Und wieder eine Print-Zeitung weniger ...

Nur keine Panik! Nicht eine ganze Zeitung wurde eingestellt und ist aus unserem Medienspektrum verschwunden. Nein, es ist wirklich nur eine einzige Zeitung – aber es ist die meine! Meine liebgewordene "Kleine Zeitung" aus dem Süden kommt nicht mehr zu mir nach Wien. Da hätten sie doch den ganzen "Falter", die ORF-Nachlese oder irgende eine TV-Wochenzeitschrift verlieren können – aber doch nicht meine mit dem Abonnement bezahlte Kärntner Ausgabe der "Kleine Zeitung".

Aber alles schön der Reihe nach.

In meinem Zeitungsleserleben habe ich schon viele Zeitungen in der Hand gehalten und gelesen. Als Kind im Elternhaus das "Kleine Volksblatt", dann ausgewechselt durch den "Kurier"; als Student war es natürlich chic, ein intelligentes Medium um sich zu haben – "Die Presse".

Es folgten Wechsel, ausgelöst durch parteipolitisch bedingte Wechsel der Chefredakteure. So folgte ich dem Dr. Andreas Unterberger von der "Presse" zur "Wiener Zeitung". Diesem Blatt der Regierung blieb ich treu, auch wegen der Sudokus und des Amtsblatts - manchmal sogar mit unterhaltsamen amtlichen Verlautbarungen. Groß war die Freude, als Dr. Walter Hämmerle zur Redaktionsleitung berufen wurde. Die "Wiener Zeitung" wurde ausgezeichnet gemacht, mit gut gegliederten Ressorts, sehr guten Redakteuren und vielen interessanten Gastkommentaren und Hintergrundinformationen.

Was leider in der Geschäftführung der WZ verabsäumt wurde, war das Inseratengeschäft. Auf diese Einnahmen konnte ja getrost verzichtet werden, weil die gebührenpflichtigen und gesetzlich vorgeschriebenen Einschaltungen im Amtsblatt genug Geld in die Kassa spülten.

Das war es einer in Medien und Politik völlig unerfahrenen Frau Minister Raab ein Leichtes, mit einem vorgeschobenen Finanzierungsargument die "Wiener Zeitung" in gedruckter Form einzustellen. Ihr Hinweis auf die "nur noch sehr alten Leser" der WZ setzte auch noch politisch eins drauf. Stattdessen glaubte sie eine junge Generation für eine digitale WZ begeistern zu können. Auch dies ein schwerer Irrtum der Frau Minister Ahnungslos.

Also zurück in den vorigen Sommer zum Begräbnis der WZ. Was nun, fragte ich mich? Keine der in Wien erscheinenden Tageszeitungen erschien mir eines Abos würdig zu sein. Subintellektuelles Niveau mit viel Gesudere (copyright: Gusenbauer), für mich uninteressante Schwerpunkte oder politische Ausrichtung lehnte ich ab.

Da kam mir meine von Wien nach Villach "ausgewanderte" Tochter zu Hilfe. Sie verschaffte mir ein Probeabo der "Kleine Zeitung"-Kärntenausgabe. Und ich war froh, wieder eine sehr gut gemachte Zeitung in Händen zu haben. Chefredakteur Hubert Patterer war mir schon in TV-Diskussionsrunden angenehm aufgefallen, und dann war ja auch der gewesenen WZ-Chefredakteur Hämmerle mit seinen innenpolitischen Kommentaren Mitglied der Chefredaktion in Graz geworden.

So wurde die "Kleine Zeitung" mit der Kärntner Regionalausgabe täglich und pünktlich um ca. 6 Uhr in der Früh in mein Postkasterl zugestellt. Leider nur bis zum 31. Jänner. Wegen personeller Schwierigkeiten mit Zustellern außerhalb Kärntens und der Steiermark stellte die Vertriebsabteilung der "Kleinen" ab 1. Februar auf Lieferung durch die Österreichische Post um. Und diese Therapie bekam meiner Zeitung gar nicht gut. Schön, ich akzeptierte, dass ich jede Ausgabe mit einem Tag Verspätung erhielt. Ein relativ später Redaktionsschluss in Graz und Klagenfurt ließ die Zeitung nicht zeitgerecht am nächsten Morgen zur Postverteilung eintreffen. Das machte mir nichts aus, weil ich vor allem an den Kommentaren und vielen Hintergrundberichten interessiert war. Auch fand ich immer wieder Nachrichten und Geschichten aus den Kärntner Regionen lesenwert. Vieles wurde mir da nähergebracht, das in den Wiener Zeitungen nie erwähnenswert ist.

Aber jetzt kommt’s und wird spannend. Seit besagtem 1. Februar erhielt ich keine Freitagausgabe. Nicht nur einmal, nein jede Woche. Etliche Reklamationen bewirkten gar nichts. Die Freitagausgabe wurde wie an jedem anderen Tag auch der Post ausgeliefert. Dann erfuhr ich, dass auch andere Wiener Abonnenten ihre Freitagzeitung vermissten. Seltsames geschieht im Wiener Postwesen. Unser Briefträger ist seit Jahren sehr verlässlich; auch er versuchte herauszufinden, wieso er am Montag keine Freitagzeitung zur Zustellung bekommt – vergeblich...

Dann bekam er die Zeitung an manchen anderen Tagen auch nicht, und er konnte sie mir nicht liefern.

Mein nicht ganz im Ernst gemachter Vorschlag an die Aboabteilung, meine Zeitung durch Amazon liefern zu lassen – da wird sie garantiert (wir haben AmazonPrime) am nächsten Tag, inklusive Samstag zugestellt, konnte das Problem auch nicht lösen.

So konnte ich mich nur an den gutgemeinten Ratschlag meines ehemaligen Chefs und Freunds Dr. Gottfried Heindl erinnern: "Günter, resignier‘ halt auch einmal!"

Ich resignierte, müde der vielen Reklamationen und der Anspannung, ob heute eine Zeitung im Brieffach sein wird, und stornierte mein Abo der "Kleine Zeitung". Wofür man dort vollstes Verständnis zeigt.

Ja, und so gibt es wieder eine gedruckte Zeitung weniger auf dem Markt. Zwar nur ein Exemplar, MEIN Exemplar, aber vieles im Leben beginnt unbeachtet und scheinbar mit ‚Einzelfällen’ ... Ich wünsche der "Kleine Zeitung" trotzdem weiterhin alles Gute und ein langes gedrucktes Leben.

PS: Mein künftiges Leben wird eines ohne täglich gedruckte Zeitung sein ... und auch ohne irgendeine Digitalausgabe.

 

Dr. Günter Frühwirth ist Jurist und begeisterter Bahnfahrer. Die gesellschaftspolitische Entwicklung Österreichs verfolgt er mit aktivem Interesse.  

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