Der österreichische Notenbankgouverneur Ewald Novotny bereitet uns pünktlich zum Jahreswechsel darauf vor, im Jahr 2017 mit einer höheren Inflationsrate leben zu müssen. Hauptverantwortlich dafür werde die zu erwartende Steigerung des Rohölpreises sein, die sich auf die gesamte Energiewirtschaft auswirke. Novotny prophezeit allerdings eine Teuerungsrate, die immerhin unter dem bei zwei Prozent liegenden „Inflationsziel“ der EZB liegen wird. Es liegt auf der Hand, dass die Bezieher kleiner Einkommen vom höheren Kaufkraftverlust stärker betroffen sind als „Besserverdiener“.
Der angekündigte Anstieg der Inflationsrate bietet einen guten Anlass, sich wieder einmal mit der Frage der „Geldwertstabilität“ – deren Erhalt Aufgabe und erklärtes Ziel der EZB ist – zu beschäftigten.
Der Umstand, dass der Erhalt der Geldwertstabilität einer Institution anvertraut ist, die eine jährlich zweiprozentige Geldentwertung zu ihrem Ziel erklärt, ist zwar kurios, scheint aber niemanden zu stören. Dass die modernen Geldalchemisten unser aller Heil darin sehen, um jeden Preis eine angeblich hinter jeder Ecke lauernde Deflation zu verhindern, wird längst nicht mehr in Frage gestellt. Seltsam, bedeutet Deflation doch einen kollektiven Kaufkraftzuwachs.
Wie dem auch sei, dass zwei Prozent Geldentwertung eine Halbierung des Geldwertes binnen nur 34 Jahren bedeutet, wird ausgeblendet. Dass Inflation – gleich welcher Höhe – eine Wertminderung monetärer Ersparnisse und eine versteckte Steuer bedeutet, ebenso. Seit Maynard Keynes´ Tagen gilt der Sparer ja bekanntlich als Schädling am Volkskörper und der Schuldenmacher als konjunkturfördernde Lichtgestalt.
Dass der US-Dollar seit Gründung der US-amerikanischen Zentralbank (die ebenfalls der Stabilität des Geldsystems verpflichtet ist) im Jahre 1913 rund 95 Prozent seiner Kaufkraft eingebüßt hat, beunruhigt keinen.
Frank Hollenbeck, der an der „International University” in Genf Volkswirtschaft lehrt, macht in einem kürzlich publizierten Essay darauf aufmerksam, dass es so etwas wie „stabiles Geld“ gar nicht geben kann. Grund dafür ist die Tatsache, dass in einem (immer noch, teilweise) auf Angebot und Nachfrage beruhenden Wirtschaftssystem, ständig wechselnde Präferenzen der Akteure zu einer laufenden Wertverschiebung und Neubewertung sämtlicher Güter – also auch des Geldes – führen. Von „Stabilität“ kann unter diesen Voraussetzungen also niemals die Rede sein. Das würde selbst dann gelten, wenn wir in einem edelmetallbasierten Warengeldsystem lebten und die Welt nicht (spätestens seit 1971) auf einem Meer ungedeckten Scheingeldes schwämme.
Die subjektive Wertschätzung von Gütern, also auch Geld und Dienstleistungen, ist einer von zwei maßgeblichen Faktoren dafür. Der zweite ist die Richtung, in die sich die gesamte Wirtschaft entwickelt – ihr Wachstum oder ihre Kontraktion.
In einer auf Grund sich verbessernder Technologie von zunehmender Produktivität gekennzeichneten Wirtschaft und einem daraus folgenden, erhöhten Warenangebot wird eine laufend zunehmende Kaufkraft je Geldeinheit zu beobachten sein. Das ist seit Jahrzehnten indes nicht der Fall. Kann das etwa die Folge monetärer Manipulation sein?
Preise, die sich aufgrund von Angebot und Nachfrage auf dem Markt bilden, daran besteht kein Zweifel, geben allen Marktakteuren die wichtigsten Hinweise. Sie signalisieren Überfluss und Knappheit und bieten den Unternehmern unabdingbare Grundlagen für ihre Investitionsentscheidungen. Wird von außen, mittels geldpolitischer Maßnahmen, in den Preisbildungsmechanismus eingegriffen, um bestimmte, von der Politik vorgegebene Ziele zu erreichen, kommt es zu einer Verzerrung der absoluten und der relativen Preise (zum Beispiel zu Preissteigerungen trotz Zunahme des Warenangebots) und der Zinsen. Das kann schwerwiegende Fehlentscheidungen sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfragseite zur Folge haben, da eine korrekte Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung nicht mehr möglich ist. Die routinemäßigen Fehlprognosen der unter der Bezeichnung „Wirtschaftsforscher“ firmierenden beamteten Kaffeesudleser geben einerseits beredtes Zeugnis vom Wert staatsbediensteter Ökonomen, zeigen andererseits aber auch die Unmöglichkeit seriöser, quantitativer wirtschaftlicher Vorhersagen.
Dass sich die allgemeine Kaufkraft – besonders in den letzten beiden Jahrzehnten – nicht erhöht hat, obwohl weltweit gewaltige Produktivitätsfortschritte und Handelserleichterungen zu verzeichnen waren, ist eine Folge der von den Notenbanken betriebenen Geldinflation, die der in Geldeinheiten ausgedrückten Verbilligung des Angebots entgegenwirkt. Das ist offenbar jene Art von „Stabilität“, die von den Regierenden und Notenbankern gemeint ist. Dass besonders die unteren Einkommensklassen, die ausschließlich auf Arbeitslöhne und Transferzahlungen angewiesen sind und von der Staatsverschuldung nicht auf dem Wege von Zinseinkünften profitieren können, unter einem Kaufkraftverlust leiden, ist unter den gegebenen Umständen logisch unvermeidlich.
