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Wiener Tagebuch: Zeichen statt Taten

Sonntagspaziergang vor dem großen Lockdown. Ich schlendere an diesem herbstlichen Nachmittag durch den ersten Bezirk. Dass hier vor wenigen Tagen ein Islamist zur Bluttat geschritten ist, geht mir erst durch den Kopf, als ich am Schwedenplatz ein wahres Meer an Grabkerzen und anderen Lichtern sehe. Hunderte oder gar Tausende wollten hier offenbar ein Zeichen setzen. Das ist heutzutage sehr beliebt und modern. Vor allem, weil Zeichen bequemer als Taten sind. Zeichen setzen bringt soziales Prestige, ohne Risiko und großen Aufwand.

Deshalb werden in unserer politisch korrekten Gesellschaft laufend Zeichen gesetzt, gegen Klima, Corona, Rassismus, Terrorismus, Antisemitismus, Rechts etc. Weil nach einem islamistischen Terroranschlag in unserer postheroischen Gesellschaft Trauer neben Bestürzung die einzig akzeptierte Reaktion ist, setzen eben Tausende Wiener ein Zeichen der Trauer am Schwedenplatz.

Alles andere würde ohnehin sofort entfernt werden. Wenn man zum Beispiel Gewalt verherrlichende oder vor Hass triefende Koransuren aufgehängt hätte. Oder etwas anderes, das auf die Ursachen und Hintergründe solcher Taten hinweisen würde.

Trauer als exklusive Reaktion ist hingegen ausdrücklich erwünscht, zumal sie politisch unbedenklich und mehr oder weniger folgenlos ist. Darüber freuen sich die Grünen und radikale Muslime gleichermaßen.

Andere, ganz natürliche Reaktionen auf ein solches Blutbad, wie Zorn, Wut oder Hass, sind zum Teil sogar gesetzlich verboten. Wer Islamisten hasst, und das auch noch öffentlich kundtut, begeht mittlerweile ein Verbrechen und wird, wenn er Pech hat, länger eingesperrt als ein mordender Islamist. Eine geistig verwirrte Hausfrau aus der Steiermark musste für zwölf Jahre hinter Gitter, weil sie u.a. einen Brief nach Moskau geschickt hatte, in dem sie Präsident Putin aufforderte, in Österreich einzumarschieren. Anderseits dürfen verhinderte oder ehemalige IS-Schlächter in Österreich frei herumlaufen. Aber die Justiz trifft keine Schuld, wie uns linke Medien und Experten versichern.

Ich spaziere die Rotenturmstraße hinauf bis zum Stephansdom. Auch hier haben Menschen Zeichen gesetzt und weiße – man ist kultursensibel – Bänder an die vergitterten Tore gebunden. Darauf steht unter anderem: "Liebe ist stärker als Hass". Was soll das eigentlich bedeuten? Wenn ich radikale Muslime ganz fest liebhabe, dann bin ich stärker als sie oder plötzlich immun gegen Macheten oder Projektile?

Sich nicht spalten lassen, zusammenhalten, zusammenstehen. Auch das sind neben dem Setzen von Zeichen staatlich erwünschte Reaktionen. Das sagen alle korrekten Politiker von Van der Bellen abwärts bis zum SPÖ-Gemeinderat aus Favoriten nach einem solchen Terroranschlag. Man müsse jetzt zusammenstehen. Das steht auch auf vielen Bändern. Die Bürger haben das brav verinnerlicht.

Auch Schafe verhalten sich so, wenn der Wolf kommt. Sie rücken enger zusammen. Das verringert zwar nicht die Gefahr, erhöht aber das subjektive Sicherheitsempfinden des einzelnen Schafes. Dem Wolf kann es egal sein. Er freut sich über leichte Beute. Wehrhafte Tiere, wie große Bachen oder Keiler, mag er hingegen gar nicht. Wir Österreicher signalisieren jedenfalls deutlich, dass wir Schafe sind.

