Franz N. und sein Käse

Franz N. ist Beauftragter des Landes Tirol für die pädagogische Betreuung der NMS-„Modellregion“ Zillertal. Als solcher sucht er auch gelegentlich die in der „Modellregion“ zusammengefassten Mittelschulen auf, um dort seine bzw. die Thesen der zuständigen Bildungslandesrätin zu verbreiten.

Derzeit tut er dies mit einem Vergleich im Gepäck: Ein im hinteren Zillertal beheimatetes Sennerei-Unternehmen habe bis zum österreichischen EU-Beitritt 1995 ausschließlich Emmentaler produziert. Dieser sei nach dem Beitritt nicht mehr nachgefragt worden, weshalb man die Produktion habe umstellen müssen. Nun weise das Unternehmen eine breite Produktpalette auf und sei wirtschaftlich gut aufgestellt.  So weit, so gut.

Lächerlich wurde das Ganze dadurch, dass Franz N. die Entwicklung dieses Sennereiunternehmens jener der „Neuen Mittelschule“ gegenüberstellte, hatte er dabei doch ganz wesentliche Unterschiede übersehen, die seinen Vergleich völlig unbrauchbar machen.

  1. Sennerei-Unternehmen stehen (jedenfalls hierzulande) in einem wirtschaftlichen Wettbewerb. Das staatliche Schulsystem tut das nicht und die hiesige Politik hat den Ausbau eines konkurrenztauglichen großen Privatschulsektors bis dato so gut es geht unterbunden.
  2. Die Sennerei kann sich ihren Rohstoff – in diesem Fall die Milch – aussuchen:
    • Verwässerte und verschmutzte Milch – kommt in den Ausguss
    • Abgestandene und saure Milch – kommt in den Ausguss
    • Eingeschleuste Silomilch bei einer Bio-Produktion – kommt in den Ausguss
    Was bleibt, ist Milch, die vielleicht je nach Rinderart und Haltung in für Experten erkennbaren Nuancen geschmacklich voneinander abweicht, deren wesentliche Eigenschaften aber gleich sind und mit der das Unternehmen jedenfalls gut arbeiten kann.
    Die „Neuen Mittelschulen“ können sich ihren „Rohstoff“ – die Kinder – nicht aussuchen. Jeder, der an die Tür klopft und das entsprechende Alter bzw. die entsprechenden Beschulungsjahre vorweisen kann, muss genommen werden. Im Zuge der sogenannten „Inklusion“ zunehmend auch solche, an deren Geist der Inhalt der Unterrichtsstunden komplett vorbei geht.

Die „Neue Mittelschule“ könnte funktionieren, wenn man

  1. den Zugang zu den Gymnasien so reguliert, dass dort wirklich nur die besten 10 – 15 Prozent eines Jahrgangs aufgenommen werden.
  2. die 30 – 35 Prozent der intellektuell deutlich bis weit unterdurchschnittlichen Kinder, der geistig Behinderten und der Verhaltensauffälligen eines jeden Jahrgangs vorselektiert und stattdessen in Sonderschulen bzw. einer Volksschuloberstufe unterbringt.
  3. nur jene aufnimmt, die zumindest im mündlichen Gebrauch die deutsche Sprache gut beherrschen.

Dann, und nur dann, könnte die „Neue Mittelschule“ wieder das werden, was die Hauptschule früher war: Eine Bürgerschule, die ihren Absolventen eine fundierte Ausbildung gibt, die sie zum Besuch einer höheren Schule ebenso wie zu einem kompetenten Start ins Berufsleben befähigt.

Der Verfasser muss aufgrund seiner beruflichen Stellung leider anonym bleiben.

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