Den Konservativen hierzulande fehlt es eklatant an Profil, an Werten und an Mut. Beispielsweise ist die Familienpolitik ein wichtiger Bereich, der den sogenannten konservativen Parteien völlig gleichgültig ist.
Geht es um Familienpolitik, laufen manche gutmeinenden Konservative nur allzu leicht Gefahr, in einen moralischen Voyeurismus zu verfallen. Es ist aber nicht Aufgabe eines Staates zu kontrollieren, wer mit wem das Bett teilt, der libertär-konservative Geist ist sich dessen bewusst. Natürlich treten Konservative entschlossen für die Familie als Kern der Gesellschaft ein und betonen den Wert der „traditionellen“ Familie.
Kinder sind in der Tat ein Glücksfall im Leben jeder Familie. Eine Gesellschaft, die dies erkennt und fördert, ist auf einem guten Weg. Dies führt uns aber an eine Frage heran, die seit Jahrzehnten tabuisiert wird, die sogenannte „Fristenlösung“.
Genau an diesem Punkt scheidet sich der Libertäre vom Verständnis des „Liberalen“ in unseren Landen und genau aus diesem Grunde sollte man eigentlich von Libertär-Konservatismus und nicht von Liberal-Konservatismus sprechen, denn unter libertär versteht man im Gegensatz zu liberal nicht automatisch Wertebeliebigkeit. Beim Lebensschutz vertritt der Libertär-Konservatismus den unerschütterlichen Standpunkt, dass Abtreibung ein Verbrechen ist und dass jedwede „Fristenlösung“ reine Willkür darstellt.
Selbstverständlich hat der Mann dabei genauso Verantwortung zu tragen wie die Frau. Der ebenso dämliche wie linke Satz: „Mein Bauch gehört mir“ ist materialistischer und brutaler Egoismus. Der Bauch gehört ab dem Zeitpunkt der Empfängnis nicht mehr der Frau alleine. Und schon gar nicht darf die Schwangerschaft wie eine Krankheit dargestellt werden, auch wenn das die lebensfeindliche Linke gerne so haben will.
Auf einem Kongress des IMABE-Instituts machte ein Philosoph einen zentralen Punkt klar: Wenn ich von mir selbst ein Ultraschallbild in den Händen hielte, könne ich nicht sagen: Das bin ich nicht. Diese Weisheit mag auf den ersten Blick simpel erscheinen. Aber die Frage, wann Leben entsteht, ist eben simpel: mit der Empfängnis und nicht, wie viele suggerieren, nach irgendeiner Woche.
Die ÖVP rüttelt in ihrer Mehrheit heute nicht mehr am staatlich-sanktionierten Massenmord an Ungeborenen. Die Fristenlösung bleibt aber eine Ungerechtigkeit, ein staatlich-sanktionierter Mord an Unschuldigen. Die „wirtschaftlichen Gründe“, die eine Frau angeblich oft zum Abtreiben zwingen, sind lächerlich. Eine Gesellschaft, wo über Leben und Tod eines Unschuldigen aus materiellen Erwägungen und oder Bequemlichkeitsgründen entschieden wird, ist von der Mentalität der beiden großen Totalitarismen des 20. Jahrhunderts nicht mehr weit entfernt. Die Menschen werden nach Nützlichkeit schablonisiert. Und wenn diese Nützlichkeit nicht mehr gegeben ist, dann ist der Mensch nichts mehr wert. Diese Haltung wird irgendwann einmal dazu führen, dass alte Menschen „eingeschläfert“ werden können, weil sie zu teuer werden und ihre Pflege der Bequemlichkeit im Wege steht. Schöne neue Welt.
Die linke Schickeria verkauft das Verbrechen der „Fristenlösung“ als Teil des Fortschritts, der schließlich schon den Totalitarismen des 20. Jahrhunderts als Rechtfertigungsgrundlage für ihre Grausamkeiten galt. Der Libertär-Konservative allerdings, der stets den Schutz jeden Individuums in seinem Wert als Person vor Augen hat, wird niemals einer Maßnahme zustimmen, die Ungerechtigkeit und Willkür befördert. Er wird stets gegen den Egoismus und für das Leben eintreten. Dass bei uns die sogenannten konservativen Parteien in Angst und Schrecken verfallen, wenn man sich im Lebensschutz engagiert, hindert den echten Konservativen nicht daran, an dieser Grundwahrheit und an diesem fundamentalen Wert festzuhalten und für die ungeborenen Kinder einzutreten.
Der US-Kongressabgeordnete Ron Paul ist eine der interessantesten Gestalten des heutigen libertären Denkens. Er führt mit seinen Grundsätzen klar vor Augen, was den Unterschied zwischen libertär und dem hiesigen Verständnis von liberal (a la Liberales Forum) ausmacht.
Folgenden Gedanken hat er anlässlich seiner Präsidentschaftskandidatur im Jahre 2008 formuliert: Man sollte ihn sämtlichen „konservativen“ Parteien ins Stammbuch schreiben: „Als Geburtshelfer und Gynäkologe habe ich über 4.000 Neugeborene entbunden. Diese Erfahrung hat mich zu einem unerschütterlichen Abtreibungsgegner gemacht. Viele von Ihnen werden vielleicht mein Buch "Challenge To Liberty" gelesen haben, das sich für die Idee einsetzt, dass es keine Freiheit in der Gesellschaft geben kann, wenn nicht die Rechte aller Unschuldigen geschützt sind." Dem ist nichts hinzuzufügen.
