Wer die Mär von der Frau als Opfer weitererzählt, ist kein Feminist

Autor: Christian Klepej

Nicht Messer, sondern Menschen töten

Autor: Andreas Tögel

Und wieder eine Print-Zeitung weniger ...

Autor: Günter Frühwirth

Die europäische Systemtransformation

Autor: Josef Stargl

Freiheit stirbt oft scheibchenweise

Autor: Elisabeth Weiß

Über alte und neue Rattenfänger

Autor: Leo Dorner

Gendern: Ideologie und Gehirnwäsche

Autor: Heinrich Benz

Warum die Österreicher wie Idioten dastehen

Autor: Gerhard Kirchner

Leerstandsabgabe – die schwarze Vermögenssteuer?

Autor: Wilfried Grießer

Das blödeste Wort der Menschheit

Autor: Willi Sauberer

Alle Gastkommentare

Kleine Kostenaufstellung aus dem Alltag einer Großfamilie

Im Wahlkampf haben Politiker gerne darüber gesprochen, wie sie die Familien unterstützen wollen. Nach der Wahl war das rasch vergessen. Kaum jemand kennt wirklich die alltäglichen Probleme einer Gruppe, die zu klein ist, um zur Stimmenmaximierung dienen zu können. Das sind die Großfamilien. Das sind Familien mit jener Größe, wie sie früher fast alle österreichischen Familien hatten. Heute aber haben sie, an den Rand der Gesellschaft gedrückt, kaum noch Luft zum Überleben. Während sich die Medien auf Druck der Grünen intensiv um die angebliche Diskriminierung von Schwulen und Transgender-Menschen sorgen, werden die Großfamilien ignoriert und seit Bruno Kreisky auch steuerlich schwer diskriminiert. Daher hier die nüchterne Kostenaufstellung durch die Mutter einer solchen Großfamilie.

Von Katharina Teufel-Lieli:

Es folgt eine Kostenaufstellung für eine Großfamilie, der sechs Schulkinder (Volksschule 1.und 3.Klasse, Gymnasium 1., 3., 6., 7.Klasse) angehören.

Schulanfang

€ 350,- für  Basics wie Hefte, Mappen, Stifte, Kleber,…

€ 130,- Schultasche Volksschule und Schulrucksack Gymnasium, jeweils erste Klasse (Schultaschen sind kaum mehr unter € 120,- zu finden, wir hatten Glück und haben eine günstigere im Internet gefunden).

€ 78,- vier Mal Selbstbehalt Schul„frei“fahrt

€ 148,- Aufzahlung Super s´coolcard für die beiden Teenager, damit sie nicht jedes Mal teure Fahrkarten kaufen müssen, wenn sie zur Musikschule fahren oder Freunde besuchen wollen.

Lehrmittelbeiträge, Klassenkassa: Volksschule erste Klasse € 95,-, Volksschule dritte Klasse 100,-, Gymnasium erste Klasse € 185,- Gymnasium dritte Klasse € 135, Gymnasium sechste und siebte Klasse steht noch nicht fest. Vorläufig also für vier von sechs Kinder zusammen € 515,-

€ 96,- für die Exkursion im September – Gymnasium siebte Klasse

€ 130,- wetterfeste Kleidung und Schuhe für Gymnasium erste Klasse, da diese jeden Mittwoch drei Stunden bei  jedem(!) Wetter im Wald verbringen werden. Aus Erfahrung durch den Waldkindergarten weiß ich, dass leider nur Goretex-Schuhe wirklich wasserdicht sind, alle anderen (und günstigeren) „Tex“ halten diesen Anforderungen nicht stand.

€ 100,- sieben Hosen für die fünf Söhne, da Hosen nicht weitervererbt werden können (überleben meist nur einen Buben) und geschenkte Hosen oft nicht passen. Andererseits geht es ohne halbwegs ordentliche Schulkleidung nicht.

€ 110,- für Schulpatschen, Turnschuhe mit hellen Sohlen sowie Straßenschuhe. Dazu möchte ich anmerken, dass Schuhe unter € 30,- nur etwa einen Monat halten, da sich die Sohlen aufgrund der miserablen Qualität ablösen. Billig einkaufen wie in manchen Arbeiterkammer-Preisvergleichstests ist in diesem Punkt sehr kurzsichtig und bringt keine objektiven Zahlen. Dasselbe trifft übrigens auffallend häufig auch auf Buntstifte zu.

Dieses Jahr hatten wir also bisher Ausgaben in der Höhe von  € 1657,-, welche mit dem Schulbeginn in Zusammenhang stehen. Selbst ohne Bekleidung (die allerdings unverzichtbar ist) bleiben immer noch € 1317,-, welche unmittelbar mit der Schule zusammenhängen.

Schulfahrten

Sind (eigentlich) verpflichtend!

Gymnasium dritte Klasse: Skikurs € 400,- Gymnasium sechste Klasse: Rom € 450,- Gymnasium siebte Klasse Neapel € 350,- und Weimar € 250,-
Zusammen: € 1450,- Pro Jahr kann man eine Unterstützung von € 200,- pro Kind beantragen, bleiben immer noch € 850,-, wobei die gesamte Summe vorfinanziert werden muss.

Dazu kommen erfahrungsgemäß monatlich etwa € 50,- für „dies und das“: Busfahrten wegen Exkursionen, Schwimmen statt Turnen, Wandertage, Theaterbesuche, neuerlicher Werkbeitrag, weil alles verbraucht wurde und eine hübsche Abschlusszahlung im Juli (manchmal nur € 20, aber auch schon € 60 pro Kind), da die vorveranschlagten Lehrmittelbeiträge nie reichen.

