Viele große Denker des 20. Jahrhunderts stehen der Massendemokratie mit ihren gezählten, nicht gewogenen Stimmen aus gutem Grund kritisch gegenüber. Zu ihnen zählen Bertrand de Jouvenel und Erik von Kühnelt-Leddihn oder lebende Zeitgenossen wie Anthony de Jasay, Gerd Habermann und Hans-Hermann Hoppe. Sie sehen in dieser Art der Demokratie, die nur dem Namen nach etwas mit dem in der Polis der griechischen Antike praktizierten System zu tun hat, den Wegbereiter des Totalitarismus, ein Synonym für Pöbelherrschaft und Sozialismus.
Damals ging es nicht ums Wählen, sondern um eine Partizipation verantwortlicher Männer an der Politik. Der rezente Wohlfahrtsstaat hingegen bildet die letzte Entwicklungsstufe der auf gewaltsame Nivellierung gerichteten Massendemokratie. Seine Grenze zur totalitären Demokratie – zur Diktatur des Pöbels – ist fließend.
Der moderne Wohlfahrtsstaat am Beginn des 21. Jahrhunderts ist – scheinbar – ein Paradies: Wir genießen Fürsorge und Versorgung von der Wiege bis zur Bahre, losgelöst von individueller Leistung und Bedürftigkeit. Alles ist gratis – Schulen, Hochschulen, Renten, Gesundheitsdienstleistungen. Das alles ist staatlich monopolisiert und damit bombensicher.
Die funkelnde Krone auf alledem bildet die „Grundsicherung“. Damit wurde endlich auch ein einklagbares Recht auf Faulheit gesetzlich verankert.
Wo gehobelt wird, da fallen allerdings Späne – und so sind kleine Opfer unvermeidlich: Obrigkeitliche Regulative bis in den privaten Lebensbereich sind hinzunehmen; sie dienen ja nur dem Besten der Bürger. Die nunmehr vorgeschriebene Verwendung staatlich anerkannter Leuchtmittel und eine dräuende „Duschkopfverordnung“ sind prächtige Beispiele. Massive Eingriffe in die Privatrechtsautonomie, teilweise sogar deren Abschaffung, sind an der Tagesordnung. Eine Aufhebung der Vertragsfreiheit in vielen Bereichen – z. B. im Arbeitsrecht, bei der Ladenöffnung, im Mietrecht und auch Preisvorschriften – erscheint bereits ganz selbstverständlich…
Wir erleben die totale Gängelung der Bürger – weit jenseits dessen, woran George Orwell dachte, als er seine 1984er-Dystopie ersann. Das Schlimme ist: Regulierung und Überwachung sind nicht nur unproduktiv, sondern sie behindern sogar die Produktion. Darüber hinaus verursachen sie hohe Kosten! Und da – den falsch gesetzten Anreizen sei Dank – eine stetig kleiner werdende Schar von Produktiven die Chose finanzieren muss (der Rest führt eine parasitäre Existenz als Mitarbeiter oder Klient des Wohlfahrtsstaats), steigt deren Steuerlast unentwegt – was die Effizienz des Gesamtsystems weiter reduziert.
Der Wirtschaftsnobelpreisträger des Jahres 1986, James Buchanan, stellte treffend fest: „Die Steuerlast ist endlich“. Spätestens bei 100 Prozent Steuerbelastung lässt auch ein notorischer Workaholic den Herrgott einen guten Mann sein und setzt sich lieber in den Park.
Im Wohlfahrtsstaat wird weniger produziert als unter Marktbedingungen. Alle essen nun mit gleich großen Löffeln, die Schüssel, aus der sie das tun, ist indes kleiner. Im Land am Strome sind weniger als 50 Prozent der Bevölkerung erwerbstätig. Der Rest sitzt als Pensionist, Früh- oder Invalidenrentner, Sozialhilfebezieher oder Langzeitstudent herum, ohne zu produzieren.
