Die Nazi-Keule nutzt sich ab? Mitnichten!

Immer wieder hört man, dass der Dauereinsatz der Nazi-Keule durch ansonsten völlig argument-befreite Linke diese Allzweckwaffe irgendwann abnutzen würde. Dass sie stumpf werden wird. Dass sie irgendwann ins Leere gehen wird. Dass sie sich totlaufen wird. Nun, weit gefehlt. Wer so gedacht hat, hat falsch gedacht. Bisher zumindest. Mit geradezu verbissenem, missionarischem Eifer wird die Nazi-Keule von all den ob ihrer Vertreibung von den Hebeln der Macht rasenden Linken weitergeschwungen. Und das immer heftiger. Besonders von offen "progressiv" positionierten Medien und Journalisten. Nahezu täglich ist sie mittlerweile im Einsatz. Offenbar soll der Wähler mit "roher Gewalt" auf den linken Weg zurückgeprügelt werden.

Echte Argumente? Sachpolitik? Fehlanzeige! Stattdessen gibt es täglich neuen Nazi-Alarm frei nach dem Motto: Irgendwas wird schon hängen bleiben. Und vermutlich tut es das auch, da sich immer noch sehr viele ausschließlich über den ORF und andere Mainstreammedien informieren. So steigert sich das hysterische Gekreische zu einem kaum noch erträglichen Crescendo. Auch wenn in den allermeisten Fällen nicht wirklich viel dahinter ist. Gegen Herrn Landbauer liegt etwa bis heute offenbar genau gar nichts Belastendes bzw. juristisch Relevantes vor. Die meisten Nazis leben im Jahr 2018 eben vor allem in den Köpfen und Texten der Medienschaffenden, während sie in der Realität eher vom Aussterben bedroht sind.

Spannenderweise wird diese Vorgehensweise mit dem Auftischen herbeiimaginierter Feindbilder im allgemeinen Konsens meist dem bei den Linkskorrekten so verhassten Nazi-Reich zugeschrieben. Propagandaminister Goebbels wird etwa mit diesem Zitat in Verbindung gebracht: "Eine Lüge muss nur oft genug wiederholt werden, dann wird sie irgendwann geglaubt." Und vom bis heute medial quicklebendigen Chef-Schreckgespenst Adolf H. ist folgende Aussage überliefert: "Mach die Lüge groß, mache sie einfach, wiederhole sie immer wieder und letztendlich wird man sie glauben." Jedes Mal aufs Neue faszinierend, wenn solch offensichtliche Parallelen der heutigen Tugendwächter mit den von ihnen immer mit Hingabe verabscheuten und bekämpften Original-Nazis aus den 30er und 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts so offen zutage treten.

Der jüngste Streich in diese Richtung wurde wieder einmal vom linken Kampfblatt Falter ausgeführt. Nachdem sich der am Schneidepult inszenierte Nazi-Opa-Skandal in Tirol ganz offiziell als "ORF-Eigenproduktion" und somit als Rohrkrepierer entpuppt hat, ist jetzt doch wieder die Wiener Wochenzeitung mit der kleinen Auflage in die Bresche gesprungen. Pünktlich fünf Tage vor der nächsten Landtagswahl ist wieder einmal rein zufällig ein Nazi-Liederbuch im Keller des Falter oder sonstwo aufgetaucht.

Mit all den ekelhaften Texten und Passagen von "Gebt Gas ihr alten Germanen" bis hin zu Lobgesängen auf das Deutsche Reich. Genau wie fünf Tage vor der Niederösterreich-Wahl zufällig das Liederbuch der Wiener Neustädter Germania aufgetaucht ist. Angeblich gehört das neue Exemplar zur Wiener Burschenschaft Bruna Sudetia, deren Vorsitzender Herwig Götschober ein mittlerweile wohl auch aus Selbstschutz vor der keifenden Medienmeute auf eignen Wunsch beurlaubter Social-Media-Referent im Kabinett von Infrastrukturminister Norbert Hofer und dazu blauer Bezirksrat in Wien-Leopoldstadt ist.

