Kirchliche Selbstzerstörung - Desaster für die Gesellschaft

Bekanntlich haben die Taten und Unterlassungen der Kirchenführer Auswirkungen auf die Gesellschaft. Dieses Tagebuch hat immer wieder darüber berichtet, in letzter Zeit vermehrt. Dieser Befund ist durch historische Evidenz untermauert und ist jedermann, unabhängig vom eigenen Glaubensbekenntnis, zugänglich. Die Auswirkungen betreffen daher auch diejenigen Segmente der Gesellschaft, die nicht oder nicht mehr katholisch sind.

Von daher ist etwa das Wirken von Kardinal Christoph Schönborn nicht nur für die Restbestände der heimischen Kirche zerstörerisch sondern darüber hinaus für das gesamte (restliche) Gesellschaftsgefüge.

Um die gegenwärtige Situation genauer einzuordnen, blicken wir einige Jahrzehnte zurück.

Agieren gegen die "Firmenphilosophie" – es begann im Vatikan

Ein rezenter Verteidigungsminister betonte vor Heeresangehörigen immer wieder demonstrativ seine eigene Zivildienstableistung, was sich auf die Moral der Truppe nicht positiv auswirken kann.

Eine österreichische Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen eine Aktivistengruppe, die Österreich als Staat und Nation erhalten will(!).

Österreichische Politiker ignorieren seit Jahren die legitimen Sicherheitsinteressen Österreichs und der Österreicher und opfern sie den Interessen anderer. Mit der Unterzeichnung des Lissabon-Vertrages ist es eine nur noch von Spitzenjuristen zu entscheidende Frage, inwiefern Österreich als souveräner Staat noch existiert.

In Deutschland ist das alles noch viel schlimmer.

Diese wenigen Beispiele zeigen, wie massiv in den letzten Jahren Amtsträger einer Körperschaft gegen die eigene "Firmenphilosophie", also gegen die legitimen Interessen und Anliegen ihrer jeweiligen Körperschaft, ja, gegen deren Wesen selbst agieren. Damit agieren sie auch gegen die legitimen Anliegen derer, die sie führen und repräsentieren.

Das folgt einem älteren Muster:

Der Grundsatz corruptio optimi pessima – "Das Schlimmste geschieht, wenn das Beste verdirbt" – führt für diese Analyse in die Kirchengeschichte der 1960er Jahre: Damals haben zwei Päpste, Johannes XXIII. und Paul VI., mit Unterstützung von Kardinälen und einflussreichen Theologen begonnen, Änderungen in der Glaubensdoktrin und Glaubenspraxis einzuführen. Was gegolten hatte, galt de facto plötzlich nicht mehr, und umgekehrt.

Die Folgen waren bald innerhalb der Kirche sichtbar: Verwirrung machte sich breit, Zehntausende Priester und Ordensleute gaben ihr Amt auf, Millionen wandten sich von der Kirche ab, ehemals katholische Länder verödeten geistlich.

Besonders fatal: Man entwickelte in der Kirchenführung Sympathien für den Marxismus und entdeckte die unfassbar hohe Menschenwürde auch der kommunistischen Diktatoren (Enzyklika Pacem in terris von Papst Johannes XXIII., 1963).

Damit zeigten sich auch außerhalb der Kirche die Folgen: Die italienische KP gewann nach dem Besuch des Chruschtschow-Schwiegersohns und Iswestija-Chefredakteurs Alexej Adschubej am 7. März 1963 bei Papst Johannes und der Veröffentlichung der Enzyklika Pacem in terris am 11. April bei den Wahlen am 28. April über eine Million Stimmen, weil auch die Katholiken nun kommunistisch wählten. Italien und andere europäische Länder drohten, in den Kommunismus zu kippen.

Papst Paul VI. empfing kommunistische Terroristen aus den portugiesischen Überseegebieten und unterminierte die legitime Autorität in Portugal. Aufgrund mirakulöser Umstände entging Portugal der kommunistischen Herrschaft.

Noch etwas später machte in Österreich Kardinal König mit den Sozialisten gemeinsame Sache und beförderte die Revolutionierung unserer Gesellschaft, mit allen desaströsen Folgen wie Abtreibung und Familienzerstörung.

