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Politischer Anstand oder Chuzpe

Die aktuelle Debatte um sexuelle Belästigung oder etwa auch die Diskussion um Gaffer, die bei Unfällen die Arbeit der Rettungskräfte behindern, zeigt, dass uns eine Qualität, die man einmal Anstand nannte, zunehmend abhanden gekommen ist. Das soll jetzt kein Lamento unter dem Motto, dass "früher alles besser war" war, sein. Und auch der Verfall der Sitten wird nicht erst seit gestern beklagt. Aber haben nicht allzu viele in unserer Gesellschaft das Gefühl dafür verloren, was "man einfach nicht tut, was sich nicht gehört?". Hilflos gegenüber einem ungehobelten Zeitgeist wird deshalb der Ruf nach dem Strafrecht laut, weil für viele heute gilt, dass alles "geht", solange es nicht explizit gesetzlich geregelt ist.

Das ist eine fatale Entwicklung, die etwa dazu führt, dass man in Schweden ernsthaft ein "Einverständnisgesetz" für sexuelle Kontakte plant. Und auch für die Diesel-Abgastests an Affen und Menschen gab es wohl keine rechtlichen Schranken – also wurden sie gemacht.

Der Ton, die Beschimpfungen und Hasspostings in Internet-Foren zeigen, dass gesellschaftliche Normen für viele heute nicht mehr gelten. Schlechtes Benehmen fällt umso leichter, wenn es zudem Personen vorleben, die Vorbildfunktion haben sollten. Man denke etwa an das wiederholt rüpelhafte Benehmen des US-Präsidenten, der etwa beim NATO-Gipfel im Vorjahr den montenegrinischen Ministerpräsidenten einfach beiseiteschob, um sich in der ersten Reihe besser in Szene zu setzen, oder der vor laufender Kamera einen Behinderten verspottete. Auch dass Trump mit sexuellen Übergriffen gegen Frauen prahlte, ist wohl noch in Erinnerung.

Ein deutsches Magazin kann ungestraft ein Foto von Sebastian Kurz plus Fadenkreuz mit der Aufforderung "Baby-Hitler töten" bringen, weil es eben "Satire"(?) ist. Und der heimische Presserat findet nichts dabei, wenn das linke Wochenblättchen "Falter" den Bundeskanzler als "Feschist" bezeichnet, was immerhin sogar "Profil" unredlich fand.

Und dass wir heute Eltern, die auch oftmals gar nicht mehr zu Sprechtagen kommen, mit Geldstrafen an die Schulpflicht ihrer Kinder "erinnern" müssen, ist sicherlich nicht zuletzt auch der gesellschaftsverändernden Ideologie des "anything goes" einer fatalen 68er Permissivität geschuldet.

Haltet den Dieb!

Auch die Beispiele aus der heimischen Politik sind leider vielfältig. Der Langzeitkanzler Werner Faymann etwa finanzierte seinen politischen Aufstieg durch Inserate aus Steuergeld, wozu der "Standard" trocken meinte: "Mittelmäßiger Kommunalpolitiker zum Kanzler gekauft".

Faymanns Nachfolger, Kurzzeitkanzler Christian Kern, kritisierte zwar diese "populistische Boulevarddemokratie", schaffte aber in puncto Anstand ein neuen Tiefpunkt: Nachdem aufgeflogen war, dass die SPÖ und ihr Wahlkampfberater Tal Silberstein hinter der krass fremdenfeindlichen und antisemitischen Facebook-Seite "Die Wahrheit über Sebastian Kurz" und der gefälschten Kurz-Fan-Seite "Wir für Sebastian Kurz" steckten, entschuldigte sich Kanzler Christian Kern nicht etwa, sondern versuchte – nach dem Motto "Haltet den Dieb" - die ÖVP anzupatzen.  Zudem war Kerns Behauptung, man hätte "die Zusammenarbeit mit Herrn Silberstein am 14. August eingestellt" nicht einmal die halbe Wahrheit, denn Silbersteins Team konnte ungehindert weiterwirken.

Obwohl persönlich nicht involviert, zog der FPÖ-Politiker Udo Landbauer in der erbärmlichen Liederbuch-Affäre – spät aber doch – als Funktionär seiner Burschenschaft zu Recht politische Konsequenzen.

Herr Kern – notabene – ist immer noch im Amt.

(Dr. Herbert Kaspar war viele Jahre Herausgeber bzw. Chefredakteur der ACADEMIA, der Zeitschrift des österreichischen Cartellverbandes. Der Beitrag ist sein Gastkommentar in der jüngsten Ausgabe dieser Publikation.)

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