Von den Werktätigen liefert – der progressive Einkommensteuertarif macht es möglich – die Hälfte keine direkten Steuern ab. Zieht man von der Zahl der Erwerbstätigen jene ab, die von Steuern leben, also den öffentlichen Dienst, Kammermitarbeiter, Politfunktionäre etc., dann bleiben rund 20 Prozent als Nettozahler übrig. Diese Opfer der Umverteilung sind genötigt, zwei Drittel ihres Einkommens an den Fiskus abliefern (43% direkte Steuern, + 16,66% USt. + Abgaben + Arbeitgeberanteil zur SV). Aber trotz einer nie da gewesenen Ausbeutung der Leistungsträger durch den Staat erleben wir einen Staatsschuldenexzess ohnegleichen, da die staatlichen Anmaßungen nicht mehr allein durch Steuern finanziert werden können, ohne massive Widerstände auszulösen.
- Offizieller Schuldenstand: (explizite Schulden) 232 Mrd. € (1970: 3,42 Mrd.)
- Pro Bürger: € 31.000,-
- Pro Erwerbstätigem: € 55.400,-
- Zinsendienst p. a.: derzeit 8,2 Mrd. € (aktuelle Zahlen laut OeNB-Statistik).
Ohne die von den jüngeren Generationen dereinst abzuzahlenden Schulden wäre der Wohlfahrtsstaat längst nicht mehr finanzierbar. Seine Grenzen sind erreicht. Am deutlichsten sieht man das wohl in Griechenland, dem Land mit dem größten Anteil an mittelbar und unmittelbar Staatsbediensteten im zivilisierten Teil der Welt.
Paradoxerweise nimmt – trotz des laufend steigenden Umverteilungsvolumens – die Zahl der Armutsgefährdeten dennoch ständig zu. Das ruft die Linken auf den Plan und veranlasst sie zum Ruf nach einer noch höheren Enteignungsquote für die Leistungsträger. Möglich ist das, da die Ergebnisgleichheit – Gleichverteilung des Wohlstands – ein zentrales Anliegen des Wohlfahrtsstaats ist. Armut ist vorgeblich sein Hauptgegner.
Was aber bedeutet Armut? Kein Dach über dem Kopf zu haben, krank zu sein und nichts zu essen zu haben! Wer so etwas sehen will, muss heute nach Kalkutta, nach Lagos oder wenigstens nach Moldawien reisen. Die Armutsbekämpfungs- Umverteilungs- und Wohlfahrtsindustrie ist hierzulande daher im Grunde arbeitslos. Abertausende ihrer Mitarbeiter (die Caritas ist inzwischen einer der größten Arbeitgeber im Lande!) – alle gut ausgebildet und mit ansehnlichen Bezügen dotiert – wären überflüssig, wenn sie nicht ein geniales Alternativkonzept entwickelt hätten: Das Konzept der relativen Armut.
Damit ist ein Perpetuum Mobile geschaffen, denn relative Armut wäre nur mittels totaler Gleichmacherei auszurotten. Und die hat es selbst unter Stalin und Mao nicht gegeben. Zur Veranschaulichung der aberwitzigen Grundlage dieser Vorstellung: „Armut“ bemisst sich am Medinaeinkommen. Wer weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens bezieht, ist „armutsgefährdet“! Auch eine Verdoppelung aller Einkommen hätte demnach keine Wirkung auf die Zahl der „Armen“.
Eine Abwanderung der Reichsten dagegen senkt nach diesem irrwitzigen Konzept die Armenquote:
Legende: Gelb unterlegt das Medianeinkommen, rosa markiert die Armutsgefährdeten.