In weiterer Folge orientierten sich auch konservative Politiker an diesem Muster und schwenkten nach links. Die italienische Christdemokratie verschwenkte sich dabei so gründlich, dass sie heute nicht mehr existiert. Die deutsche Christdemokratie, inhaltlich entkernt, steht kurz davor. Die ÖVP hat ihr christliches und ein patriotisches Profil weitgehend verloren. Auch wenn die derzeitige Führung offenbar, wenn auch zögerlich, entgegenzusteuern versucht, besteht keine inhaltliche Kontinuität mehr zu den ÖVP-Staatsmännern der Nachkriegszeit bis zu Bundeskanzler Klaus.

Kirchliche Amtsträger agierten also ab den späten 1950er Jahren gegen ihre – sozusagen – "Firmenphilosophie", logen diesen Verrat in einen "Fortschritt" oder eine "Anpassung an den modernen Menschen" um und erzielten damit Verwirrung und Auflösung im Inneren der Kirche und politische Revolutionierung im staatlichen Bereich. Die Folge sind Leid und Schmerz im Leben vieler Betroffener.

Jedes Herumpfuschen an den Geboten Gottes rächt sich.

Und trotz der eben genannten Erfahrungen schlägt derzeit der "Bischof von Rom" mit dem Vorschlaghammer auf den Glauben der Kirche, auf das depositum fidei, ein. Er fraternisiert mit den Mächtigen und betreibt die Bevölkerungsaustausch-Agenda.

Da Papst Franziskus einen besonders eilfertigen Parteigänger in Wien hat, wirkt sich seine zerstörerische Politik hierzulande mit besonderer Vehemenz aus.

Wer sich selbst nicht ernst nimmt, wird nicht ernstgenommen

Kardinal Christoph Schönborn lieferte zahllose seltsame Aussagen zu innerkirchlichen und theologischen als auch zu politischen Themen. Hier wird die eigene "Firmenphilosophie" geradezu mit Füßen getreten.

In einem Interview zum heurigen Osterfest (etwa hier https://www.sn.at/politik/innenpolitik/kardinal-schoenborn-im-oster-interview-ein-konzil-fuer-die-rolle-der-frau-26058967) meinte er auf eine entsprechende Frage:

"Die Weihefrage [die Frage der Weihe von Frauen zu Diakonat, Priestertum und Bischofsamt, Anm.] ist eine Frage, die sicher nur von einem Konzil geklärt werden kann. Das kann auch nicht ein Papst allein entscheiden. Das ist eine zu große Frage, als dass sie vom Schreibtisch eines Papstes aus geklärt werden könnte."

Der Kardinal weiß ganz genau, dass ein Konzil nicht den Papst überstimmen kann. Er weiß auch ganz genau, dass die Weihefrage definitiv negativ entschieden ist. Dennoch bringt er diese Sache wieder ins Spiel.

Und was soll das Gerede vom "Schreibtisch"? Wo trifft denn der Kardinal seine Entscheidungen?

Dieses Agieren gegen die eigenen Grundsätze untergräbt die eigene Position, da diese nicht mehr ernstgenommen werden kann. Es untergräbt die Kirche und es untergräbt, weil es zur Nachahmung in anderen Bereichen anleitet, das gesamte gesellschaftliche Gefüge.

Der Kardinal wäre nicht er selbst, wenn er seine Aussage zur Frauenweihe nicht einige Wochen später wieder (zumindest vorläufig) revidiert hätte (im oe24-Interview):

"Es hat Diakoninnen gegeben in den ersten Jahrhunderten. Das könnte auch wieder eingeführt werden. Es hat aber nie Priesterinnen gegeben in der katholischen Kirche. Das wäre ein zu tiefer Eingriff in die 2000-jährige Tradition, und auch Papst Franziskus hat gesagt: Das ist nicht vorgesehen."

Aha. Also eh nicht?

Es sei zugestanden, dass auch hohe Amtsträger dazulernen und ihre Position revidieren können. Aber darum geht es hier nicht. Es geht hier um die Haltlosigkeit mancher, eigentlich vieler kirchlicher Amtsträger, die aus Angst, Opportunismus oder Karrierestreben ihren Auftrag nicht erfüllen und ihre Aussagen den jeweiligen Opportunitäten anpassen, einschließlich der Launen oder taktischen Manövern eines willkürlich herrschenden Papstes.

