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Quo usque tandem…

Die Geduld der Lehrer wird zurzeit sehr strapaziert. In immer kürzeren Abständen fliegen ihnen negative Schlagzeilen um die Ohren. In zeitlicher Nähe zu den lange angekündigten und nun endlich gestarteten Dienstrechtsverhandlungen scheint es einigen Politikern mit Affinität zu Boulevardmedien, die mit vielen Zitaten gedüngt werden, opportun zu sein, die Pädagogen vorsorglich ordentlich „abzuwatschen“, um den Neid der Öffentlichkeit auf vermeintliche Privilegien zu lenken.

Welche Folgen es haben wird, wenn die Ministerin als Ressortverantwortliche diejenigen desavouiert, die sie schützen und motivieren sollte, wird in der Chefetage wohl nicht gesehen. An den Schulen allerdings machen sich viele Auswirkungen leider schon bemerkbar: Burnout-Symptome – verursacht durch die rasch aufeinander folgenden und bestenfalls suboptimal vorbereiteten Reformen, aber auch durch die immer schwieriger werdende Erziehungssituationen in den Schulen – und Lehrermangel machen sich breit. Nicht auszudenken, was es bedeutet, wenn Lehrkräfte in Zukunft von ihren Schulleitern zu noch mehr Überstunden gezwungen werden müssen, damit der Unterricht überhaupt stattfinden kann!

Aktion statt innere Emigration

Manche unserer Berufskollegen neigen dazu, die „böse Außenwelt“ auszuklammern. Sie versuchen, sich ganz auf ihren Unterricht und ihre Schüler zu konzentrieren und ihr Bestes zu geben. Andere wiederum diskutieren eifrig über die aktuellen Schlagzeilen, die nahezu wöchentlich an unserem Image zu kratzen versuchen. Sie leiden unter dem täglichen Spagat, ihren Klassen trotz schwieriger werdender Bedingungen bestmöglichen Unterricht zu bieten, und haben es satt, von Außenstehenden, die keinen Einblick ins Schulgeschehen haben, kritisiert zu werden.

Wichtig ist für sie, dass sie sich immerhin von ihren Kollegen und von ihrem familiären Umfeld bestätigt und wertgeschätzt fühlen. Kinder und Ehepartner von Lehrern können vom angeblich so geringen Arbeitsaufwand von Pädagogen nur träumen und würden sich Mütter und Partner mit arbeitsfreien Abenden und Wochenenden wünschen. Viele dieser Kollegen träumen immer noch von den vor zwei Jahren versprochenen großzügigen Arbeitsplätzen.

Eine dritte Gruppe allerdings, der auch ich mich zugehörig fühle, kann die Frustration über die bewusste Irreführung der Öffentlichkeit in puncto Erfolg unseres österreichischen Schulsystems nur dadurch abbauen, dass sie sich zur Wehr setzt und öffentlich Position bezieht. Meines Erachtens dürfen wir Lehrer nicht darauf warten, dass jemand von außen das Lehrerimage (das sehr viel besser ist als das unserer Politiker) aufpoliert. Imagekampagnen wären zwar Sache des Dienstgebers – allein, mir fehlt der Glaube an eine derartige Initiative.

Die von den Lehrern gewählte Vertretung – an vorderster Front die im Bereich der AHS mit überzeugender Mehrheit gewählte ÖPU (www.oepu.at) – könnte eine solche Initiative niemals finanzieren, sie liefert aber seit vielen Jahren brandaktuelle Informationen und wirkt durch ihre Auftritte in der Öffentlichkeit, v. a. durch ihre vielen Aussendungen und pointierten Kommentare. Ich bin stolz darauf, diesem Team als Bundesobfrau der VCL (Vereinigung christlicher Lehrer an mittleren und höheren Schulen Österreichs, www.vcl-oe.at) anzugehören.

Mein Appell lautet: Setzen wir gemeinsam und am besten über die Bundesländergrenzen hinaus Initiativen, um auf die hohe Qualität des politisch angefeindeten Gymnasiums aufmerksam zu machen! Immer dann, wenn sich Initiativen bilden, die gegen den Mainstream ankämpfen, sind auch wir Gymnasiallehrer gefragt. Unser Engagement wirkt! Das durfte ich selber erleben, als ich vor genau einem Jahr gebeten wurde, dem Vorstand der „Bildungsplattform“ (www.bildungsplattform.or.at) beizutreten.