Gerd Habermann,(„Polemisches Soziallexikon“): meint: „Der Wohlfahrtsstaat ist das reformerische Nachfolgemodell des versinkenden Sozialismus“. Und weiter:„Der Wohlfahrtsstaat ist eine Methode, die Leute mit ihrem eigenen Geld vom Staat abhängig zu machen.“
Gerard Radnitzky (1921 – 2006) stellt fest: „Der Wohlfahrtsstaat hat eine neue Art des „Individualismus“ hervorgebracht: den Individualismus ohne Verantwortung.“
Auf Wikipedia lesen wir:„Wohlfahrtsstaat bezeichnet einen Staat, der weit reichende Maßnahmen zur Steigerung des sozialen, materiellen und kulturellen Wohlergehens seiner Bürger ergreift.“ Der Wohlfahrtsstaat geht daher weit über den Sozialstaat hinaus, der nur Existenzsicherung in Notlagen bietet. Im Wohlfahrtsstaat ist Sozialpolitik nicht mehr allein auf bedürftige Gruppen ausgerichtet.
Die Wiege des Wohlfahrtsstaats steht in Preußen, und zwar nicht erst seit Bismarck, der – ebenso genialer wie zynischer Machtmensch, der er war – die Sozialversicherung „erfunden“ hat, um den damals im Aufwind befindlichen Sozialisten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Schon Friedrich II. („der Große“) hatte klare Vorstellungen von der Beglückung seiner Untertanen – z. B. mittels „Magazinpolitik“, Handelsbeschränkungen, um die eigene Produktion zu schützen (z. B. Seide), und Staatsmonopolen. Der Staat sollte der Fürsorger für seine Bürger, für ewig unmündige Kinder, sein.
Bereits damals regte sich allerdings Kritik an staatlicher Bevormundung und Handelshemmnissen: Graf Mirabeau nahm den Autarkiegedanken unter Beschuss: Der Wohlfahrtsstaat „…macht weder reich noch glücklich (…) bringt um den Vorteil der internationalen Arbeitsteilung…“. Und weiter, als ob die Zustände im europäischen Immigrantenstadel der Gegenwart beschrieben würden: „…durch königliche Geschenke angelockt, [sei] Gesindel hingewandert, das nicht die geringste Arbeitslust mitgebracht habe“(!) „Der König müsse nicht schenken, er müsse nur frei erwerben lassen“. Mirabeau fordert völlige Gewerbefreiheit und „Genußfreiheit“ (z. B. für das „unnötige Luxusprodukt“ Kaffee).
J. Wolfgang v. Goethe, Beamter und Minister: „Kehre jeder vor seiner eigenen Tür … Das Glück des Ganzen – eine „bewegliche Ordnung“ – ergibt sich so als Ergebnis spontanen individuellen Handelns“.
Friedrich Schiller formuliert einesystematische Kritik des gängelnden Staates in seinen „Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen“ als „Sparta vs. Athen“. (Wohlfahrts-)Staat vernichte die Moral. „Zur moralischen Schönheit der Handlungen ist die Freiheit des Willens die erste Bedingung, und diese Freiheit ist dahin, sobald man moralische Tugend durch gesetzliche Strafen erzwingen will."
Wilhelm von Humboldt spricht vom „… passiven Leben des genährten Sklaven“ Persönlichkeit ist für ihn wichtiger als ein komfortables Leben. Nicht auf fremde Hilfe verlassen – das stumpft ab, macht passiv, untüchtig, verhindert Erfahrungen – und es erzieht zu asozialem Verhalten: Er lehnt, wie Adam Smith, beamtete Erzieher ab. Der Staat soll nicht Unternehmer sein. Einziger Staatszweck sei dieProduktion vonSicherheit nach innen und außen.
Immanuel Kant sieht die menschlicheWürde davon abhängig, seine Ziele selbst definieren zu können: „… dem Leben durch Handlungen einen Wert zu geben.“ Menschen als unmündige Kinder zu halten, sei dagegen „… der größte denkbare Despotismus“.
