Linke Institutsleitung an der Uni Wien lässt Studenten in der Vorlesung bespitzeln

Universitäten waren bereits seit dem Mittelalter sowohl Orte der objektiven und unparteiischen Wissensvermittlung als auch der Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden. So machte mich, als Studentin des Faches Geschichte an der Universität Wien, eine Erfahrung kurz vor den allgemeinen Covid-19 bedingten Ausgangssperren sprachlos.

Ich besuchte eine Vorlesung des Historikers Lothar Höbelt, dessen Vorlesungen schon seit Wochen von linken Studenten massiv gestört wurden. Anlass der Protestaktionen war ein Vortrag, den der außerordentliche Professor bei der "Herbstakademie" des Freiheitlichen Akademikerverbandes Steiermark hatte halten sollen.

Ich saß also in der Vorlesung, als ein Fotograf in den Hörsaal trat, sich vorne neben die Tafel stellte und begann, Fotos der anwesenden Studenten der Vorlesung anzufertigen. Ich rief ihm zu, er solle das bitte lassen, der Fotograf lachte jedoch nur und fotografierte weiter.

Als ich einige Tage später im Internet die Zeitungsmeldungen zu den Ereignissen in der Vorlesung von Professor Höbelt las, stieß ich unerwarteterweise auf eine Homepage mit dem Titel "www.presse-service.at". Diese Internetseite enthielt sämtliche Fotos, die der Fotograf von den Hörern der Vorlesung gemacht hatte. Unter jedem Foto befand sich die Bezeichnung "Rechtsextreme Identitäre". Die Hörer dieser Lehrveranstaltung wurden also als rechtsextreme Identitäre denunziert, offenbar aus dem einzigen Grund, weil sie eine Vorlesung von Lothar Höbelt besucht haben. Wobei bei der Bezeichnung nicht klar war, wer von den abgebildeten Studenten nun konkret "rechtsextremer Identitärer" war. Dies durfte sich der geneigte, oder weniger geneigte Begutachter der Fotos aussuchen. Über ein Impressum verfügte diese Homepage nicht. Diese Internetseite existiert übrigens immer noch.

Mehrere Tage später besuchte ich die Homepage des Institutes für Geschichte der Universität Wien, weil ich mich wegen eines Prüfungstermins informieren wollte. Auf der Internetseite des Instituts befand sich eine, eindeutig Partei der linken Demonstranten ergreifende Stellungnahme zu den Vorkommnissen in den Vorlesungen von Prof. Höbelt.

Höchst interessanterweise befand sich bei dieser Stellungnahme des Instituts ein Link, der zu genau oben beschriebener Internetseite, "www.presse-service.at" mit den illegal aufgenommenen Fotos und ohne Impressum führte (Illegal, weil nicht das Einverständnis der fotografierten Hörer eingeholt wurde und die gemachten Fotos mit der Bezeichnung "Rechtsextreme Identitäre" öffentlich präsentiert wurden.) Anscheinend ist es üblich, dass Hörer von Lehrveranstaltungen von unbekannten Journalisten fotografiert werden, diese Fotos ins Internet gestellt und die darauf abgebildeten Hörer wahllose als rechtsextrem denunziert werden. Und all das in Vereinbarung mit der Institutsleitung des Instituts für Geschichte der Universität Wien.

Ob einer derart politisch agierenden und vermutlich auch gegen das Medienrecht verstoßenden Institutsleitung die Objektivität der Wissenschaft und ihr Anspruch, unparteiisch zu handeln, zuzutrauen ist, bleibt fraglich.

P.S. Meine Frage an Prof. Höbelt, ob er denn bemerkt hätte, dass wir fotografiert worden waren, bejahte er und sagte dazu, er wäre vor einiger Zeit von einem Mitarbeiter des Rektors gefragt worden, ob er etwas dagegen hätte, wenn man in seiner Vorlesung fotografiere. Die weitere Frage, die sich dabei stellt, lautet also, weiß der Rektor der Universität Wien selbst von der Bespitzelung der eigenen Studenten...?!

Hanna Schneider ist Geschichtsstudentin, die aus Sicherheitsgründen unter anderem Namen schreibt.

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