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Andreas Treichl und Basel III oder: Hans Sachs hat vergeblich gesungen

Am 13. Mai 2011 ist Andreas Treichl der Kragen geplatzt. Und die Mehrheit der Menschen, sowohl in der Wirtschaft als auch insgesamt in der Öffentlichkeit, gab ihm recht, selbst wenn nicht jeder seine Wortwahl gutheißen mochte. Treichl selbst meinte, er habe es zumindest geschafft, die Diskussion über die im Gange befindliche, nach derzeitigem Stand nicht zielführende Änderung des Bankaufsichtsrechtes anzustoßen.

Nach wenigen Tagen ist es allerdings schon wieder ganz still um das Thema geworden. Gerade den Politikern – vom Gewerkschaftspräsidenten, der sich für einen Auftritt im Hörfunk wohl über „Basel III“ informiert, aber offenhörbar nicht wirklich verstanden hat, worum es geht, angefangen – bis zum Wirtschaftsminister, der das sehr wohl tut, aber das Problem eben auch lieber nicht angreifen will, ist es gelungen, die Diskussion abzuwürgen.

Zugegeben: Das Thema ist kein einfaches, und es betrifft – allerdings nur scheinbar – den sogenannten Mann von der Strasse nicht, sondern ja ohnehin „nur“ die bösen Banken. Hier wäre es schon eine erste Aufgabe der Politik, den Männern und Frauen auf der Strasse klarzumachen, dass sie alle Kunden von Banken sind und unter unsinnigen Behinderungen der Banken sehr wohl (mit-) zu leiden hätten.

Ja, womit könnte man Basel III allgemein verständlich vergleichen? Am ehesten mit einer Änderung der Verkehrsregeln: Eine Umsetzung von Basel III wäre so, als ob das Geschwindigkeitslimit im Ortsgebiet generell von 50 auf 30 km/h herabgesetzt, gleichzeitig aber die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen von 130 auf 180 km/h erhöht würde. Und überdies würde allen Autofahrern, die im Ortsgebiet langsamer als 25 km/h fahren oder, frustriert über diese unsinnigen Vorschriften, ihr Auto überhaupt stehen lassen, der Entzug des Führerscheines angedroht. Dazu käme, dass diese Regelungen nicht für alle Verkehrsteilnehmer gelten würden, sondern nur für die ortsansässigen: Autofahrer mit Kennzeichen aus dem Ausland müssten sich überhaupt an nichts von alledem halten. Und das alles sollte, was denn sonst, eine Erhöhung der Verkehrssicherheit mit sich bringen.

Beinahe hätte ich vergessen: Ein beliebtes Totschlagargument (auch der seriöseren) Diskutanten im Zusammenhang mit Basel (II und III) ist: Das wurde ja von Bankenexperten ausgearbeitet! Nur fast richtig: die Mitglieder des Basler Komitees (dem im Übrigen kein Österreicher angehört) sind keine Bank-, sondern Notenbank- Fachleute. Und das ist ein gewaltiger Unterschied, etwa so wie der zwischen Hans Sachs und Sixtus Beckmesser in Richard Wagners Meistersingern von Nürnberg. Letzterer weiß zwar sehr genau, wie es nicht sein soll, und er nimmt die Regeln (und sich selbst) sehr wichtig; bewiesen, dass er es auch, oder gar besser kann, hat er allerdings noch nie, und als er es dann doch versucht, gerät es zur peinlichen Lachnummer.

„Wahn, Wahn, überall Wahn“ singt Hans Sachs in seiner nächtlichen Werkstatt, und er hat recht. Der österreichische Hans Sachs vom Sitz der Ersten Bank am Graben 21 meinte es sinngemäß, und auch er hatte recht. Sachs mahnt später noch: Verachtet mir die Meister nicht! Und die Menschen hören dann doch auf ihn – in den Meistersingern. Im Österreich des Jahres 2011 ist man längst zur Tagesordnung übergegangen. Hans Sachs hat offenbar  – leider – vergeblich gesungen.

Harald Rassl, geboren 1943, lebt in Wien. Er war mehr als 35 Jahre in der Kreditwirtschaft tätig.

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