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"Ehe Für Alle", warum denn nicht?

Endlich Schluss mit der Diskriminierung – auf zu neuen bunten Gesellschaften. Wen und was stört es, wenn zwei Personen gleichen Geschlechts heiraten und eine Ehe begründen? Scheint doch nur ein kleiner Schritt zu sein und noch dazu einer, den die absolute Mehrheit der Bürger befürwortet. Oder aber: Brechen nun alle Dämme und kommt es zu einem gesellschaftlichen GAU? Wirklich kein Problem, wenn wir die Familienfähigkeit von künftigen Generationen unterminieren und gleichzeitig ihre Kompetenz zu verantworteter und auf Dauer angelegter Elternschaft dramatisch erodiert? Ganz in Ordnung, wenn den Kindern und Jugendlichen die "heterosexuelle Spielform der Ehe", so wird diese überkommene ewiggestrige Lebensform vielleicht bald nur noch bezeichnet, mit Butz und Stingl ausgetrieben wird?

Was läuft da eigentlich ab – und in welcher Geschwindigkeit?

Im Jahr 1996 hat Gallup zum ersten Mal! die US-Amerikaner zur Frage interviewt, was sie denn von homosexueller Ehe halten. Eine satte Mehrheit von 68 % hat sich dagegen ausgesprochen. Nur eine Dekade später hat die gleiche Frage jedoch zu einer Zustimmung von 60 % geführt. Ein Erdrutsch.

Und diese Zahlen werden weiter deutlich steigen, denn die junge Generation ist ja diesbezüglich einem umfassenden und äußerst wirksamen Trommelfeuer ausgesetzt. Wir haben es hier mit einer disruptiven Veränderung der Gesellschaft in einem zentralen Bereich innerhalb kürzester Zeit zu tun. Mit einer noch unabsehbaren Tendenz zu weiteren massiven Umwälzungen, getragen durch eine kleine, aber höchst aktive Minderheit.

Diese Umwälzungen werden getragen durch bestimmte politische Parteien, deren einziges wirkliches Thema die LGBT-Agenda zu sein scheint. Getragen aber insbesondere auch von vielen Medien sowie Höchstgerichten, die hier nicht länger großteils uralte Verfassungsbestimmungen auslegen, sondern völlig neu (und jenseits der Frage, was denn damit gemeint war) interpretieren. Und nicht zu vergessen die sehr einflussreiche Filmindustrie, die eine schöne heile Welt des LGBT propagiert, die nur durch die Ignoranz konservativer Hardliner abstrus und bösartig gestört wird. Auch die Pornoindustrie muss erwähnt werden, die via Internet etc. einen unglaublichen Siegeszug angetreten hat und ganz im Sinne des LGBT verkündet, dass jegliche sexuelle Praktiken, jeder mit jedem, das Beste sind, was einem Menschen passieren kann.

Das geht mittlerweile soweit, dass jüngst in den USA eine Studie abgeblasen werden musste, die die Auswirkungen des Porno-Konsums hätte untersuchen sollen, einfach weil keine ausreichend große Kontrollgruppe von Männern zu finden war, die nicht Pornos konsumieren. Wenn man den Segnungen der sexuellen Revolution wirklich näherkommen will und jenseits solcher Begegnungen von heilen lesbischen Lebensverhältnissen, die Kanzlerin Merkel als bewusstseinsverändernd beschrieben hat, erleben will, müsste man nur genügend Pornos konsumieren. So soll es sein, genau das ist das Zielbild der sexuellen Revolution. Die deutlich größere und sehr dunkle Seite, deren scheinbar schöne Verpackung andauernd thematisiert wird. Achtung: Ich empfehle diesen Weg des Erkenntnisgewinnes über Pornokonsum ausdrücklich nicht!

Macht es wirklich Sinn, zentrale Begriffe zu entstellen?

Nach der völligen Beliebigkeit, die dem Begriff der Familie mittlerweile innewohnt, ist nun auch das Wort Ehe nebulos. So wird sich jeder Mann und jede Frau, die sich als verheiratet bezeichnen, zur Klarstellung auf die Rückfrage einstellen müssen, welches Geschlecht denn sein Ehepartner hat. Sollte diese Frage aus vermeintlichem Taktgefühl aber unterbleiben, steht Ungewissheit im Raum. Aber macht nichts, es ist ja offenbar völlig egal, ob jemand mit einem Mann oder einer Frau verheiratet ist.