„Bildungsplattform Leistung & Vielfalt“ vor neuen Herausforderungen

Anfang Juni 2011 schlossen sich parteiunabhängige Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie namhafte Vertreter aller Schulpartner zur „Bildungsplattform Leistung & Vielfalt“ zusammen, um mit vereinten Kräften für eine Verbesserung des österreichischen Bildungssystems einzutreten. Der Zeitpunkt stellte sich als genau richtig heraus: Eine parallel dazu entstehende Initiative rund um Hannes Androsch trat an, das österreichische Schulsystem wieder einmal – gut getarnt – in Richtung Einheitsschule zu treiben. Dem Androsch-Volksbegehren blieb trotz eines immensen finanziellen und medialen Aufgebots der Erfolg versagt: Die Österreicher und auch die Politik erteilten der Abschaffung des Gymnasiums durch die Hintertür eine klare Absage.

Nur kurz allerdings war das Aufatmen, das den überzeugten Fans eines vielfältigen Angebots und damit auch dem Team der Bildungsplattform gegönnt war: Nach der erfolgreichen Abwehr des Demontageversuchs, zu dem wir unseren engagierten Beitrag leisteten, wollten wir uns einer nachhaltigen Reform unseres Bildungssystems auf der pädagogischen (und nicht auf der strukturellen) Ebene widmen. Das Plattform-Team lenkte, geleitet vom über die Grenzen Österreichs hinaus anerkannten Schulentwickler und tatsächlichen Bildungsexperten HR Dr. Günter Schmid, sein Augenmerk auf wichtige Zukunftsthemen.

Abseits des Tagesgeschehens wurden Positionen zu aktuellen schulischen Themen  und Konzepte zur Verbesserung der Unterrichtsqualität und zur Optimierung der Lernbedingungen erarbeitet (nachzulesen auf: www.bildungsplattform.or.at). Parallel dazu gelang es uns, immer wieder mit Statements in die Medien  zu kommen und bei Diskussionen in ganz Österreich unseren Standpunkt zu vertreten sowie Kontakte zu vielen verschiedenen Institutionen zu knüpfen.

Und was kann ICH tun?

Diese Frage sollte sich jeder Einzelne stellen. In der heutigen Zeit sind viele – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr bereit, sich „politisch zu deklarieren“. Es sollte aber niemanden zu große Überwindung kosten, als Lehrer einem parteiunabhängigen Verein wie z. B. der VCL beizutreten oder als Bürger eine parteiunabhängige Plattform wie die „Bildungsplattform Leistung & Vielfalt“ durch einen Beitritt per Mausklick zu unterstützen. Wer – wenn nicht wir selber – soll antreten, das von allen Seiten bedrohte Gymnasium, von dessen Qualität wir überzeugt sind, zu retten? Jeder Beitrag ist gefragt, natürlich auch neue Initiativen.

Meine Lehrer werde ich nicht müde zu ermutigen: Seien wir selbstbewusst und besinnen wir uns auf unsere Stärken! Rücken wir nicht nur im engen Konferenzzimmer zusammen und setzen wir uns gemeinsam im Team mit wichtigen Fragen des Unterrichts, der Didaktik, der Methodik und der Pädagogik auseinander! Daraus sollte ein gestärktes Selbstbewusstsein entstehen.

Das Gymnasium wird von Schülern und Eltern sehr geschätzt. Die schulautonomen Schwerpunktsetzungen bescheren auch den Oberstufen einen immer größeren Zulauf. Wir sind die wahren Experten. Wenn wir gemeinsame Initiativen setzen, sollte es uns gelingen, unser Gymnasium weiter zu verbessern und die Marke Gymnasium noch erfolgreicher zu etablieren.

Unsere Stimme kann gar nicht laut genug sein, wenn wir auf die Herausforderungen dieses Berufes hinweisen und die notwendigen Rahmenbedingungen einfordern: Menschenwürdige Arbeitsplätze, Unterstützungspersonal, administrative Entlastung etc. – auch, um begabten jungen Menschen den Beruf eines Lehrers wieder schmackhaft zu machen.

Lenken wir alle miteinander den Fokus auf die wichtigen Themen, die schon wieder von der Systemdebatte in den Hintergrund gedrängt zu werden drohen:

  • Wie gelingt die Förderung der vielfältigen Talente unserer Kinder, die alle gleich viel Wertschätzung und Förderung verdienen und gerade deshalb nicht über einen Kamm geschoren werden dürfen?
  • Wie können Schule und Eltern bei der Erziehung der Kinder und Jugendlichen bestmöglich zusammenarbeiten, sodass die jungen Menschen ihren Weg ins berufliche und persönliche Glück finden (und nicht in die Arbeitslosigkeit abdriften wie in so vielen europäischen Gesamtschul-Ländern)?

Isabella Zins ist AHS-Lehrerin für Deutsch und Latein, Direktorin am BORG Mistelbach (seit 1. 1. 2007), Bundesobfrau der VCL seit 2008; Mitglied im Bundesvorstand der ÖPU und Mitglied des Vorstands der Bildungsplattform Leistung & Vielfalt.

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