Was in Bezug auf die Frauenweihe manchen Zeitgenossen als Lappalie oder theologische Spitzfindigkeit erscheinen mag, ist es durchaus nicht. Wie gesagt: Wenn sich ein Kirchenmann nicht an die eigene, längst bekannte "Firmenphilosophie" hält (an deren Ausformulierung er übrigens als Redaktionssekretär des Katechismus der Katholischen Kirche vor gut 25 Jahren selbst mitgearbeitet hat), unterminiert er die eigene Position, die der Kirche und damit auch der Gesellschaft.

Denn es wird vermittelt, dass es keine objektive Wahrheit mehr gibt sondern nur die jeweilige Parteilinie. Diese kann sich, wie wir aus George Orwells 1984 kennen, ständig ändern. Sie muss sich sogar ständig ändern, um die Beherrschten leichter einschüchtern und unterdrücken zu können.

Für die katastrophalen Folgen dieses Slaloms für den gesellschaftlichen Bereich kann man drei rezente Beispiele anführen:

"Ehe für alle"? Ein klares Jein!

Der Kardinal präsidierte am 1. Dezember des Vorjahres einem zum "Gottesdienst" umgelogenen Spektakel im Stephansdom, das die Homosexuellenpropaganda beförderte. Dieses Spektakel mit dem Auftritt von Thomas Neuwirth und Gery Geszler sei ein Gebet für die verstorbenen AIDS-Infizierten gewesen, wurde kirchlicherseits verlautet.

Der Kardinal war auch beim "Life+ Celebration Concert" am 1. Juni dieses Jahres anwesend, das am Vorabend des "Life Balls" diesen propagandistisch aufwerten sollte. "Ich finde es großartig, daß so viele Menschen für die AIDS-Hilfe spenden und ich glaube, das muss man unterstützen", sagte der Kardinal ganz im Sinne des Zeitgeistes.

Weiß der Kardinal nicht, dass am "Life Ball" genau die Lebensweise zelebriert wird, die zur Verbreitung der Krankheit führt?

Diese höchstpersönlichen Vorlieben Seiner Eminenz unterminieren den Widerstand der Gesellschaft gegen die Monstrosität einer "Homo-Ehe". Es nützt gar nichts, dass der Kardinal (ohnehin mehr der Form halber) gegen das betreffende Erkenntnis der Verfassungsrichter protestierte. Denn erstens ist der Protest angesichts der penetranten Fraternisierung mit der Homo-Lobby unglaubwürdig und damit unwirksam. Und zweitens begrüßte Caritaspräsident Michael Landau das Erkenntnis der Richter ausdrücklich. Er habe das nach eigenen Angaben mit einem Bier gefeiert. Und, wenn wir uns an eine schon länger zurückliegende Aussage des Kardinals erinnern, sei es ja so, dass er selbst spricht, wenn die Caritas spricht:

"Wenn die Caritas spricht, spricht damit auch die Kirche. Wenn der Caritasdirektor Landau etwas sagt, ist das genauso gewichtig, wie wenn ich selbst es sage". (http://www.kath.net/news/5178)

Damit hat er sich in die Ecke gepinselt.

Und von dort aus kann er nicht mehr an einer schöpfungsgemäßen Gestaltung der Gesellschaft mitwirken. Geht nicht. Das Herumeiern des Kardinals geht letztlich zu Lasten aller. Denn eine Gesellschaft, die eine "Homo-Ehe", einschließlich des Rechtes auf Adoption von Kindern einführt, wird sich innerlich auflösen und schließlich aus der Geschichte verschwinden.

Bis dorthin werden viele Kinder unermeßliche Seelenqualen leiden, da sie ihre jungen Lebensjahre in verwirrenden Erwachsenenkonstellationen verbringen müssen. Hat keiner Mitleid mit den Kindern?

Eine klare Opposition gegen die Monstrosität einer "Öffnung der Ehe" ist aufgrund der desaströsen Politik des Stephansplatzes sehr schwierig geworden.

Der Bischöfe Option für "Europa" und gegen die Völker

Die österreichischen Bischöfe haben in ihrer wortreichen und nebulosen Erklärung bei der Frühjahrstagung der Bischofskonferenz wieder einmal ihre Ergebenheit gegenüber der EU-Herrschaft bekräftigt. Garniert wurde das ganze Blabla mit einem "Gebet" des 2012 verstorbenen Kardinals Carlo Maria Martini von Mailand. Das Einstreuen des Namens dieses "progressiven" Kirchenmannes, der ein erbitterter Gegner von Papst Benedikt XVI. war und diesen dem Vernehmen nach direkt zum Rücktritt aufforderte, ist wohl als Signal an die "progressiven" Eliten gemeint.

