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Van der Bellen, das letzte Aufgebot

Van der Gandalf hat es mit Hilfe aller guten Kräfte, der Elben (Grüne), der Menschen (Rote) und einiger Hobbits (Mitterlehner und seine Freunde) geschafft, Ing. Sauron und seine widerlichen Orks in einem heroischen Kampf zu besiegen. Ein Alpenmordor konnte verhindert werden. So denken die Van der Bellen-Unterstützer über den vergangenen Wahlkampf tatsächlich.

Klingt übertrieben und vereinfachend? Mitnichten. Es war Van der Bellen selbst, der dieses Bild gezeichnet hat. Die Reaktionen der bei dieser Rede anwesenden Van der Bellen-Fans war bezeichnend und die Ironie nur eine vermeintliche. Das sollte auch nicht weiter verwundern. Sowohl die politischen Auseinandersetzungen als auch die mediale Berichterstattung darüber ist auf ein infantiles Niveau abgesunken: Gut gegen Böse.

Oder konkreter gesagt: Gut gegen Böse (die „rechtspopulistischen“ Politiker) und Dumm (deren Anhänger). Das bestätigt auch der wichtigste und mächtigste Sozialist des Landes, der Wiener Bürgermeister Michael Häupl. Er ließ in einem Interview zum Sieg van der Bellens verlauten: „Das Gute hat das Böse besiegt.“ Auch diese Aussage war völlig ironiefrei. Die meinen das so.

Der gesamte rezente politische Diskurs und dessen mediale Vermittlung lässt sich tatsächlich auf diese simple Formel reduzieren. Egal welches „Qualitätsblatt“ man aufschlägt, welche Sendung des Staatsfernsehens man sich ansieht, welches politische Sachbuch man liest oder welchen Kabarettabend man auch besucht, es ist immer dieselbe Geschichte, oder neudeutsch: derselbe Narrativ. So wie es Van der Bellen angedeutet hat: Elben gegen Orks. Und ohne literarische Camouflage: Über(gut)mensch gegen Untermensch.

Diese Untermenschen, die die preisgekrönte Profil-Journalistin Christa Zöchling gerne als die „hässlichsten Menschen“ beschreibt, werden vom linken Establishment in zwei Gruppen unterteilt: Jene, die man bekämpfen und mundtot machen und jene, die Verführten, die man wieder auf den rechten – Pardon – auf den linken Weg führen muss. Politisch korrekt formuliert der gemeine Zeitgenosse das so: FPÖ-Politiker allesamt Nazis, deren Wähler verführte, abgehängte und dumme Menschen, bei denen noch etwas Hoffnung besteht.

Warum er sich überlegen wähnt, kann der politisch korrekt Bückling zwar nicht so recht begründen. Er fühlt sich einfach – schließlich leben wir im postfaktischen Zeitalter – dem linken Moral-Adel zugehörig, einer Kaste, die alle wichtigen Positionen in unserer Gesellschaft besetzt hat.

Am Parteitag der deutschen Grünen vor wenigen Wochen erntete Bastian Hermisson, Leiter der Heinrich-Böll-Stiftung in Washington, tosenden Applaus. Seine bejubelte Kernaussage: „Was moralisch richtig ist, wissen wir sowieso, und wir blicken mitleidig auf die anderen, die noch nicht soweit sind.“ Die moralische und intellektuelle Überlegenheit der Neosozialisten ist offenbar naturgegeben. Argumente? Ach Gott, das war einmal, wir leben doch im postfaktischen Zeitalter, wo Geschlechter soziale Konstrukte sind und der Wohlstand aus der Notenpresse kommt und Sozialismus erstmals funktioniert.

Dass ausgerechnet die „Guten“ das postfaktische Zeitalter ausgerufen haben, um damit den politischen Gegner zu desavouieren, ist kein Widerspruch, sondern passt perfekt ins Bild. Der Sozialismus ist gescheitert, oder wie es der gemeine Sozialist ausdrückt, einmal mehr nicht richtig umgesetzt worden. Auch die marxistischen Derivate Genderismus und Multikulti-Ideologie scheitern gerade spektakulär und die sozialistische Geldpolitik der EZB und die Umverteilungspolitik der EU stehen kurz vor dem Kollaps.

Alles, woran die Linken glauben, all ihre Träume und Utopien sind praxisuntauglicher und todbringender Gedankenschrott. Wer diesen Umstand erkennt und benennt, wer sieht, dass der Kaiser nackt ist, gilt als dumm und gefährlich. Es geht nur noch darum, das Scheitern hinauszuzögern. Es ist ein Rückzugsgefecht. Noch sitzt man an den Hebeln der Macht. Gut auch, dass die autochthone Bevölkerung durch das linksversiffte staatliche Bildungssystem geschleust wurde, und dass in Medien, Unis, Ämtern und Kulturbranche fast ausschließlich Gesinnungsgenossen sitzen. Noch hat man die Deutungshoheit. Noch. Es geht längst nicht mehr um richtig oder falsch, sondern nur noch um moralisch und unmoralisch, um Gut und Böse. Und was gut und moralisch ist, bestimmt selbstredend die Linke.

