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Bildung und die Idee der Gleichheit

Der "real existierende Sozialismus" mit seinem Gleichheitswahn ist gescheitert. An Österreichs Schulen versuchen jedoch nach wie vor Lehrer die Schüler davon zu überzeugen, dass "alle Menschen gleich sind", dass "alle Menschen die gleichen Chancen haben sollen", dass "alle Aussagen (gleich) wahr sind" und dass "alle Werte gleichwertig sind".

Welche Folgen haben derartige Überzeugungen für die "liberale, rechtsstaatliche, repräsentative Demokratie" und für die "soziale Marktwirtschaft"? Können wir weiter auf eine Diskussion über Grundwerte verzichten, wenn kein Konsens über Grundwerte besteht?

Alle Menschen sind gleich (?)

Die Idee der Gleichheit der Menschen wird von zahlreichen Lehrern (bewusst) mit der Idee der Gleichwertigkeit der Menschen verwechselt. Diese "Apostel des Egalitarismus" akzeptieren nicht, dass die Menschen zwar gleich an Würde und gleich vor dem Gesetz, aber als Menschen verschieden, das heißt ungleich sind.

Um die Idee der Gleichwertigkeit der Menschen zu verwirklichen, bedarf es nicht der Gleichheit, sondern der Ungleichheit der Menschen. Die Würde des Menschen besteht nämlich in seinem "Unterschiedlich-Sein", in seiner Individualität. Wir können die Würde des Menschen nur in seiner personalen Unterschiedlichkeit achten.

Die personale Würde des Menschen ist vereinbar mit unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten, mit einer Verschiedenheit der Personen. Die Ungleichheit der Menschen ist eine Voraussetzung für die personale Begegnung im Rahmen des Dialoges.

Repräsentative Demokratie und Soziale Marktwirtschaft basieren auf der Ungleichheit der Menschen. Die Akzeptanz der Freiheit zur Vielfalt ermöglicht die Institutionalisierung von Wettbewerb und Kritik. Beide "Ordnungen" sind offen für Lernprozesse und Reformen.

Die Idee der personalen Würde verpflichtet uns, die Menschen so zu nehmen, wie sie sind, in ihrer Unvollkommenheit, aber auch in ihrer Wandelbarkeit. Es gilt, den Menschen in seiner Fehlbarkeit zu verstehen und akzeptieren zu lernen, in seiner Freiheit zu legitimem Abweichen, zum "Anderssein". "Gleichheit" und "Gleichschaltung" dulden keine "Freiheit zur Vielfalt".

Alle Menschen sollen die gleichen Chancen haben (?)

Die "Idee der Chancengleichheit" klingt für viele Menschen überzeugend. Sie fragen nicht, ob unter ungleichen Menschen für ungleiche Menschen überhaupt die gleichen Möglichkeiten angeboten werden können.

Es gibt Mitschüler, Freunde, Eltern und Lehrer mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Engagements. Verschiedene Interpretationen von Lehrplänen, unterschiedliches Hintergrundwissen, spezifische Selektionskriterien und Schwerpunkte sowie eine Vielfalt an Lehrbüchern und zwischenmenschlichen Begegnungen mit "nicht-gleichen" Lernprozessen und Persönlichkeitsentwicklungen sind eine nicht zu leugnende Tatsache.

Menschen haben erfreulicherweise individuelle Sozialisationsprozesse und denken und handeln als ungleiche, sich verändernde Persönlichkeiten. Sie erkennen im Verlauf ihres Lebens verschiedene Probleme und Chancen als solche in unterschiedlichem Ausmaß und sie reagieren mit verschiedenen Lösungen.

Begabte, leistungswillige und selbstbewusste Persönlichkeiten handeln im Rahmen von Demokratie und Marktwirtschaft als Innovatoren. Sie dürfen nicht nur Neues denken, sondern Neuerungen auch in der Praxis umsetzen. Ihr Selbstinteresse wird auch sozial nützlich.

Jemanden daran zu hindern, das zu leisten, wozu er fähig ist, ist gegen die Gleichwertigkeit, gegen die Würde des Menschen gerichtet.

"Strategien der Umverteilung" von Chancen und von Schulerfolgen sind ebenso abzulehnen wie "Strategien der Unterforderung". Sie sind Teil eines "Anti-Eliten-Denkens" im Konzept der "Anti-Leistungsstrategen", welche die Wahrheit ihrem ideologischen Engagement unterordnen und als Vertreter einer Gesinnungsethik für die Folgen ihres Tuns keine Verantwortung übernehmen.

In einer "Offenen Gesellschaft" ist die Idee der Chancengleichheit "nur" im Sinne einer gleichen Würde der einzelnen Menschen zu verstehen. Die Menschen wünschen sich gleiche und faire Spielregeln. Es ist möglich und wünschenswert, eine "Gleichheit der Regeln" aber nicht eine "Gleichheit der Ergebnisse" durchzusetzen. Wir sollen die gleichen Chancen haben, als Menschen in unserer personalen Würde akzeptiert zu werden. Das zu erreichen, erfordert permanentes Eintreten für und Achtung der Menschenrechte.

Alle Aussagen sind (gleich) wahr (?)

Die relativistische Position, dass man alles behaupten kann, dass "alles wahr ist (und nichts wahr ist)", erfreut sich in unseren Schulen nach wie vor großer Beliebtheit. Wenn aber alles wahr ist, dann ist die Wahrheit von Aussagen bedeutungslos, dann gibt es keine gehaltvolleren Vermutungen, keine besseren und schlechteren Lösungen.