Was bedeutet das alles für eine Gesellschaft?

Der evangelische Philosoph jüdischer Herkunft, Eugen Rosenstock-Huessy, sieht die Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau nicht nur im Hinblick auf die Zeugung und die nachhaltige stabile Entwicklung von Kindern, sondern als ein Friedensprojekt, nämlich als den "Friedensschluss der Geschlechter". Ganz anders die Botschaft von homosexuellen "Ehen". Die lautet nämlich: "Wir in unserem Geschlecht sind uns selber genug. Wir brauchen euch andere eigentlich nicht wirklich. Wir brauchen und wollen euch nicht als Frauen oder als Männer, eure Geschlechtlichkeit interessiert uns nicht, sie irritiert nur – oder ist ein Affront."

Übrigens: Manchmal ist es zur Unterscheidung bestimmter Entwicklungen sehr hilfreich zu analysieren, wer dabei jubelt bzw. wer darüber weint, so auch in diesem Thema.

Zwei Grundsatzüberlegungen

  1. Die Gefahr schleichender gesellschaftlicher Fehlentwicklungen: Menschen sind grundsätzlich darauf programmiert, auf unmittelbare Bedrohungssituationen rasch und konsequent zu reagieren, durch Totstellen, durch Flucht oder auch durch Kampf etc. Ganz anders aber stellt sich die Herausforderung schleichender Veränderungsprozesse dar, denn diese werden oft einfach übersehen. Jede erfolgte Veränderung wird als neuer Normalzustand interpretiert und die nächste Veränderung dann an diesem neuen Zustand gemessen und so weiter. In Summe können sich auf diesem Weg dramatische Veränderungen einstellen, ohne dass diese überhaupt als bedeutsam wahrgenommen werden. "Ehe Für Alle" (EFA) ist vielleicht nur ein solcher relativ klein erscheinender Schritt. Doch betrachtet man die bereits davor erfolgten Veränderungen und extrapoliert man diese auch nur in die nahe Zukunft, erkennt man das Muster einer gewaltigen gesellschaftlichen Umwälzung. Doch die "EFA" ist mehr als nur ein weiterer Schritt auf diesem Weg, sie ist ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg der Abschaffung einer gehassten bürgerlichen Moral, einer christlichen Lebensart, einer zentralen und globalen Form des Umgangs der Geschlechter miteinander.

    "EFA" unterminiert die Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau indem sie diese als beliebige Form des Zusammenlebens schlicht desavouiert und gewissermaßen "entweiht". Gut so, wenn die alte Form der Ehe den Höhenflug der Gesellschaften doch ohnehin nur gebremst und die Menschen in einer oppressiven Moral versklavt hat. Schlecht, wenn diese Form der Ehe vielleicht doch ein wesentliches Element der Gesellschaft und der Befreiung des Menschen von einer ungezügelten und missbrauchenden Form einer zutiefst heidnischen Sexualität war, die dem Stärkeren alle Rechte gab und den Schwachen benutzte.

    Wenn aber die "EFA" nur eine Etappe auf einem langen Weg ist, bleibt die Frage offen, wohin dieser Weg denn weiter führt bzw. wo er endet? Jedenfalls müsste man rasch die Inzestbestimmungen aufheben, denn in einer gleichgeschlechtlichen "EFA" macht das doch keinen Sinn. Und nach dem Motto des "Warum denn nicht" ist wohl auch bald mit einem Ende Polygamie-Verbotes zu rechnen. Die bisherige Einschränkung auf eine Frau und einen Mann macht ja nur im Hinblick auf heterosexuelle Ehepaare und auf die gemeinsam gezeugten Kinder Sinn, also weg damit, wie jüngst in Kolumbien bereits vorexerziert. Das Ende dieses Weges ist offen, die Richtung aber bekannt und auch offensichtlich, mit welcher Vehemenz und Geschwindigkeit der Zug in diese Richtung gelenkt wird.