Wir leben längst nicht mehr in einer Marktwirtschaft. Wir leben vielmehr in einem am ehesten als „Korporatismus“ zu qualifizierenden System einer rigiden staatlichen Wirtschaftslenkung. Diese erfolgt durch Akteure, die in aller Regel schon mit der Führung einer Frittenbude überfordert wären und wundern uns trotzdem über die traurigen Resultate ihres heißen Bemühens. Schlimm genug. Dass aber ausgerechnet diese Politiker und die ihnen hörigen Notenbanker – trotz einer Staatsquote von 50 Prozent und einem konfiskatorischen Charakter aufweisenden 55-prozentigen Grenzsatz der Einkommenssteuer – immer wieder von „Raubtierkapitalismus“ phantasieren und der dem „Neoliberalismus“ innewohnenden Ungerechtigkeit dafür die Schuld zuweisen, fügt dem anmaßenden Übergriff den blanken Hohn hinzu.
Der bereits weiter oben zitierte Frank Hollenbeck schließt seine Betrachtungen mit dem Hinweis, dass nicht „stabiles“, sondern „solides“ (z. B. mit Edelmetallen voll gedecktes) Geld die Basis einer nachhaltig prosperierenden Wirtschaft bildet. Solides Geld und die Abkehr vom Teildeckungssystem der Geschäftsbanken, würde Zentralbanken überflüssig machen und dem Staat schlagartig die Möglichkeit zur grenzenlosen Geldverschwendung nehmen.
Und weil das so ist, werden wir das Ende des herrschenden, vollständig politisierten Scheingeldsystems so bald nicht erleben.
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.
Danke Herr Tögel für diese zutreffenden Worte. Ob der Nationalbankoberste eine Frittenbude oder einen Würstelstand betreiben könnte bezweifle ich auch.
Das es hier im Blog Oberlehrer gibt denen die Orthographie in einem Kommentar wichtiger erscheint als der Inhalt, muss man leider auch so hinnehmen.
Als Anmerkung zu den beiden Vorrednern, der Beschränkung der Anschläge als eigener Kommentar:
Anstatt sich inhaltlich mit Gesagtem auseinanderzusetzen oder gar eigene Gedanken einzubringen und derart eine gehaltvolle Auseinandersetzung zum Thema voranzutreiben, mokiert man sich über stilistische Feinheiten. Dies hat nicht zufällig Parallelen in der österreichischen Politik und deren Diskurs, dort geht es bekanntlich auch nicht primär darum, WAS gesagt wurde, sondern WER dies WIE tut.
Die Frittenbude ist wohl in erster Linie der Tatsache geschuldet, daß Herr Tögl kraft seiner gehaltvollen Kolumnen nicht nur in diesem Blog, sondern vor allem auch auf dem deutschen ef-Blog geschätzter Kommentator ist.
Hier sollte man sich jedenfalls überlegen, mit Kommentatoren pfleglicher umzugehen. Wie z. B. auch Herrn Stargl, der seinen Beitrag ganz offensichtlich mit Herzblut schrieb. Dem sichtlich der Hut hochgegangen ist, ist er doch als AHS-Lehrer tagtäglich mit mehrheitlich indolent-ignoranten, pappigen, ansonsten jedoch überwiegend passiven Pubertierenden konfrontiert, deren Kernkomeptenz primär im permanenten Einhämmern aufs Smartphone besteht. Und deren Maturaniveau einst nicht einmal zum erfolgreichen Absolvieren der Unterstufe gereicht hätte, heute aber ohne Probleme zum Erreichen des Status "eines/er Studierenden" - bequeme Verschubmasse für die Demokratie 4.0 Orwell´scher Prägung.
Man kann sich hier auch weiterhin teilweise darauf beschränken, Bloggern, die kaum jemals einen eigenständigen Gedanken zu formulieren imstande sind, sondern ausschließlich Gesagtes unter Mißachtung fundamentaler orthografischer Regeln in einem doch sehr restringierten Code variieren, ihr Sternderl nachzuschmeißen.
Niveau kommt von Niveau. Gehen Sie also pfleglich um mit jenen, die sich hier unter voller Namensnennung einbringen. Eine Handvoll kraftvoller Kommentatoren wie Oswald, Simplicius et al. sind auf Dauer zuwenig, um das Niveau hoch- und damit den Blog weiterhin nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ lebendig zu halten.
PS.: Für jene, die es brauchen: ersetzen Sie "restringierten Code" einfach durch "Hausmeister-Jargon".
Es wird von Dr. Unterberger und den meisten sehr patriotischen Lesern des Tagebuchs sehr geschätzt wenn man möglichst österreichisch formuliert. Da gab es dewegen schon etliche Wortmeldungen.
Und da ist leider das Wort "Frittenbude" beim besten Willen nicht als "österreichisch" zu bezeichnen.
In Österreich gibt es hingegen den klassischen "Würstelstand".
Der obige Satz würde doch für uns viel besser so lauten: "Diese erfolgt durch Akteure, die in aller Regel schon mit der Führung eines Würstelstands überfordert wären."
Dennoch: Danke für Ihren geistreichen Beitrag.