Während alle anderen Linksmedien wie üblich sofort das Alarm-Geschrei des Falter ohne eigene Recherche wie in einer Art Echokammer weiterverbreiteten, forderten die Schnappatmer vom Dienst aus den Reihen der Roten, GrünInnen und Pinksliberalen sofort und reflexartig den Rücktritt eines so wichtigen, berühmten, mächtigen und ganz bestimmt auch extrem gefährlichen Mannes wie Herrn Götschober, von dem zuvor noch nie jemand gehört hatte.

In all der Empörung ging zunächst einmal völlig unter, dass der bereits am medialen Scheiterhaufen brennende Hofer-Mitarbeiter sofort vehement bestritten hat, das dem Falter vorliegende Liederbuch je gesehen zu haben. Sein eigenes Liederbuch von der Bruna Sudetia würde völlig anders aussehen und auch inhaltlich nicht übereinstimmen. All die antisemitischen Schmähtexte seien bei ihm gar nicht enthalten.

Was den ganzen Entrüsteten im immer so befreienden Nazi-Aufschrei offenbar auch nicht aufgefallen ist, oder nicht auffallen wollte: Das angebliche Sudetia-Liederbuch beim Falter sieht so überhaupt nicht aus wie ein echtes Liederbuch, das gedruckt und gebunden wurde, um dann jahrzehntelang im Einsatz zu sein. Wie das etwa bei dem Büchlein in Wiener Neustadt ganz klar ersichtlich der Fall war. Es sieht vielmehr aus, wie eine Ringbuchmappe oder ein Schnellhefter mit kopierten Seiten. Also wie etwas, das irgendjemand im Eilverfahren zusammengezimmert hat. Auf alle Fälle ein äußerst merkwürdiger Anblick für jeden, der ihn denn bemerken wollte.

Es hätte auch jedem, der noch nicht im Schaum vor seinem Munde zu ersticken drohte, auffallen können, dass es schon seeehr, sehr sonderbar ist, wenn wieder exakt fünf Tage vor einer Wahl (diesmal in Tirol) ein Nazi-Liederbuch mit unappetitlichen Texten auftaucht und das wieder ausgerechnet beim Linksaußen-Falter. Wer da noch immer an Zufälle glauben möchte, kann das natürlich gerne tun.

Jedem Selberdenker müsste aber irgendwie schon auch der Gedanke kommen, dass da wirklich sehr viele Zufälle zusammenkommen. Und es eigentlich äußerst unwahrscheinlich ist, dass immer den Linken kurz vor Wahlen solches Glück zuteilwird. Rotgrünes Fußvolk und politisch korrekte Kampfposter in diversen Online-Foren nahmen die Nachricht natürlich dankbar auf – aber die sind vom Selberdenken ohnehin so weit entfernt, wie Grünpräsident Van der Bellen von einer unparteilichen oder auch nur halbwegs nachvollziehbaren Wortmeldung.

Doch während die wie so oft für rechte Verfehlungen zuständige und ob der Fürchterlichkeit der Texte im Nazi-Liederbuch den Tränen nahe Falter-Redakteurin Nina Horaczek dem ORF Wien ein schockiertes und doch genüssliches Interview gab, purzelte eine schriftliche Stellungnahme der Burschenschaft Bruna Sudetia ins Geschehen. Sie wies alle Vorwürfe vehement zurück. Das antisemitische Zettel-Konglomerat des Falter (das übrigens nicht einmal ein Impressum aufzuweisen scheint) sei niemals in Besitz der Verbindung und daher auch nicht in Verwendung gewesen. Das echte Buch der akademischen Burschenschaft sei weder optisch noch inhaltlich jenem Exemplar ähnlich, das dem Falter vorliegt. Die Verbindung prüft deshalb rechtliche Schritte gegen die Wochenzeitung.