Wir erinnern uns daran, dass Kardinal Schönborn in der ORF-Fernsehpressestunde vom 13. März 2016 Bundeskanzlerin Angela Merkel als "sehr mutige" und "sehr kluge" Frau bezeichnete und Ministerpräsident Viktor Orbán (den er nicht namentlich nannte) heftig kritisierte. Er beschwor den Popanz "Europa" und kritisierte die eigenmächtige Schließung der Balkanroute ohne "europäische Lösung" (die bekanntlich bis heute ausgeblieben ist, weil sie auch gar nicht gewollt wird).

Auf diesem Hintergrund muss man wohl die rezenten Aussagen der Bischöfe zu EU und "Migration" (Was für eine ausgepichte, verschleiernde und verlogene Terminologie das ist!) verstehen.

Die Folgen ausbaden werden andere müssen.

Unverhältnismäßige Kritik an der Regierung wegen des Arbeitszeitgesetzes

Schließlich ist die Stellungnahme https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180628_OTS0123/heftige-kritik-der-bischofskonferenz-am-arbeitszeitgesetz zu den Arbeitszeit-Plänen der Regierung skurril und Symptom einer geradezu grotesken Verkehrung der Prioritäten. Die Bischöfe drohen der Regierung mehr oder weniger unverhohlen mit völkerrechtlichen Konsequenzen, da durch die Arbeitszeitausweitung die im Konkordat festgeschriebene Sonntagsruhe verletzt würde.

Es bleibt völlig unerfindlich, warum die Bischöfe in dieser nachrangigen, und bezüglich der Sonntagsruhe auch nicht alarmierenden, Angelegenheit diese kriegerische Wortwahl benützen, aber zu den wichtigen und vitalen Dingen (Abtreibung, Bioethik, Schutz der Familie, Schutz der österreichischen Grenzen, Islamisierung, Kriminalität u. dgl.) keine wirkliche Initiative ergreifen.

Zugegeben sei, dass die Bischöfe das Thema Abtreibung und Fristenlösung in der genannten Stellungnahme der Frühjahrstagung erwähnen. Aber es klingt kraftlos – und es kommt an die Vorgaben der eigenen "Firmenphilosophie", wie sie im Katechismus der Katholischen Kirche festgelegt ist (KKK 2270 bis 2275, jede Möglichkeit einer "Fristenlösung" ausschließend KKK 2273), nicht entfernt heran.

Da aber in der Arbeitszeitfrage seitens der Bischöfe offenbar wieder Ruhe eingekehrt ist, wird man annehmen müssen, dass die Sache so wichtig auch wieder nicht ist. So verspielt man seinen Kredit.

Fazit: Hofschranzen bitte aufwachen!

Alles das ist nichts Neues. Angesichts hereindräuender gesellschaftlicher Katastrophen muss jedoch Alarm geschlagen werden. Die Gesellschaft entwickelt sich zu einem diktatorischen Willkürsystem und ist es schon in gewisser Hinsicht (wofür der eingangs genannte Prozess gegen die jungen Patrioten schaurig Zeugnis ablegt).

Dieses Willkürsystem wird nach demjenigen Willkürsystem modelliert, das sich durch einen massiven Glaubensabfall vieler Hierarchen bereits innerhalb der Kirche zu etablieren begann und im jetzigen Pontifikat für alle sichtbar zu Tage tritt. Ein solches System lebt von der Angst, aber auch von der Eilfertigkeit von Hofschranzen und Speichelleckern.

Soweit es die hiesige Kirche betrifft, haben diese auch kein Interesse an der "Firmenphilosophie".

Solange die Umgebung wichtiger Entscheidungsträger in Kirche und Gesellschaft aus Feigheit, Dummheit oder Opportunismus mitspielt und nicht zugunsten der Wahrheit die Konfrontation riskiert, werden diese Institutionen zusammenbrechen und durch Orwellsche Willkür ersetzt werden. Selbstredend ist dann die Freiheit weg.

Aber offenbar ist sie ohnehin nicht wichtig.

MMag. Wolfram Schrems, Wien, katholischer Theologe, Philosoph, Katechist, Pro-Lifer

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