Weinerliche linke Journalisten im Mitleidsmodus

Sie sind es gewohnt, stets die Meinungs- und Deutungshoheit zu besitzen. Sie sind es gewohnt, die Richtung vorzugeben. Sie sind es gewohnt, stets hofiert zu werden. Was sie nicht gewohnt sind, ist Widerspruch, Gegenwind oder gar Liebesentzug. Die Rede ist natürlich von den linken Journalisten, die zu gut 90 Prozent oder mehr die Redaktionsstuben im Mainstream bevölkern und die Europa so lange unangefochten im Griff hatten.

Sie bestimmten, was gut ist und was schlecht, was wahr ist und was Fake News. Abweichende Stimmen gab es irgendwann fast gar keine mehr. Doch mittlerweile mehrt sich der Widerstand gegen diese Meinungswüste. Und das schmeckt den Tastaturveganern – der Veganer isst nicht alles, der Tastaturveganer schreibt nicht alles – so richtig gar nicht!

Überall schießen Portale einer Gegenöffentlichkeit aus dem Boden, wie Schwammerl nach einem warmen Sommerregen. Vor allem Online und auf Facebook entwickelt sich ein medialer Untergrund, aber es gibt auch schon immer mehr Printprodukte, wenngleich die bisher nur monatlich oder wöchentlich erscheinen, während das Tageszeitungssegment noch relativ fest in politisch korrekter Hand ist. Doch selbst im TV-Bereich ist die Meinungsmonokultur bedroht, seit sich ServusTV erdreistet, auch mal konservative oder zumindest neutral-ausgewogene Inhalte mit Heimat-Touch zu senden. Der Sender von Red-Bull-"Bösewicht" Mateschitz leistet sich mit "Der Wegscheider" (stets köstlich anzusehen) sogar die einzig nicht-linke TV-Satiresendung im Land. Ja, darf das alles sein?

Der linke Mainstream sagt dazu ganz klar Nein und gibt sich entrüstet, beleidigt und klammheimlich auch ein wenig verängstigt. Selber sah man jahrzehntelang das beherzte Austeilen gegen politisch Andersdenkende als wichtigsten Inhalt der eigenen Arbeit an. Und alle hatten das zu schlucken – auf welcher Plattform hätten sich die Opfer dieser linksmedialen Anschüttungen vor der Zeit des Internets auch wehren sollen?

Was nebenbei auch die ständigen Rufe nach mehr Internet-Zensur erklärt. Mittlerweile muss man nämlich zumindest nicht mehr alles unkommentiert hinnehmen und kann auch mal zurückschlagen.

FPÖ-Chef Strache tat das zuletzt einige Male mehr oder weniger elegant. Selbst seit Jahrzehnten Dauerzielscheibe für ORF, Standard, Falter und Co., hatte es der inzwischen zum Vizekanzler avancierte Lieblingsfeind aller Braven und Guten gewagt, mehrmals den ORF zu kritisieren und sogar die Abschaffung der Zwangsgebühren zu fordern. Da sahen sich selbst die Berufsempörten noch gezwungen, ein paar Überstunden einzulegen.

Der ORF-Tirol versuchte gar, die Blauen mit einem durch kreative Arbeit am Schnittpult inszenierten Nazi-Opa-Skandal zum Schweigen zu bringen. Doch der Skandal flog auf und die FPÖ wäre in einer guten Position wie schon lange nicht gewesen, um endlich erfolgreich gegen den linken Mediensumpf vorgehen zu können.

Doch leider schoss Strache dann ein wenig übers Ziel hinaus, als er den ORF und dessen Hohepriester Armin Wolf direkt angriff und in einem als "Satire" bezeichneten Facebook-Post der Fake-News-Berichterstattung und Lüge bezichtigte. Jetzt hat es sicher schon so manche Fake News im Rotfunk gegeben, aber die offene Lügen-Anschuldigung war vielleicht nicht ganz so schlau. Weil hier lieferte er den Linkskorrekten wieder neues Futter und öffnete nebenbei einen Ausweg aus dem Nazi-Opa-Dilemma. Die feine Klinge war das jedenfalls eher nicht. Andererseits wirkt die große Empörung über diese Satire an einem Faschingsdienstag auch etwas künstlich, durften sich linke Staatskünstler doch sogar über den Tod eines Landeshauptmanns lustig machen und keiner hatte empört zu sein.

Jedenfalls war so der Weg frei für den linken Jolly Joker aus der Hofburg. Der bei allen linken Entgleisungen stets schweigende Kopftuch-Präse rügte prompt den Vizekanzler, die Linkspresse schwärmte gar von "Maßregeln" und der ORF hatte wieder seine Ruhe. Mehr als das – im Zuge von Van der Bellens Entlastungsangriff konnte der sonst so beinhart unter der Gürtellinie austeilende Armin Wolf wieder in seine geliebte Opferrolle schlüpfen.

