Die verschwiegenen Opfer

Am 10. März tritt eine Gruppe von jungen Männern in der niedersächsischen Kleinstadt Weyhe Daniel S. ins Koma. Der 25-jährige Lackierer stirbt wenig später im Spital. Nur durch eine Unachtsamkeit wird in der Öffentlichkeit bekannt, dass es sich beim Haupttäter und seinen Kumpanen um Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund handelt. Eine regionale Ausgabe der „Bild“-Zeitung nennt Vornamen und Herkunft der Täter. Das Boulevardblatt wird ob dieses groben Regelverstoßes gegen die (noch) ungeschriebenen Gesetze der politischen Korrektheit scharf kritisiert. Man wirft der Bild-Zeitung Nazi-Jargon vor. Trotzdem verbreitet sich der Fall Daniel S. wie ein Lauffeuer via Internet.

Zwei Wochen nach der Ermordung von Daniel S. werden am 24. März zwei junge Wiener in Klosterneuburg von einer Gruppe von fünf Männern ohne jeden Grund beschimpft und verprügelt. Die beiden Burschen flüchten zu einem Taxistand und fahren zum Bahnhof nach Wien-Döbling. Kurze Zeit später treffen drei der Täter ebenfalls am Bahnhof ein und attackieren die 20- und 21-jährigen erneut. Sie treten den beiden Burschen dabei gezielt ins Gesicht, so wie in Weyhe. Dass die jungen Wiener nicht das gleiche Schicksal wie Daniel S. erleiden, haben sie der zuvor alarmierten Rettung zu verdanken. Als ein Rettungswagen eintrifft, ergreift das Trio die Flucht. Die WEGA kann die drei mutmaßlichen Täter kurze Zeit später festnehmen.

Über die Herkunft der Männer wird nichts bekannt. Im Gegensatz zu Weyhe ist die Schweigemauer der Gutmenschen diesmal lückenlos. Die Wiener Polizei gibt lediglich Alter und Geschlecht der Täter bekannt. Die „Qualitätsblätter“ ignorieren die unfassbare Tat weitgehend und die Boulevardblätter versehen den dürren Polizeibericht lediglich mit etwas journalistischer Prosa. Auch sie verschweigen ihren Lesern die Herkunft der Täter. Selbstredend sieht keines der Blätter irgendwelche Parallelen zu den vielen anderen ähnlichen Fällen in Deutschland und Österreich. Einmal mehr ein „Einzelfall“.

Die Tageszeitung Kurier übertitelt ihren Artikel mit: „Nach Rockkonzert flogen die Fäuste.“ Dank solch einer verharmlosenden Schlagzeile brauchen sich die Bewohner des noblen Klosterneuburg weiterhin keine Sorgen um ihre Kinder zu machen und können auch künftig gut schlafen. Nur keine Wellen. Es könnten ja die „falschen“ Schlüsse gezogen werden. Ob und welchen Migrationshintergrund die Schlägerbande in Klosterneuburg/Döbling hatte, bleibt dank der (Selbst-)Zensur in den Medien jedenfalls nur Spekulation, auch wenn man aufgrund ebendieser fehlenden Angaben und des Tatmusters durchaus bestimmte Rückschlüsse ziehen kann. Aber genau diese Ungewissheit ist politisch gewollt.

In der neuen politisch-korrekten Gesellschaftsordnung muss sich die Bevölkerung mit gesiebten Informationen begnügen und die Wissenschaft leistet dabei Schützenhilfe. Der brave politisch-korrekte Kommunikationswissenschaftler Fritz Hausjell formuliert es so: „Hinweise auf den Migrationshintergrund sind völlig entbehrlich.“

Schweigen im Blätterwald

Selbstverständlich, denn keiner der Neosozialisten in Wissenschaft, Politik, Medien und Kultur hat auch nur das geringste Interesse daran, dass die Seifenblase der von ihnen seit Jahrzehnten propagierten bunten, friedlichen und schönen Multi-Kulti-Welt zerplatzt. Tödliche Prügelattacken von Menschen mit Migrationshintergrund passen eben nicht ins rosarote Weltbild. Deshalb werden der Bevölkerung bestimmte Informationen und Fakten vorenthalten. Die Wahrheit ist ihnen offenbar doch nicht zumutbar. Die Selbstzensur der Medien in Europa funktioniert hervorragend, bis auf ein paar wenige Störenfriede. Aber auch die werden in absehbarer Zeit zum Schweigen gebracht, entsprechende EU-Pläne, etwa für das Internet, liegen bereits vor.

Angesichts dieser Informationspolitik und der Berichterstattung in den Mainstream-Medien stellt sich die Frage, wie viele solcher Fälle, wo Autochthone aus purem Rassismus in die Invalidität oder den Tod getreten worden sind, hat es in den vergangenen Monaten und Jahren tatsächlich gegeben? Wie viele solcher Fälle sind ohne genauere Angaben in den hinteren Teilen lokaler Zeitungen versteckt worden. Sind Daniel S. oder Johnny K. nur die Spitze eines gewaltigen Eisberges? Wie hoch ist der Blutzoll tatsächlich? Von den politisch korrekten Politikern und Medien werden wir es jedenfalls nicht erfahren.

