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Wiener Tagebuch: Kapitalistenjagd am Treppelweg

 

Sonntagspaziergang am Donaukanal. Zwischen Franzens- und Rotundenbrücke. Der schattige Weg zwischen Bäumen und Wasser ist nicht nur bei Joggern und Hundebesitzern beliebt, er dürfte auch eine Spielwiese und Trainingslager für unseren linken politischen Nachwuchs sein.

Entlang meines Spazierweges ist jeder Mistkübel und was sich sonst noch dafür eignet mit Plakaten beklebt. Auf ihnen steht: "Es ist Zeit den Kapitalismus zu töten" Daneben die Silhouette eines sogenannten Aktivisten mit Molotowcocktail in der Hand, darüber ein paar Vorsicht-Explosiv-Zeichen, wie man sie von Tanklastwägen kennt.

Ich überlege mir, ob man mit so einem Molotowcocktail tatsächlich den Kapitalismus oder doch eher Kapitalisten töten möchte. Auf den Plakaten im Retrostil des real existierenden Sozialismus steht noch mehr. Da wollte offenbar jemand der Welt etwas Wichtiges mitteilen. Für die Zielgruppe der Jogger und Gassigeher sind die Plakate aber ungeeignet. Zu textlastig.

Politisch verwahrloste Mittelstandskinder mit zu viel Tagesfreizeit inszenieren sich auf eigens gebastelten Postern wortreich als mutige Kämpfer gegen ihre selbst ausgedachten kapitalistischen Ausbeuter. Mutig und unerschrocken ziehen sie in den Klassenkampf. Nachdem ihnen Mami ein Essen gemacht und Papi ihnen ein paar Hunderter zugesteckt hat.

Wenn sie in ihrem Kampf gegen den Klassenfeind übers Ziel hinausschießen und davon träumen, den Kapitalismus zu töten, stört das niemanden. Im Gegenteil. Jene, die in Wien, den Medien, der Wissenschaft und Kultur den Ton angeben, denken schließlich mehr oder weniger genauso. Sie formulieren es nur eleganter.

Aber Jugendliche sollen ihre Grenzen austesten, dürfen ein bisserl radikal sein und über die Stränge schlagen. Solange sie auf der linken Seite des politischen Spektrums marschieren. So ein Molotowcocktail lässig auf ein FPÖ-Lokal in Sankt Pölten geworfen, regt die Mainstreammedien bekanntlich nicht sonderlich auf. Wer hingegen nicht für eine klassenlose, multikulturelle und CO2-arme Welt kämpft, der darf nicht mit der elterlichen Milde der Linken in Politik, Justiz und Medien rechnen.

Die Identitären wurden wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung vor Gericht gezerrt, weil sie unter anderem ein Transparent mit der Aufschrift "Islamisierung tötet" am Dach der grünen Parteizentrale Graz angebracht hatten. Davor brauchen sich unsere mutigen Kapitalismus-Töter und Molotowcocktail-Werfer nicht fürchten. Sie sind schließlich auf Linie, bekommen für ihre Plakate und Aktionen höchstens einen Preis für Zivilcourage. Die meisten linken Medien sympathisieren ohnehin mehr oder weniger offen mit ihnen.

Man stelle sich vor, jugendliche "Aktivisten" würden in Wien Sozialismus-töten-Plakate aufhängen. Das gäbe eine Aufregung, eine regelrechte mediale Hysterie. Peter Pilz würde einmal mehr den Nationalen Sicherheitsrat einberufen, Joy Pamela zu größeren Anstrengungen im Kampf gegen rechts aufrufen. Innerhalb von Stunden würde man die rechtsextremen Übeltäter ausforschen und an den medialen Pranger stellen.

Aber so. Wer den Kapitalismus töten möchte, der befindet sich schließlich in guter Gesellschaft. So hat etwa der Buchautor und Kommunist Jean Ziegler im ORF dazu aufgerufen, Spekulanten aufzuhängen. Er ist trotz oder besser aufgrund solcher Parolen noch immer gern gesehener Gast im Rotfunk. Ziegler ist eines der ideologischen Vorbilder der linken Plakatkleber am Donaukanal.

Ich gehe weiter in Richtung Jesuitenwiese. Warum werden immer nur jene vom Kapitalismus ausgebeutet, die direkt oder indirekt von Steuergeldern leben? Dabei denke ich an meine noch ausständige Quartalsüberweisung an die Sozialversicherung und die ebenfalls noch offene Zahnarztrechnung, die ich trotz Zwangsversicherung selbst löhnen darf. Wie gerne würde auch ich von Kapitalisten ausgebeutet werden. Aber bei mir gibt’s nichts zu holen, nach all den Steuern und Abgaben, die ich zu zahlen habe. So eine Ausbeutung durch Kapitalisten muss man sich leisten können.

Werner Reichel ist Autor und Journalist. Sein neues Buch "Kickl muss weg: Der schmutzige Kampf um die Macht" ist soeben bei Frank&Frei erschienen.

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