Fast mit Tränen in den Augen sah er sich unschuldig ins Visier genommen. Gerade er? Wie die Jungfrau zum Kind kommt Armin der Gerechte zu solcher Kritik. Er, der ja noch nie einen Interview-Partner ungerecht behandelt hat – außer der war von der ÖVP oder gar FPÖ. Aber dann sind Untergriffe und Tiefschläge ja nicht nur erlaubt, sondern quasi Pflicht. Bisher war das zumindest so und deshalb ist Armins Betroffenheit fast verständlich.

Evil Armin war aber nicht der einzige, der in letzter Zeit weinerlich wurde ob so viel Gemeinheit und Niedertracht von den neuen ungeliebten Konkurrenten vom rechten Rand. Der rechte Rand beginnt für Wolf und Konsorten zwar schon knapp hinter dem von NEOS-Chef Strolz innig umarmten Baum, aber das ist ja eine andere Geschichte. Ein besonderes Gustostückerl in punkto Selbstmitleid lieferte jedenfalls auch das zartrosa gefärbte Zentralorgan ab. "Wie die FPÖ und ihr Umfeld online kritische Journalisten angreifen", hieß das Meisterwerk ausgewogener Berichterstattung.

Vorausgeschickt sei, dass "kritische Journalisten" offenbar ein Synonym für "klar linksstehend" sein muss. Zumindest werden die beiden Formulierungen immer wieder synonym verwendet. Kritischer Journalismus bedeutet einzig Kritik an den bösen Rechten. Mit dem Aufdecken linker Skandale (Stichwort Silberstein – kam da eigentlich je was Zählbares raus?) hat man hingegen nichts am Hut! Aber das haben wir ja ohnehin schon immer geahnt.

Lustig ist dabei ja nur, dass die eindeutig linke Gesinnung der erdrückenden Mehrheit der Mainstream-Journalisten nie ein Thema oder gar Problem ist. Die oft sehr eindeutigen Ergebnisse bei Betriebsratswahlen in Medienbetrieben werden auch hier vom Standard kurz thematisiert, aber mit der lapidaren Bemerkung abgetan, dass Betriebsratswahlen eben oft anders ausgehen würden als Nationalratswahlen. Also eh wurscht. In Wahrheit sagen 90-Prozent-Plus-Ergebnisse für Rot-Grün aber sehr wohl etwas aus – nämlich dass Mainstream-Journalisten großteils in einer ganz anderen Welt leben als der Rest der Bevölkerung. Aber Schwamm drüber.

Auf alle Fälle beklagt der Standard gleich zu Beginn des Artikels, dass jetzt vermehrt Kampagnen über FPÖ-nahe Plattformen wie den Wochenblick laufen würden – und zwar gegen unabhängige, kritische (haha) Journalisten. Herausgepickt werden ein paar Beispiele. Etwa dass es Infrastrukturminister Hofer gewagt hat, sich gegen die ORF-Zwangsgebühr zu äußern. Eine Frechheit! Nur weil er bei einem Verkehrsminister-Treffen in Bayern als einziger Teilnehmer nicht genannt wurde – unerhört. Dass Hofer kritisierte, dass er als österreichischer Minister im österreichischen Staatssender als einziger Teilnehmer des Treffens NICHT erwähnt wurde, und ähnlich gelagerte Kritik, bringt der Standard-Artikel durch den Mund eines "Experten" in die Nähe von "ersten Schritten zur Gleichschaltung der Medien". Es seien "Angriffe auf das Recht der Bürger, informiert zu werden." Aha, interessant! Eine Nicht-Erwähnung ist also Teil des Rechts der Bürger auf Information? Cool!

Gleichzeitig wirft man alternativen Medien vor, unjournalistisch zu arbeiten, die Kritisierten selbst nicht immer zu Wort kommen zu lassen und teilweise unvorteilhafte Bilder der Gegner zu verwenden. Auch dass konservative Journalisten in rechte Ministerien gewechselt sind, wird angeprangert. Alles Dinge, die man Mainstreammedien und linken Journalisten natürlich keineswegs vorwerfen kann! Nie ging ein ZIB-Sprecher zur SPÖ oder dergleichen!

Nur was war da noch mal schnell zu Silvester 2015/16 in Köln? Ach ja, tausendfache Übergriffe gegen Frauen durch Asylanten und Migranten aus dem Orient - und der Mainstream wollte das locker unter den Tisch fallen lassen. Nur Meldungen im Internet zwangen Tage später doch noch zu Berichten. Wir lernen: Das ist wahre journalistische Herangehensweise! Bei mehreren Morden durch angebliche "Fachkräfte" in Deutschland lief es ganz ähnlich ab.