  2. "EFA" als GAU insbesondere für Katholiken: Papst Franziskus, dem man ja nicht besondere Klarheit in allen Fragen vorwerfen kann zu, und der gerne mit Hinweis auf "Barmherzigkeit" so manches gelten lässt, was vor ihm aus katholischer Sicht undenkbar war, Franziskus, der auch seine Haltung zu Homosexualität sehr wenig klargestellt hat, eben dieser Papst hat in seinem Lehrschreiben Amoris Laetitia zur Frage nach einer "EFA" keinerlei Zweifel an der Position der Katholischen Kirche offengelassen und formuliert: "Was die Pläne betrifft, die Verbindungen zwischen homosexuellen Personen der Ehe gleichzustellen, gibt es keinerlei Fundament dafür, zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn." (Amoris Laetitia Nr 251) Diese Botschaft stellt in der modernen Welt eine Häresie dar. Keine zentrale christliche Lehre wird stärker abgelehnt oder massiver bekämpft. Man muss sich schon auch fragen, ob Christen so ganz bewusst immer mehr in die Rolle von Staatsverweigerern gedrängt werden sollen, weil sie sich weigern werden, die neue staatlich verordnete Diktion der "EFA" zu verwenden. Von den Gewissenskonflikten der katholischen Standesbeamten oder auch von Lehrern, die wohl bald schon sehr bewusst dazu gezwungen werden, die neue Ehediktion zu unterrichten, ganz zu schweigen. Rod Dreher macht das Dilemma deutlich wenn er formuliert: "There can be no peace between Christianity and the Sexual Revolution, because they are radically opposed. As the Sexual Revolution advances, Christianity must retreat—and it has, faster than most people would have thought possible.” Dreher führt weiter aus: "Future historians will wonder how the sexual desires of only three to four percent of the population became the fulcrum on which an entire worldview was dislodged and overturned.

Wohin die Reise geht am Beispiel der USA

Rod Dreher hat ein in den USA und darüber hinaus vielbeachtetes und vielkritisiertes Buch geschrieben mit dem Titel "The Benedict Option", in dem er darauf fokussiert zu erkennen, dass die Christen in der vorherrschenden säkularen Kultur auch deshalb unterzugehen drohen, weil sie es nicht schaffen, ihren Kindern authentische christliche Werte zu vermitteln. Und weil der Mainstream z.B. der sexuellen Revolution alles hinwegzufegen droht. Zu glauben, die nächste Generation könnte christlich bleiben, wenn diese zwar pausenlos von säkularer Propaganda bombardiert wird und dann halt in der Sonntagschule anderes hört, ist für ihn eine absurde Illusion.

Hier ein paar seiner Beispiele (rasch und in Annäherung übersetzt) in denen er das Problem skiziziert, das er insbesondere auch in einer massiven sexuellen Verwirrung sieht:

