Ganz Österreich findet, Familien mit mehreren Kindern sollen besonders unterstützt werden. Ganz Österreich? Nein! Die ÖBB beschränken die Mitnahme von Kindern mit der Vorteilscard Family von bisher allen eigenen auf nur noch zwei. Für das dritte und jedes weitere Kind bezahlt man ab sofort extra. Zwei-Kind-Politik nach ÖBB-Art! Dagegen machen Familien erstmals einen kleinen öffentlichen Protest: am kommenden Freitag (6.Juni) um 15,30 Uhr vor dem Motel One am Wiener Westbahnhof. Es dauert nur eine Stunde - wir können aber Österreich nicht alleine retten! Gemeinsam wollen wir ein Zeichen für Familie setzen.
„Es können zwar nur mehr zwei Kinder kostenlos mitfahren,“ erklärt man mir beim Kundenservice, „aber diese müssen nicht mehr die eigenen sein. Wir tun dies im Namen der Gleichberechtigung.“ Köstliche ÖBB-Logik: Nicht-Verwandte werden also gleichberechtigt, dritte und vierte Kinder dafür diskriminiert.
Offenbar denkt man sich bei der ÖBB: Niemand hat die Familien gezwungen, so viele Kinder zu haben. Warum soll man ihnen also finanziell entgegenkommen? Wir haben uns für Solidarität entschieden: Die Gemeinschaft federt Härten ab.
Zudem befinden sich die ÖBB zu 100 Prozent in staatlichem Eigentum. Neben den Ticketkosten bezahlen wir mit unseren Steuern in wesentlichem Umfang für die Dienste dieses Unternehmens: ungefähr doppelt so viel wie für die gesamte Landesverteidigung! Da sollte man Staatsziele wie die strukturelle Berücksichtigung von Mehrkindfamilien nicht einfach übergehen. So steht es übrigens auch im neuen Regierungsprogramm.
Familien wollen keine Almosen. Aber jedes Kind bedeutet neben vielen noch wichtigeren Dingen auch einen gesamtwirtschaftlichen Nutzen. Wenn der Nutzen allgemein ist, sollen die Kosten nicht gänzlich privatisiert werden.
Arm sein heißt in unseren Breiten auch, nicht entsprechend am kulturellen Leben teilnehmen zu können und nicht mobil zu sein. Die ÖBB erhöhen durch ihre Preispolitik den Druck auf viele Mehrkindfamilien. Auch nicht armutsgefährdete Familien werden sich zweimal überlegen, ob sie mit den ÖBB zum Salzburger Adventsingen oder zum Linzer Pflasterspektakel fahren. Den Kindern entgeht das Erlebnis, die Erfahrung und die damit verbundene Bildung. In der Familie bekommen Kinder Wurzel und Flügel, schreibt Goethe. Dazu müssen wir Familien aber von Druck von außen so weit als möglich befreien und vor Armut schützen.
Von zwei Millionen Familien mit Kindern in Österreich haben 190.000 drei oder mehr Kinder. Für die ÖBB handelt es sich um überschaubare Kosten, weiterhin alle Kinder einer Familie kostenlos mitfahren zu lassen. Denn Kinder sollten überall willkommen sein. Auch im Zug.
(MMag. Dr. iur. Gudrun Kugler promovierte im internationalen Strafrecht und hält ein Magisterium in Gender Studies sowie in Theologischen Studien zu Ehe und Familie. Die politisch engagierte Mutter hat vier Kindern zwischen 0 und 7 Jahren).
Sollte dieser öffentliche Protest keine Wirkung zeigen, dann gibt es nur ein Gegenmittel: Boykott der ÖBB, dieser mit Steuermittel hochsubventionierten, politischen Spielwiese. Vielleicht die einzige Sprache, die dort verstanden wird.
Bei der Westbahn zahlt man ganz ohne irgendwelche blöden Vorteilskarten (ich hasse diese ganzen Karten) für jedes Kind einen Euro! Bin letztens mit drei Kindern von Wien nach Linz gefahren. Habe inklusive meinem Ticket 20 Euro bezahlt. Und das Service ist auch wesentlich besser. Bei der ÖBB zahlt man fast das 3fache!!!
Mit Kindern bewegt man sich am billigsten und am bequemsten im Auto.
Ein Musterbeispiel für das "soziale" Verhalten einer fest in sozialistischen Händen befindlichen Firma.
Eltern mit mehr als 2 Kindern befinden sich ohnehin sehr oft nahe oder an der Armutsgrenze, diese Maßnahme ist eine unglaubliche Frechheit!