Eine Fundamentalkritik von Lysander Spooner (1808-1887, US-Sklavereigegner und Anarchist), die über den wohlfahrtstaatlichen Gedanken hinausgreift und sich mit dem Prinzip der politischen Vertretung durch Abgeordnete kritisch auseinandersetzt [aus dem Aufsatz „No Treason“ ]: „Wenn ein Mensch mein Diener, Agent oder Anwalt ist, bin ich im Rahmen der ihm von mir übertragenen Vollmacht notwendigerweise verantwortlich für alle seine Handlungen. Wenn ich ihm, als meinem Agenten, entweder absolute oder irgendeine Macht über Personen oder Besitztümer anderer Menschen als mir selbst übertragen habe, bin ich dadurch notwendigerweise gegenüber diesen Personen verantwortlich für jeden Schaden, den er ihnen zugefügt hat, solange er innerhalb des Rahmens der Machtbefugnis wirkt, die ich ihm gewährt habe. Kein Individuum jedoch, das in seiner Person oder seinem Eigentum durch Handlungen des Kongresses geschädigt worden sein mag, kann sich an die individuellen Wähler wenden und sie für diese Handlungen ihrer so genannten Agenten oder Repräsentanten zur Verantwortung ziehen. Diese Tatsache beweist, dass diese anmaßenden Agenten des Volkes – von uns allen – in Wirklichkeit die Agenten von Niemandem sind.“
Die neoliberale Kritik des 20. Jahrhunderts richtet sich primär gegen das Setzen falscher Anreize durch den Wohlfahrtsstaat. Statt Eigentum zu schaffen und die Produktion zu steigern, wird zum Neid angestachelt und eine wohlstandsvernichtende Umverteilung – Kapitalverzehr – gefordert und befördert (Ludwig Erhard, Wilhelm Röpke).
Abseits der funktionalistischen Kritik, die auf die reduzierte Effizienz des Systems zielt, ist der Wohlfahrtsstaat aber vor allem deshalb zu kritisieren, weil er den frei geborenen Menschen daran hindert, seiner Vorstellung gemäß nach Glück zu streben. Stattdessen wird der Mensch – wie der Zoologe und Verhaltensforscher Konrad Lorenz feststellt – „verhausschweint“ und den Fährnissen einer wandelbaren Sozialpolitik unterworfen. Der Verlust der Freiheit ist die logische und unvermeidliche Folge.
Auch wenn die Sozialisten in allen Parteien es – ganz besonders vor Wahlen – nicht wahrhaben wollen: Auch dem Staat ist es nicht auf unbegrenzte Zeit möglich, immer höhere Schuldenberge aufzutürmen, ohne die Gesellschaft zu zerstören. Margaret Thatcher stellte einst hellsichtig fest: „Das Problem mit dem Sozialismus ist, dass ihm früher oder später das Geld fremder Leute ausgeht.“
Wir sind so weit. Es ist daher an der Zeit für etwas Neues! Dieses Neue wird auf dem Boden der bestehenden (Un-)Ordnung allerdings nicht zu errichten sein…
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.
Wieder eine zutreffende Analyse!
Die Frage ist, was wird das Neue sein?
Wir leben einem Zeitalter der Völkerwanderung. Die neue Völkerwanderung ist allerdings eine vermischte, zufällige, chaotische.
Es ist schwierig, klare Vorstellungen von der Zukunft zu haben, außer:
- Die heutigen Träger der Demokratie (Europa, Amerika) geraten zunehmend in die
Minderheit, bald auch in den eigenen Ländern.
- Zukünftige Konflikte werden eher Nord-Süd sein, als West-Ost, auch wenn die
beiden großen Konkurrenten Amerika und China heißen.
Ob die neuen, doch ziemlich heterogenen Zuwanderer in Europa einmal die Macht
übernehmen, oder zB "rausgeschmissen" werden, ist ziemlich unklar. Fast sicher scheint jedoch, daß diese Umbrüche zu NICHTdemokratischen Strukturen führen werden.
Die Alternative, nämlich der schleichende Übergang in multikultipostkommunistische Unterdrückungsregime ist ebenso nicht unrealistisch. Sind wir doch gerade in Österreich oder Deutschland auf dem besten Weg dazu, während Umbrüche derzeit eher in anderen Ländern (UK, Frankreich, Italien, Spanien) vorstellbar sind.