  1. Eine Frau aus Baltimore erzählte mir folgendes: Ihre Tochter besucht eine High-School, in der eine schockierende Anzahl von Teenagern ihren Eltern erklären, sie seien transgender und dementsprechend nach einer Hormontherapie verlangen. Und was tun diese Eltern? Man würde überrascht sein, wie viele dem nachgeben, denn die herrschende Kultur erklärt ihnen, dass das genau der richtige Weg sei. Und sie fürchten, sonst ihre Kinder zu verlieren. Genau diese Eltern werden in der Folge zu den überzeugtesten und aggressivsten Anwälten des Transgenderismus. Drei Monate nach unserer Konversation kam ihre eigene Tochter mit der Nachricht nach Hause, sie selbst sei in Wirklichkeit ein Junge und verlangte von ihrer Familie, sie in Hinkunft auch so zu behandeln. "Ich habe meiner Tochter erklärt, dass es statistisch ausgeschlossen sei, dass so viele Kinder in ihrer Klasse bisexuell sein könnten und dass sie viel zu jung für Festlegungen in dieser Frage wären." Eine andere Leserin schrieb dazu: "Wo lebst du? In manchen Klassen meinen ein Drittel der Kinder, bisexuell zu sein." Nur wenige Eltern vermögen es, ihre Kinder vor derartigen Verwirrungen zu schützen, denn das ist mittlerweile der Mainstream der Amerikanischen Jugendkultur. Anmerkung: "EFA" wird dieses Problem einer dramatischen Verwirrung um die eigene Sexualität von jungen Menschen deutlich vergrößern!
  2. Die "Human Rights Campaign Foundation" eine mächtige LGBT-Pressure-Group, veröffentlicht einen jährlichen "Corporate Equality Index". Im Report für 2016 wird mehr als der Hälfte der Top-20 US-Konzerne ein absolut tadelloses Zeugnis ausgestellt. In diesem Report keine hohe Punkteanzahl zu erreichen, stellt für Konzerne ein ernsthaftes Problem dar. Zu den Kriterien für eine hohe Bewertung zählte im Jahr 2016 die Frage, ob das Management genügend Maßnahmen im Sinne einer LGBT-Diversität gesetzt hatte. Jedes Unternehmen, das in diesem Index punkten möchte, muss nachweisen, dass es die LGBT-Agenda auch unter den Mitarbeitern aktiv vorantreibt. Dabei hat das Alliierten-Thema besondere Bedeutung erlangt. Das bedeutet, dass heterosexuelle Angestellte aufgefordert werden, sich dezidiert als Unterstützer (Alliierte) der LGBT-Agenda zu erklären. Andererseits geht es darum, diejenigen klar herauszustellen, die das nicht tun. Dazu kommt noch, dass Unternehmen, die sich nicht an die sogenannten Antidiskriminierungsbestimmungen halten, die klare LGBT-Vorgaben einschließen, keine staatlichen Aufträge bekommen können. Ich habe mit einer Reihe von Christen gesprochen, die in den Bereichen Rechtswissenschaften, Bankdienstleistungen, Unterricht und Ausbildung arbeiten und die sich immer stärkerem Druck ausgesetzt sehen, sich als LGBT-Alliierte zu erklären und zum Zeichen dafür z.B. bestimmte Abzeichen zu tragen. Naturgemäß wird sich derjenige, der solche Zeichen nicht trägt, von bestimmten Kollegen unangenehme Fragen gefallen lassen müssen oder gar (völlig zu Recht!) gemobbt werden. Diese Menschen befürchten, dass das Ganze für Christen bald zu einer Art Treueeid werden könnte: Erklären sie sich nicht als Alliierte, könnten sie ihren Job und möglicherweise dann auch ihre Jobchancen insgesamt verlieren. So könnten diese LGBT-Loyalitätsbekundungen für Christen zu einem Äquivalent dafür werden, vor einem neuen Cäsar Weihrauch opfern zu müssen.
  3. Christen werden zunehmend in einer ihnen feindlich gegenüberstehenden Welt leben und sich darin auf schwarzen Listen wiederfinden. In Kanada beispielsweise versucht die Rechtsindustrie den Absolventen der christlichen Trinity Western University, einem privaten christlichen College, zu verbieten, in diesem Bereich beruflich Fuß zu fassen. Damit soll diese Universität dafür bestraft werden, LGBT-Themen zu wenig zu propagieren. Ähnlich hat eine LGBT-Aktivistengruppe, genannt "Camus Pride", mehr als hundert christliche Colleges auf eine "Scham-Liste" gesetzt und Unternehmen aufgerufen, deren Absolventen nicht zu beschäftigen. Der Einfluss solcher Gruppen darf nicht unterschätzt werden und hat einen vernichtenden Effekt auf christliche Bildungsstätten. Abschlüsse von solchen Universitäten haben demzufolge nur einen sehr geringen Wert.

Folgt man Dreher, ist es für Christen hoch an der Zeit, die Vorstellung, man könne als Christ in der säkularen Gesellschaft einfach weiter mitschwimmen und halt darüber hinaus noch bestimmte christliche Akzente setzen, aufzuräumen und aufzuwachen. Besonders in der Bildung der jungen Menschen bedarf es eines ganz neuen Verständnisses, denn sonst ist zu befürchten, dass von christlichen Inhalten bald nichts mehr übrigbleibt. "EFA" lässt grüßen!

Ich empfehle dazu die Lektüre seines Buches ausdrücklich: Rod Dreher: "The Benedict Option".

Mag. Johannes Leitner ist verheiratet und Vater von sechs Kindern. Er ist Leiter eines genossenschaftlichen Revisionsverbandes, Steuerberater und war langjähriger Leiter einer christlichen Laiengemeinschaft im Raum Wien. Er ist Mitautor des 2012 erschienenen Buches "Sexueller Missbrauch in Organisationen; Erkennen-Verstehen – Handeln"

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