Die Freiheit zur Artikulation verschiedener Überlegungen kann nicht bedeuten, dass alle Aussagen gleich wahr sind. Wozu sollte dann jemand nach Wahrheit streben, auf der Suche nach Wahrheit sein?

Für einen Relativisten gibt es keine Kriterien, um unterschiedliche Ideen und Problemlösungsversuche miteinander zu vergleichen und bessere Vermutungen oder Lösungen zu kennzeichnen. Die Möglichkeit der Falsifikation von Aussagen, die Idee des Scheiterns an der Erfahrung wird nicht anerkannt.

Die Überlegung, dass alle Aussagen (gleich) wahr sind, stellt den aufgeklärten Alltagsverstand (Wissenschaft) in Frage. Eine relativistische Position schließt den Wettbewerb, die rationale Diskussion und die kritische Eliminierung von Vermutungen aus. Lohnt es sich noch zu lernen, wenn jeglicher Erkenntnisfortschritt ausgeschlossen wird? Wozu sollte man sich dann anstrengen, wozu etwas leisten?

Wenn wir die Idee der objektiven Wahrheit und somit die Wahrheitssuche ablehnen, ergeben sich unerwünschte Folgen für alle zwischenmenschlichen Beziehungen, für Dialog und Lernprozess, Leistung und Wettbewerb und somit für fundamentale Prinzipien von Repräsentativer Demokratie und Sozialer Marktwirtschaft.

Wenn alle Überlegungen gleich wahr und vertretbar sind, wenn alles erlaubt ist, dann führt das zu Anarchie, zur Rechtlosigkeit, zur Herrschaft der Gewalt. Die Anerkennung von nur "subjektiv gültigen Werten und Normen" und der Parole "Mach, was du willst" führt direkt in Fanatismus und Aggression.

Alle Werte sind gleichwertig (?)

Es gibt weder eine "wertneutrale Bildung" noch einen pädagogischen Konsens über die Grundwerte einer Repräsentativen Demokratie und einer Sozialen Marktwirtschaft. Die Schüler sind konfrontiert mit der Verkündigung der Relativität der Werte.

Die Behauptung, dass alle Werte gleichwertig sind, berücksichtigt nicht das Auftreten unterschiedlicher, oft unerwünschter Konsequenzen bei der Befolgung bestimmter Wertvorstellungen. Menschen, die in totalitären Systemen leben, wissen darüber zu berichten.

Aufgrund unterschiedlicher Auswirkungen kann man Wertvorstellungen im Vergleich kritisch diskutieren und sich dabei ein Wertbewusstsein erarbeiten. Die Schüler können sich bestimmter Werte der Demokratie und der Marktwirtschaft bewusst werden. Sie können diese Werte auch schätzen lernen und sich für sie entschließen. Eine rationale Diskussion von Wertvorstellungen ermöglicht Selbstreflexion, hilft bei der Klärung der eigenen Identität und bei der Suche nach "Erlebnis von Sinn".

Die Behauptung, dass alle Werte gleichwertig sind, führt hingegen zur Idee von der "Sinnlosigkeit alles Daseins", zur Resignation, zu Verzweiflung, da "ohnehin alles umsonst ist". In diesem Zustand sind Schüler sehr anfällig gegenüber einer Verführung durch fragwürdige Werte und den Träumen von einer "vollkommenen Welt". Solidaritätsutopien und apokalyptische Visionen haben Hochkonjunktur.

Wenn wir als Lehrer das Vertrauen in Demokratie und Marktwirtschaft nicht unterminieren wollen, wenn wir nicht zu den "Systemüberwindern" und "Destabilisierern" gezählt und nicht polarisieren beziehungsweise Konflikte inszenieren wollen, dann sollten wir die Gefährdung von Demokratie und Marktwirtschaft durch die "Wertrelativisten-Gurus" und "Wertzerstörungsstrategen" zur Kenntnis nehmen und – vielleicht engagierter als es bis jetzt der Fall war – für die liberal-demokratischen-sozial-marktwirtschaftlichen Grundwerte eintreten. Die Schule darf von den "Anti-Pädagogen" nicht unwidersprochen missbraucht werden als Ort, an dem Ängste, Feindbilder und Aggressionen gezielt geschürt, aufgebaut und ausgelebt werden.

Gleichheit (?)

Die Menschen sind ungleich, sie können nicht die gleichen Chancen haben. Nicht alle Aussagen sind (gleich) wahr und nicht alle Werte sind gleichwertig.

Demokratie und Marktwirtschaft sind dialogorientierte Ordnungen. Ungleichheit, Streben nach Verbesserung und Wettbewerb sind erwünscht. Es ist nicht unmoralisch, anders als andere Menschen zu sein. Es ist nicht asozial, mehr als andere zu leisten. Man darf bessere Ideen und Lösungsvorschläge artikulieren und umsetzen. Es gibt Wertvorstellungen, die mit den Grundwerten von Demokratie und Marktwirtschaft nicht vereinbar sind.

Die Wertrelativisten verschweigen, dass sie ihre Wertvorstellungen als selbstverständlich einbringen, dass sie gezielt Pessimismus und Misstrauen fördern und Wertenttäuschungen herbeiführen wollen. Wertenttäuschte, verunsicherte und orientierungslose Schüler können doch wohl nicht das Ziel von Bildung sein!?

 Josef Stargl ist AHS-Lehrer in Ruhe und ein Freund der Freiheit.

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