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Erdogan, die Kreuzritter und die WKO: Eine österreichische Zeitung 2018

Yeni Hareket, "Neue Bewegung", ist eine laut Impressum "unabhängige österreichische Zeitung in türkischer Sprache". Die Zeitung ist kostenlos und erscheint laut eigenen Angaben in einer Auflage von 10.000 Exemplaren.

Die Juniausgabe 2018 steht im Zeichen der bevorstehenden Wahlen in der Türkei. Schon die Schlagzeile auf der Titelseite fordert auf: Güçlü Türkiye için sandık başına, "Zur Wahl für eine starke Türkei"! Damit der Leser daraus die richtigen Schlüsse zieht, wird Erdoğan und seiner Partei in der Zeitung breiter Raum gewidmet. Die Erdoğan-Werbung gipfelt in einem ganzseitigen Inserat auf Seite 12 mit einem Bild Erdoğans und dem Logo der AKP (AK Parti).

In seiner Gestaltung gleicht das Inserat haargenau der offiziellen Kampagne Erdoğans. Der Verdacht liegt daher nahe, daß es sich tatsächlich um ein Parteiinserat handelt und nicht nur um eine Solidaritätsbekundung der Redaktion. Mit dem Slogan Güçlü Türk Diasporası için, "Für eine starke türkische Diaspora" spricht das Inserat gezielt Auslandstürken an.

Wem das noch nicht türkisch genug ist, der greife zur Beilage 2018 Sıla yolu rehberi. Dieser "Reiseführer 2018 für Heimatbesuche" enthält Autobahnrouten Wien-Istanbul mit nützlichen Hinweisen.

Doch Yeni Hareket befaßt sich nicht nur mit türkischer Politik. Auch die jüngsten Maßnahmen der österreichischen Regierung gegen den politischen Islam werden prominent erwähnt. Unter dem Wahlaufruf auf Seite 1 findet sich die Schlagzeile Bir yanda sağduyu, öbür yanda haçlı zihniyeti – "Hier die Vernunft, dort die Kreuzfahrer-Mentalität". Text und Photos darunter lassen keinen Zweifel zu: Michael Ludwig (abgelichtet bei einer Rede zum Fastenbrechen im Palais Eschenbach) verkörpert die Vernunft, Sebastian Kurz (nicht abgebildet) und Heinz-Christian Strache (mit Kreuz in der Hand) die "Kreuzritter-Mentalität".

Michael Ludwig wird überdies mit folgender Aussage zitiert: İslam cemaati Viyana’da önemli bir yere sahip, "die islamische Gemeinde in Wien hat eine wichtige Rolle". Diese Worte fielen in eben jener Rede zum Fastenbrechen, über die auf Seite 13 ausführlich berichtet wird.

Natürlich darf neben der Politik die Religion nicht zu kurz kommen: Veranstaltungen zum Ramadan. Religiöse Bücher. Spezielle Angebote (Toilette für rituelle Waschungen). Ein Ramadan-Inserat von der IGGiÖ (deutsch) und eines vom MÜSIAD, einem türkisch-islamischen Unternehmerverband (türkisch). Eine Kolumne Avrupa’da müslüman olmak, "Muslim in Europa sein". Sogar das Kreuzworträtsel ist mit Moscheen bebildert. Dazwischen befinden sich Inserate türkischer Unternehmen: Bäckereien, Märkte, eine Autowerkstatt, ein Steuerberater und dergleichen.

Das weitaus auffallendste Inserat stammt aber nicht von einem dieser Unternehmer, auch nicht von der Deniz Bank, die ebenfalls ihre Segenswünsche zum Ramadan ausrichtet. Es stammt von der WKO. "WKO Firmen A–Z – Ihre individuelle Visitenkarte im Web" steht da in einer immerhin viertelseitigen Einschaltung zu lesen.

Fragen eines lesenden Österreichers:

  • Gibt es hier eine Allianz aus Erdoğans AKP, der IGGiÖ, dem MÜSIAD und der Deniz Bank?
  • Welche Rolle spielt die "unabhängige österreichische Zeitung" Yeni Hareket dabei?
  • Warum inseriert die WKO in diesem Blatt – und was hat sie sich das kosten lassen?
  • Unterstützt die WKO eigentlich Erdoğan?
  • Und gilt auch bei der Wirtschaftskammer: Vernunft = islamische Feste feiern, Kampf gegen den politischen Islam = Kreuzzüge?

Die Verfasserin lebt in Wien und hat berufliche Kontakte in die Türkei.

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