Würden unsere Journalisten ihren Job ernst nehmen und sich nicht primär als politisch-korrekte Volkspädagogen betätigen bzw. nicht vor dem linksgrünen Gesinnungsterror in die Knie gehen, dann hätten sie angesichts von Fällen wie in Weyhe, Klosterneuburg oder Berlin mehr als genug Stoff, um ganze Magazine oder Sendereihen zu füllen. ORF und ZDF könnten Diskussionssendungen und Dokus produzieren, Spiegel oder Profil umfassende Hintergrundberichte und Analysen veröffentlichen, die Boulevardblätter könnten aufrüttelnde Schlagzeilen und Artikel verfassen. Stattdessen: Schweigen im Blätterwald. Und wenn doch ab und zu jemand diese mediale Schweigespirale durchbricht, wird er sofort zum Nazi und Mundtot gemacht. Auch das hat System.

Denn unsere Helden in Ministerien, Parlamenten und Redaktionen stecken nicht nur den Kopf in den Sand. Nein, je mehr sich diese „Einzelfälle“ häufen, desto härter wird der Kampf gegen die Nazis (das sind all jene, die nicht im politisch-korrekten Mainstream mitschwimmen) geführt. Das hat viele Vorteile: Man lenkt vom eigenen Versagen, von der eigenen Inkompetenz und von den drängenden Problemen unserer modernen Gesellschaft ab und kann sich dabei auch noch als mutiger und couragierter Kämpfer gegen einen weitgehend virtuellen Feind inszenieren und profilieren.

Es ist auch bezeichnend, dass sofort nach dem (unbeabsichtigten) Bekanntwerden der Tötung von Daniel S. Politik, Medien und Kirchen gebetsmühlenartig verlauten ließen, die Herkunft des bzw. der Täter hätte keine Rolle gespielt. Der SPD-Bürgermeister von Weyhe betonte öffentlich: „Es hätten auch andere junge Männer sein können.“

Vergleich zum Wiener U-Bahn-Fall

Das wussten die politisch-korrekten Gesellschaftsingenieure offenbar sofort. Zum Vergleich: Über den Fall, als ein 51-jähriger Wiener im Zuge eines Streits eine Kenianerin auf die U-Bahngleise gestoßen hatte, wurde in allen heimischen Medien groß und ausführlich berichtet – und das zu Recht. Der Aufhänger aller Berichte war, dass der Täter ein Autochthoner und das Opfer eine Farbige war. Auch das gehört selbstverständlich thematisiert.

Bleibt allerdings die Frage, warum in Weyhe ein rassistischer/ethnischer Hintergrund dezidiert ausgeschlossen wurde, während er in Wien automatisch angenommen worden ist? Warum dieser Fall alle heimischen Medien beschäftigt hat, während der Fall Daniel S. nur durch eine Unachtsamkeit überregionale Aufmerksamkeit erlangte? Es scheint jedenfalls so, als ob die linken Mainstream-Medien sehr selektiv über Gewalttaten berichten, je nachdem, ob sie in ihr Weltbild passen oder nicht.

Die Grünen zeigten sich jedenfalls erschüttert, als das Gericht im U-Bahn Prozess nicht in ihrem Sinne urteilte. Der 51jährige wurde zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt, die Richterin sah bei der Tat keine Absicht. Das Ziel, eine schwere Körperverletzung herbeizuführen, sei nicht nachweisbar gewesen, so ihre Begründung. Grünen-Justizsprecher Albert Steinhauser dazu: „Wenn jetzt rassistisch motivierte körperliche Übergriffe praktisch bagatellisiert werden, ist das ein gefährliches Spiel".

Weder Daniel S. respektive seine Angehörigen, noch die vielen anderen autochthonen Opfer von rassistischer Gewalt, deren Fälle es nie in die Medien geschafft haben, haben solche wichtigen Fürsprecher in Politik, Medien oder NGOs. Sie sind den politisch-korrekten Propagandisten schlicht egal beziehungsweise unangenehm. Leichen, die man lieber im Keller versteckt. Dabei wird sich dieses Problem nicht von alleine lösen, ganz im Gegenteil. Aufgrund der demographischen Entwicklung und der Untätigkeit der verantwortlichen Politiker dürften solche Fälle wie in Weyhe eher mehr als weniger werden.

Aber solange man mit Desinformation und (Selbst-)Zensur die Bevölkerung über die Zustände im Land täuschen kann, solange besteht offenbar auch kein politischer Handlungsbedarf. Zwischenzeitlich beschäftigen sich unsere politisch-korrekten Volksvertreter mit den wirklich wichtigen Problemen unserer Zeit: mit Feinstaub, Begegnungszonen, Pferdefleisch, Handyverbot für Radler, Glühbirnen oder Plastiksackerl-Abgaben.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Vor kurzem ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute" im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen. 

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