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Biodiesel: Altfett als Ausweg?

Der Markt für Biodiesel ist nach wie vor ein heftig umkämpfter Sektor, wobei sich die Fronten ständig verschieben. Vor einigen Jahren meinte man noch, in Europa mit der Erzeugung von Biodiesel (vor allem auf Rapsbasis) eine Zukunftsbranche mit Milliardengewinnen entdeckt zu haben. Dieser Traum ist ausgeträumt, es gibt riesige Überkapazitäten, die großen Produzenten liegen am Boden.

Nun gut, wurde gesagt, das sind Anlagen, die Biodiesel der 1. Generation erzeugen und in den Sog der „Teller-Tank“ Diskussion geraten sind. Bis etwa 2015 werde es aber Biodiesel der 2. Generation geben, der nicht auf der Basis von Nahrungsmitteln, sondern von Abfallstoffen erzeugt wird, wurde betont. Auch dieser Traum ist vorerst vorbei, nun wird von einem möglichen Termin für die 2. Generation von 2020 gesprochen. Die Pleite der deutschen Firma Choren, im Sommer des Vorjahres, zeigte dies mit aller Deutlichkeit auf.

Choren wollte auf Holzbasis so genannten „Sundiesel“ erzeugen. 100 Millionen Euro wurden investiert (davon allein 30 Millionen öffentlicher Gelder); Shell; VW und Daimler beteiligten sich. Aber schon bald zeigte sich, dass mit völlig falschen Zahlen gearbeitet wurde, das Verfahren kam nie über einen Probebetrieb hinaus, die Kosten für einen Liter Sundiesel hätten sich auf rund fünf Euro belaufen. Bereits 2009 zog sich Shell deshalb zurück.

Um die von der EU vorgeschriebene Bioquote bei Treibstoffen erfüllen zu können, muss man nun wieder auf Biodiesel der 1. Generation zurückgreifen. Steuervorteile, die in den letzten Jahren gestrichen wurden, könnten nun wieder angedacht werden. Um das Problem Erfüllung der Bioquote in den Griff zu bekommen, hat man sich etwas Neues einfallen lassen. Wenn Biodiesel nicht aus Raps, sondern aus Altfetten und -ölen erzeugt wird, ist der CO2-Ausstoß angeblich um rund 50 Prozent geringer als auf Basis von Raps.

Also könnte man bei der Berechnung für die CO2-Einsparungen einen 100 Prozent-Bonus einkalkulieren, das heißt statt zwei Liter Raps-Biodiesel, müsste nur ein Liter Altfett-Biodiesel eingesetzt werden. Mit dieser Doppelzählung könnte man somit theoretisch statt der siebenprozentigen Biodieselbeimischung (in Österreich) nur rund 3,5 Prozent beimischen müssen, um die Bioziele zu erreichen. Natürlich müsste dies alles auf Basis einer genauen Zertifizierung erfolgen.

In Deutschland, Italien und den Niederlanden werden derartige Überlegungen bereits umgesetzt. In Österreich ist man noch nicht soweit, dafür bräuchte man eine Novellierung der heimischen Kraftstoffverordnung – und diese hängt noch in der Warteschleife, weil es in dieser Verordnung auch um die Einführung von E 10 Benzin (zehn Prozent Ethanolanteil) 3 geht – und darum wird auf politischer Ebene noch gestritten. Der Trend, weg vom Raps, verstärkt sich aber zusehends. Stellt sich die Frage, gibt es so viel Altöl, um Biodiesel in größeren Mengen zu erzeugen (für den auch höhere Preise erzielt werden).

Nehmen wir einmal Österreich als Beispiel. Bei uns werden jährlich etwa 150.000 bis 200.000 t Speiseöl verbraucht. Ein Drittel davon landet im menschlichen Magen, der Rest ist quasi Abfall. Von dieser Menge wird rund die Hälfte gesammelt (für Biodiesel), der Rest entsorgt. Durch bessere Sammelsysteme könnten zusätzliche Mengen in die Weiterverwertung fließen. Es gibt aber noch ein weiteres Problem. Nur wenige heimische Biodiesel- Produzenten können in ihren Erzeugungsanlagen Altfett verwenden.

Ein Werk in Arnoldstein (50.000 t) hat voll auf diesen Trend gesetzt und kann seinen, für die „Doppelzählung“ geeigneten, Biodiesel günstig in Italien absetzen. Österreichs größter Produzent, die BioDieselVienna (140.000 t, heißt jetzt Münzer Bioindustrie) kann nur vierzig Prozent seiner Kapazität mit Altfett laufen lassen. Dieser Nicht-Raps-Biodiesel ist gefragt und kann vermehrt am deutschen Markt abgesetzt werden. Viele andere Werke haben diese Möglichkeit nicht.

Dabei kostet ein Tonne Altfett nur rund 500 Euro, für Raps müssen 900 Euro hingeblättert werden. Für manche Erzeuger ist somit Altfett ein Hoffnungsschimmer, um auf dem schwierigen europäischen Markt bestehen zu können. 254 Biodiesel-Produzenten sitzen in Europa auf Kapazitäten, die im Vorjahr zu nicht einmal 43 Prozent ausgelastet waren. Im Vorjahr ging die Produktion (weniger als acht Millionen t) erstmals, seit es eine Statistik gibt, sogar in absoluten Zahlen zurück. Vor allem der deutsche Markt liegt am Boden. Verursacht wurde diese Entwicklung durch billige Importe (auf Basis von Soja- und Palmöl) aus Übersee, vor allem durch stark subventionierten Biodiesel aus den USA, Argentinien und Indonesien. Brüssel hat zwar versucht, mit Zöllen einen Riegel vorzuschieben, was aber nichts nützte.

Nun will Brüssel diese Zölle noch erhöhen. Heimische Experten glauben allerdings Licht am Ende des Tunnels feststellen zu können. In den USA sei eine Arbeitsmarktoffensive gestartet worden, bei der die Biodieselproduktion von derzeit einer auf drei Millionen Kubikmeter ausgeweitet werden soll. Die geplante verstärkte Verwendung von Biodiesel könnte dazu führen, dass eine Million Tonnen aus Südamerika in den USA aufgefangen werden könnten. Auch für Europa könnten sich damit verbesserte Exportchancen am US-Markt ergeben. Nun, die Hoffnung stirbt zuletzt.

Dieter Friedl ist Österreichs führender Energie-Journalist. Er gibt 14-tägig den unabhängigen elektronischen „Energiedienst“ heraus, der unter der E-Mail Adresse kontakt@elisabethgall.at abonniert werden kann. Der „Energiedienst“ informiert über alle Energiefragen.

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