Da werden Falter, ORF und Co. doch wohl hoffentlich keiner Fälschung aufgesessen sein? Andere, noch schlimmere Optionen wollen wir natürlich keinesfalls unterstellen. Beim ORF Tirol ist ja letztendlich auch nur ein kleiner "technischer Fehler" am Schnittpult passiert. Also eh nichts Ernstes. Allah sei Dank! Zumindest wirkt das alles aber langsam wirklich äußerst sonderbar. Sollte sich das neue Pamphlet allerdings tatsächlich als Fälschung herausstellen, was rein von der Optik her nicht völlig undenkbar wäre, könnte das vor allem für den Falter durchaus auch Konsequenzen haben. Für Reputation und Glaubwürdigkeit, aber eventuell auch juristisch.

Zum Glück eilte die sonst eher schwerfällige, rotaffine Wiener Staatsanwaltschaft den heulenden Linksmedien umgehend und unbürokratisch zur Hilfe und leitete binnen weniger Stunden ein Verfahren wegen Wiederbetätigung ein, was einschlägige Sender wie Puls4 natürlich sofort wieder derart berichteten, als wäre die beschuldigte Burschenschaft damit quasi schon überführt. Dabei liefen die Ermittlungen logischerweise zunächst einmal gegen Unbekannt.

Oder war das alles sowieso ganz anders gedacht? Motto: Wir präsentieren da einfach mal wieder auf Verdacht ein Liederbuch fragwürdiger Herkunft, es gibt eine Hausdurchsuchung und irgendwas Belastendes wird schon gefunden werden? Wie es dann offenbar auch der Fall war, denn in einigen Kisten im Keller der "Bude" scheint sich fragwürdiges Material befunden zu haben.

Laut Bruna Sudetia weiß allerdings niemand über den Inhalt dieser Kisten Bescheid, die angeblich in irgendeiner dunklen Ecke seit langem vor sich hingedämmert hatten. Sie sollen inzwischen verstorbenen Altherren gehört haben. Ob das alles strafrechtlich relevant ist, muss erst geprüft werden. Aber zumindest eine Strafe wegen Dummheit gebührt den heute Verantwortlichen schon jetzt – warum schaut sich sowas nie jemand an, wenn es schon ewig herumsteht? Ein Liederbuch wie das vom Falter präsentierte wurde übrigens scheinbar nicht gefunden. Aber über das Liederbuch redet jetzt keiner mehr, jetzt sind die Kisten interessant. Mission erfüllt!

Man darf jedenfalls gespannt sein, was da am Ende wirklich alles herauskommt. Ist das Falter-Liederbuch echt, oder nicht? Und liegt strafrechtlich Relevantes gegen die Bruna Sudetia und ihre Verantwortlichen vor, oder nicht? Ja, es wurde offenbar anstößiges Material gefunden, aber rechtfertigt das wirklich die ganze Hysterie? Konkrete Anschuldigungen gegen Personen gab es zunächst offenbar nicht. Und selbst wenn in den Kisten uraltes Nazi-Zeugs oder dergleichen drin sein sollte – was sagt das genau aus? Droht deswegen ein faschistischer Umsturz? Wohl eher nicht, denn das Zeug steht vermutlich schon länger herum und es war trotzdem keine Gefahr im Verzug.

Überhaupt wurde nie etwas über staatsgefährdendes Treiben aus einer Burschenschaft heraus bekannt. Fragt eigentlich jemand, was sonst noch alles in diversen Kellern oder Dachböden der Nation auf Entdeckung wartet? Wenn im Keller eines SPÖ-Funktionärs in Amstetten Nazi-Devotionalien gefunden werden, gibt es jedenfalls keinen so großen Aufschrei. Und wenn die Antifa ganz konkret und regelmäßig Autos abfackelt, Beamte und Andersdenkende verletzt und Auslagen verwüstet, ist das mediale Hyperventilieren auch weit weniger ausgeprägt, als das wegen irgendeines Liederbuchs oder verdächtiger Kisten aus dem Burschenschafter-Keller der Fall ist.