Die andere Alternative Basisdemokratie nach Schweizer Muster ist dagegen in weiteste Ferne gerückt. Die hohe Verschuldung und der hohe standing wachsende Ausländeranteil läßt an der Entwicklung und Einflußname einer gemäßigten, bürgerlichen, rational entscheidenden Wählerschaft doch eher zweifeln.
Eines wird auch kaum stattfinden, obwohl es sich hier doch der eine oder andere wünscht: Daß nämlich Kaiser Barbarossa aus seinem Schlaf im Untersberg erwacht und die Untäter mit Feuer und Schwert vertreibt.
Das müßten wir schon selber tun.
Trotz all dieser unleugbar zutreffenden Fakten steuern wir - wenn man den Umfragen glauben darf - nach den Wahlen im Herbst unweigerlich auf die nächste sozialistische Regierungsperiode zu und damit sehenden Auges in den Abgrund.
Es bedarf eben eines totalen Zusammenbruchs, ehe die Bevölkerung hoffentlich wieder eine Spur gescheiter und ein Neuanfang ohne den alten Fehlern möglich wird.
Der Mensch lernt eben nur aus der bitteren Erfahrung und leider nicht durch Nachdenken und Handeln auf Grund bekannter Weisheiten, wie:
"Der Kapitalismus macht soziale Fehler, der Sozialismus macht kapitale."
Das Ende des Wohlfahrtsstaats!
Danke sehr geehrter Herr Tögel für diese vorzügliche Analyse.
Ich sehe ein Szenario für das Ende dieses "Susi-Wohlfühl-Staates" in etwa wie es simplicissimus sieht:
"nämlich der schleichende Übergang in multikultipostkommunistische Unterdrückungsregime"...
Es wird zu einem Bankencrash kommen, eher früher als später, dann werden zunächst die Sparer enteignet um deren Guthaben mit den Schulden zu saldieren.
Nur kleine Beträge werden in bar bei den Banken abzuheben sein.
Dann folgt eine Währungsreform um auch die Bargeldreserven der Bevölkerung praktisch wertlos zu machen.
Auch die Kreditnehmer werden geschoren werden, es gelten andere Umtauschverhältnisse.
Schließlich werden saftige Steuern auf Grundbesitz, Aktien und andere nicht bare Vermögenswerte eingehoben.
Die wirklich Reichen haben ihre Schäfchen schon längst im Trockenen und stehen bereit, um im ausgebluteten Land auf Schnäppchenjagd zu gehen.
Die neu gegründete kommunistische Räterepublik wird ihr Ziel erreicht haben, alle sind gleich, (fast) alle haben nichts außer ihr nacktes Leben.
Und das wird bespitzelt und abgehört, dem Internet sei Dank!
Dann erst beginnt das neue Zeitalter mit dem Kampf gegen die Unterwerfung und Sklaverei, die Mächtigen sollten sich nicht täuschen, Europa und vor allem Deutschland haben schon schlimmere Zeiten überstanden, mein Optimismus und die Hoffnung stirbt zuletzt!
Vorzügliche Darlegung des gesellschaftlichen Krankheits-Bildes namens Sozialismus.
Man sollte meinen, daß nach all den "Infektionen" zahlreicher Staaten rund um den
Globus - vielfach mit letalem Ausgang - doch endlich eine Imunisierung auftreten müßte.
Falsch gedacht ?
Die vom Sozialismus befallenen Volkskörper verenden allesamt an den Folgen von
"finanzieller Verblutung" .
Ich bin zutiefst davon Überzeugt, daß der aktuelle Parteien-Parlamentarismus mit seiner
immanenten und irreparablen Schwächen überhaupt erst die Excesse des Sozialismus
ermöglicht.
