Am 21. Juni 1919 fällt der Vorhang nach einem höchst bemerkenswerten Schauspiel der jüngeren deutschen Kriegsgeschichte. An diesem Tag verschwindet der einstige Stolz des Kaiserreiches, die mit gewaltigem Aufwand binnen weniger Jahre aus dem Boden gestampfte Hochseeflotte, unter den Wellen der britischen Marinebasis Scapa Flow in Nordschottland.
Rund 500.000 Bruttoregistertonnen Kriegsschifftonnage mit einem Wert von rund 856 Millionen Mark, die dort nach den Bestimmungen des Versailler Diktats „interniert“ ist, wird von den eigenen Besatzungen versenkt, um sie auf diese Weise dem Zugriff der Sieger zu entziehen und einen letzen „Sieg“ zu erringen. Mit „wehender Flagge“ unterzugehen, ist allemal besser als einfach zu kapitulieren…
21 Jahre vergehen bis dahin, nachdem der marinebegeisterte Kaiser Wilhelm II. verkündet: „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser“. Die Ironie der Geschichte: Die mit modernster Technik ausgestattete deutsche Überwasserflotte, die höchste politische Priorität genießt und der allseits erhebliche Bedeutung bei der Behauptung eines „Platzes an der Sonne“ für das Reich zugemessen wird, spielt während des Krieges so gut wie keine Rolle. Dass von dieser liebevoll gehätschelten und bei der Bevölkerung äußerst populären Waffengattung die Auflösung der deutschen Streitkräfte am Ende ihren Ausgang nimmt, setzt dem ganzen die Krone auf.
Der Autor beschreibt – anhand privater Niederschriften von Offizieren und Mannschaften beider Kriegsparteien – u. a. Dienstabläufe und Stimmungen an Bord. Der Umstand, dass – beiderseits des Ärmelkanals – gut ausgebildete und dem Einsatz entgegenfiebernde Männer jahrelang friedlich im Hafen sitzen müssen, ist für diese nur schwer zu verkraften – besonders angesichts der Leistungen und Opfer ihrer Kameraden zu Lande. Immerhin erfüllt die der deutschen weit überlegene britische „Fleet in being“ ihren strategischen Auftrag bravourös, auch ohne zu schießen. Ihre Seeblockade gelingt lückenlos.
Der deutsche Gegner dagegen liegt – bis auf einige wenige unbedeutende Vorstöße und ein einziges großes Seegefecht Mitte des Jahres 1916 („Skagerrakschlacht“) in der Deutschen Bucht gefangen. Wenn die deutsche Marine Erfolge verbuchen kann, dann gehen die auf das Konto der zu Kriegsbeginn weit unterschätzten U-Boot-Waffe.
Der „uneingeschränkte U-Bootkrieg“ ist es indes, der den für die Mittelmächte fatalen Eintritt der USA auf Seiten der Entente auslöst. „Finis Germaniae“, wie der deutsche Reichskanzler Bethmann-Hollweg, der sich gegen die militärischen Scharfmacher letztlich nicht durchsetzen konnte, es bitter kommentiert, ist dem Einsatz der Flotte geschuldet…
Fazit: Ein sehr interessantes Buch zu einem Aspekt der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, der in der Öffentlichkeit viel zu wenig Beachtung findet.
Und wir verrosten im Hafen
Deutschland, Großbritannien und der Krieg zur See 1914 – 1918
Nicolas Wolz
Deutscher Taschenbuch Verlag
352 Seiten, gebunden
ISBN 878-3-423-28025-9
€ 21,90,-
Der Mythos von der Kriegsursache 'deutscher Flottenbau' soll mit Gewalt aufrecht erhalten bleiben. Kein Wunder: mittlerweile gehts im Lügengebäude von der deutschen 'Alleinkriegsschuld' den angelsächsichen Propagandisten naß durch.
'Heimtückisch, im weltpolitischen Hinterhalt' sei diese Flotte gebaut worden, bereit jederzeit loszuschlagen ... und was alles an bombastischen Adjektivierungen gefunden werden muß - so von ahnungslosen Zeitgeisthistorikern wie Messerschmitt, Knopp und Genossen artikuliert - wird da im üblichen linken Stil der Bertelsmann Lohnschreiber dahergepöbelt.
Der deutsche Flottenbau, einzig in Verruf wegen Wilhelms üblichem Getöse drumherum, entstand in Parität zum vereinten Flottenbau Frankreichs und Russlands - und besaß jene Stärke, die erforderlich war, um beiden Mächten eine gemeinsame Landung an deutschen Küsten vereiteln zu können. Das Geschwätz, die Flottengröße hätte die britische Seegeltung herausgefordert, löst sich durch eine nüchterne Betrachtungsweise folglich zur Gänze in heiße Luft auf. Denn diese stand ja unangefochten NOCH ZUSÄTZLICH in der Waagschale gegen Deutschland.
Nun, daß auch deutsche Schlachtschiffe in taktischer Hinsicht zum Angriff bestimmt sind, macht sie ob dieser Eigenschaft alleine doch wohl nicht bösartiger als die der mehr als fünfzehnfach überlegenen Konkurrenz - oder wie sollte das etwa gehen?