Dennoch ist eines schon jetzt klar: Dass auch diese Aktion zu einem "Erfolg" in Form von beschlagnahmtem Material geführt hat (was auch immer da drin ist), wird die Linkskorrekten nur zusätzlich motivieren, die Nazi-Keule noch heftiger zu schwingen, als je zuvor. Die Hoffnung, dass eben doch was hängenbleibt und der eine oder andere Wackelwähler vielleicht doch sein Kreuzerl bei Rot oder Grün, aber zumindest nicht bei der FPÖ macht, diese Hoffnung stirbt offenbar zuletzt. Und dass es eine gewisse Wirkung gibt, ist sogar äußerst wahrscheinlich, denn auf allen Kanälen wird auch der neue Liederbuch-Skandal getrommelt, als sei Adolf gerade wiederauferstanden. Offensichtlich setzt man hier wirklich auf Konzepte aus den 1930er-Jahren und versucht die Vorwürfe so lange zu wiederholen, bis sie in Fleisch und Blut übergehen. Ob wahr, oder nicht.

So ganz nebenbei kristallisiert sich dabei auch eine neue Taktik der Vereinigten Linken heraus. Wurde in den ersten Wochen noch die neue Regierung als Ganzes attackiert, so sind die Türkisen mittlerweile großteils aus der Schusslinie genommen worden und die ganze Energie konzentriert sich auf den Hauptfeind in Blau. Offenbar versucht man mit immer neuen "Nazi-Skandalen" einen Keil zwischen die Koalitionspartner zu treiben und die ÖVP dazu zu bewegen, den Versuch mit den Blauen zu überdenken bzw. im Idealfall aufzugeben, um dann reumütig zu den Sozen zurückzukehren.

Zumindest kann man sich dieses Eindrucks nicht erwehren. Auch der Ober-Pizzarist nutzt seine täglichen Auftritte im Staatsfunk mittlerweile in erster Linie dazu, immer wieder die FPÖ anzugreifen. Und dieser Schritt ist ja nur logisch – mit wem außer der ÖVP als Partner sollte den Roten auch das Comeback an die Macht gelingen? Eine Koalition mit den Freiheitlichen hätte das Potential, die SPÖ zu zerreißen. Und Rot-Grün-Pink ist momentan nicht mehr, als der Traum durchwachter Nächte.

Was man aber als erstes Resümee nach rund zwei Monaten Türkis-Blau attestieren muss: Die Regierung hat es leider verabsäumt, gleich zu Beginn Kante gegen die rebellierenden Linksmedien zu zeigen und den Geldhahn (zumindest teilweise) zuzudrehen. Speziell dem ORF. Man war viel zu sehr um einen Kuschelkurs bemüht, wollte den linken Medien zeigen, dass man eigentlich gar nicht so böse ist. Das konnte nur ein Schuss in den Ofen werden. Denn der Hass der Linken auf alle Andersdenkenden ist gewaltig und kann nicht mit Appeasement besänftigt werden.

Und jetzt könnte es schon zu spät sein – die linken Medien könnten doch wieder triumphieren, denn irgendwie schwebt mittlerweile ein stickiger Nazi-Mief über quasi allem. Es ist das beherrschende Thema, das quasi einzige Thema! Und langsam muss man deshalb befürchten, dass der letztendlich vor allem um sich selbst bemühte Basti-Fantasti auf dem Kanzlerstuhl irgendwann die Reißleine ziehen könnte. Oder sieht er nur genüsslich zu, wie die Linksmedien die FPÖ zerlegen, was ihm Stimmen zutreibt? Jedenfalls hat man aus den Reihen der Türkisen seit geraumer Zeit quasi gar nichts mehr gehört. Weder zum Thema Medienhetze, noch sonst irgendetwas Substanzielles.

Dass die Burschenschaften sehr wohl immer wieder braune Altlasten mit sich herumschleppen und mittlerweile zum Klotz am Bein der FPÖ geworden sind, lässt sich allerdings auch nicht bestreiten.

Niklas G. Salm, früher langjähriger Redakteur einer Tageszeitung – schreibt jetzt unter Pseudonym.

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