Das Wahlsystem zwingt Parteien ja geradezu in populistischen Verschwender-Irrsin hinein,
und der Klubzwang der Parteien bringt sündteure Parlamentarier dazu, entgegen deren
Überzeugung "aufzuzeigen" .
Über die Transparenz im Parteien-Parlamentarismus muß man kein Wort verlieren - die
gibt's da nämlich gar nicht.
Ja - was Neues wäre längst überfällig, aber wie wird man die "alte Garde" los ? ? ?
.
Sg Herr Tögel,
ich habe eine Weile gezögert zu Ihrer – wie immer – trefflichen Analyse Stellung zu nehmen. Einerseits, weil ich zu einem von Unterberger verfaßten Artikel mit ähnlichem Thema schon meine etwas pointierte Kritik anbrachte. Andrerseits, weil Ihre mehr faktenbezogene Kritik ja kaum kritisiert werden kann.
Insbesondere die beiden ersten Absätze treffen die Sache präzise. Das ist aber weniger eine Abrechnung mit dem „Staat“ sondern eher eine mit dessen heutiger Organisationsform, der Dämokratur. Wenn wir aber von „Staat“ sprechen, so müssen wir zwischen zwei Betrachtungsweisen unterscheiden: nämlich der idealen/idealistischen Form (der Idee) und dem, was im Verlauf der Zeit jene aus ihm gemacht haben, die ihn heute „repräsentieren“. Es ist dies nicht unähnlich der Kirche und dem Glauben (Dogma): das „Ideal“ unterscheidet sich auch hier oft von der Wirklichkeit mit ihren Repräsentanten. Ersteres kann man vernünftigerweise nicht ablehnen, letzteres muß man leider heftig kritisieren.
Wenn man etwa der Ansicht Othmar Spanns ist, daß der Mensch ein Gesellschaftswesen ist und ohne diese (Ganzheit) gar nicht existieren könnte, dieser also wie dem Individuum quasi eine eigenen „Persönlichkeit“ (= Existenz) zukommt, dann bedingt dies natürlich auch dessen Formgebung. Wir sagen heute dazu meist Staat, der aber von uns als dämokratische Republik nur erlebt wird, sodaß andere Weisen seines Daseins – etwa der für uns viel maßgeblichere Begriff des Reichs - gar nicht erst hochkommen. Eine Graphik aus 1510 zeigt die Darstellung (die ich hier leider nicht bringen kann), wie unter dem Reich, alle möglichen Nationen/Völker Platz und Schutz fanden. Was wir daher zur Kenntnis zu nehmen haben ist: ohne die organisierte Gemeinschaft als überindividuelles Ganzes gibt es keine Existenz. Freilich, wer „Menschheit“ (= One World) sagt bietet keine Alternative, sondern will betrügen.
Das Wappen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation aus dem Jahre 1510 zeigt den doppelköpfigen Adler, nach West und Ost zugleich gerichtet. Wir sehen die weit ausgebreiteten Flügel, geschmückt mit den Zeichen der Länder, die unter seinem Fittich geschützt sind – und das ist Mitteleuropa in einer über den gegenwärtigen geographischen Begriff hinausreichenden Weise. In der Mitte, seinen Körper bedeckend, der Kruzifixus: das Kreuz mit dem daran gehefteten Leib des sich Opfernden und Geopferten. In dieser oftmaligen Darstellung lediglich ein christlich-religiöses Bekenntnis sehen zu wollen, greift zu kurz. Diese Symbolik hat uns mehr zu sagen. Sie weist auf ein mehr oder weniger deutlich empfundenes Bewußtsein hin, daß dieses Reich und sein tragendes Volk "unter dem Kreuz" steht, daß es selbst immer wieder gekreuzigt wurde und wird. Drei Jahrhunderte später sprach Félicité Robert de Lamennais, ein französischer Priester, Schriftsteller und Sozialrevolutionär, eine solche Bestimmung in folgender Weise aus:
»Seht ihr ein Volk mit Ketten belastet und dem Henker preisgegeben, sprecht nicht gleich:
Dieses ist ein gewalttätiges Volk, das den Frieden der Welt stören wollte. Denn vielleicht ist es ein Märtyrervolk, das für das Heil des Menschengeschlechtes stirbt.«(1)
In den frühen 1920er Jahren nahm eine auslandsdeutsche Dichterin, Maria Kahle, dieses Motiv auf, indem sie vom "Gekreuzigt Volk" [2] sprach. Folgen wir dem Verlauf der deutschen Geschichte, so bestätigt sich dieses Schicksal der fortwährenden Aufopferung in eindrucksvoller Weise.