Alles was „Rechte“ sagen, wollen, machen, fordern ist immer und ausnahmslos dumm und böse, alles was linke Kräften sagen, wollen, machen und fordern per se gut. Deshalb ist es für Linke auch kein Widerspruch, dass ein Vorschlag oder eine Analyse, die vor wenigen Wochen noch als simpel und menschenverachtend abgetan worden sind, weil sie von einem rechten Politiker stammten, in dem Augenblick gut und richtig sind, wenn sie von einem linken Politiker ausgesprochen werden.

Dafür gibt es unzählige Beispiele. Kurios war etwa die Behauptung deutscher und österreichischer Politiker in der ersten Hochphase der Welcome-Refugee-Hysterie, dass über die völlig ungeschützten Grenzen keine Terroristen, Islamisten und Gotteskrieger nach Deutschland und Österreich gelangen würden. Die Mainstreammedien haben das von den Politikern geworfene Stöckchen brav apportiert und die Botschaft widerspruchslos weiterverbreitet. Jeder, der diese furchtbar dummen Behauptungen als das bezeichnete, was sie waren, wurde sofort zum xenophoben, paranoiden Menschenfeind erklärt.

Und obwohl die damaligen Aussagen heute bereits mehrfach und ziemlich blutig widerlegt worden sind, gilt für das biedere linke Fußvolk nach wie vor die Faustregel: Alles was von nichtlinken Kräften kommt, ist dumm und krank, darüber darf man nicht einmal nachdenken. Mit dieser Angstmache haben es die Linken aller Parteien gerade noch geschafft, den ältlichen Multikulti-Apologeten Van der Bellen in die Wiener Hofburg zu hieven.

Allerdings sind immer weiterreichende Maßnahmen, mehr Repressalien und die Beschneidung von immer mehr Freiheiten und Bürgerrechten notwendig, um das simple Weltbild der Linken von der komplexen Realität schützen zu können. Die Dosis muss permanent erhöht werden, was irgendwann zu einer Resistenz gegen diese Maßnahmen führen wird. Das Votum für van der Bellen, den Vertreter des Establishments, fiel ja nur noch denkbar knapp aus.

Dem linken Narrativ entsprechend musste der grüne Professor, egal wie dumm und tollpatschig er sich im Wahlkampf auch immer angestellt hat, seinem blauen Herausforderer intellektuell, moralisch, rhetorisch und argumentativ überlegen sein. Weil das bei den Konfrontationen im TV aber nicht so war, musste man alternative Erklärungen erfinden. Die linke NLP-Verschwörungstheorie ward geboren. Hofer hätte van der Bellen nur deshalb Paroli bieten können, weil er mit dieser fiesen und „geheimnisvollen“ Manipulationstechnik ausgestatten worden sei. Dass Hofer nie ein NLP-Seminar besucht hat, spielte dabei keine Rolle.

Auch den Sieg von Donald Trump erklären die Linken mittlerweile mit einer kruden Verschwörungstheorie. Weil es für sie denkunmöglich ist, dass Trump und sein Team die Demokraten mit einer klügeren und ausgefeilteren Strategie geschlagen haben, geistert seit kurzem durch die linken Medien eine Geschichte, wonach Trump und auch die Brexit-Befürworter nur deshalb erfolgreich waren, weil sie eine ebenso gewissenlose wie geheimnisvolle britische Firma engagiert hatten, die im Besitz einer Facebookwunderformel (Psychometrik, Big Data, etc.) ist, mit der man Menschen ganz einfach manipulieren kann. Diese Firma, Cambridge Analytica, hat diese Zauberformel von einem braven, politisch korrekten Wissenschaftler abgekupfert und missbraucht. Damit ist das linke Weltbild wieder in Ordnung.

Und genau hier liegt das Problem. Dieses simple Bild von der moralischen und intellektuellen Überlegenheit der Linken gegenüber allen Anhängern nichtlinker Strömungen hat sich so in den Gehirnen festgefressen, dass man selbst angesichts der unschönen rezenten Entwicklungen nicht mehr fähig ist, umzudenken, sondern immer noch kompliziertere Techniken und Methoden entwickelt, wie man sich und seine Ideologie vor der Realität schützen kann. Man verwendet seine gesamte Energie und seinen Intellekt nur noch darauf, all die dramatischen Ereignisse und Entwicklungen so umzudeuten, so zu verdrehen, damit man weiterhin ungestört in seiner infantilen Scheinwelt leben kann. Das funktioniert unter anderem deshalb, weil der überwiegende Teil dieser Menschen direkt oder indirekt vom Staat lebt.

