Lisas Pasta-Rezepte als Beginn einer neuen Ära

Ausgerechnet die Extra-Ausgabe des Rezeptmagazins "Lisa Kochen & Backen" läutet eine neue journalistische Ära in Deutschland ein. Das Heft mit den besten Pasta-Rezepten wurde komplett von Programmen gestaltet, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren. Nicht nur die Texte und Rezepte, sondern auch die Bilder von den veganen Spaghettigerichten sind von diesen intelligenten Programmen erschaffen worden. Den Lesern wäre es nicht aufgefallen, doch die "Süddeutsche Zeitung" hat den "Skandal" aufgedeckt.

Der Burda-Verlag spricht von einem "einmaligen Testprojekt". Deshalb habe man die Leser nicht darüber informiert, dass die Pasta-Gerichte nicht von Köchen oder talentierten Hausfrauen stammen, sondern von den Programmen ChatGPT (Text) und Midjourney (Fotos). Die Leser hätten, so ein Burda-Sprecher, unvoreingenommen an das Produkt herangehen sollen. Hätten sie gewusst, dass das Heft von einer KI stammt, hätten sie die Rezepte nicht neutral bewerten können.

Lisas "geniale" – diese Anspielung konnte man sich offenbar nicht verkneifen – Pasta-Rezepte haben die Journalisten-Blase in Alarmbereitschaft versetzt. Dass linke Zuwanderungs- und grüne Klimapolitik seit vielen Jahren massenweise Arbeitsplätze vernichten, war der schreibenden Zunft stets gleichgültig, man hat vielmehr auf die sogenannten Modernisierungsverlierer aus der Unterschicht herabgesehen. Jetzt, wo es um den eigenen Job, die eigene Existenz geht, ist das Geschrei groß. Der bayerische Journalistenverband nennt das Experiment "fahrlässig". Man unterhöhle das Vertrauen der Leser, dabei müssten das Wahrheitsgebot und die Sorgfaltspflicht, die der Pressekodex vorschreibt, auch bei der Arbeit mit KI gelten. An einer solchen Vorgehensweise zeige sich die Geringschätzung journalistischer Arbeit, so die Journalistenvertreter.

Diese Kritik geht allerdings bei einem Rezeptheft ins Leere. Das Schlimmste, was eine KI in so einem Fall falsch machen kann, ist eine fehlerhafte Mengenangabe für passierte Tomaten oder die falsche Kochzeit für Rigatoni.

Die Journalisten berufen sich plötzlich auf Werte, die sie längst entsorgt haben: "Wahrheit" und "Sorgfalt" spielen im modernen linken Haltungsjournalismus, wie er von praktisch allen Mainstreammedien gepflegt wird, bestenfalls eine untergeordnete Rolle. Die Journalisten bräuchten keine Angst zu haben, von Künstlicher Intelligenz um ihre Jobs gebracht zu werden, wären sie Journalisten und keine schreibenden Polit-Aktivisten und linke Heilsverkünder. Für Recherche, kritisches Hinterfragen und Denken, gute Reportagen und investigatives Arbeiten wird man auch in absehbarer Zukunft Menschen aus Fleisch und Blut brauchen. Linken Haltungsjournalismus, Propaganda, Desinformation und zeitgeistige Gebrauchstexte beherrscht die KI hingegen perfekt, um sie zu verfassen, braucht man künftig keine überbezahlten Akademiker mehr.

Auf seinem Blog "Politico" schreibt Politikwissenschaftler Alexander Wendt, dass "die maschinellen Texte um 2033 herum vermutlich 90 Prozent der Gesamtproduktion an geschriebenem Wort ausmachen dürften". Was derzeit im Westen an Texten produziert wird, egal ob akademische Arbeiten, Expertisen, Nachrichten, Mission Statements, Info-Broschüren, Parteiprogramme, politische Sonntagsreden, Romane oder Ratgeber, sie alle werden nach bestimmten Mustern in einem von der Textsorte abhängigen Einheitsstil verfasst. Dazu wird man künftig keine Menschen mehr brauchen. Das erledigen in naher Zukunft solche Programme nach der Eingabe der entsprechenden Vorgaben in Sekundenschnelle, sprachlich sauber und stets dem vorherrschenden politischen Zeitgeist angepasst unter Verwendung des gerade opportunen Vokabulars.