Daß es ausgerechnet die Kaufmannschaft im entstehenden globalen und Überseehandel nach Ostasien, um Afrika und Südamerika war, die nach dieser Flotte rief, wird schnell beiseitegefegt - wie dies mittlerweile zum Standard geworden ist, wenn es für die Siegermächte belastende Argumente zu erörtern gelte. Wer erinnert sich noch an den Fischereikrieg Englands gegen Island in den Siebzigern des 20. Jahrhunderts ? Große Schleppnetze wurden von britischen Fischerbooten und deren eigens dafür ausgerüsteten Rammbugkonstruktionen auf offener See zerstört oder gekappt - für Einzelunternhmer die von einem Boot sich und ihre Familie ernährten regelmäßig ein ruinöser Gewaltakt. Ähnlich geschah dies schon seit den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts regelmäßig in Nordsee und Nordatlantik - internationales Seerecht hin oder her. Bis erstmals Kreuzer mit deutschen Flaggen in Begleitung deutscher Fischerboote auftauchten, mit schneller Fahrt und großer Reichweite und langen Geschützrohren. Plötzlich - wie erstaunlich - mochte man sich an internationaels Seerecht wieder erinnern. Ähnlich freundlich bitten musste man, wenn deutschen Süd-Amerika- , Indien- oder Ostasienfahrern entlang der durch das britische Empire beherrschten Hafenstationen schon mal Wasser und Kohlen oder eine Liegezeit nach Sturmreparaturen verweigert wurden, wiewohl dies Selbstverständlichkeiten des internationalen Seerechts waren.
Kaum tauchten deutsche Fernkreuzer auf, die beobachten und melden konnten klappte auch da wieder alles wie nach dem Handbuch.
Das war die Wirklichkeit von vor 1914 und in genau derselben Wirklichkeit leben wir auch heute noch - oder hätten wir ohne den Bundesnachrichtendienst jemals erfahren, das 400 Blackwatersöldner am Maidan geputscht haben ?
Was diese linken Historiker hier aufrecht erhalten sind einfach die Lügengeschichten, mit denen schon ihre Großväter ihren Volks- und Heimatverrat begründeten. Zu tief im after der Siegermächte kriegen sie freilich nicht mehr mit, daß sich die Quellenlage erbarmungslos objektiviert hat. Dagegen mit den alten Mustern an Desinformation anzukämpfen reicht nicht. Darum wird halt mehr und mehr das Strafgesetz bemüht und Gesinnungsjustiz zur Aushöhlung der Meinungs- Gedankenfreiheit und der Freiheit von Wissenschaft und Forschung eingeführt. Der Staat hat längst die Rolle der ehemals um unser Seelenheil so rührend besorgten heiligen Inquistion übernommen. Zu viel Wissen schadet seinen Schafen, als guter Hirte lässt man es daher besser beim überlieferten Dogma, das mit Feuer und Schwert zu schützen wohl erste Christenpflicht ist.
Ich habe es schon gelesen und kann es nicht empfehlen.
Der Autor ist so ideologisch verblendet, da wird in der Einleitung geschrieben bis zum Tag X hätte es keine Deutschen weltweiten Marineambitionen gegeben. Zwei Seiten später übernimmt der ehemalige Chef der Station im Pazifik (liegt ja bekanntlich bei Helgoland ums Eck) die Marineleitung und es wird eine international ausgerichtete Flottendoktrin eingeführt. Daneben das übliche Gebrabbel von den bösen Deutschen …
Der Autor hat auch keine, und zwar absolut keine Ahnung von der Materie. Er verwechselt die Schiffstypen.
Die Ansichten des Autors sind zutiefst vom heutigen sozialdemokratischen Geist geprägt. Wer hofft etwas über die Welt von 1914 zu erfahren, wird bitter enttäuscht. Der Autor wertet die Dinge stets aus dem aktuellen Blickwinkel.
Wer hofft etwas zur Finanzierung und dem Grund für den, im Vergleich mit England, ‚kostengünstigen’ Stahl zu erhalten wird auch nicht fündig werden.
Wer hofft einen Leistungsvergleich der Schiffe zu bekommen, insbesondere der Kanonen und Granaten sowie der Panzerungen wird bitter enttäuscht werden.
Schon sehr seltsam, die angelsächsische Verschärfung die von Herrn Tögel und Herrn Unterberger in letzter Zeit betrieben werden.
Ich empfehle angelsächsische Literatur:
http://www.amazon.de/Lord-Milners-Second-War-Rhodes-Milner/dp/1481940325/ref=pd_bxgy_eb_text_y
http://www.amazon.de/Hidden-History-Secret-Origins-First-ebook/dp/B00CPR6IWK/ref=dp_kinw_strp_1
Da steht nix von Marinerüstung und U-Boot-Krieg als Ursache für Finis Germaniae, dafür aber viel von den Banditen um Cecil Rhodes und Alfred Milner, die sich zuerst blutig die Diamanten und das Gold Südafrikas unter die Nägel rissen und dann an die Vernichtung Deutschlands machten.