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Als Vater: Schluss mit der Paternalisierung

Mein Gott, wie oft habe ich mich schon über die absurde 10-Stunden-Beschränkung geärgert. Jetzt gibt es wieder einmal einen Anlauf, die tägliche Höchstarbeitszeit anzuheben. Dass der Katholische Familienverband dagegen ankämpft, finde ich absurd.

In der Diskussion wird so getan, als würde der 40-Stunden-Woche der Kampf angesagt. Davon kann aber keine Rede sein. Die Normalarbeitszeit steht nicht zur Debatte, im Gegenteil: Wenn sie in den Kollektivverträgen angepasst wurde, dann immer nur nach unten.

Dass es nicht darum geht, insgesamt mehr zu arbeiten, zeigt sich auch daran, dass angeblich die wöchentliche Höchstarbeitszeit (von 50 Stunden) nicht angehoben werden soll. In der aktuellen Diskussion geht es also immer nur um die Abfederung (sehr) kurzfristiger Mehrarbeit an einzelnen Tagen. Die Sorge, dass aufgrund dieser Flexibilisierung Kinder ihre Eltern nicht mehr zu Gesicht bekommen werden, ist also einigermaßen absurd.

Eine Augenauswischerei

Im Gegenteil müsste man dringend fragen, ob eine bloße Anhebung der Tageshöchstarbeitszeit nicht eine  Augenauswischerei ist. Denn Belastungsspitzen in Unternehmen (seien es Dienstleistungsunternehmen, seien es Industriebetriebe) erstrecken sich typischerweise immer über mehrere Wochen. Eine vernünftige Lösung könnte so aussehen, dass jeder Arbeitnehmer ein gewisses Wochenkontingent hat, in denen eine Höchstarbeitszeit von beispielsweise 60 Stunden gilt.

Wenn es über Jahrzehnte kein Problem war, dass sogar Chirurgen so viel (oder noch mehr) gearbeitet haben, dann werden auch unsere Heerscharen an Bürohengsten deshalb nicht gleich tot vom Drehsessel fallen.

Noch mehr Fremdbetreuung?

Angesichts dieser Vorzeichen halte ich es auch für eine Themenverfehlung, über eine Ausweitung der Öffnungszeiten in Kindergärten zu diskutieren. Gerade bei kurzfristiger Mehrarbeit wird die Kinderbetreuung typischerweise über Familienmitglieder (hey, es gibt auch noch Partner!), Bekannte und Babysitter abgefedert. Ich halte es für unrealistisch, dass dafür institutionelle Kinderbetreuungseinrichtungen herhalten werden. Das würde gerade für die vielen kleineren Kindergärten gewaltige organisatorische Herausforderungen bedeuten. 

Aber auch hier stehe ich auf einem liberalen Standpunkt: Die Öffnungszeiten sollen sich nach Angebot und Nachfrage richten – und nicht nach dem Gesetzgeber. Und die Zusatzkosten sollen die jeweiligen Eltern tragen, die haben schließlich auch die ökonomischen Vorteile aus der Mehrarbeit.

Danke, ich kann das

Als vierfachem Vater ist mir schmerzlich bewusst, dass das Ausbalancieren von Arbeit, Familie, Freizeit und (nicht zu unterschätzen) ehrenamtlichem Engagement eine Herausforderung ist. Aber ich will immer noch das Recht haben, mir das selber auszumachen – und nicht von einem paternalistischen Staat bevormundet werden.

Ich habe das Privileg, sehr flexible Arbeitszeiten zu haben. Ich kann ohne viel Bürokratie zur Zeugnisverteilung oder Schulaufführung meiner Kinder gehen. Dafür sitze ich dann halt auch am Abend manchmal länger im Büro. Als Katholischer Familienverband würde ich mich für wesentlich mehr Flexibilisierung einsetzen, nicht für weniger.

Ich werde immer dafür werben, dass Eltern viel Zeit mit ihren Kindern verbringen. Aber ich denke, das ist genau jene Freiheit und Verantwortung, die uns Gott zugesteht – und zumutet.

40 Prozent schützen, 60 Prozent knebeln

Was ich aber an der Haltung des Familienverbandes am absurdesten finde: Was ist mit den Erwerbstätigen, die noch keine Kinder, gar keine Kinder oder schon erwachsene Kinder haben? Müssen die auch nach zehn Stunden nach Hause gehen (oder ihre Arbeitszeitaufzeichnungen fälschen, was wohl die häufigere Lösung ist)?

Eine einfache Überschlagsrechnung: Über 20 Prozent haben gar keine Kinder mehr. Bei den übrigen gilt: Von den 35-45 Jahren, die ein Berufsleben durchschnittlich dauert, bestehen maximal in der halben Zeit Betreuungspflichten. Wegen 35-40 Prozent der Erwerbstätigen mit Kinderbetreuungspflichten soll man also die übrigen 60-65 Prozent in ihrer Freiheit beschränken?

Die Sozialpartner sollen’s richten

Auch wenn es mich schmerzt, dass die Regierung das nicht selber auf die Reihe bekommt und damit wieder einmal die Nebenregierung Sozialpartner stärkt, glaube ich gleichzeitig, dass eine brachenspezifische Flexibilisierung der Arbeitszeit durchaus sinnvoll sein könnte (der Grafikdesigner benötigt einfach weniger Schutz als der Fließbandarbeiter). Und das geht in den Kollektivverträgen nunmal besser als im Arbeitszeitgesetz. Das sollte man auf Minimalstandards reduzieren.

Ich bleibe deshalb dabei: Die tägliche Höchstarbeitszeit von 10 Stunden ist ein absurder Anachronismus – sie hatte volle Berechtigung in den Kohlebergwerken, ist aber vollkommen überschießend bei uns Schreibtischtätern. Sie abzuschaffen, ist kein Angriff auf die Arbeitnehmer und ihre Familien, sondern ein Schritt in Richtung mehr Ehrlichkeit und mehr Freiheit.

Mag. Florian Unterberger ist Pressesprecher bei einer internationalen Anwaltskanzlei, Vater von vier Kindern und kirchlich engagiert.

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