Die Austria Presse Agentur (APA), die vom Verkauf von geframten Informationen lebt, versucht in einem Blog-Beitrag den Journalisten die Angst vor der KI zu nehmen. Was ihr aber nicht wirklich gelingen will. Sie fragt: "Die KI, die schreiben kann. Aber kann sie auch Journalismus?"

Nein, lautet die Antwort der APA. Damit hat sie wohl recht. Nur: Journalismus können auch die meisten Journalisten nicht mehr. Sie können als schreibende Polit-Aktivisten und linke Zeitgeist-Propagandisten gegen die FPÖ hetzen, den Grünen den Bauch pinseln, mit der Klimaapokalypse die Menschen erschrecken etc. Das ist aber keine besonders kreative oder intellektuelle Leistung, das kann nicht nur jeder Praktikant, sondern auch die KI, nur schneller, billiger und ohne Gewerkschaft und Work-Life-Balance. Deshalb ist es amüsant, wenn die APA kritisiert, dass KI vor allem Bullshit produziert. Stimmt. Aber genau deshalb ist sie ja eine so große Konkurrenz für linke Meinungsmacher.

Journalisten werden sich künftig deutlich mehr anstrengen müssen, zumal die klassischen Medien in einer schweren Krise stecken und auch ohne KI Mitarbeiter abbauen müssen. So wie Automatisation und Robotik die Hilfsarbeiter aus der Produktion verdrängt haben, werden auf KI basierende Programme einen Teil der Journalisten ersetzen. In den Fabriken arbeiten jetzt besser qualifizierte und bezahlte Facharbeiter und Techniker, in den Redaktionen werden künftig nur noch echte Journalisten, die mehr können als Computerprogramme, einen Job haben. Das ist kein Drama. Technischer Fortschritt bedeutet immer auch neue, anspruchsvollere und besser bezahlte Arbeitsplätze (Dass man diese dank Massenzuwanderung und Geburtenschwund kaum noch besetzen kann, ist ein anderes Thema).

Für bürgerliche, konservative und rechte Journalisten gibt es seitens der KI vorerst wenig Konkurrenzdruck. Programme wie ChatGPT greifen fast ausschließlich auf Medien, Datenbanken und Archive zu, die vom linken Zeitgeist durchdrungen sind, und sie sind von ihren Programmierern auf politische Korrektheit getrimmt worden. Solche KI-Programme sind quasi die perfekten linken Texter und Geisteswissenschaftler. Deshalb ist es nachvollziehbar, wenn diese linke Klasse, ihren sozialen Abstieg fürchtend, wie einst die Maschinenstürmer den Fortschritt aufhalten will. In Brüssel, wo dieses Milieu an den Schalthebeln der Macht sitzt, denkt man bereits laut über Verbote und Beschränkungen von intelligenten Programmen nach. Es wird nichts nützen, der Fortschritt ist schneller als die EU-Appartschicks, die KI hat schon jetzt die Arbeitswelt und den Journalismus massiv verändert.

Ein Beispiel: Auf dem Streamingdienst Spotify gibt es bereits "künstliche" Deejays und Moderatoren, die das Radioprogramm jedes Hörers individuell gestalten und moderieren. Und der persönliche KI-Moderator ist deutlich sympathischer und weniger nervend als Robert Kratky oder der Rest des Ö3-Personals.

 

Werner Reichel ist Journalist und Autor. Sein aktuelles Buch "Die kinderlose Gesellschaft" ist im Frühjahr 2022 im Freilich-Verlag erschienen.

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