Egal wie viele Frauen auch noch von sogenannten Flüchtlingen belästigt, vergewaltigt, verbrannt, nachgeschleift oder getötet werden, Multikulti ist der richtige, der alternativlose Weg und die eigentliche Gefahr kommt – und jetzt alle gemeinsam – von rrrrächts. Keine Statistik, keine Gruppenvergewaltigung, kein Massenmord, kein Ereignis, wie barbarisch es auch sein mag, kann diese Menschen zum Umdenken bewegen. Es gibt offenbar keine Schmerzgrenze, man opfert für die Aufrechterhaltung seines jämmerlichen Weltbildes sogar die eigenen Kinder.

In den linken Mainstreammedien liest und hört man derzeit viel von Echokammern, Filterblasen und Fake-News. Dabei geht es ausschließlich darum, die Überbringer der schlechten Nachrichten mundtot zu machen. Man wirft seinen Gegnern und Kritikern vor, in einer Blase zu leben, ohne zu erkennen, dass man seit Jahren selbst in einer wenn auch zugegebenermaßen großen Blase lebt. In dieser Blase gelten mittlerweile sogar die Vergewaltigungen und Morde der orientalisch-afrikanischen Flüchtlingsdarsteller als Bagatelldelikte, die es bei uns eh schon immer gegeben hat, nur die Methoden sind multikulti-gemäß etwas bunter und temperamentvoller geworden: Frauen werden nun auch mit dem Auto durch die Straßen geschleift, Treppen hinunter getreten oder als lebende Fackel verwendet. Alles im grünen Bereich. Bitte weitergehen, da gibt es nichts zu sehen. Das deutsche Staatsfernsehen berichtet kaum noch über solche harmlosen Einzelfälle, weil sie ja nur „regionale Bedeutung“ hätten. Beim Stimmvieh, das bisher immer brav seine Kreuze an der richtigen Stelle gemacht hat, darf keinesfalls aus den vielen Einzelfällen ein großes Gesamtbild entstehen.

Diejenigen, die solche Entwicklungen und Ereignisse relativieren, uminterpretieren und wenn irgendwie möglich vertuschen, sehen sich selbst als Hüter der Moral und der Wahrheit. Frank Walter Steinmeier, deutscher Bundespräsident in spe, hat vor kurzem zwischen jenen unterschieden, die Wahrheit produzieren und jenen, die Fakten verbiegen. Diese unheilige Allianz aus Politik und Medien macht sich ihre Blasenwelt, wie sie ihr gefällt.

Würden die Mainstreammedien korrekt und ausführlich darüber berichten, was sich mittlerweile im öffentliche Raum täglich so alles abspielt, die Stimmung in der Bevölkerung wäre längst gekippt. Die Medien sind aber nicht gleichgeschaltet. Es gibt weder einen entsprechenden Schalter, noch jemanden, der ihn bedienen würde. Es ist viel banaler. In der Blase, in diesem homogenen Milieu, sind Befehle von oben gar nicht notwendig. Wer in und von diesem System lebt und profitiert, braucht keine Anweisungen, man sitzt schließlich im selben lecken Boot.

Dass alle relevanten Medien links bis weit links stehen, ist keine rechte Verschwörungstheorie, sondern lässt sich leicht belegen, schließlich tragen die Journalisten und Meinungsmacher ihre Gesinnung wie eine Monstranz vor sich her. In einer aktuellen Umfrage bekannten sich 75% jener Journalisten die zu ihrer Parteienpräferenz eine Angabe gemacht hatten zu den Grünen, der SPD und der Linken. Ausgewogenheit geht anders.

Faktum ist auch, dass die linke Leserschaft nach wie vor großes Vertrauen in ihre Journalisten hat. Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage des IGF, gaben 7 von 10 Grün- und SPÖ-Wählern an, die Berichterstattung der österreichischen Medien über den US-Wahlkampf als objektiv empfunden zu haben. Kein Scherz. Einfach ausgedrückt. Linke Journalisten erklären linken Wählern die Vorzüge linker Politik und die glauben das nur allzu gerne. Aber in der Fake-News-Blase leben die anderen, die, die von irrationalen Ängsten und Phobien getrieben werden.

Deshalb freut sich die Gutmenscheninternationale von Neusiedl am See bis San Francisco, wenn nach den vielen Rückschlägen endlich wieder ein Linker, noch dazu ein sehr Linker, einen politischen Erfolg feiern kann. Auch wenn er nur Bundespräsident eines kleinen popligen Landes wird. Auch diese Leute müssen ihre Ansprüche immer weiter zurückschrauben.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Zuletzt von ihm erschienen: „Infantilismus – Der Nanny-Staat und seine Kinder“ (Wien 2016)

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