathedrale des Landes; schließlich Feier eines ökumenischen Gottesdienstes mit einem hochrangigen Prediger und der Teilnahme von Vertretern der verschiedensten christlichen Denominationen, insbesondere jener, die in den Gebieten der Verfolgung besonders zu leiden haben.

Von Anfang an wurde die Plattform der „Solidarität mit verfolgten Christen" von einer wachsenden Gruppe unterschiedlicher Organisationen getragen: Auf Initiative des Wiener Akademikerbundes fanden sich kirchliche Einrichtungen, Hilfswerke, Vereinigungen des akademischen und zivilen Lebens und engagierte Einzelpersonen zusammen, um ein Zeichen zu setzen und  Unterstützung zu mobilisieren. Inzwischen arbeiten auf dieser Plattform 24 Organisationen zusammen, die auch während des Jahres dafür sorgen, dass das Thema in ihren Tätigkeitsfeldern nicht in Vergessenheit gerät.

Bis jetzt konnten bereits sechs Aktionstage bestritten werden, mit denen die mediale Wahrnehmung dieses traurigen Themas, das solidarische Bewusstsein zahlreicher Bürger und die Bereitschaft zur Inangriffnahme konkreter Hilfsangebote für die Betroffenen gesteigert werden konnten. Nicht zuletzt werden die im Zuge des Aktionstages gesammelten Gelder dem Projekt des jeweiligen Ehrengastes übergeben.

Am 10.12. 2013 saß auch Pastor Lieske im vollbesetzten Stephansdom. Er war beeindruckt von einem bewegenden Fackelmarsch und dem anschließenden ökumenischen Gottesdienst. So wuchs in ihm der Wunsch, diesen Marsch in seiner Heimatstadt Orlando zu organisieren. Denn auch in den USA muss dringend auf die steigende Zahl der Menschen, die aufgrund ihres christlichen Glaubens misshandelt oder getötet werden, hingewiesen werden. Mit einer sehr engagierten Gruppe, die praktizierende Juden und gläubige Christen inkludierte, stellte Lieske das Programm auf die Beine: Ein Gebetsmarsch um einen kleinen See inmitten von Orlando, gefolgt von einer Gebetsstunde mit kurzen Reden in der nahe gelegenen Kirche. Als Stargast konnte wie in Wien die syrisch-orthodoxe Schwester Hatune gewonnen werden; einige der Redner und Gäste flogen aus Europa und Kanada ein, um ihre Solidarität auszudrücken.

Der Vorabend des Marsches war geprägt von einer Podiumsdiskussion, in der die europäischen Gäste über die Situation der Christen in Europa berichteten. Ich referierte kurz über den von der Historikerin Bat Ye'or geprägten Terminus „Dhimmitude“, der den Zustand der Unterwerfung und Unterdrückung der nicht-muslimischen Bevölkerung in einen islamischen Staat beschreibt und der immer öfter auch in nicht-muslimischen Staaten, vor allem in Europa und den USA, praktiziert wird. Ein koptischer gebürtiger Ägypter berichtete über sein Vaterland und wie der Staat mit seiner religiösen Minderheit umgeht. Schwester Hatunes Ausführungen über ihre Missionsarbeit in den islamischen Ländern waren für viele Zuhörer erschreckend und Angst einflößend. So nahe an der Realität waren sie noch niemals gewesen wie bei Schwester Hatunes Bericht.

Am 17. Mai 2014 fanden sich ca. 200 mutige Menschen – sowohl religiös als auch säkular, aber auch einige Priester – am Rande des Lake Eola in Orlando ein, um ein Zeichen für die weltweit am meisten verfolgte religiöse Gruppe zu setzen. Pastor Lieskes Team hatte bereits Tafeln mit Aufschriften wie „Stoppt das Niederbrennen von Kirchen in Ägypten“ u.ä. vorbereitet. Da alle Tafeln die gleiche Größe und Schrift hatten, beeindruckte das Gesamtbild umso mehr. Während des Marsches um den See wurde geschwiegen. Lediglich zur Halbzeit wurde innegehalten und ein Gebet gesprochen.

Gleichzeitig baute eine Gruppe Muslime ihre Zelte für ihr am nächsten Tag stattfindendes arabisches Fest auf. Angesprochen, ob er den Marsch unterstütze, meinte ein Muslim, dass er das tue. Denn wir würden ja alle an den gleichen Gott glauben. Dies wurde sowohl von mir als auch einer gebürtigen pakistanischen Christin sofort in Abrede gestellt, denn der christliche Gott hat mit dem islamischen Allah nichts gemein. Der Marsch selber wurde in der bis auf den letzten Platz gefüllten Prince-of-Peace-Kirche mit einer Gebets- und Vortragsstunde beendet.

Namens des Wiener Akademikerbundes und der Bürgerbewegung Pax Europa nahm ich an dieser Veranstaltung teil. Ich bin stolz darauf, bei der Geburt einer hoffentlich erfolgreichen Bewegung behilflich gewesen zu sein. Es ist mein großer Wunsch, dass dieser Marsch weltweit erfolgreich kopiert wird; diesbezügliche Anfragen gibt es bereits.

Betrübt bin ich über die demonstrative Abwesenheit von Vertretern der katholischen Kirche. Die Veranstalter haben selbstverständlich an alle Glaubensgemeinschaften in Florida eine Einladung zum Marsch geschickt. Die katholische Kirche blieb mit der Begründung „Wir haben ein so gutes Verhältnis zu den Muslimen, das wollen wir nicht gefährden“ fern (ein plakatives Beispiel für die oben erwähnte Dhimmitude).

Offensichtlich ist das ach so gute Verhältnis wichtiger als die vielen toten und verstümmelten Glaubensbrüder und -schwestern. Auch andere Kirchen fanden es nicht der Mühe wert, zwei Stunden ihrer Zeit für ein Zeichen gegen die Verfolgung der Christen zu setzen. Und deswegen werde ich alles tun, damit diese Märsche auch in Zukunft stattfinden. Wir dürfen angesichts der Tragödien, die sich im Nahen Osten, in Afrika, in Asien aber auch im Westen zutragen, nicht wegsehen.

Wir dürfen niemals vergessen: Wer schweigt, stimmt zu.

Elisabeth Sabaditsch-Wolff ist Mutter, Englischtrainerin und Freiheitsbewahrerin.

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