Oder nehmen wir ein nettes Beispiel aus dem Standard-Artikel selbst: Da wird lang und breit herumgejammert, dass der Wochenblick die Vize-Chefin des linken Magazins Vice, Hanna Herbst, als "hübsche Hass-Hanna" bezeichnet hat. Das wird als abwertend verurteilt, da würden "vermeintliche ,Fehltritte‘ von Journalisten" ausgeschlachtet. Eine "Expertin" darf sogar erklären: "Jetzt sind Frauen im Visier, weil man sie leicht runtermachen kann, ist doch die Zahl der Machos mit altmodischen Rollenbildern in dieser Gesellschaft eine hohe." Rums, da ist auch gleich die Sexismus-Keule im Einsatz. Der Gegner, in dem Fall der Wochenblick, ist entlarvt und überführt. Aus, fertig, schuldig.

Was der hochgradig professionelle, unabhängige, investigative Standard aber verschweigt, ist eine nicht ganz unerhebliche Kleinigkeit! Nämlich WARUM der Wochenblick Frau Herbst als "hübsche Hass-Hanna" bezeichnet hat. Das ist nämlich eine ziemlich lustige Geschichte, die wir hier nachholen. Frau Herbst, die sich auf Twitter selbst "HHumorlos" nennt, zwitscherte nach der Landtagswahl in Niederösterreich ganz locker und leger: "FPÖ verdoppelt sich. Dieses Land sollte nicht existieren." Sie sprach also eben mal Österreich das Existenzrecht ab. Spannendes Detail am Rande: Ein Nutzer fragte sogar nach, ob Österreich, oder nur Niederösterreich gemeint sei. Klärende Antwort der humorlosen Hanna: "Das Land Österreich war gemeint. Alles Scheiße grad." Toller Stil einer unabhängigen "Qualitätsjournalistin", wenn mal nicht so gewählt wird, wie es ihr gefällt!

Zweites lustiges Detail am Rande: Ein ORF-Journalist von Ö1 antwortete auf Herbsts Tweet, der Österreich das Existenzrecht absprach: "Verstehe was du meinst." Na dann ist ja alles gut. Eine SPÖ-Mitarbeiterin klickte offenbar auch noch auf "gefällt mir". Warum nur hat der Standard diese nette Hintergrund-Story erst gar nicht erwähnt? Wo er doch so schrecklich journalistisch-professionell ist und nur die bösen Anderen sind es nicht? Ist es für den Leser nicht vielleicht auch von Interesse, warum jemand "Hass-Hanna" schreibt? Ach ne, das spielt doch keine Rolle. Vielleicht ja auch, weil sonst der Tenor des ganzen Standard-Artikels beim Teufel wäre, die ganze künstliche Aufregung entlarvt. Aber Frau Herbst als hübsch zu bezeichnen, dass ist sexistisch und ganz pfui! Alles klar. Man stelle sich aber vor, ein Burschenschafter hätte Österreich das Existenzrecht abgesprochen. Nein, das machen wir lieber doch nicht, die Aufregung wäre zu groß.

Der Standard meint dafür über die fürchterlichen rechten Medien: "Auch Selbstkritik sucht man vergeblich." Ja wirklich, der hat gesessen! Wenn man da zum Vergleich nur Armin Wolf oder andere linkskorrekte Tugendwächter hernimmt, dann kann man sich vor dem geistigen Auge richtig gut vorstellen, wie sie sich nach jeder noch so kleinen Verfehlung ständig selbst geißeln. Nur gut, dass solche Geistesriesen quasi nie Fehler machen.

Umso mehr ist die Trauer aller braven Linksjournalisten über so viel Boshaftigkeit und Niedertracht von rechter Seite verständlich. Wir wollen den Artikel deshalb mit den tröstenden Worten von Gutmenschen-Idol Herbert Grönemeyer ausklingen lassen, der für so schwierige und leidgeplagte Moralapostel-Stunden genau den richtigen Text parat hat:

Herbert Grönemeyer – Selbstmitleid:

Du hast keine Optik Ausstrahlung gleich Null nicht 'mal deine Schultern sind breit dein Dreitagebart macht dich auch nicht richtig hart tu' dir leid, tu' dir leid, tu' dir leid. Du stehst im Regen, und du wirst nicht nass es regnet an dir vorbei über deinen Lieblingswitz hat wieder keiner gelacht tu' dir leid, tu' dir leid, tu' dir leid. Als besonderes Merkmal steht in deinem Pass nur: blaß und Weichei wenn du den Zoll passierst, wirst du nie kontrolliert tu' dir leid, tu' dir leid, tu' dir leid

Link zum Standard-Artikel: https://derstandard.at/2000073861206/Wie-die-FPOe-und-ihr-Umfeld-online-kritische-Journalisten-angreifen

Link zum Wochenblick-Artikel: https://www.wochenblick.at/hanna-herbst-linke-journalistin-schockt-oesterreich-sollte-einfach-nicht-existieren/

Niklas G. Salm, früher langjähriger Redakteur einer Tageszeitung – schreibt jetzt unter Pseudonym.

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