Der Reformer

Freunde schöner neuer Riten
lesen gern dem Papst Leviten –
dumm ist bloß, dann stehen meist
fromme Lämmer da belemmert,
und nach Lammerts Hammer dämmert
ihnen auch grad, was das heißt:

Norbert nämlich will was meinen,
darum hofft er nicht auf einen
– wie er sagt – „Befreiungsschlag“,
und von diesem Papst aus Bayern
halt „schon gar nicht“ – ja so bleiern
drückt der Konkordats-Vertrag!

Ist dem Papst er, dem konkreten,
nicht mal aufs Gewand getreten
einst im Saale, berstend voll?
Klar, was sonst – denn Päpste tragen
selbst in unsern lichten Tagen
keinen Schlips laut Protokoll.

„Wir sind Papst“ war irrig eben,
und drum soll’s den nächsten geben
von weit weg, meint Lammert auch –
Deutsche sind nur da zum Zahlen,
nicht um groß herumzuprahlen,
so ist’s wohlgelittner Brauch!

Übrigens das Paternoster
hat er, gleichsam als Entroster,
umgedichtet lebensfroh
und dabei, wie leicht zu fassen,
die „Versuchung“ weggelassen,
„Schuld“ natürlich sowieso.

Doch die „Erde“ – das stimmt heiter –
gibt’s mitsamt dem „Himmel“ weiter,
und dann im gemischten Chor
klingt das Ganze wirklich prächtig –
einzig eines ist verdächtig:
„Reich“ kommt immer noch drin vor!

Pannonicus

(Bundestagspräsident Norbert Lammert meinte zu Problemen der Kirche, er erwarte keinen „Befreiungsschlag“, „schon gar nicht unter diesem Papst". Der komme höchstens von einem Papst aus der Dritten Welt. Lammert hat auch das Vaterunser neu übersetzt und war Papst Benedikt XVI. bei der Begrüßung im Bundestag auf dessen Gewand getreten.)

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