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The Price of Civilization: Buchrezension

Jeffrey Sachs, Hochschulprofessor, Buchautor und umtriebiger Multifunktionär, erhebt in diesem Werk, wie schon zuvor in „The End of Poverty“, nicht nur die Forderung nach einer besseren Welt, sondern liefert zum Glück auch gleich das Rezept mit, wie diese zu schaffen wäre.

Schon auf den ersten Seiten erklärt er dem Leser, worin die drei Hauptaufgaben einer Wirtschaft nach seiner Meinung bestehen, nämlich in „Effizienz, Fairness und Nachhaltigkeit“. Von Produktion und Innovation, der Schumpeter´schen „kreativen Zerstörung“: Kein Wort.

Seine sich durch den gesamten Text ziehende Begeisterung für demokratische Entscheidungsprozesse erinnert an Publikationen linker europäischer Autoren, wie Christian Felber, Sahra Wagenknecht oder Margrit Kennedy, deren Analysen allerdings kaum von ökonomischem Sachverstand getrübt sind. Dass Sachs in den USA eine „Mehrheit für eine stärkere Besteuerung der Reichen“ ortet, ist keine besonders originelle Enthüllung, die zudem weder über Rechtmäßigkeit, noch Zweckmäßigkeit einer solchen Maßnahme etwas aussagt. „Eat the rich“ scheint übrigens eine der fixen Ideen des engagierten Weltverbesserers zu sein…

Sachs konstatiert einen „Rechtsdrift“ – sowohl bei Demokraten wie Republikanern – der sich in der Realverfassung einer „Corporatocracy“ manifestiere. Darunter versteht der Autor, dass nicht das Volk, sondern die Konzerne die großen Linien der Politik bestimmen. Barack Obama sei – trotz seiner vollmundig angekündigten Sozialinitiativen im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfs – ebenso eine Kreatur des „Big Business“ wie sein republikanischer Gegenspieler. Während Republikaner allerdings traditionell auf die Unterstützung seitens der Rüstungs- und Ölindustrie zählen könnten, wären es bei den Demokraten eher Banken und das Wallstreet-Establishment. Da mag was dran sein.

Der Autor lässt deutlich seine Sympathie für „Occupy-Wallstreet“ erkennen und mag die Tea Party nicht. Letztere würde von Angehörigen der „älteren, weißen Mittelschicht“ getragen, denen es an jeder Einsicht in das segensreiche Wirken eines starken Staates mangle. Sachs setzt seine Hoffnungen für eine bessere Zukunft daher auf die jugendliche „Milleniumsgeneration“, die erfreulicherweise für jede Form von Staatsinterventionismus und Planwirtschaft offen sei.

Immer wieder zitiert er das „Erfolgsmodell“ der skandinavischen Staaten, die eine prosperierende Wirtschaft trotz einer hohen Steuerbelastung realisieren könnten. Ohne massive staatliche „Investitionen“ ins „Gemeinwohl“ (namentlich in Bildung, Infrastruktur, Gesundheits- sowie Pensionsvorsorge und in „nachhaltige“ Energieversorgungstechnologien) wäre dem Zerfall der US-Gesellschaft und der dräuenden globalen Klimaapokalypse nicht wirksam zu begegnen.

Erheblichen Raum widmet der Autor der Frage, in welchen Bereichen der Staat sein Engagement drastisch zu verstärken habe – überall dort nämlich, wo auch die bewunderten sozialistischen Vorbilder der Alten Welt ihr Geld versenken – und woher die Mittel dafür zu nehmen seien: Von den „Reichen“ nämlich, denen er erhebliche zusätzliche Lasten aufzuladen gedenkt.

Auch wenn der Satz ironisch gemeint sein mag, charakterisiert er doch präzise die Mentalität des Autors: „Yes, the federal government is incompetent and corrupt – but we need more, not less of it.“ So unfähig kann eine Regierung gar nicht sein, dass sie nicht dennoch – ganz im Gegensatz zu privaten Akteuren – das Glück der Bürger mehren würde. Darauf folgt die rührend naive Forderung: „We need (…) a much more competent and honest government.“ Selbst wenn man einräumt, dass die Politik in den USA besser qualifiziertes Personal zu rekrutieren imstande ist, als das in Europa gelingt (immerhin können in den USA viele Funktionäre auf eine erfolgreiche Tätigkeit in der produktiven, privaten Wirtschaft zurückblicken und nicht ausschließlich auf steuerfinanzierte Beamten- und Parteikarrieren), zieht es wohl immer eine Negativauslese in den Dunstkreis der Macht. Woher in aller Welt das „honest government“ kommen soll, verrät Sachs dem neugierigen Leser leider nicht.

Dass ein für hoheitliche Machtkonzentration eingenommener Autor „langfristige Ziele“ besser beim Staat als in privaten Händen aufgehoben sieht, verwundert nicht. Sein Eintreten für die rigorose Verfolgung einer zwangsbewehrten, „klimagerechten“, Energiepolitik verblüfft ebenso wenig, wie sein Eintreten für hohe Steuern und die Ausweitung der Staatsquote.

Wer einen Kontrapunkt zu libertären Analysen sucht: Hier werden Sie geholfen!

The Price of Civilization
Geffrey Sachs
Verlag “The Bodly Head”, 2011
Englisch, 326 Seiten, broschiert
€ 19,99,-
ISBN 9781847920928

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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