Johannes Auer, 1982, ist konservativer Publizist. In seiner Arbeit beschäftigt er sich hauptsächlich mit der Europäischen Integration, den Grundlagen des Konservatismus und der Geschichte des Judentums.
Herzlichen Dank für Ihren Beitrag !
Für mein persönliches Empfinden benötige ich nicht einmal libertär und liberal, nein, es genügt mein Gewissen, das alles zu erkennen.
Alleine das Gewissen, die seelischen Zerstörungen an der Frau (und auch am Mann), der Mord am neuen Leben, lassen für mich eine Abtreibung nur in äußersten Extremfällen zu, wie schwerste Krankheiten, etc., die Mediziner werden da sicher Beispiele geben können.
Ich sage immer, durch sein Leben muß jeder selbst gehen, das schon, aber die Entscheidung gemeinsam zu gehen, gemeinsam ein Kind zu zeugen, ist ein Lebensvertrag und kein Mordvertrag.
Danke für Ihren Artikel.
Es folgt der gestern angekündigte 2. Teil.
Zeigt schon die zuletzt erwähnte Äußerung von Frau Wehsely wenig Neigung zu einem offenen Gespräch, ja sogar zu einem Verneinen eines erweiterten Demokratieverständnisses, so ist eine in den Medien zu lesen gewesene Aussage der immerhin protokollarisch zweithöchsten Trägerin einer öffentlichen Funktion eindeutig dem berühmten Konsens der 2. Republik zumindest abträglich, wenn nicht sogar widersprechend und folglich demokratiefeindlich; sie soll gesagt haben, dass sie nicht tolerieren könne, dass sich die r.k. Kirche in eine Diskussion einbringe, die ihr nicht zustehe. Sic.
Es stellt sich die Frage, warum sich die SPÖ in der causa Schwangerschaftsabbruch so massiv einzementiert hat, dass sie einen Zustand der Dialogunfähigkeit hineingeschlittert ist, dem sie, rebus sic stantibus, schwerlich entkommen kann?
Mit dem Beharrungsbeschluss zur Fristenlösung wurde, und das muss an erster Stelle gesagt werden, in Wirklichkeit bestehenden realen Gegebenheiten Rechnung getragen. Jeder Spindoktorlehrling konnte sich ausrechnen, dass im Hinblick auf die realen Gegebenheiten im Zeitalter der Libertinage mit der geschaffenen Möglichkeit einer „abortion on demand“ Wahlen gewonnen werden können; und das ist auch geschehen. Eine Rolle, wenn auch keine tragende, hat der agitatorische Feminismus gespielt, der es zu einer ungebührlichen einseitigen Einflussnahme in Politik und Gesellschaft gebracht hat. Der Kriegsschrei "Recht auf den Bauch" und diverse „outings“ haben ihre Wirkung gehabt und führten zu einem „conditioning“ in Bezug auf akzeptierte Gleichgültigkeit in puncto Schwangerschaftsabbruch.
Warum hört man von anderen Parteien wenig bis sehr wenig zum Thema? Die Antwort ist einfach: Mit eine Stimmungsmache gegen die Fristenlösung sind nun einmal keine Wahlen zu gewinnen. Sehen wir uns diese Behauptung näher an: Auf Grund von Schätzungen kann man davon ausgehen, dass bis zum vierzigsten Jahr der „fortschrittlichen“ Fristenlösung in Österreich rund 2 Millionen Abortions vorgenommen sein werden. Bei dieser Zahl ist es ohne Berücksichtigung des Anhanges (Partner, Ratgeber etc.) leicht erklärlich, warum zum Thema politisch geschwiegen wird
Die Tatsache aber, dass es keine verlässlichen und aussagekräftigen Untersu-chungen über die Motivationen und Entscheidungsparameter für den Entschluss zur Vornahme von Schwangerschaftsabbrüchen gibt sowie die Tatsache, dass es keine genauen und brauchbaren Statistiken weder über die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche noch über den gesellschaftlichen Hintergrund noch über die Altersstruktur der Abbruchsuchenden noch über die Dauer der Schwangerschaft im Zeitpunkt der Abtreibung gibt, spricht Bände. Die Absicht dahinter ist unverkennbar: Man will weder genaue Zahlen noch sonstige nachvollziehbare Unterlagen veröffentlicht sehen, denn dann könnte unter Umständen konkret über diesen oder jenen Aspekt gesprochen werden. So wird im luftleeren Raum operiert und man kann jeden der Übertreibung oder der Lüge zeihen.
Ein beredtes Thema österreichischer Zeitgeschichte in sehr konziser Form.
Ich bitte um Verständnis für die unvermeidliche Länge.
Ein kleiner Widerspruch sei erlaubt. Nicht den Konservativen fehlt das Profil. Es gibt vielmehr keine konservativen Parteien mehr. Der mainstream in den sozialdemokratischen Parteien (zu denen wir durchaus auch die ÖVP zählen dürfen) verhindert über die Kandidatenkontrolle durch die Parteisekretariate, daß Konservative überhaupt noch auf die Liste kommen. Das betrifft die Libertären genauso.