Man setzt Zeichen der Unterwerfung, lenkt von den Ursachen des islamistischen Terrors in Europa ab, konzentriert sich auf Nebenaspekte wie biographische Details des Attentäters, betreibt Symbolpolitik oder versucht die Tat für seine eigenen Zwecke zu instrumentalisieren. Die Grünen nutzen den islamistischen Terror, um noch strengere Gesetze gegen rechts, sprich gegen politisch Andersdenkende auf den Weg zu bringen, gemeinsam mit der ÖVP bauen sie außerdem den Überwachungsstaat weiter aus.

Warum nun auch in Österreich der Dschihad ausgebrochen ist, das wird – so gut es geht – verdrängt. Schließlich sitzen die eifrigsten Förderer der unkontrollierten Masseneinwanderung und damit der Islamisierung des Landes selbst in der Regierung und in den meisten Redaktionen.

Deshalb ist das Setzen belangloser Zeichen so wichtig. Damit vermeiden es die Gutmenschen in Politik, Medien, Kirchen, Kultur und Wissenschaft, sich mit ihrer Rolle in und ihrem Anteil an diesem Glaubenskrieg auf europäischem Boden kritisch auseinandersetzen zu müssen.

Außerdem ist Zeichensetzen ein linker Volkssport. Man schwänzt die Schule, um das Klima zu retten, feiert schrille Bälle gegen AIDS, hält laute Paraden für Toleranz ab, marschiert für soziale Gerechtigkeit etc. Nachdem sich der islamistischer Terror nicht mehr unter den Teppich kehren lässt, ist die Linke dazu übergegangen, jeden blutigen Anschlag als ein Event politisch, medial und zivilgesellschaftlich zu vermarkten. Schließlich gilt es – wie wir seit Gramsci wissen –, die Deutungshoheit über Krisen und krisenhaften Ereignissen zu erringen.

Man erinnere sich etwa an den Je-suis-Charlie-Hype. Natürlich wollte niemand, der das postete, tatsächlich ein von Islamisten bedrohter kritischer Künstler sein. Aber die Pose bzw. die kollektive Vorstellung, mutig zu sein, ist für viele die das nicht sind, attraktiv. Solange sie ungefährlich und ohne Konsequenzen ist. Man setzt ein Zeichen, tut so als ob.

Der Terror und seine Ursachen treten dabei in den Hintergrund, viel wichtiger sind die Medien- und Online-Rituale, die eigene Phantasie, die pathetischen Phrasen. Wir leben schließlich in einer Medienwelt, in der die reale Außenwelt nur gefiltert, aufbereitet und selektiv wahrgenommen wird. Deshalb waren viele Menschen tatsächlich völlig überrascht, dass auch in Österreich Islamisten tödliche Attentate verüben können.

Den ersten großen islamistischen Anschlag mit drei Toten und 36 Verletzten 2015 in Graz konnte das politmediale Establishment den Bürgern noch als Amokfahrt eines geistig Verwirrten andrehen. Dabei müsste jedem Österreicher längst klar sein, der zumindest ab und zu seinen Kopf aus der linken Echokammer streckt und dessen Hausverstand noch nicht völlig vom politisch korrekten Meinungsbrei verklebt worden ist, dass sich in Österreich so wie Deutschland oder Frankreich der politische Islam längst etabliert hat und sein Umfeld an Sympathisanten und Mitläufern stetig größer wird. Der Anschlag in Wien war weder der erste noch der letzte.

Ein deprimierender Spaziergang. Nur mit Trauer, Zeichen setzen, Kopf-in-den-Sand-Strategien, Stammbuchsprüchen, Nebelgranaten, gespielter Courage und Symbolpolitik werden wir den Kampf gegen den politischen Islam nicht gewinnen. Im Gegenteil. Man signalisiert damit nur Kapitulation und Unterwerfung. Das wiederum ist eine Einladung an die Gotteskrieger, weiterzumachen.

Werner Reichel ist Autor und Journalist. Er hat zuletzt das Buch "Europa 2030 – Wie wir in zehn Jahren leben" bei Frank&Frei herausgegeben.

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