Bereits vor fünf Generationen wurde – was kaum bekannt und speziell von der Sieger-Geschichtsschreibung unberücksichtigt geblieben ist – das Todesurteil für Deutschland ausgesprochen.
Dabei müssen wir den Blick auf eine Macht richten, die sich im Verborgenen hielt, deren Landkarten über die von ihr betriebene Neuordnung der Welt jedoch schon während des "Ersten" Weltkrieges offen aufgedeckt wurden. ...
Also, die Polemik gegen den „Staat“ als notwendige höhere Ganzheit können und werden wir nicht aufrecht erhalten. Wir leben nun nicht mehr in der Jäger- und Sammlerzeit des Paläolithikums.
Worum es daher geht, ist jene Sittlichkeit wieder zu erlangen, die einmal ein christlich geprägtes Volk einfach lebte und als Orientierung seines Handelns beachtete. Daß alle positivistischen Gesetze im Lauf der Zeit widersprüchlich werden oder mißbräuchliche Umgehungen erfolgen, wird nicht durch weitere Gesetze oder Aufpasser unterbunden. (Daß es noch immer irgendwie doch funktioniert, liegt bei uns und in Deutschland an der noch nicht völlig verlorenen „alten“ Sittlichkeit vieler Menschen.) Hier den Auswüchsen den Widerstand anzusagen ist schon recht, aber wenn er in der Negation des Staates mündet, ist die Folge Anarchie, Chaos, Armut, Mord und Todschlag. Und das ist ein Unfug.
Sosehr die Kritik Tögels bei den angesprochenen Beispielen berechtigt ist, kann dies aber nicht bedeuten, daß wir das Kind mit dem Bade ausschütten, indem wir – wie Unterberger – Sozialsysteme einfach dämonisieren. Sie sind eine Kuktur- und Zivilisationsleistung unserer Völker!
In einem Volk gibt es auch solche, die Hilfe brauchen, die unverschuldet in Not kommen, etc. weswegen auch früher immer dafür Vorkehrungen getroffen wurden. Daß sie angesichts des heutigen Wohlstands andere sind, als zu früheren Zeiten, ist klar.
Herr Tögel hat zwar den Schmäh mit der „relativen Armut“ demaskiert, aber man darf darüber nicht hinweggehen, daß einige abzählbare Superreiche praktisch das ganze Vermögen besitzen und 60% faktisch nichts. Wie es auch einfach unerträglich ist, wenn die aus Arbeit stammenden Einkommen seit Jahrzehnten stagnieren bzw. oft sehr massiv gefallen sind, nicht aber die Vermögenszuwächse bei den Wenigen. Die Schweiz hat hier vor wenigen Wochen ja eine kluge Entscheidung getroffen.
Es ist aber ein Vergnügen sich mit Herrn Tögel auseinander zu setzen, auch wenn wir nicht immer derselben Ansicht sind.
(1) In diesem Zusammenhang gibt es eine interessante Privatoffenbarung an Sr. Lucia (Fatima-Seherin 1917) in den späten 20er Jahren. Es mag zwar noch schlimmer kommen – Euro-Desaster, 3. Weltkrieg mit übernatürlichem Ende (La Salette 1846) – am Ende wird der Triumph der hl Kirche in Deutschland stattfinden. Also müssten dann noch Deutsche leben / überlebt haben.