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Allergiker aller Länder vereinigt euch

Der Gastronomie wurde nun nach den Auflagen um das Rauchverbot eine weitere Hausaufgabe von der EU-Kommission gegeben. Neben der baulich-raumgestalterischen Herausforderung, Raucher von Nichtrauchern zu trennen, geht es nun um bürokratisch-administrative Eskapaden zur Kennzeichnungspflicht für Allergiker.

Bei allem Verständnis für die Rücksichtnahme, dass Nichtraucher beim Lokalbesuch nicht von Rauchschwaden eingehüllt werden und der Rücksichtnahme für Menschen, die an Allergien leiden, sollte man in vielen Fällen die Kirche im wahrsten Sinne des Wortes lieber im Dorf lassen. Einst stand neben der Kirche das Gasthaus, das das Kommunikations-Zentrum war, wo die Menschen am Stammtisch untereinander und mit der Obrigkeit direkten Kontakt hatten. Es gab damals keine Berührungsängste, man kannte kein Rauchverbot und wusste wenig über Allergien.

Die Sehnsucht nach der guten alten Zeit kommt auf, wenn man in der global vernetzten Kommunikationsgesellschaft Menschen in kritischen TV-Dokumentationen einsam in Wohnsilos isoliert leben sieht.

Bei einer Standortbestimmung „wie viel Reglementierung der Mensch braucht“, stellt sich die Frage: „Hat uns das auch die EU beschert?“, wie die oft zitierte Vorschrift um die Krümmung der Gurke, die eine Lust tötende Lawine von Verordnungen und Vorschriften losgetreten hat, die fern jeden Realitätssinns an den wahren Bedürfnissen jener Menschen vorbei konzipiert wurden, die in der europäischen Gemeinschaft einst das Verbindende und nicht Trennende sahen. Wir wollen jedoch den Interpretationsbogen nicht zu weit spannen, indem man die nationalen Separationsbestrebungen mit der Abwehr der Brüsseler Zentralbürokratie in Zusammenhang bringt.

Man erkennt Anzeichen eines Kulturwandels in Richtung mehr Bürokratie und vermehrtem Expertenglauben. Die Folge ist, dass die Menschen im Zuge der Demokratisierungs-Bestrebungen immer allergischer auf alles werden, was nach nicht nachvollziehbarer Reglementierung und Regulierung riecht. Der Paragraphen-Dschungel, den die Menschen zu durchwandern haben, erinnert im Bezug auf das Verständnis für die Vorschriften, an die man sich zu halten hat, an die babylonische Sprachverwirrung aus biblischen Zeiten, wo das Thema Kommunikation dafür sorgte, dass die Bürokratie-Türme (Bäume) nicht in den Himmel wachsen.

„Is was?“, könnte man zynisch kontern, wenn man die Kennzeichnungspflicht für Allergiker kritisch unter die Lupe nimmt. Allergie ist ein Symptom der körpereigenen Abwehr, so kann dieses komplexe Thema im wahrsten Sinne des Wortes vereinfacht umschrieben werden. Mit Ärger und Ängsten kann man auch bei noch so fachlich fundierter Untermauerung kein Geschäft machen. So denken nicht nur die Gastwirte, die Ihre Speisekarten mit ABC Signets codieren.

Entschlüsseln müssen die betroffenen Allergiker, die soweit man weiß, nicht in der Weise amtlich geschult werden wie die Wirte selbst. Will man verhindern, dass aus der Lust am kulinarischen Genuss nicht Essen mit Frust konditioniert wird, dann wird man das Fortschreiten des Vorschriftswahns stoppen müssen und mehr auf den Spielraum der freien Entscheidung setzen. Das Ergebnis wäre die vermehrte Akzeptanz wirklich wichtiger Regeln des Zusammenlebens, wie das Entwickeln von Achtsamkeit auf die Befindlichkeit des Anderen im Sinne von Selbst- und Fremdverantwortung für eine solidarisch globale Völkergemeinschaft.

Dr. Franz Witzeling: Psychologe und Soziologe

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