Alles zusammen komme ich auf den bewusst niedrig geschätzten monatlichen Betrag von € 250,-

Ich finde es wunderbar, dass sich die Schulen um einen abwechslungsreichen und anschaulichen Unterricht bemühen. Es wäre schade, wenn auf das alles verzichtet würde. Andererseits kann wirklich niemand behaupten, dass Schule gratis ist! Die Extra-Familienbeihilfe im September deckt hier nur einen kleinen Teil ab.

Der Staat gibt, der Staat nimmt (mehr)

Die österreichische Politik kann leider nur bis drei zählen, warum sonst scheint in jeder Statistik die Rubrik „drei oder mehr Kinder“ auf? Naja, stimmt, zwischen drei und sechs Kindern ist der Unterschied ja wirklich minimal – sicher nicht so groß wie zwischen null und drei, oder …?

Lebensmittel

Wir brauchen etwa € 40,- pro Tag für Lebensmittel, also € 1200,- pro Monat. Alleine für Milch gebe ich im Monat rund € 60,- aus. Das ist 1/4l Milch pro Tag pro Person, also nicht übermäßig viel. Der Staat kassiert mit Lebensmitteln € 120,- monatlich an Umsatzsteuer. Er bekommt also allein dadurch fast ein Zehntel der Familienbeihilfe wieder zurück.

Die Familienbeihilfe deckt nur mehr die Lebensmittel, also nicht einmal annähernd einen guten Teil der Lebenserhaltungskosten (da wären Miete, Strom, Gas, Wasser, Arztechnungen, Zahnspangen!!, Hygieneartikel, Schule, Kleidung…). Es geht zumindest für größere Familien schon lange nicht mehr um die Luxusfrage, ob man auf Urlaub fahren kann, sondern tatsächlich darum, wie man die nächste Stromrechnung oder Winterjacke finanzieren soll!

Mehrkindzuschlag

Der Mehrkindzuschlag wurde bei uns um € 64,- monatlich gekürzt, da wir vier „Mehrkinder“ haben. Es gibt österreichweit eine sehr überschaubare Anzahl an Familien mit sechs Kindern. Wie schön, dass der Staat durch so eine Kürzung zu sanieren ist. Wie wäre es mal mit einem Solidaritätszuschlag von € 60,- für Kinderlose? Das gäbe wohl einen ordentlichen Tumult. So etwas kann man doch kinderlosen Personen nicht zumuten, die zahlen eh schon so viele Steuern!

Zur Geburt und für alle absolvierten Mutter-Kindpass Untersuchungen bekam man:
Bis Juni 1996 ÖS 15.000,-,
ab Juli 1996 ÖS 2.000,- bzw. € 150,-
Seit zumindest 2003 gibt es kein Geld mehr, dafür wird die Kürzung des Karenzgeldes angedroht.

Und das ist das Stichwort zur größten Absurdität:

Steuern

Wir bekamen aufgrund unseres Einkommens letztes Jahr die Schulfahrtbeihilfen, die Schulbeihilfe und sogar eine Extraunterstützung aus dem Sozialfonds der Krankenkasse zugesprochen. Trotzdem muss ich bei meinem durchschnittlichen Einkommen von € 23.000,- brutto dieses Jahr € 3000,- Einkommenssteuer nachzahlen. Wie kann das sein?

P.S.: Mit dem Steuerfreibetrag von € 132,- pro Kind im Jahr kann ich erfreulicherweise den monatlichen Schulkakao bezahlen. Danke, Frau Finanzministerin!

Fazit

Ich zahle also deutlich mehr Steuern als Kinderlose (wenn man die Umsatzsteuer der ungleich höheren Lebenserhaltungskosten hinzurechnet), ziehe mit minimaler finanzieller Unterstützung, aber viel Kraft und persönlichem Einsatz sechs Kinder groß und darf dann zuschauen, wie meine Kinder die anderen Österreicher in der Pension erhalten, während für mich – wenn überhaupt – mit viel Glück eine Mindestpension übrig bleibt.

Der österreichische Staat benimmt sich wie eine falsche Schlange, weil er nach außen mildtätige Gaben austeilt, sich aber hintenherum noch viel mehr zurückholt.

Ich habe vor ein paar Jahren einen Artikel eines österreichischen Wissenschaftlers gelesen. Er meinte, die Familien sollten auf Gleichberechtigung klagen, da sie im jetzigen System sehr benachteiligt werden. Wenn sich eine Organisation dafür findet, ich wäre bereit dazu! Die ungerechte Verteilung in Österreich ist mittlerweile wirklich unerträglich!

Nach den politischen Debatten der letzten Wochen möchte ich die praktischen Probleme von Familien in Erinnerung rufen. Da sich die Ungerechtigkeiten mit jedem weiteren Kind potenzieren, ist unser Beispiel vielleicht besonders plakativ. Seit der Wahl sind die Familien bei den Diskussionen wieder aus dem Blickpunkt der Politiker verschwunden, einzig der Kandidat der Neos nahm das Wort Familie überhaupt in den Mund. Schöne Aussichten…

Mag. Katharina Teufel-Lieli ist Musikerin und Mutter von sechs Kindern im Alter von 17, 15, 12, 10, 9 und 6 Jahren.

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)
Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print



© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung